Zornhau
Freßt NAPALM!
- Registriert
- 18. März 2004
- Beiträge
- 16.192
Nachdem ich gerade eben diesen Roman fertiggelesen habe, möchte ich nur kurz meinen ersten Eindruck wiedergeben.
SPOILERFREI!
(Soweit es in meinen Möglichkeiten liegt. Wer sich als Spieler nicht sicher ist, sollte IMMER zuerst seinen Spielleiter fragen.)
Zur Aufmachung:
Taschenbuch mit einer Karte der Britonischen Inseln. Etwas zerfuseltes Artwork im "neuen Stil" der aktuellen Engelpublikationen, welcher mir nicht so zusagt wie der alte Stil. Ganz ordentlich aufgemacht, einziger echter Minuspunkt: die Seitenzahlen sind in einem unleserlichen Font gehalten, der vielleicht dem künstlerischen Gesamtkonzept des neuen Stils bei Engel gehorcht, aber in seiner wesentlichen Funktion, nämlich die Seitenzahlen LESERLICH anzugeben, leider nicht erfolgreich ist. Schön? Vielleicht. Unpraktisch? Ganz sicher. - Aber das ist nur ein kleiner Makel.
Zum Inhalt:
Es wird in zwei separaten, jedoch zeitlich parallel ablaufenden Handlungssträngen von der Invasion der Britonischen Inseln durch die Angelitische Streitmacht und ihr riesiges Kriegsschiff, die Terra Nova, berichtet.
Der eine Handlungsstrang begleitet eine Engelsschar aus der Umgebung von Nürnberg auf die Terra Nova und mitten hinein in die erste große Schlacht dieses Krieges. Hier steht vor allem die schon etwas ältere Urielitin der Schar im Brennpunkt, auch wenn die anderen Engel der Schar ausreichend gut charakterisiert werden, daß man sie sich gleich gut vorstellen kann. Bei der Überfahrt entdecken die Engel an Bord der Terra Nova noch ein Problem, welches die gesamte Invasionsoperation gefährden könnte.
Der andere Handlungsstrang begleitet einen der wenigen heimlich zum Angelitentum bekehrten Britonen bei den wohl höchsten Dienst, den er der Angelitischen Kirche je in seinem Leben erweisen können wird: er wird zum Begleiter eines besonderen Agenten der Kirche und wird von seinem Glauben zu Handlungen getrieben, die er nie für mögliche gehalten hätte. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Ankunft des "Sommerkönigs", eines lebenden Götzen, den die Britonen in ihren Geister-und-Natur-Ketzerkulten anbeten.
Zum Schreibstil:
Kein Vergleich zu den doch recht dilettantischen "Aufsatz"-Schreibstilen der Hiob-Trilogie. "Der Schwur des Sommerkönigs" liest sich flüssig, die Handlungsstrangwechsel wirken nicht willkürlich, wie es bei Hiob der Fall war, die inneren Motivationen der Charaktere werden herausgearbeitet und es wird Britonisches "Lokalkolorit" gegeben, so daß man sich das Leben der dortigen Normalbürger gut vorstellen kann. Die Aktionsszenen, vor allem bei der Schlacht, werden dem Chaos eines solchen Landungsunternehmens gerecht und erwecken ausreichend Spannung, daß man das Buch erst nach Ende der betreffenden Kapitel wieder aus der Hand legen mag.
Alles in allem gut geschrieben, sprachlich auch gerade die Dialoge der Engel untereinander an das Alter der Charaktere auf Erden angepaßt. Gut fokussiert auf wenige, einem bald vertraut wirkende Charaktere und deren innere Zerrissenheiten - bei dem Britonischen "under cover"-Angeliten in puncto Glaubenskonflikte und bei der Urielitin in ihrer Beziehung zu ihren Schargeschwistern.
Zum Rollenspielbezug:
Dickes Plus! Hier kommen im Gegensatz zur Hiob-Trilogie die Mächte der Engel mal in der Form zum Einsatz, wie man es aus den vielen Rollenspielrunden bei Engel bereits kennt. Es wird das innere Gefühl bei manchen Mächten dargestellt und die Mächte werden auch konsequent verwendet, wenn "Not am Engel" herrscht. Das ist schonmal aufgrund des Kontrastes zu Hiob sehr erfrischend.
Die Britonische Gesellschaft, mit ihren Glaubensrichtungen, die augenscheinlich auf eine interessante Abart des Druidentum zurückzuführen ist (oder besser: sein soll), kommt lebendig genug rüber, daß man verstehen kann, auf welche Art und Weise dort auf den Inseln die spirituellen Bedürfnisse der Menschen befriedigt werden. Anders als bei nackten atheistischen Technik-Anhängern bleibt im Volk der Britonen kein spirituelles Vakuum zurück, wo eine Existenz des Übernatürlichen geleugnet wird. Sondern es wird auf eine Symbiose, eine Integration des Alten mit dem Neuen, des Weltlichen mit dem Spirituellen und der Technik mit der Mystik Wert gelegt. Das liest sich allein schon so interessant, daß der angekündigte Engel-Band zur Britonischen Invasion für mich ein Muss-Kauf werden wird.
In aktuellen Spielrunden würde ich jedoch ohne weitere Informationen aus diesem Band noch nicht einen Einsatz einer Spielerschar oder von Spieler-Agenten jenseits des Kanals machen wollen.
Ist das Buch "spielergeeignet"?
JA. - Auch was Neues, nicht wahr? - Dieses Buch (und hoffentlich auch die Fortsetzung, die im Herbst herauskommen soll) ist m.E. bedenkenlos an Spieler herausgebbar.
Die etwaigen Spoiler betreffen vor allem das Leben und den Glauben auf den Inseln und wären natürlich für einen rechtgläubigen Angeliten etwas, daß ein Angelit nicht im Voraus wissen sollte. Aber da hier auch die Darstellung vage genug ist, daß man nicht von allzuviel harten Fakten verdorben wird, halte ich das Ausmaß an Verspoilerung für gering (da sind die Ordensbücher - auch die neueren - immer noch "geschwätziger", als es viele Spieler haben wollen). Es handelt sich auch um Informationen, die eventuell Angelitische Agenten bereits erfahren und nach Roma Aeterna übermittelt haben, so daß man diese auch für ein "Briefing" einer Agenten-Gruppe verwenden könnte. Ich denke aber, daß der Invasions-Band, das angekündigte Quellenbuch zum Feldzug der Kirche, nicht so spoilerarm wie dieser Roman sein kann (und auch nicht wird).
Fazit:
Meine Empfehlung. - Kaufen. Lesen. Viel Spaß dabei.
SPOILERFREI!
(Soweit es in meinen Möglichkeiten liegt. Wer sich als Spieler nicht sicher ist, sollte IMMER zuerst seinen Spielleiter fragen.)
Zur Aufmachung:
Taschenbuch mit einer Karte der Britonischen Inseln. Etwas zerfuseltes Artwork im "neuen Stil" der aktuellen Engelpublikationen, welcher mir nicht so zusagt wie der alte Stil. Ganz ordentlich aufgemacht, einziger echter Minuspunkt: die Seitenzahlen sind in einem unleserlichen Font gehalten, der vielleicht dem künstlerischen Gesamtkonzept des neuen Stils bei Engel gehorcht, aber in seiner wesentlichen Funktion, nämlich die Seitenzahlen LESERLICH anzugeben, leider nicht erfolgreich ist. Schön? Vielleicht. Unpraktisch? Ganz sicher. - Aber das ist nur ein kleiner Makel.
Zum Inhalt:
Es wird in zwei separaten, jedoch zeitlich parallel ablaufenden Handlungssträngen von der Invasion der Britonischen Inseln durch die Angelitische Streitmacht und ihr riesiges Kriegsschiff, die Terra Nova, berichtet.
Der eine Handlungsstrang begleitet eine Engelsschar aus der Umgebung von Nürnberg auf die Terra Nova und mitten hinein in die erste große Schlacht dieses Krieges. Hier steht vor allem die schon etwas ältere Urielitin der Schar im Brennpunkt, auch wenn die anderen Engel der Schar ausreichend gut charakterisiert werden, daß man sie sich gleich gut vorstellen kann. Bei der Überfahrt entdecken die Engel an Bord der Terra Nova noch ein Problem, welches die gesamte Invasionsoperation gefährden könnte.
Der andere Handlungsstrang begleitet einen der wenigen heimlich zum Angelitentum bekehrten Britonen bei den wohl höchsten Dienst, den er der Angelitischen Kirche je in seinem Leben erweisen können wird: er wird zum Begleiter eines besonderen Agenten der Kirche und wird von seinem Glauben zu Handlungen getrieben, die er nie für mögliche gehalten hätte. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Ankunft des "Sommerkönigs", eines lebenden Götzen, den die Britonen in ihren Geister-und-Natur-Ketzerkulten anbeten.
Zum Schreibstil:
Kein Vergleich zu den doch recht dilettantischen "Aufsatz"-Schreibstilen der Hiob-Trilogie. "Der Schwur des Sommerkönigs" liest sich flüssig, die Handlungsstrangwechsel wirken nicht willkürlich, wie es bei Hiob der Fall war, die inneren Motivationen der Charaktere werden herausgearbeitet und es wird Britonisches "Lokalkolorit" gegeben, so daß man sich das Leben der dortigen Normalbürger gut vorstellen kann. Die Aktionsszenen, vor allem bei der Schlacht, werden dem Chaos eines solchen Landungsunternehmens gerecht und erwecken ausreichend Spannung, daß man das Buch erst nach Ende der betreffenden Kapitel wieder aus der Hand legen mag.
Alles in allem gut geschrieben, sprachlich auch gerade die Dialoge der Engel untereinander an das Alter der Charaktere auf Erden angepaßt. Gut fokussiert auf wenige, einem bald vertraut wirkende Charaktere und deren innere Zerrissenheiten - bei dem Britonischen "under cover"-Angeliten in puncto Glaubenskonflikte und bei der Urielitin in ihrer Beziehung zu ihren Schargeschwistern.
Zum Rollenspielbezug:
Dickes Plus! Hier kommen im Gegensatz zur Hiob-Trilogie die Mächte der Engel mal in der Form zum Einsatz, wie man es aus den vielen Rollenspielrunden bei Engel bereits kennt. Es wird das innere Gefühl bei manchen Mächten dargestellt und die Mächte werden auch konsequent verwendet, wenn "Not am Engel" herrscht. Das ist schonmal aufgrund des Kontrastes zu Hiob sehr erfrischend.
Die Britonische Gesellschaft, mit ihren Glaubensrichtungen, die augenscheinlich auf eine interessante Abart des Druidentum zurückzuführen ist (oder besser: sein soll), kommt lebendig genug rüber, daß man verstehen kann, auf welche Art und Weise dort auf den Inseln die spirituellen Bedürfnisse der Menschen befriedigt werden. Anders als bei nackten atheistischen Technik-Anhängern bleibt im Volk der Britonen kein spirituelles Vakuum zurück, wo eine Existenz des Übernatürlichen geleugnet wird. Sondern es wird auf eine Symbiose, eine Integration des Alten mit dem Neuen, des Weltlichen mit dem Spirituellen und der Technik mit der Mystik Wert gelegt. Das liest sich allein schon so interessant, daß der angekündigte Engel-Band zur Britonischen Invasion für mich ein Muss-Kauf werden wird.
In aktuellen Spielrunden würde ich jedoch ohne weitere Informationen aus diesem Band noch nicht einen Einsatz einer Spielerschar oder von Spieler-Agenten jenseits des Kanals machen wollen.
Ist das Buch "spielergeeignet"?
JA. - Auch was Neues, nicht wahr? - Dieses Buch (und hoffentlich auch die Fortsetzung, die im Herbst herauskommen soll) ist m.E. bedenkenlos an Spieler herausgebbar.
Die etwaigen Spoiler betreffen vor allem das Leben und den Glauben auf den Inseln und wären natürlich für einen rechtgläubigen Angeliten etwas, daß ein Angelit nicht im Voraus wissen sollte. Aber da hier auch die Darstellung vage genug ist, daß man nicht von allzuviel harten Fakten verdorben wird, halte ich das Ausmaß an Verspoilerung für gering (da sind die Ordensbücher - auch die neueren - immer noch "geschwätziger", als es viele Spieler haben wollen). Es handelt sich auch um Informationen, die eventuell Angelitische Agenten bereits erfahren und nach Roma Aeterna übermittelt haben, so daß man diese auch für ein "Briefing" einer Agenten-Gruppe verwenden könnte. Ich denke aber, daß der Invasions-Band, das angekündigte Quellenbuch zum Feldzug der Kirche, nicht so spoilerarm wie dieser Roman sein kann (und auch nicht wird).
Fazit:
Meine Empfehlung. - Kaufen. Lesen. Viel Spaß dabei.
