Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Lord Verminaard

Autor von BARBAREN!
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SL: „Bei Sonnenaufgang wacht ihr auf.“
Spieler: „Boah nee, voll das Railroading!“

Mal echt jetzt. Um ein für alle mal meinen Sermon dazu abgelassen zu haben und in Zukunft hierauf verweisen zu können. Manche Leute haben eine absurde Vorstellung davon, was Railroading sein soll. Die denken, immer wenn der SL etwas entscheidet ohne die Spieler oder die Regeln einzubeziehen, ist das Railroading. Der SL, der gar nichts mehr allein entscheiden darf, ist aber ganz schön aufgeschmissen. Also noch mal von vorn.

Railroading soll ja etwas Negatives bezeichnen. Was ist am Railroading negativ? Die Entmachtung der Spieler. Dass der SL Entscheidungen der Spieler entwertet, indem er den Entscheidungen der Spieler einen Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse verwehrt. Zum Mitschreiben: Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse.

Wenn der SL, ohne die Spieler zu fragen, bestimmt, was mit den Charakteren geschieht... dann ist es möglicherweise Railroading. Aber nur dann, wenn die Spieler ein Interesse daran hatten, diese Geschehnisse zu beeinflussen. Wenn den Spielern diese Geschehnisse aber völlig egal sind, bzw. sie überhaupt erst den Ausgangspunkt für eine Szene darstellen, auf deren Ausgang die Spieler allen Einfluss haben... dann ist es auch kein Railroading.

Sondern dann ist es Scene Framing. Der SL überspringt unwichtige Ereignisse und unterstellt bestimmte Dinge, denen zu widersprechen die Spieler gar keinen Grund haben, weil es egal ist. Weil die interessante Situation erst noch kommt. Scene Framing heißt Schwerpunkte setzen. Heißt dahin steuern, wo es interessant wird (im Gegensatz zu wahllos einfach alles ausspielen).

Man kann Scene Framing auch sehr aggressiv betreiben. Ist Geschmacksfrage.

SL: „Nachdem ihr zwei Tage unbehelligt durch den Zentaurenwald gewandert seid, haben sie eure Spur aufgenommen. Eine Weile konntet ihr ihnen entgehen, doch schließlich bleibt euch nichts übrig, als euch auf einem Hügel zu verschanzen. Die Zentauren lassen sich Zeit, euch einzukreisen, ehe sie mit wütendem Gebrüll einen Sturmangriff beginnen. Initiative bitte!“

Das ist kein Railroading! Das ist Aggressive Scene Framing. Natürlich gibt es Spieler, die das ablehnen. Die wollen gerne die Verfolgung ausspielen, bzw. vorher schon ausspielen, wie sie es vielleicht schaffen, nicht entdeckt zu werden. Und dann, wenn sie doch verfolgt werden, selbst entscheiden, ob und wann sie sich verschanzen und den Angriff erwarten.

Railroading ist es, wenn man all das ausspielt und die Charaktere am Ende trotzdem genau auf diesem Hügel von Zentauren eingekreist enden, für den der SL praktischer Weise bereits einen Bodenplan vorbereitet hat.

Klar soweit?
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

"Wie bärtige Dämonen ragen tote graue Baumgestalten aus dem Nebel, der in trägen, hüfthohen Schwaden über das Moorland zieht. Ihr schlagt die tropfnassen Flechtenbärte zur Seite und ertastet Schritt für Schritt euren Weg. Unter euren Füßen gluckst es verdächtig, der bemooste Boden gibt weich unter euren Sohlen nach. Wenn ihr zurückschaut, seht ihr, wie sich eure Fußstapfen mit schwarzem, faulig stinkendem Wasser füllen. Vor euren Augen steht noch immer das Bild eurer Gefährtin Jorindiel, die vor wenigen Stunden in eben diesem ölig glänzenden Wasser versank, hinabgezogen von einem unbekannten Ungeheuer. Nie werdet ihr den Augenblick vergessen, da sich die pechschwarze Brühe mit einem leisen Gurgeln über Jorindiels Blondschopf schloß... Seitdem habt ihr nur einen Gedanken: fort von hier.' Heraus aus diesem Land, das offenbar nur abgrundtief böse Kreaturen auf seinem Rücken duldet und jedermann, der ein Herz und eine Seele besitzt, verderben und vernichten will. Das Gold der Wihani-Pau, das in diesen Sümpfen verborgen sein soll, hat jeden Reiz für euch verloren, und ob die alten Legenden über Torkoschur, die neunschwänzige Echse, die mordlüsterne Herrin des Moores, stimmen, interessiert euch nicht mehr. Jetzt gilt es nur noch, das nackte Leben zu retten! Eure Rüstungen drücken schwer auf eure Schultern, spannen sich wie stählerne Klammern um eure Rippen. Ihr beschließt, sie fortzuwerfen, um ein wenig schneller voranzukommen... "
Ist das jetzt aggressives Scene Framing gewesen? (Insbesondere die fett hervorgehobenen Stellen.)

Was wenn die Spieler eigentlich NICHT vorhatten sich von ihren Rüstungen zu trennen, wenn der für teuere Charakterbastelpunkte erkaufte Sidekick Jorindiel nicht einfach so hätte absaufen können, wenn ein SC mal eine Handlung hätte ausführen dürfen, und wenn die Spieler mit den ausgemaxten Guts-Werten samt Boni auf Mumm-Proben eben meinen KEINE Angst vor dem "Ungeheuer der Schwarzen Lagune" geschweige denn vor diesem müden Sumpf zu haben? - Ist es dann NUR Scene Framing? Oder nicht doch Railroading?
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Ich zitiere mich mal selbst, mit neuer Hervorhebung:

Wenn der SL, ohne die Spieler zu fragen, bestimmt, was mit den Charakteren geschieht... dann ist es möglicherweise Railroading. Aber nur dann, wenn die Spieler ein Interesse daran hatten, diese Geschehnisse zu beeinflussen.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Ist das jetzt aggressives Scene Framing gewesen? (Insbesondere die fett hervorgehobenen Stellen.)

Was wenn die Spieler eigentlich NICHT vorhatten sich von ihren Rüstungen zu trennen, wenn der für teuere Charakterbastelpunkte erkaufte Sidekick Jorindiel nicht einfach so hätte absaufen können, wenn ein SC mal eine Handlung hätte ausführen dürfen, und wenn die Spieler mit den ausgemaxten Guts-Werten samt Boni auf Mumm-Proben eben meinen KEINE Angst vor dem "Ungeheuer der Schwarzen Lagune" geschweige denn vor diesem müden Sumpf zu haben? - Ist es dann NUR Scene Framing? Oder nicht doch Railroading?

Soweit ichs beurteilen kann, ist das tatsächlich Scene Framing.
Railroading ist, grob beschrieben, wenn Spielerentscheidungen gefällt werden, aber keine bedeutenden Auswirkungen auf die Storyline haben. In deinem Beispiel kam es gar nicht zu Spielerentscheidungen.
Ob Scene Framining nun "besser" ist als Railroading, sei mal dahingestellt.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

In deinem Beispiel kam es gar nicht zu Spielerentscheidungen.
Ob Scene Framining nun "besser" ist als Railroading, sei mal dahingestellt.
Das ist der Punkt.

Es ist mir eigentlich EGAL, ob mir als Spieler Entscheidungsmöglichkeiten gleich im VORFELD (Scene Framing) verwehrt werden und ich Verluste in der Gruppe, an Ausrüstung oder sonstige Nachteile einfach so vom Spielleiter "hin-geframed" bekommen habe, oder ob ich eine Handlung angekündigt, ausgeführt und auch noch ERFOLGREICH ausgeführt habe, und mir der Spielleiter dann den Erfolg als FAKT in der Spielwelt umzusetzen verwehrt bzw. die gesamte Spielwelt so reagieren läßt, daß der Erfolg zunichte gemacht wird.

Man kann nun versuchen haarklein auf den beiden Begriffen, die ohnehin als Anglizismen irgendwie nicht so recht das zum Klingen bringen, was ich bei der Sache empfinde, herumreiten. - Die Frage "ob Scene Framing 'besser' bzw. 'weniger schlimm' als Railroading ist" kann man schlecht beantworten.

Beide stellen einen KRAFTVOLLEN, einen AGGRESSIVEN, einen ZWINGENDEN Eingriff in Bereiche dar, die Spieler als ihrer eigenen freien Entscheidung zugehörig empfinden können, und mit dem sie NICHT EINVERSTANDEN SIND.

Ich habe auch schon erlebt, daß es Spielern NICHT recht war, daß ich eine zweiwöchige Seereise per kurzem Satz habe abkürzen wollen, da dort nichts Wesentliches für das Szenario passiert sein konnte. - Diese Spieler WOLLTEN das ausgespielt haben.

Der Punkt, an dem Railroading/Scene Framing/was auch immer als NEGATIV empfunden wird, ist erreicht, wenn die Spieler mit den vom Spielleiter geschilderten/geschaffenen Fakten NICHT EINVERSTANDEN sind.

Dieser Widerstand mag unterschiedliche Gründe haben, ist aber auf alle Fälle aus einem Gefühl der "Entmachtung", des Verlustes über die Kontrolle über die (meist) einzige Spielfigur des Charakters in der Spielwelt, und zwar des Kontrollverlustes GEGEN ALLE REGELN begründet.

Im oben von mir zitierten, deutschlandweit wohl bestens bekannten Beispiel, da hatten die Spielercharaktere KEINE CHANCE ihre Begleiterin zu retten. - Warum eigentlich nicht? - Das ist doch ein GEWICHTIGES Ereignis, welches sein Rampenlicht, seine Aufmerksamkeit, seine detaillierte Abwicklung verdient.

Wenn es ein Viehtrieb wäre, und mal wieder 4 Rinder verreckt wären, dann wäre das kein Problem, da bei solchen Viehtriebsszenarien klar ist, daß ein Rind nicht wichtig genug für eine Detail-Szene ist. - Aber ein intelligenter, fühlender Begleiter-NSC?

Den einfach so absaufen zu lassen, und dabei die SCs allesamt als unfähige Nieten, die noch nicht einmal einen der Ihren aus einer Pfütze ziehen können, darzustellen, ist einfach eine BLÖDE IDEE!
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Das ist der Punkt.

Es ist mir eigentlich EGAL, ob mir als Spieler Entscheidungsmöglichkeiten gleich im VORFELD (Scene Framing) verwehrt werden und ich Verluste in der Gruppe, an Ausrüstung oder sonstige Nachteile einfach so vom Spielleiter "hin-geframed" bekommen habe, oder ob ich eine Handlung angekündigt, ausgeführt und auch noch ERFOLGREICH ausgeführt habe, und mir der Spielleiter dann den Erfolg als FAKT in der Spielwelt umzusetzen verwehrt bzw. die gesamte Spielwelt so reagieren läßt, daß der Erfolg zunichte gemacht wird

Du hast weder Vermi noch die Unterscheidung richtig verstanden, glaube ich. Hatte erst in Tanelorn gelesen, deshalb nehme ich einfach mal den Post von dort, da er hierzu ebenfalls passt:

Aber im Prinzip gehts doch um folgende Sache:

Scene Framing:
Der SL verkürzt an Punkten, die er nicht für wesentlich hält. Während der SL in diesem Sinne im Zeitraffer Fiktion generiert, blinzelt er konstant zu den Spielern und wartet auf (zumeist nonverbale) Zeichen, welche Interesse an Änderungen signalisieren. Falls das der Fall ist, wird die Szene entweder gemäß Spielerwunsch modifiziert und danach zurück in den Zeitraffermodus geschaltet oder es folgt ein Sprung direkt in eine Szene.

Das hat auch für meine Begriffe nix mit Railroading zu tun. Wichtig ist aber das Recht der Spieler, die Erzählung des SL jederzeit zu unterbrechen. Das meintest Du vermutlich mit "Interesse", oder?

Nochmals herzlichen Danke, fand das hilfreich!
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Aber nur dann, wenn die Spieler ein Interesse daran hatten, diese Geschehnisse zu beeinflussen.
Und damit kann man Beispiele (u.a. auch den Sonnenaufgang) als "railroading" ansehen - wenn ich bei D&D einen Kleriker spiele, der nachts für seine Zauber betet, dann habe ich ein ganz starkes Interesse, daß es nicht heißt: "Ihr findet einen Platz zum Pennen. Nächster Tag." - wobei man das natürlich auch als Spieler abkürzt: "Ich bete jede Nacht für meine Zauber." und dann kann man das auch überspringen. Das ist aber gruppenabhängig, weil man vielleicht einen Spieler hat, der dieses "erbeten" der Zauber auch ausgespielt haben möchte, weil diese Form der Interaktion seines Charakters mit dessen Gott für ihn ein wichtiger Teil ist.

Natürlich ist nicht jede Entscheidung des Spielleiters (EDIT: nach entsprechender Unterscheidung) "railroading", aber neben dem Interesse der einzelnen Spieler, spielt auch die Intention des SLs eine Rolle, wie es aus deinem letzten Satz hervorgeht.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Der Witz ist doch folgender: Beim Scene Framing wird der Teil, auf den die Spieler keinen Einfluss haben, komplett übersprungen. Wenn die Spieler auf diesen Teil aber gerne Einfluss gehabt hätten, eben weil sie, wie oben geschrieben, ein Interesse daran haben, dass dieser Teil anders verläuft – dann können sie zu ihrem SL sagen: „Warte mal, das hätte ich doch gerne ausgespielt.“

In „Auf ein Wort“ versuchen das die Spieler ja sogar, werden aber vom SL ignoriert. Der SL macht sich dort ja nicht mal mehr die Mühe, richtig zu railroaden, sondern er nimmt den Spielern faktisch einfach ihre Charaktere weg. Also da sind noch ganz andere Dinge im Argen.

Das Übel des Railroadings gegenüber dem Scene Framing ist, dass der SL die Spieler den ganzen Scheiß auch noch ausspielen lässt, ohne dass dieses Ausspielen für den Ausgang der Sache irgendeine Relevanz besäße. D.h. die Spieler strengen sich an für nichts und wieder nichts, weil sie das Ergebnis auch gleich hätten haben können.

Scene Framing ist ehrlicher. Wenn der SL seine Sache gut macht, wird gar kein Spieler etwas dagegen haben, weil der SL damit eben nur den langweiligen bzw. irrelevanten Teil abkürzt. Und wenn der SL seine Sache schlecht macht, wird es wenigstens gleich am Anfang offenbar.

Warum mir die Abgrenzung wichtig ist? Weil Railroading grundsätzlich abzulehnen ist, während beim Scene Framing eine wertende Betrachtung erforderlich ist. Wenn die Leute aber Scene Framing für Railroading halten und damit pauschal verdammen, berauben sie sich sinnlos eines nützlichen Stilmittels.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Scene Framing:
Der SL verkürzt an Punkten, die er nicht für wesentlich hält. Während der SL in diesem Sinne im Zeitraffer Fiktion generiert, blinzelt er konstant zu den Spielern und wartet auf (zumeist nonverbale) Zeichen, welche Interesse an Änderungen signalisieren. Falls das der Fall ist, wird die Szene entweder gemäß Spielerwunsch modifiziert und danach zurück in den Zeitraffermodus geschaltet oder es folgt ein Sprung direkt in eine Szene.

Das ist eigentlich schon ne Kombination verschiedener Techniken. Scene Framing, Zeitraffer und Vorschlag-Korrektur-Kopplungen funktionieren völlig unabhängig voneinander.
 
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Das ist eigentlich schon ne Kombination verschiedener Techniken. Scene Framing, Zeitraffer und Vorschlag-Korrektur-Kopplungen funktionieren völlig unabhängig voneinander.

Ist das nicht nur eine Frage der Kategorisierung? Bring mal ein Beispiel bitte.
 
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Ich würde aus dem Stehgreif sagen, der Unterschied zwischen Zeitraffer und Scene Framing ist, dass beim Zeitraffer noch ein Dialog stattfindet, beim Scene Framing nur noch ein Monolog.

Das (ggf. nonverbale) Einverständnis der Spieler braucht der SL ohnehin immer und für alles.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Ist das nicht nur eine Frage der Kategorisierung? Bring mal ein Beispiel bitte.

Scene Framing:
Der SL liest einen vorbereiteten Text vor: "Heute ist Donnerstag, der 12. Juni. Damit bleiben euch noch zwei Tage bis das Konzert in der alten Lagerhalle stattfindet. Es ist ein verdammter, regnerischer Tag, aber trotzdem ist fast genau so viel los wie sonst auch. Imbißschiffe mit verschiedensten Nudelgerichten fliegen von Apartment zu Apartment, die Cops patrollieren in den oberen Atmosphäreschichten über der Stadt. Unten auf der Straße drängen sich die Menschenmassen. Heute scheinen sie eiliger zu sein als gestern, denn schließlich will sich niemand länger als nötig den toxischen Wassertropfen aussetzen. Wann wollt ihr ungefähr aufstehen?"

Zeitraffer:
SL: "Was wollt ihr den restlichen Tag noch machen?"
S1: "Ich kauf mir Waffen ein." *Regelbuch schnapp*
S2: "Ich observier weiter den Typen, wie besprochen."
SL liest eine Reihe von Ereignissen vor.
S3: "Ich befrag die Anwohner, ob sie irgendetwas gesehen haben."
SL liest eine Reihe von Infos vor.

Vorschlag-Korrektur:
S1: "Ich zieh dem Zwerg am Bart und ziel mit der Knarre auf seinen Kopf."
SL: "Ich sagte doch, er hat keinen Bart."
S1: "Oh, okay. Dann halt nur die Knarre."
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Das (ggf. nonverbale) Einverständnis der Spieler braucht der SL ohnehin immer und für alles.

Was der SL braucht ist das Vertrauen der Spieler - dann braucht man das Thema gar nicht groß zu diskutieren, weil die Spieler darauf vertrauen, dass es einen für sie guten (plotrelevanten) Grund hat, dass "das Schicksal gerade gegen sie ist" oder Ihnen Entscheidungen abgenommen werden (und wenn es nur ist, dass der SL nichts interessantes zu bieten hat, für das jeweilige Kapitel). Und sie auch wissen, dass der SL das nicht missbraucht um sie zu kreuzigen:

"Es ist morgen, Ihr wacht auf" - "Ich caste..." - "Nix!" - "Wie, Nix?" - "Du hast nicht gesagt, dass Du lernst." - "Ich hatte ja auch keine Gelegenheit dazu..." - "..."

Dieses ganze Gezeter gegen "Railroading"/ whatever kommt doch nur Zustande, weil sich SL und Spielerschaft in Konkurenz sehen und die spieler glauben, der SL will sie nur stressen. (Was leider auch gelegentlich stimmt, aber da ist das vertrauen dann ja auch zu Recht nicht gegeben)

Das geht von Spieler-Seite noch krasser: "Der mysteriöse Auftraggeber bittet Euch, einen Auftrag zu übernehmen." - "Nö." - "Wie, nö?" - "Das ist Railroading, Du willst doch, das wir den Auftrag annehmen." - "Äh, Ihr könnt's auch bleiben lassen, dann spielen wir halt Mensch-ärger-Dich-nicht..." - "SIEHST DU!!!"

Allerdings bevorzuge ich dann auch doch gleich das direkte "Scene Framing", ebenfalls aus dem Grund, dass die Spieler Sich-erst-abstrampeln-lassen und Dann-doch-alles-bestimmen einfach genau die Sorte von Betrug ist, die das Vertrauen zerstört.
 
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Dieses ganze Gezeter gegen "Railroading"/ whatever kommt doch nur Zustande, weil sich SL und Spielerschaft in Konkurenz sehen und die spieler glauben, der SL will sie nur stressen. (Was leider auch gelegentlich stimmt, aber da ist das vertrauen dann ja auch zu Recht nicht gegeben)

Oder mal wieder dadurch, dass verschiedene Spielvorlieben miteinander kollidieren. Ich mag Spiele mit vordefiniertem Plot generell nicht.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Was der SL braucht ist das Vertrauen der Spieler - dann braucht man das Thema gar nicht groß zu diskutieren, weil die Spieler darauf vertrauen, dass es einen für sie guten (plotrelevanten) Grund hat, dass "das Schicksal gerade gegen sie ist" oder Ihnen Entscheidungen abgenommen werden (und wenn es nur ist, dass der SL nichts interessantes zu bieten hat, für das jeweilige Kapitel).

So ist es. Es gibt viele Runden, die den SL mit einem "Blanko-Vertrauensscheck" ausstatten, und die funktionieren in der Regel auch sehr gut. Wenn jemand unzufrieden ist, dann äußert er das ja nehme ich an (z.B. "Ich möcht aber diese Frame-Szene ausspielen"). Dann spielt man das halt aus. Ich seh da auch kein Problem.
"Probleme" (unter Gänsefüsschen") gibts zwar dann, wenn verschiedene Spielstile bevorzugt werden, oder wie im Beispiel: zwei Spieler möchten die Szene ausspielen, zwei andere Spieler aber nicht. Da hilft die Erkenntnis "Allen Spielern recht getan ist eine Kunst die niemand kann", etwas Kompromissbereitschaft und Lockerheit.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

"Wie bärtige Dämonen ragen tote graue Baumgestalten aus dem Nebel, der in trägen, hüfthohen Schwaden [...] eurer Gefährtin Jorindiel, die vor wenigen Stunden in eben diesem ölig glänzenden Wasser versank, hinabgezogen von einem unbekannten Ungeheuer [...] Seitdem habt ihr nur einen Gedanken: fort von hier. [...] Eure Rüstungen drücken schwer auf eure Schultern, spannen sich wie stählerne Klammern um eure Rippen. Ihr beschließt, sie fortzuwerfen, [...]."

Ist das jetzt aggressives Scene Framing gewesen?
Nach meinem Verständnis: JA!
Hätte man das aber mit demselben feststehenden Ergebniss ausgespielt, wäre es Railraoding.


Bei deinem Bespiel ist im aggressiven Scene Framing auch noch Railroading versteckt, was die Sache mMn doppelt so schlimm macht.

Bloßes aggressives Scene Framing sieht so aus: "Ihr kommt nach 3 Wochen Reise im Städtchen Irgendwo an. Es ist nichts weiter passiert." Oder: "[Nach verlorenem Kampf] Die Wache nimmt euch gefangen. Ihr seid jetzt im Tower von Hier eingesperrt." Bei beiden Beispielen werde ich als Spieler aus einer Situation genommen, in der ich vielleicht gerne noch gehandelt hätte. Möglicherweise hätte mein Schurke von adeligem Geblüt die Wache mit seinem herausragenden Charme einwickeln können und bewirkt, dass die Gruppe für ein paar Goldstücke weiterziehen darf.
Die meisten SL, die aggressives Scene Framing betreiben lassen sich auf Spielerwunsch darauf ein, doch nochmal in die Szene 'rein zu gehen. Die Sache auszuspielen und evtl. mit einem anderen Ausgang arbeiten zu müssen.
Railroading-eSeL lassen sich für gewöhnlich zu nix bewegen.


An dieser Stelle nochmal "Danke!" an Vermi für's ausformulieren.
[Hätte ich nicht so gut benennen können, obwohl ich einer Mitspielerin in der Savage Star Wars Runde die Sache mal erklärt habe.
Unser SL betreibt nämlich bisweilen aggr. Scene Framing.]
 
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Danke Vermi!

Ich hatte eigentlich Pacing = Scene Framing verinnerlicht. Gut, dass du es nochmal gesagt hast.

Und wo die Missionare gerade das Wort unter das Volk bringen, können wir auch gleich mal das WoW-typische-ich-bin-wichtig-sprich-mich-an-Rufzeichen über dem Kopf verteidigen. Warum wird sich darüber immer lustig gemacht? Wollt ihr jeden Stadtbewohner ansprechen? Wollt ihr das wirklich?

Wollt ihr wissen, was jeder Statist zu seinem traurigen Leben zu sagen hat? Muss jeder Statist eine Sprechrolle haben? Darf er das überhaupt?

Sicher kann man x-beliebige Personen in einem Rollenspiel ansprechen, aber ohne Steuerung des Lokführers SL ist man aufgeschmissen.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Der Witz ist doch folgender: Beim Scene Framing wird der Teil, auf den die Spieler keinen Einfluss haben, komplett übersprungen.
Beim Railroading auch.

Wenn die Spieler auf diesen Teil aber gerne Einfluss gehabt hätten, eben weil sie, wie oben geschrieben, ein Interesse daran haben, dass dieser Teil anders verläuft – dann können sie zu ihrem SL sagen: „Warte mal, das hätte ich doch gerne ausgespielt.“
Beim Railroading auch. Den Spielern wird ja nicht der Mund zugeklebt.

Scene Framing ist ehrlicher.
Das ist das erste vernünftige Unterscheidungskriterium. Scene Framing, anhand Deines Beispiels definiert, ist Railroading - aber offenes und akzeptiertes Railroading.

Ich glaube, das Mißverständnis hier ist, daß Railroading irgend etwas mit dem "Übervorteilen" der Spieler zu tun haben muß, und daß es demzufolge kein Railroading ist, wenn das wegfällt. Spielern die Kontrolle über willentliche Entscheidungen ihrer Charaktere wegzunehmen, ist aber grundsätzlich Mist (in meinen Augen) und nicht nur, wenn es bestimmte Folgen hat. Zerstört unter anderem die Immersion.
Daß Scene Framing/Railroading akzeptabel ist, wenn kein Spieler etwas dagegen hat, ist nun wiederum ein nicht erwähnenswerter Truismus.
 
AW: Railroading vs. Aggressive Scene Framing

Und gerade das finde ich ein sehr schönes Unterscheidungskriterium, auch wenn man meinetwegen Scene Framing als Abart von Railroding betrachten kann, weil Spieler in beiden Fällen erstmal keinen Einfluß auf die Handlung haben.
Aber beim SF (ich kürz das mal ab) wollen sie das ja auch gar nicht.
 
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