SC compelled SC - Wie geht das?

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Kaffeebecher

Guest
Hi Leute!

Ich bin gerade dabei, mich durch die Dresden Files durchzuarbeiten (macht Spass zu lesen) und da ist mir bei den Aspekten zu den Compels etwas aufgefallen:

Ein SC kann ja auch den Aspekt eines anderen SC compellen (keine Ahnung, wie man das verständlich eindeutschen kann, also bitte ich das grausige Denglisch zu überlesen). Wie läuft das nun ab, denn eigentlich kann ein SC ja nicht die Aspekte des anderen SC kennen, sogar wenn der Spieler den Charakterbogen des SC in der Hand hatte?

Wie geht ihr da vor, insbesondere wenn es um Guessing Aspects handelt?
Wenn der Spieler die Aspekte des anderen SCs kennt, weil er den Charakterbogen in der Hand hielt, dann ist das Guessing ja etwas problematisch, oder?
 
Es ist NIE der SpielerCHARAKTER, der einen anderen SC zwingt einen seiner Aspekte einzusetzen, sondern immer der SPIELER!

Fate-Punkte sind reines Meta-Game-Material, welches die SPIELER und nicht ihre Charaktere einsetzen. Einem anderen SpielerCHARAKTER einen Aspekt zu erzwingen ist ja mit dem Überreichen eines eigenen Fate-Punktes des SPIELERS verbunden. Daher ist so etwas KEINE "Charakter-Entscheidung", sondern eben reines Meta-Game von Spieler zu Spieler.

Welche Aspekte ein anderer Charakter hat, das kann ein SPIELER sehr wohl wissen.

Beispiel: Aspekt "Sagt nicht nein zu einer Gelegenheit sich rumzuprügeln". - Das wendet der SPIELER dieses SCs immer mal wieder an. Dadurch schafft er FAKTEN in der Spielwelt. Der Charakter handelt also in der Spielwelt beständig wie jemand, der nicht nein sagt, wenn er eine Gelegenheit bekommt sich rumzuprügenln. Diese FAKTEN sind sowohl den anderen SCs als auch - natürlich! - den anderen SPIELERN bekannt und können demzufolge auch Basis für deren Entscheidungen sein.

Anders bei NSCs, die man ja nicht ständig um sich hat. Hier ist es oft wichtig und sinnvoll erst einmal deren "verwundbare Stelle", sprich Aspekte, die ihnen zum Nachteil gereichen, herauszufinden.

Da aber Aspekte und die gesamte Fate-Ökonomie eh Meta-Gaming darstellt, ist es auch ohne vorheriges Auftreten eines Aspekts in der Spielhandlung jederzeit möglich diesen allein von der Kenntnis des Charakterbogens her als Spieler zu erzwingen.

Fate-Spielpraxis ist OFT und über längere Zeit, als bei manchen anderen Rollenspielen üblich, im "Meta-Gaming-Raum". Hier übernimmt der SPIELER, der den Aspekt eines anderen erzwingen möchte, die Rolle eines Regisseurs, der hier die Regieanweisung "Bitte nun diesen Aspekt ausspielen" gibt und das mit der Meta-Game-Währung Fate-Punkten bezahlt. - Der SPIELER des so von einem Zwang betroffenen SCs kann ja durch Zahlen eines Fate-Punktes an den Erzwinger/Regisseur das Ausspielen des Aspektes ablehnen (wenn er denn noch Fate-Punkte hat).


Es ist also bei solchen reinen Meta-Game-Ressourcen-Mechaniken wichtig, daß man sich klar macht, daß man AUSSERHALB der Charakterperspektive Entscheidungen über den Plot, die Entwicklungsrichtung der Geschichte, eben oberhalb der Charakterebene trifft.

Man ist hier NICHT der Charakterspieler, sondern der "spieler-ermächtigte Teilzeit-Spielleiter"-Spieler! - Mit allen Möglichkeiten und allen Verantwortlichkeiten.

Das ist die Funktion der gesamten Player Empowerment Fate-Punkte-Ökonomie.
 
@Zornhau

Cool! Danke für die Erläuterung!

Dann kann man sich also Guessing und Assessment von SC zu SC schenken. Das macht auch Sinn.
 
Halt! - Das kommt immer auf die Kampagne an!

Meist ist davon auszugehen, daß die SCs eh gemeinsam erschaffen werden und Beziehungen zueinander haben. Diese allein ist ja schon der Grund, warum praktisch jeder Spieler die Spielwerte der anderen SCs kennt - ganz oder zum Teil.

Aber wenn man - wie z.B. bei Diaspora eher passend als bei Dresden Files - eine Kampagne mit SC-vs.-SC-Ausrichtung aufzieht, dann fände ich es schon angemessen, NICHT ALLE Aspekte jedem Mitspieler zur Kenntnis zu geben. Denn hier liegt ja nicht nur SC-vs.-SC vor sondern auch Player-vs.-Player!

Aber, wie gesagt, das wäre dann eher ein Ausnahmefall. - Bei DFRPG geht man von den SCs als "Buddies" aus.
 
Ja ok! Es kommt auf die Art der Kampagne an. Da stimme ich zu. Alles in allem sehr verständlich und hilfreich.
Vielen Dank!
 
Eine Sache ist mir noch eingefallen, die eigentlich nur rudimentär mit dem Thema zu tun hat.
Ich hab Dresden Files hier liegen und mal angenommen, einer der Spieler (nämlich der, von dem ich das Regelwerk habe) kennt jetzt auch den Hintergrundband inkl. der Viecher mit den Werten und Aspekten.

Hier ist es doch auch der Spieler, der die Aspekte der NSCs aktiviert und nicht der SC, womit Assessment etc. dann doch auch wegfällt, sobald dem Spieler selbst die Aspekte bekannt sind, oder?
 
Das ist ein grundsätzliches Probleme bei Meta-Gaming-Systemen wie FATE. Wenn der SPIELER als Spieler handelt, indem er einen "direktiven Eingriff" ins Spiel vornimmt (mittels Fate-Punkt), dann ist ja nicht mehr sein Charakter als "Filter" des in der Spielwelt Machbaren zwischengeschaltet, sondern er ist "empowert" zu handeln, wie ein Spielleiter.

Somit kann man den Spieler nett bitten auf das Anwenden solchen Wissens zu verzichten, weil man lieber Aktionen für das Entdecken von Eigenschaften durch den Charakter sehen möchte. Aber DÜRFEN darf der Spieler natürlich alles, was ihm nicht von den Regeln her explizit untersagt ist.

Ob der Spieler auch alles TUN SOLLTE, das ist eine Frage der Spieler-Moral. - Und hier gilt es eben gerade bei Meta-Gaming-Systemen klare Absprachen mit den Spielern zu treffen.
 
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