Nostalgie Rollenspiel Historie „Wie war es früher?“

Madpoet

Der Variable Posten in der Nahrungskette
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Mal wieder was zum Thema „Wie war es früher?“

Als Rollenspieler der zweiten hälfte der 90ger Jahre, frag ich mich ja immer öfter:

Wie war es wohl in den Anfängen. Zum Glück gibt es im B! ja genug alte Haudegen die schon damals dabei waren:

Ich möchte hier einmal Silvermane’s Pathos volles Zitat aus dem "wX" Threat einfügen:

I've seen things you people wouldn't believe. I fought the Warlock of Firetop Mountain. I watched the Free Trader Beowulf perish in the dark void of space. All those moments will be lost in time, like tears in rain.

-Silver

Ja solche Aussprüche sind es die mich aufhorchen lassen.
Meinen Blick zurück schweifen lassen, um die Anfänge der „Szene“ zu ergründen.

Wie verbreiten sich damals Rollenspiele?
Wie wurden sie in Deutschland bekannt?
Wann tauchten die ersten Fachgeschäfte für Rollenspiele auf?
Wann die ersten in Deutschland zu bekommenden Fachzeitschriften?
Wie organisierte man sich vor dem Internet?
Wie hat man Mitspieler gefunden?

Oder was war damals noch ganz anders ?
Wie war das mit der Zeit als Rollenspiele von den Medien verteufelt wurden? Oder war das alles nur eine kurzes Kuriosum das in die Urbanen Legendne der Rollenspielgeschichte eingezogen ist.

Ich selbst hatte überhaupt erst seit etwa 2002 Internetzugang. In der Dunklen Zeit vor dem Internet habe ich zum Beispiel den „Envoier“ gelesen. Den hatte ich zufällig im Banhofskiosk entdeckt (Und er war billiger als der Dragon).
Im nachhinein natürlich ziemlich Naiver Murks … aber damals hatte ich nix anders.
Wie war es also in der Zeit der Anfänge?

Krallt euch nicht all zu sehe an Threatsteller Fragen fest wenn es noch andere Dinge zu sagen gibt.
 
AW: Rollemspiel Historie „Wie war es früher?“

Wie verbreiten sich damals Rollenspiele?
Wie wurden sie in Deutschland bekannt?
Wann tauchten die ersten Fachgeschäfte für Rollenspiele auf?
Wann die ersten in Deutschland zu bekommenden Fachzeitschriften?
Wie organisierte man sich vor dem Internet?
Wie hat man Mitspieler gefunden?

Oder was war damals noch ganz anders ?
Wie war das mit der Zeit als Rollenspiele von den Medien verteufelt wurden? Oder war das alles nur eine kurzes Kuriosum das in die Urbanen Legendne der Rollenspielgeschichte eingezogen ist.

Ich selbst hatte überhaupt erst seit etwa 2002 Internetzugang.

Na, dann wollen wir mal. So richtiges Urgestein bin ich ja nicht (Zornhau dürfte die lokale Koryphäe im Bereich "Daaaaamaaals!" sein), aber ich erzähl dir gerne 'nen Schwank aus der "guten alten Zeit".

Zu meinen Zeiten (so ab 1985 aufwärts...ja, der kleine Silver konnte schon recht früh recht gut lesen und hatte schon damals ein eher unwilliges Verhältnis zur Realität) lief das Verbreiten von Rollenspielen noch primär über das anfixen. Definitionsprobleme hatten wir schon damals ("Rollenspiel, was iss'n das?" "Mh, bevor ich dir das jetzt versuche zu verklickern, warum kommste nicht Samstag vorbei und wir zeigen es dir?"), learning by doing schien die geeignetste Methode, den schwierigen Sachverhalt dem Zielpublikum näher zu bringen.

Zur Gründerzeit wurde DSA sogar im Fernsehen beworben (gut, der Spot erklärte nicht wirklich, worum es ging, aber zumindest hatte man schon mal den Namen gehört, und die Boxen gab es ja im gutsortierten Spielwarenhandel). Die Mitspieler rekrutierten sich meist aus dem Freundeskreis und dem umliegenden Klassenverband, ebenso lernte man 'ne Menge Mitspieler auf den damals schon existenten Rollenspielcons kennen.

Organisiert wurde über allermodernste Technik (das Festnetztelefon!) und natürlich durch Terminabsprachen vor, während und nach dem Unterricht. In der friedvollen Abwesenheit von MMORPGs, Trading Card Games und einem Überangebot von Filmen und Serien war Rollenspielen eben das, was die coolen Kids Protogeeks halt am Wochenende trieben. Gezockt haben wir damals auch, aber das war eher etwas, was man ohnehin jeden Tag machen konnte, mit den Kumpels zusammen abhängen und irgendwelche Prinzessinnen retten, Drachen umlegen und Schätze zu raffen war schon eher was besonderes.

Fachgeschäfte hatten wir hier erst eines, dann zwischenzeitlich mal 4-5, und jetzt inzwischen wieder fast keine mehr. Da der Markt recht unübersichtlich war damals war ein Kauf von einem neuen RPG immer ein bisschen Glücksspiel. Manchmal hattest du das grosse Los gezogen (Justifiers, wir haben mehrere Jahre lang begeistert gezockt und keiner wusste, was ein "Furry" sein sollte) und manchmal wars ein Griff ins Klo (Aliens RPG auf Phoenix Command-Basis. Einmal gespielt und an den Regeln verzweifelt). Entsprechend wild war das Angebot. Mailorderkataloge waren eine Alternative, wenn man was bestimmtes suchte, kamen aber auch bestenfalls jährlich raus. War jedesmal ein grosses "Oooh!" und "Aaaah!" wenn man dann sah was es Neues gab.

Internet gabs irgendwann auch mal (bei mir ab '96 etwa, noch mit meinem m364l33t3n 28,8K Modem); damals war das Netz noch alles andere als kommerziell, aber die erste Bastion der zwischenrollenspielerischen Kommunikation im Netz (dicht gefolgt vom ersten Spam, den ersten Trollen und kurz darauf den ersten Flamewars) fanden sich im Usenet unter de.rec.spiele.rpg.misc. Wenn du bei uns mal nach "Flames of Hell" oder "Silvermanes Jugendsünden" suchst, solltest du ein paar meiner Highlights aus der damaligen Zeit finden.

Verteufelung von den Medien gabs auch ein bisschen, aber primär weil das in Amiland schick war. Die meisten unserer Pfarrer hier hatten 'ne eher relaxte Beziehung zu Rollenspiele(r)n, einer der Geistlichen hier war sogar ein großer Fan davon (und passionierter Spielleiter!). Gelegentliche Ausrutscher der Regenbogenpresse konnten meist mit ein paar Gesprächen wieder hingebogen werden - immerhin waren wir zivilisierte junge Leute, die Reden konnten und sich untereinander gesellig trafen. Nicht irgendwelche haustierschlachtenden Satanisten, wie die Presse immer gerne berichtete (ja, wir haben auch Metal gehört und uns Horrorfilme angeschaut. Dennoch mag ich Katzen und habe meine Mitschüler stets nur in Notwehr verprügelt, nie aus reiner Blutlust ;)).

Naja, so ab '95 herum warst du dann ja auch dabei. So in der Retrospektive betrachtet finde ich das die Leute heutzutage angeblich immer weniger Zeit haben für soetwas wie unser "altmodisches" Hobby. Schade eigentlich. Aber die Nische die das Rollenspielen damals besetzt hatte wird heute immer mehr vom Kollegen Computer ausgefüllt. Als die ersten Leute anfingen, Rollenspielsessions abzusagen weil sie Raidtermine hatten (nein, das war kein WOW...das war noch Everquest, meine Lieben!) hatte ich das Hobby erstmal an den Nagel gehängt.

Es folgte eine kleine Renaissance in den frühen 00er'n, als ich im Prinzip eine Gruppe von interessierten Nichtspielern in das Hobby eingeweiht hatte, und endete (für mich mehr oder weniger endgültig) mit meinem ersten psychischen Zusammenbruch '05-'06. Seitdem bin ich zwar noch in Foren aktiv, aber gehöre de facto nicht mehr zum Hobby per se. Für die aktuelle Lage gibt es also erheblich bessere Quellen.

-Silver
 
AW: Rollemspiel Historie „Wie war es früher?“

Sehr beliebt zur Organisation war auch die Pinwand im Rollenspielladen, sofern es einen gab.
 
AW: Rollemspiel Historie „Wie war es früher?“

Wie verbreiten sich damals Rollenspiele?
Wie wurden sie in Deutschland bekannt?
Wann tauchten die ersten Fachgeschäfte für Rollenspiele auf?
Wann die ersten in Deutschland zu bekommenden Fachzeitschriften?
Wie organisierte man sich vor dem Internet?
Wie hat man Mitspieler gefunden?

Oder was war damals noch ganz anders ?
Wie war das mit der Zeit als Rollenspiele von den Medien verteufelt wurden? Oder war das alles nur eine kurzes Kuriosum das in die Urbanen Legendne der Rollenspielgeschichte eingezogen ist.
1983/84 wurde in DE vielen Fantasy- und SF-Clubs, aber auch Spieleherstellern bewusst, dass es da was Neues gab. Rollenspiele waren ein Komet am Himmel und die Euphorie war gewaltig. Einige wenige waren schon vorher im Bilde, aber erst 83/84 kam es bei einer deutlich größeren Masse an.

(Die ersten Abenteuerspielbücher kamen in DE übrigens auch um den Dreh (ab 1982) auf den Markt.)

Schwerter und Dämonen, D&D, Sternengarde und DSA eröffneten in dem Zuge das Rennen. DSA gewann, einfach weil sie den besseren Vertrieb (Schmidt Spiele) hatten und das Spiel sich zudem mehr auf junge Einsteiger ausrichtete.

Spielrunden, Läden, Cons etc fand man hauptsächlich über Kleinanzeigen in entsprechenden Magazinen - bzw über Mund zu Mund-Propaganda.
 
AW: Rollemspiel Historie „Wie war es früher?“

Skar, wieso verschweigst du denn die langen Unterhaltungen, die wir im Kaminzimmer über dieses Thema geführt haben?

Verfügbare deutsche Systeme in den 80ern?
Erste Cons und Treffen
Rollenspielläden
Damals... ja, damals... (von Ralf Sandfuchs)
Die wunderbare Welt der Fanzines
Rollenspiel im Wandel der Zeiten

(PS: hast du dich von dem Kulturschock in Bonn erholt?)

Wie Kulturschock als ich angefangen habe mit Rollenspiel hatte ein Laden namens "Mikes Gamestore" schon wieder Zu gemacht. Zwischenzeitlich hatte ein Neuer Laden den alteingessenen Bonner Comik Laden regelrecht belagert, ist in das Lokal neben dem Boko um gezogen. ... ging nicht lange gut für den neuern Laden. keine 2 Jahre glaub ich... In Köln gab es gleich mehre Läden für Rollenspiel. Einige für Extra für Liverollenspiel, die sich auch ein ähnliches Duell geliefert hatten. Leider gehörte der Übrig gebliebene zu einer Massenproduktionskette und hatte die gute alte Schatzkammer kaput gemacht in dem er sich direkt die Tür gegenüber eingenistet hatte und alles mit Massenwahre zuschmissen hatte,,,

Also zumindest in den 90gern war in Bonn und Köln einiges am Start.
 
AW: Rollemspiel Historie „Wie war es früher?“

Hi Dirk! Da hab ich im vorhergegangenen Themen schon ganz allgemein drauf verwiesen. Unschätzbares Wissen liegt da ja m.E. rum.

OffTopic
(PS: hast du dich von dem Kulturschock in Bonn erholt?)
Ja, das hab ich hier und hier gemacht. ^^


Btw. Was ist Mondbuchstaben 2.0? Müssen wir da was wissen? ;)
 
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