Nepharite

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William King - Runenpriester


[User-Rezi] von Nepharite


Janus Darkes ruhmreiche Zeiten sind vorbei. Einst -als erfolgreicher Freihändler- besaß er Raumschiffe und Paläste, speiste an den Tafeln von Fürsten und Königen, heute versäuft er sein letztes Geld in einer Spelunke auf dem Planeten Medusa, denn nur noch im Drogenrausch kann er die Stimmen ertragen, die seit dem verhängnisvollen Zwischenfall auf Typhon, bei dem die Hälfte seiner Mannschaft den Tod und Schlimmeres fand, in seinem Kopf flüstern, locken und drohen. Gejagt von Schuldeneintreibern, bedroht von der Inquisition, in ständiger Angst, seine Menschlichkeit zu verlieren, ist sein Leben nicht den Dreck unter seinen Fingernägeln wert.

Das Blatt scheint sich zum Besseren zu wenden als zwei Eldar, der Runenprophet Auric und die Kriegerin Athenys, ihn, den überlebenden Teil seiner Crew und sein Schiff für eine Reise auf den verbotenen Planeten Belial IV anheuern, um dort nach einem legendären Artefakt der Eldar zu suchen. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern und schon bald wird klar, dass Darke und seine Mannen zum Spielball uralter Kräfte geworden sind, und der Preis dieses Spieles nicht weniger als das Überleben der Menschheit und der Eldar sein könnte.

Zwar ist Runenpriester Kings vierter, von Heyne veröffentlichter "Warhammer 40.000"-Roman, dennoch stellt er inhaltlich und qualitativ einen Neubeginn dar. Drehten sich die eher schlecht als recht geschriebenen ersten drei Bände um den ?Wolfskrieger? Ragnar, so beginnt nun mit den Freihändler Janus Darke und dem Kampf der Eldar gegen die Mächte des Chaos ein neues Kapitel im WH40k-Universum.

Man kann dieses Buch bedenkenlos als typischen King-Roman bezeichnen: locker geschrieben, gradlinig und in seiner zwischen Gut und Böse wechselnden Perspektive recht schematisch und trivial aufgebaut.
Doch dieses tut der Qualität des Buches keinen Abbruch. Abgesehen davon, dass der Autor es versteht, mit seinen einfachen Mitteln wohldosierte Spannung zu erzeugen, beweist er in einigen Szenen seinen Können im Aufbau einer ganz eigenen Atmosphäre. Der detailliert beschrieben Prozess des Eintauchens in das Immaterium aus der Sicht des Navigators Simon Belisarius, die Reise durch den Warpraum oder Darkes Visionen lassen das Herz eines WH40k-Fans höher schlagen. Darüber hinaus gelingt es King, die eigentümliche -backgroundspezifische- Synthese von High-Tech, Metaphysik und barock anmutendem Ambiente, von Wissenschaft und Dämonenglauben, von religiösem Totalitarismus und abgrundtiefer Dekadenz für den Leser erlebbar zu machen. Und als sei das noch nicht genug, liefert er Einblicke in die Geschichte der Eldar und beleuchtet das tiefe Misstrauen, welches die Beziehungen der Menschen zu diesen Xenogenen bestimmt.

Die beiden Hauptprotagonisten, Darke und Belisarius, sind in ihren Motiven glaubwürdig und durchaus vielschichtig gezeichnet, während die beiden Eldar ihrer Rolle entsprechend vorerst geheimnisvoll und unberechenbar bleiben. Andere Charaktere, wie etwa der bärbeißige Kham Bell oder der unscheinbare Killer Stiel sorgen synkopisch für einige Akzente im Fortgang der Geschichte.
Qualitativ weniger befriedigend schneiden die Gegenspieler der vermeintlich Helden ab. Die Slaanesh-Kultisten, Dämonen, Chaos-Marines und das sonstige lichtscheue Gesindel bleiben eher stereotyp und blass, was um so enttäuschender ist, als Slaanesh als dunkler Gott der Lust und der Ekstase einige wirklich "exotische" Spielchen und Obsessionen bieten könnte (^^).

Schließlich bleibt noch anzumerken, dass der Handlungsbogen über den vorliegenden Band hinausreicht. Am Schluss steht zwar kein Cliffhanger, aber dennoch ist die Geschichte hier eindeutig nicht zu Ende.

Fazit: Ein spannender, locker geschriebener Roman, dessen wahre Qualität vermutlich und bedauerlicherweise eher die WH40k-Spieler erkennen werden, als der Otto-Normal-SF-Fan.Den Artikel im Blog lesen
 
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