Rezension Ritus

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Ritus


Markus Heitz


Das Buch beginnt 1764 in Frankreich. Der Wildhüter Jean Chastel und seine beiden Söhne Pierre und dessen jüngerer Bruder Antoine, haben auf Bitten eines befreundeten Jägers im Umkreis eines Nachbardorfes ein seltsames wolfsähnliches, jedoch mannsgroßes Raubtier gefangen, welches in der Gegend jagte. Bei der Begutachtung der Beute werden sie von einem zweiten Exemplar angegriffen, welches das gefangene Tier befreien will. Dieses wird jedoch von Antoine getötet. Das zweite Tier entkommt und folgt den drei Jägern nach Gèvaudan, wo es eine blutige, über mehrere Jahre hinweg andauernde Mordserie beginnt. Mit der Zeit mehren sich die Gerüchte, dass es sich bei dem Tier um einen Loup-Garou, einen Werwolf handelt.
Der zweite Handlungsstrang beginnt schon im zweiten Kapitel. Man lernt Eric von Kastell kennen, wie er erst ein Bild auf einer Vernissage verunstaltet, um eine Frau beinahe wortwörtlich abzuschleppen, nur um das in einer Gasse stattfindende einvernehmliche Liebesspiel für einen eingehenden Handyanruf zu unterbrechen und besagte Dame im Regen stehen zu lassen. Nach einer Porschefahrt durch den Münchner Stadtpark verschafft er sich schwer bewaffnet Zugang zu einem Haus, in dem er aus einem Verdacht heraus mit Silberkugeln auf die Anwesenden schießt. Tatsächlich zeigt sich, das einige anwesende Werschakale seinen Vater entführt haben, den er zu befreien versucht. Schließlich ist die Jagt auf Wechselwesen jeglicher Art schon seit über zweihundert Jahren und mehreren Generationen Familientradition. Doch nun zeichnet sich langsam ein Ende ab, so oder so..

In einem Teil dieses Buches widmet sich Heitz der französischen Legende der Bestie von Gèvaudan, die dort in den 60ern das 18ten Jahrhunderts grausam gemordet haben soll, jedoch in anderer Form als der Film "Pakt der Wölfe" das vorgemacht hat. Besagte Legende ist für Frankreich in etwa das, was Jack the Ripper für England darstellt.
Heitz schreibt in seinem Nachwort selbst, das er sich an den historisch korrekten Angaben und Namen orientiert hat, jedoch dass das Buch seine ganz eigene Interpretation dieser wiedersprüchlichen Legende ist. Der zweite Teil dieses Buches transportiert die Handlung dann in das Jahr 2004 und führt sie dort fort.

Fast in jedem Kapitel wechseln sich die beiden Handlungsstränge ab. Heitz schafft es dennoch, das Ganze zusammengehörig und stets spannend zu halten. So erkennt man zum Beispiel deutlich, dass die Handlung in 2004 unmittelbar auf das 1764 Geschenene zurückgeht und fragt sich, was genau damals eigentlich weiter passiert ist. Auch die Sprache, die Heitz benutzt ist den Zeiten, in denen dieses Buch jeweils spielt sehr schön angepasst. Auf der einen Seite entdeckt Pierre in der weiteren Handlung langsam seine aufkeimenden Gefühle für das hübsche Mündel der Äptissin Gregoria, auf der anderen ist Eric einem schnellen F**k nie abgeneigt. Darüber hinaus gelingt es Heitz sehr gut, dem Leser Ideen und Vermutungen über manche Personen einzugeben und diesen so im weiteren Verlauf zu überraschen.
Mit fortschreitender Seitzenzahl entfaltet sich auch die ein oder andere Verschwörungstheorie, die scheinbar die Schlüssel zu jeder bis dahin offenen Frage beinhalten. Gegen Ende tauchen schon fast verwirrend viele Parteien und Gruppierungen auf, die zuvor keine Erwähnung finden, aber offenbar maßgeblich in den Konflikt zwischen Jägern und Wechselwesen eingebunden sind. Auf eine Auflösung wartet man vergeblich, der Roman wird erst im August mit dem Titel "Sanctum" weitergeführt. Ich werde ihn mir definitiv kaufen.

Titel: Ritus
Autor: Markus Heitz
Seiten: 520
ISBN: 978-3-426-63130-0
Verlag: Droemer-Knaur
Preis: 12,95€Den Artikel im Blog lesen
 
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