Russisches Roulette II

Branigan

- Bergische Domäne -
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11. Juli 2004
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kleine vorrede
dies ist eine kurzgeschichte mit dem gleichen titel wie die eine fortsetzungsgeschichte, aber ganz anders. sie stammt übrigens nicht aus meinem großhirn sondern von angus'. ich hab sie gestern vorgelesen bekommen und wollte sie Euch nicht vorenthalten, da: prädikat: besonders wertvoll!
viel spaß!
p.s.: kritik ist äußerst willkommen! :motz:



Klirrende Kälte umgab ihn, eisig kalt wie der Hauch des Todes. Jeden Freitag umgab ihn diese Kälte. Sonderbar. Der Hauch des Todes, klingt fast poetisch. Er hatte schon immer eine Schwäche für Poesie und Mystik. Auch damals? Ja, natürlich! Wäre er ein rational denkender Mensch, müsste er jetzt nicht jeden Freitag gehen. Zu diesem Ort. Jeden Freitag. Seine Füße bringen ihn ganz von allein zu diesem Gebäude, jeden Freitag...zu diesem Gebäude. Den selben Weg, er hätte die Augen schließen können und wäre trotzdem zu diesem Gebäude gekommen, natürlich unversehrt, natürlich und das jeden Freitag. Er zündete sich eine Zigarette an, seine rechte Hand führte sie zum Mund, seine linke Hand befahl dem kleinen Feuer sie anzuzünden. Sein Körper war gegen ihn, jeden Freitag, seit zwei Jahren, jeden Freitag, auf dem Weg zu jenem Gebäude, diesem Gebäude. Kalt war es heute, verdammt war es kalt. Ist das endlich das Zeichen. Es war ja immer kalt aber so kalt? Vielleicht heute, vielleicht...an diesem Freitag Abend, in diesem alt bekannten Gebäude. Kurze Hoffnung, ein wenig Licht...wo kommt dieses Licht her...oh Laternen...sie waren doch jeden Freitag da und jeden Freitag hatte er Hoffnung und jeden Freitag kam er an dem Fluss vorbei, der eine besondere Kälte abgab. Wie konnte er nur so dumm sein und noch an Hoffnung glauben. Leiden sollst du, nicht Hoffnung haben und das jeden Freitag abend, immer und immer wieder. Weiter gehen, weiter gehen....oh, da ist Thomas, wie geht es dir alter Freund, du bist so still...verzeih mir...ich hatte für kurze Zeit vergessen das du.....still geworden bist. Wie lange ist es her, alter Freund...18 Monate, 251 Tage, 38 Stunden, 12 Minuten und 25 Sekunden...26....27. Du hast es als erste hinter dich gebracht, du hattest Glück Thomas ja du hattest Glück und sieh mich nicht so an, hörst du. Bitte Thomas...bitte starr nicht so. Er ging weiter. Das Gebäude kam immer näher....und mit ihm kam Alexus. Alexus...13 Monate, 12 Tage, 23 Stunden, 2 Minuten und 5 Sekunden...6...mein Bruder...7....Alexus....8....Schwarz. Zu dritt für ihn allein für sehende Menschen kam er auf das Grundstück, durch den Zaun auf die zugeschneite Wiese, seine Hände waren blau vor Kälte, sein Atem kurz. Sein Herz....es war noch da....es pumpte...wie jeden Freitag abend, vor diesem Gebäude. Da ist die Tür, die Tür und die Schüsse, nein keine Schüsse....ich will sie nicht hören, keine Schüsse...bitte nicht...Hilfe...Götter warum....Hilfe....ich muss dir Tür aufmachen....Hand öffne diese Tür....öffne sie...ÖFFNE....mit einem Knarren ging die Tür auf und da....5 Monate, 123 Tage, 45 Stunden, 50 Minuten und 1 Schuss...2....3...Guten Abend Markus. Er legte seinen Mantel ab, an diesen Haken....jeden Freitag, jeden.....Freitag....Tränen kamen zu Vorschein, er wischte sie schnell weg, er war immer noch ein Mann, aber was zählt das jetzt noch. Ich muss die Augen öffnen wie jeden Freitag abend, in diesem Gebäude....er öffnete Sie, das wurde ihm gerne gestattet. Sieh...ich sehe, ich sehe...da ist die Heugabel, die alte Pferdekutsche....das Zaumzeug...die Stühle....fünf Stühle...und..... und..... und.... und.... und der Tisch. Da setzt sich Thomas, Alexus und Markus....und da sitzt....2 Wochen, 4 Tage, 6 Stunden, 47 Minuten und....ich zähle keine Sekunden mehr nein ich zähle sie nicht mehr, nein nein nein...27 Sekunden...28....29...er setzte sich und da war sie, sehr gut erhalten, ein perfekter Zustand....warum so perfekt, Ihr schwarz glänzt so schön und kalt...jeden Freitag Abend der gleiche Glanz, nein der Selbe...und wer dreht sie heute, die schöne die einzigartige, das Schicksal, der Richter, der Henker...Thomas, Alexus Markus, Julius.....ich....er nahm sie in die Hand, warum hat er mit diesem Spiel begonnen und warum diesen Freitag Abend, diesen vor zwei Jahren...ach ja meine Frau, meine Ex-Frau....deswegen, jeden Freitag Abend, in diesem Gebäude...er war der letzte, das letzte....seit 2 Jahren, 1 Pistole, 5 Kammern, 5 Männer, 1 Überlebender....er drehte die Kammer, surr, ein schönes Geräusch, vertraut, jeden Freitag in diesem Gebäude....sie stoppt...langsam...zu langsam...Erlösung? Sadismus...Gott spielt Roulette...mit ihm...jeden Freitag in diesem Gebäude an jenem Tisch....Vier Stühle leer, einer besetzt...Angstschweiß? Schon lange nicht mehr....Hoffnung? An keinem Freitag Abend mehr...Zukunft? In diesem Gebäude auf kaltem Stein....Erlöse mich...der kalte Lauf wurde an die Schläfe gerichtet....ganz gerade ohne zittern ohne Hoffnung ohne Angst....sachlich...kalt...das Zimmer wird zur Festung....das dunkle Licht zum Spot....die vier leeren Stühle....besetzt....Schuss 1....nichts was habe ich dir getan oh Herr, warum strafst du mich so....Schuss 2...stille nur das kleine Klicken die leeren Versprechungen....bitte hole mich Allmächtiger....Schuss 3....kurzes Zögern der kalten Schönheit....der Raum erhellt sich kurz mit Hoffnung....schon stimmt etwas nicht....nach Hoffnung kommt nicht das Fallen des Stuhls und das Nichtdenken....jetzt das Klicken....wieder verarscht....Schuss 4....klick....stille....du Gottverdammtes Ding....schick mich zur Hölle...schick mich ins Nichts....schick mich zu dir... aber hol mich hier raus....Schuss 5.....Schuss....erhört...erlöst....1 Tag, 1 Stunde, 1 Minute....1 Sekunde....2....3....4....Ende seines Traumes, Freitag Morgen....Zeit zum aufstehen....wie jeden Freitag...zu diesem Gebäude....

copyright Angus Wulfgarson
 
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