Rollenspiel in USA

Bücherwurm

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So, nachdem hier gelegentlich Behauptungen aufgestellt werden, daß Rollenspiel in USA super lief, mal einen interessanten Link dazu:

http://www.sjgames.com/general/stakeholders/report06.html

Kurz zum Hintergrund: Steve Jackson veröffentlicht schon seit einigen Jahren in unregelmäßigen Abständen einen inoffiziellen Geschäftsbericht, in dem er sowohl über Steve Jackson Games spricht, als auch über Rollenspiel im allgemeinen in den USA spricht.

Also alle Interessierten mal einen Blick drauf werfen und auf Aussprüche wie
"Roleplaying is in a hobby-wide eclipse right now," oder
"roleplaying slumped badly" achten.

Tja, vielleicht ist Rollenspiel halt doch ein aussterbendes Hobby.
Meinungen? Fragen?

Bis dann, Bücherwurm
 
AW: Rollenspiel in USA

Bücherwurm schrieb:
Tja, vielleicht ist Rollenspiel halt doch ein aussterbendes Hobby.
Meinungen? Fragen?
Die Befürchtung hab ich schon lange, und die Aussagen einiger Ladenbesitzer in meinem Umfeld lassen auch darauf schließen. Allerdings würde ich nicht unbedingt von "sterben" sprechen. Eher von "Stagnation".
 
AW: Rollenspiel in USA

So kann man den Bericht lesen, wenn man unbedingt Pessimist sein will.
Allerdings stehen die Zeichen meiner Meinung nach eher so, daß das Rollenspiel sich im Wandel befindet. Wohin es sich nun wandelt, ist noch unklar. Vielleicht sind ja fangemachte Forge-Games die Zukunft und kommerziell werden nur ein oder zwei RPGs noch vermarktet.

Aber Aussterben... Ich bezweifel, daß es jetzt weniger Rollenspieler als noch vor 5 oder 10 Jahren gab. Meiner Ansicht nach ist es eher umgekehrt. Allerdings kaufen diese Rollenspieler nicht mehr so viele Bücher. Man kann sie sich ja auch problemlos saugen heutzutage, oder sie werden kopiert.

Also, ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber ich werde nicht den Kopf hängen lassen und einen auf Saurier machen, sondern einfach fröhlich weiterzocken.
 
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Talrond schrieb:
Nur weil sich SEINE Spiele nicht brauchbar verkaufen?
Äh, Steve Jackson Games ist auch einer der größten Großhändler in den USA und weltweit (denn die Vertriebsfirma PSI, ist eine gemeinschaftlische Gründung von White Wolf & SJG, die auch eine ganze Reihe von anderen Produkten im Angebot hat). Hinzu kommt noch, daß Steve Jackson wohl einer der wenigen Menschen ist, die in der amerikanischen Rollenspielszene einen tadellosen Ruf genießen. Da wage ich doch mal zu behaupten, daß er im "State of the Industry"-Abschnitt eine recht realistische Einschätzung abgibt.

Eventuell wäre sonst auch die Lektüre des Berichts, den über den von Skar geposteten Link erreicht, hilfreich - da wird nämlich ein ganz ähnliches Bild gezeichnet.

Aber mein Freund brachte gerade noch einen ganz anderen Einwurf:
Schon mehrfach wurde ja behauptet, daß das Rollenspiel zum Tode verurteilt ist, angefangen bei "Das Leihvideo wird Rollenspiel ausmerzen." über "Die Videospiele werden das Rollenspiel verdrängen" und "Magic - The Gathering zerstört unser Hobby." bis zum aktuellen Vorwurf "MMORPG sind die Evolution beim Rollenspiel, da hat Pen & Paper nix mehr zu bieten".
In jeder dieser Kriesen kam irgendwas daher, daß das Rollenspiel "gerettet" hat, angefangen beim Cyberpunk & und anderen düsteren Genres als RPG zum Erzählspiel und schließlich D20.
Vielleicht braucht es nur die nächste große Innovation (oder zumindest Mode) und Rollenspiel wird wieder populärer. Schade nur, daß man meist nicht auf die Idee für solche Innovationen kommt (oder wenn doch, dann wird man sehr reich ^^).

Bis dann, Bücherwurm
 
AW: Rollenspiel in USA

Bücherwurm schrieb:
Äh, Steve Jackson Games ist auch einer der größten Großhändler in den USA und weltweit (denn die Vertriebsfirma PSI, ist eine gemeinschaftlische Gründung von White Wolf & SJG, die auch eine ganze Reihe von anderen Produkten im Angebot hat). Hinzu kommt noch, daß Steve Jackson wohl einer der wenigen Menschen ist, die in der amerikanischen Rollenspielszene einen tadellosen Ruf genießen. Da wage ich doch mal zu behaupten, daß er im "State of the Industry"-Abschnitt eine recht realistische Einschätzung abgibt.[...]

Ich lese aus dem Bericht eine eher persönliche Einschätzung (subjektiv, als schlagwort) heraus, deswegen kam ich auf den Trichter ;)

Desweiteren mache ich persönlich in meinem Umfeld (und das ist recht durchwachsen was Rollenspiel anbelangt) die Erfahrung, dass Rollenspiel eher immer populärer wird. Natürlich wohl ebenso eine subjektive Einschätzung *shrug*
 
AW: Rollenspiel in USA

Talrond schrieb:
Ich lese aus dem Bericht eine eher persönliche Einschätzung (subjektiv, als schlagwort) heraus, deswegen kam ich auf den Trichter ;)
Einschätzungen sind immer subjektiv. ;)

Desweiteren mache ich persönlich in meinem Umfeld (und das ist recht durchwachsen was Rollenspiel anbelangt) die Erfahrung, dass Rollenspiel eher immer populärer wird. Natürlich wohl ebenso eine subjektive Einschätzung *shrug*
Die Erfahrung habe ich leider in meinem Umfeld nicht. Und auch die Läden in meinem Umfeld sehen sich da Problemen gegenüber.
 
AW: Rollenspiel in USA

Ohne die Artikel richtig gelesen zu haben, würde ich nicht von Aussterben sprechen.
Die Zahl der Verlage, kommerzieller und nichtkommerzieller Rollenspiele nimmt zu. Die Zahl der Rollenspieler, der Kunden, hingegen verändert sich nicht so stark
Der Wettbewerb unter den Verlagen steigt. Es ist doch nur logisch, dass ihre jeweiligen Umsätze auf einem umkämpften Markt sinken. Klar, einige (sehr schöne) Verlage/Systeme bleiben auf der Strecke, dafür kommen aber zwei neue auf den Markt.
Wir Rollenspieler profitieren von einer größeren Auswahlmöglichkeit.

Dass Rollenspielläden dicht machen, würde ich eher den Online-Läden in die Schuhe schieben.
 
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gastmann schrieb:
Klar, einige (sehr schöne) Verlage/Systeme bleiben auf der Strecke, dafür kommen aber zwei neue auf den Markt.
Wir Rollenspieler profitieren von einer größeren Auswahlmöglichkeit.
Das ist IMO sehr kurzsichtig gedacht. Zumindest ich hab lieber ein qualitativ hochwertiges System das sich ne Weile hält, als zwei Miese, zu denen zwei Bücher kommen und von denen man dann nie wieder was hört.
 
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Ehron schrieb:
Das ist IMO sehr kurzsichtig gedacht. Zumindest ich hab lieber ein qualitativ hochwertiges System das sich ne Weile hält, als zwei Miese, zu denen zwei Bücher kommen und von denen man dann nie wieder was hört.

Das ist sogar sehr weitsichtig gedacht. Ein System, das schlecht ist bzw. das die Masse der Kunden für schlecht hält verschwindet schnell vom Markt. Was sich als qualitativ hochwertig erweist (in den Augen der Masse) hat auch Bestand (aber nur solange bis wieder etwas besseres kommt, Kreative Zerstörung nennt man diesen Prozeß)



Marktbeschränkungen führen nicht zur Qualitätsicherung. Nur der Wettbewerb und die Öffnung der Märkte sorgen dafür, dass wir uns immer neue, höhere, bessere Ziele setzen. Ich glaube an den Markt. (ich habe Tränen des Pathos im rechten Auge)
 
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gastmann schrieb:
Die Zahl der Verlage, kommerzieller und nichtkommerzieller Rollenspiele nimmt zu. Die Zahl der Rollenspieler, der Kunden, hingegen verändert sich nicht so stark
Da irrst Du Dich aber, lies mal den Bericht vom letzten Jahr - die Zahl der Kleinverlage hat stark abgenommen in USA, nach der harten Auslese stagniert sie jetzt.
Man hat zwar etwas Auswahl, aber die Glory Days, wo es zu jedem Schmuh ein Rollenspiel gab und man echte große Auswahl in den Läden hatte, sind längst vorbei.

In Deutschland haben zwar ein paar Leute scheinbar zuviel Geld und meinen ihr eigenes Spiel produzieren zu müssen, aber damit steigt noch nicht die Zahl der Verlage - denn Eigenverlage mit 1 Produkt wenn es hoch kommt im Halbjahr, sind in meinen Augen noch keine Verlage.
Auch die Auswahl ist in Deutschland mehr als bescheiden, weite Teile der amerikanischen Entwicklungen gehen an uns vorbei und nur die drei Dicken Rollenspielverlage haben Bestand, wobei zwei von denen ja aktiv dabei sind horizontal zu diversifizieren.

Das von Dir beschriebene Phänomen des Konkurrenzdrucks gab es nur zu Hochzeiten des D20-Booms - und der ist ja nun langsam (und endgültig) vorbei.

Bis dann, Bücherwurm
 
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gastmann schrieb:
Marktbeschränkungen führen nicht zur Qualitätsicherung. Nur der Wettbewerb und die Öffnung der Märkte sorgen dafür, dass wir uns immer neue, höhere, bessere Ziele setzen. Ich glaube an den Markt. (ich habe Tränen des Pathos im rechten Auge)
LOL - also da ist aber der Rollenspielbereich das beste Gegenbeispiel für, denn defacto haben sich nicht die Guten durchgesetzt, sondern die Großen und Etablierten.

Was Du beschreibst, führt nur dazu, daß der Massengeschmack abgedeckt wird, aber Nischen keine Chance mehr haben. Da kann ich nur sagen: "Danke dafür, Kapitalismus."

Bis dann, Bücherwurm
 
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gastmann schrieb:
Das ist sogar sehr weitsichtig gedacht. Ein System, das schlecht ist bzw. das die Masse der Kunden für schlecht hält verschwindet schnell vom Markt. Was sich als qualitativ hochwertig erweist (in den Augen der Masse) hat auch Bestand (aber nur solange bis wieder etwas besseres kommt, Kreative Zerstörung nennt man diesen Prozeß)
Nach 6 Semestern VWL ist mir die Schumpeter-Theorie wohlbekannt.
Aber glaubst Du wirklich, dass die Verlage dann statt einem Spiel an dem sie lange arbeiten lieber zwei Spiele in die sie nur die Hälfte des Aufwands stecken rauswerfen? Ich ehrlich gesagt nicht.

Marktbeschränkungen führen nicht zur Qualitätsicherung. Nur der Wettbewerb und die Öffnung der Märkte sorgen dafür, dass wir uns immer neue, höhere, bessere Ziele setzen. Ich glaube an den Markt. (ich habe Tränen des Pathos im rechten Auge)
*Taschentuchreich*
 
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Was natürlich die Frage provoziert, ob diese ominösen "Guten", denn so gut sein können, wenn sie doch offensichtlich niemand kaufen will...

mfG
jws
 
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LOL - also da ist aber der Rollenspielbereich das beste Gegenbeispiel für, denn defacto haben sich nicht die Guten durchgesetzt, sondern die Großen und Etablierten.

Ich glaube, dass gerade im Rollenspielbereich die Grenze zwischen gut und schlecht doch sehr im Auge des Betrachters verläuft...

Mein Zauberwort wäre Innovation- die "großen und erfolgreichen" Systeme (D&D, DSA, Shadowrun, Vampire/WoD) waren zumeist auch immer "die ersten" die ein bestimmtes Konzept (massentauglich) präsentiert und vermarktet haben...
 
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blut_und_glas schrieb:
Was natürlich die Frage provoziert, ob diese ominösen "Guten", denn so gut sein können, wenn sie doch offensichtlich niemand kaufen will...
Also bitte BuG, es gibt ja auch durchaus Dinge abseits des Massengeschmacks, denen andere etwas abgewinnen können.

Mal ein Beispiel:
Heinrich von Kleist war als Autor zu Lebzeiten wirtschaftlich bar jeden Erfolges, heutzutage wird er von der Literaturkritik in höchsten Höhen gehoben und gelobt. Ergo war er "gut" - aber blieb erfolglos, ähnliches dürfte es wohl auch im Rollenspielbereich geben.

Bis dann, Bücherwurm
 
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Malkav schrieb:
Mein Zauberwort wäre Innovation- die "großen und erfolgreichen" Systeme (D&D, DSA, Shadowrun, Vampire/WoD) waren zumeist auch immer "die ersten" die ein bestimmtes Konzept (massentauglich) präsentiert und vermarktet haben...
Huh? Widersprichst Du Dir da nicht gerade selber? Also erst ist von Innovation die Rede und dann von "präsentieren und vermarkten"?
Beim zweiten Teil würde ich Dir in Bezug auf die von Dir genannten Reihen recht geben, sie zeichneten sich in der Tat vor allem durch ihre (damals) neuartige Präsentation und Vermarktung aus.
Aber durch Innovation erfolgreich war zum Beispiel Magic - the Gathering, da stand die Vermarktung eher hinten an.

Bis dann, Bücherwurm
 
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Im Prinzip wollt ich nur sagen "Tolle neue Idee + gutes Marketing = Erfolg" :rolleyes:
Es geht mir darum, dass D&D, Shadowrun, Vampire und wie sie alle heißen offene Türen eingerannt haben... das "erste" Fantasysystem, der "erste" Mix aus Fantasy und Cyberpunk, das erste genrebreichernde Vampirrollenspiel etc. pp. -das ist heute alles nicht mehr so einfach, da es meist nur die x-te Variation eines quasi vorhandenen Themas ist)

Das Rad erfinde ich ein andermal! :D
 
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