Raguel & Sariel

SeelenBlut

Devil was an angel too
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26. Januar 2004
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"Kann es denn so schwer sein? Spiel ab...Spiel ab...." Sariel raufte sich das Haar und schrie den Fehrnseher an. "Dein Mann steht vollkommen frei." maulte er und spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, das Gerät einfach zu schnappen und aus dem Fenster zu werfen. Gut, dass hätte ihm bestimmt Ärger mit seinem Zwilling und seinen beiden Besten Freunden Kevin und Brain eingebracht. Doch rasch war der Ärger über den falschen Spielzug des Libro der "Cork City" vergessen. Der besagte Mann lief nämlich unaufhaltsam in den Strafraum der gegnerischen Mannschaft und schoss geradewegs ins Tor. Die vier Männer sprangen wie abgesprochen auf und schrien lauf, während sie sich umarmten. Na wer sagst denn? Damit war die Meisterschaft des Lieblingsfussballvereins so gut wie gesichert. Die Live Übertragung zeigte gerade die Wiederholung des Tores, als langsam wieder Ruhe einkehrte. Raguel, der andere Zwilling langte in die Schüssel mit Chips als das Telefon klingelte und somit die "wichtige Fussballübertragung" gestört wurde. Sariel, ignorierte es einfach. Dafür war das Spiel gerade viel zu spannend. "Geh ran." forderte Raguel und konnte es nicht lassen zu schmunzeln, er wußte das sein Bruder sich zieren würden, aber gut vielleicht war es wichtig zumindest verpasste er gerade eine wirklich schöne Szene.

"O'Reilly" meldete sich Sariel abwesend und raufte sich erneut die Haare, den Blick auf dem Fehrnseher festgefahren. "Was gibt es, Sweeny?" hier in Wexford kannte man sich noch untereinander und so gern er den Polizisten auch hatte, er störte gerade und das gewaltig. "Was haben sie gesagt?" raunte er nun ins Telefon, das Gesagte hatte er nicht verstanden aber dafür liess der angeschlagene Tonfall sämtliche Alarmglocken schrillen. Beinahe zeitgleich sprang Raguel von seinem Platz auf und lief zu seinem Bruder herüber, während Sariel mit tonloser Stimme weitersprach. "Ins stättische? Ja, sie....können noch nichts sagen? Concannon? Alkohohl am Steuer, ich verstehe. Ja, wir kommen sofort." die Brüder brauchten keine weitere Konversation, sie nahmen lediglich ihre Trenchcoats vom Kleiderhaken und machten sich auf ins Krankenhaus.

Wie in Trance lauschen sie rund zehn Minuten später Sweenys Erörterungen unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, dafür griff eine eiskalte Hand nach beider Herzen um sie es zu quetschen. Der Polizeibeamte rang deutlich um Fassung, an Tagen wie diesen hasste er seinen Job abgrundtief.
"Eure Mutter war gerade auf dem Weg zu Ruthie, als Concannon, auf dem Weg zur Arbeit um die Ecke bog. Sie war in seinem Totem Winkel als er sie sah,er versuchte auszuweichen, er verlor die Kontrolle..." er schluckte schwer und rang um Fassung, der müßte den Männern sagen, dass ihre Mutter die Nacht nicht überlegen würde. "Er hat getrunken, nicht?" Sariels Stimme war scharf und voll Anklage, jegliche Fassung seitens Sweeny machte er damit zu nichte. "Er hat schon immer getrunken. Er fährt IMMER wenn er getrunken hat. Du wußtest es und du hast es ihm jedesmal durch gehen lassen, nun.." seine Stimme versagte und heiße Tränen der Hilflosigkeit rannen über seine Wangen, er zitterte vor angestauter Wut. Warum nur? Es hätte verhindert werden können. Der Schmerz raubte ihm schier den Atem und katapultierte ihn geradewegs in den Wahnsinn. Raguel ging es nicht anders. Er wußte es, ohne mit ihm zu sprechen. Doch er fühlte seinen Schmerz, gekoppelt mit seinem. Jeder einzelne der Brüder würde den doppelten Verlust, die doppelten Schmerzen und die doppelte Hilflosigkeit spüren. Raguel legte seinem Zwilling locker die Hand auf die Schulter. Hier war nicht der richtige Zeitpunkt über die Schuldfrage zu reden. Sweeny hielt den Blick gesenkt und gab den Weg zum Krankenzimmer, indem die Mutter der Beiden lag und starb, frei. Raguel stützte seinen Bruder, er war schon immer der sanftmütigere der Beiden gewesen. Gemeinsam tratten sie ins Zimmer und als die Tür ins Schloss fiel, war das Geräusch was sie von sich gab, Sweenys Anklage.

"Asche zu Asche. Staub zu Staub." Raguel und Sariel warfen die weiße Rose auf den Sargdeckel. Heute war ein schwarzer Tag, doch alles hatte seinen Sinn. So trösteten sie sich jedenfalls. Mit 22 Jahren wurden sie zu Halbwaisen. Sie mußten ihre überalles geliebte Mutter beerdigen nur weil.....Sariel straffte die Schultern, unabläßlich flossen die Tränen über seine Wangen, die er halbwegs mit der Sonnenbrille die er trug zu verstecken versuchte. Raguel war sein Fels, so wie Sariel Raguels Fels war. Sie beide hatten um Gottes Kraft gebetet, gefleht. Doch sie blieb aus. Taub und ausgemerzt von allem Kummer konnte Sariel nur Wut und Hass spüren.

Nun traten sie zur Seite und nahmen die Beileidsbekundungen der Nachbarn und Freunde entgegen. Es hatte angefangen zu regnen. Natürlich weinte der Himmel, ein Engel kehrte Heim. Brenna O'Reilly war ein wundervoller Mensch gewesen, ihr Tod war und blieb einfach verfrüht.

Raguel war zumindest in der Lage zu nicken und sich zu bedanken, während Sariel sich nur seiner Waffe bewußt war, die er in der Innentasche seines Parkers trug. Noch drei Personen trennten sie von Concannon. Sariel würde ihn abknallen wie einen reudigen Hund und es würde ihm eine Freude sein, seine Hände in seinem warmen Blut zu suhlen. Er verdiente das Leben nicht.
"Aber verdient er denn den Tod?" sprach Raguel und zeigte damit einmal mehr, dass er keinen einzigsten Gedanken vor seinem Zwilling verheimlichen konnte. "Nur Gott allein darf richten, Sariel." sprach er im scharfen Tonfall. "Ist er nicht bestraft genug, mit der Gewissheit, dass er einen Menschen getötet hat? Gottes Wege sind unergründlich." sprach er und zog seinen Bruder in die Arme, der an seiner Schulter schluchzte wie ein Kind und um Kraft bat vergeben zu können.

NVG: 24.03.04 (extremly *gg* "Der blutige Pfad Gottes gefakt)
 
Ja, Concannon war bestraft für sein Leben und Raguel konnte nichts als Mitleid für diesen armen Tropf empfinden, der noch nie mir seinem Leben klargekommen war, nicht mit seiner Alkoholsucht und auch nicht mit dem Verlust von Frau und Kindern, durch den Alkohol. Einen Verlust, den er nur immer weiter im Alkohol ertränken zu ersuchte, anstatt sich davon los zu sagen.

Raguel empfand keine Wut, abgesehen von der seines Bruders, die er ganz deutlich mitbekam. Stattdessen kroch ein betäubender Schmerz in ihm empor, der ihm den Atem zu lähmen schien. Der Schmerz die wichtigste Person ausser seinem Bruder verloren zu haben – für immer – und nicht nur das. Seine Mutter hatte ein Geheimnis mit ins Grab genommen und ihr Schweigen würde einen weiteren tiefen Verlust für ihn und Sariel bedeuten.
Offiziell waren sie zu Halbwaisen geworden, aber in ihrem Herzen waren sie alleine, denn ihr Vater existierte zwar noch – ohne Zweifel, oft genug hatte Brenna von ihm erzählt – doch das letzte Mal, dass Sariel und Raguel ihn gesehen hatten war Jahre her. Sie mochten grade 6 Jahre alt gewesen sein, vielleicht 7, nicht älter. Von ihrem Vater war nicht mehr als die trübe Erinnerung geblieben, ein Gesicht, weit in Schatten verborgen.
Seit diesem Tag war er nie wieder aufgetaucht – nicht persönlich. Von Zeit zu Zeit hatte er geschrieben, ihrer Mutter geschrieben, nur um sie wissen zu lassen, dass er noch am Leben war.


Der Whiskeyvorrat war schnell aufgebraucht und beide Brüder waren sich mit Brechreiz der Tatsache bewusst, dass sie an diesem Tag um keinen Deut besser waren, als Concannon, ihre Trauer einfach mit dem Alkohol abzutöten. Aber es war egal, denn nur so hatten sie endlich die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen, für einen kurzen Moment den Schmerz innehalten zu lassen. Sariel, der sich auf dem Sofa ausgestreckt hatte, dämmerte langsam ein und Raguel strich in einer sanften Geste durch das Haar seines Ebenbildes.
Eine ganze Weile sass er so still da und stellte mit Zufriedenheit fest, dass der Alkohol nicht nur seinen Körper und seine Sinne lähmte, sondern auch seine Gedanken so zähflüssig fliessen liess, dass er kaum mehr zu sagen vermochte, warum dieser Tag so düster war. Sein verklärter Blick wanderte unstet durch das Zimmer und nach einer schieren Ewigkeit hielt der umherwandernde Blick inne, zur Tür gerichtet.
„​
Mum“, flüsterte Raguel mit erstickter Stimme und ein wenig träge. Was hatte das zu bedeuten? Waren es seine Wünsche, die Realität geworden waren oder Sariels Träume, die Form angenommen hatten? Konnte es denn wirklich seiner Mutter Geist sein? An so etwas hatte Raguel noch nie geglaubt, aber der Gedanke war zu tröstlich.
Eine Hand legte sich auf die Schulter seiner Mutter, die ihm zuwinkte. Langsam schob sich eine weitere Gestalt hinter sie: Sein Vater, zweifelsohne. Es waren keine Hirngespinste, sondern Erinnerungen, die in ihm empor krochen. So viele Jahre hatte er das Gesicht seines Vaters nicht mehr gesehen und nun, ehe er sich so recht sein Gesicht – das tief unter Jahren von Erinnerungen verschüttet war – einprägen konnte, hatten sich beide Gestalten jäh aufgelöst.

Wie von Sinnen fuhr er mit einem wütenden Schrei vom Sofa auf. Neben ihm fuhr Sariel aus dem Schlaf empor und sie wussten, ohne das einer dem anderen etwas erklären musste, was sie zu tun hatten.
Raguel stürmte durch die winzige Wohnung, ins Zimmer seiner Mutter. Schreibtischschubladen, das Nachtschränkchen... die Inhalte sämtlicher Regale leerten sie auf dem Bett aus und vier Hände gruben nervös in den Unterlagen herum.
Keine Briefe. Nicht ein einziger!
Gut eine Stunde lang wüteten die beiden durch das Zimmer, aber es blieb Hoffnungslos.
Nichts!
Seufzend sanken beide zugleich auf das Bett ihrer Mutter und nun war es endlich an Raguel die Tränen vergiessen zu können, die zuvor Sariel alleine für sie beide hatte weinen müssen. Schluchzend lagen die Brüder sich in den Armen, nicht nur um des Verlustes ihrer Mutter willens weinend, sondern auch um die Hoffnungslosigkeit je ihren Vater wieder zu finden.

Raguel“, raunte Sariel mit erstickter Stimme, dicht am Ohr seines Bruders und drückte ihn noch einen Moment fester an sich. Dann sprang er auf und zog wortlos aus dem Inneren der herabhängenden Deckenlampe hervor. Es waren tatsächlich Briefe, an ihre Mutter, ein kleiner Stapel, der ordentlich mit einem Satinband zusammengebunden war, wie in schlechten amerikanischen Filmen die alten Liebesbriefe der Eltern, die man auf dem Speicher fand.
Haben wir wirklich das Recht dazu, Sariel?“ Auch wenn Raguel lächelte, als würde sein Herz für diesen Moment wieder aufblühen, ihn plagten die Zweifel daran, dass es rechtens wahr Briefe zu lesen, die eigentlich ihrer Mutter galten und vielleicht nicht für ihre Augen vorbestimmt. Vielleicht war es auch die Angst einer bitteren Enttäuschung.
Wir müssen, Raguel. Wir müssen!“ Und Raguel nickte. Ja, genau um dieses Gefühl wusste er auch: Ihren Vater zu finden war das Einzige, was jetzt noch zählte.
Woher das Gefühl kam, das beide Brüder so prägte, konnte keiner von ihnen sagen, aber es war da und es war gut so.


A.I.M 25/03/2004
 
Der Entschulss der Brüder war gefasst. New York. Lieber schon gestern als heute. War es der schlichte Wunschtraum der veranlasste nach Übersee zu reisen? Oder einfach die bittere Erkenntnis dass es ihr in Irland nichts mehr gab, dass sie hielt. Sicherlich, Raguel und Sariel hatten ihren Glauben, aber der würde auch noch da sein wenn sie in die USA reisten.

Alle nötigen Dinge für ihre Abreise waren schnell erledigt. Sämtlicher Besitz der Mutter und selbst ihr eigener ging über an die Kirche. Sicherlich, ihre Freunde würden sie mehr als nur vermissen und in ihrer Arbeit als Polizisten hatten sie sich stets mehr als nur Wohl gefühlt. Ein einzelner Augenblick der Sariel und Raguel unwiderruflich veränderte, niemals könnte und niemals würde es wieder so sein. So verbrachten die Brüder die letzte Nacht in dem Haus ihrer Kindheit, ein Haus voller Liebe, ein Haus das so voller Erinnerungen steckte.

Sariel würde in dieser Nacht keine Tränen mehr vergießen, dafür würde er etwas tun, was er noch niemals zuvor hatte tun müßen. Er entzog Raguel jeglichem seiner Gedanken. Still lag er auf seinem Bett und staarte in die Dunkelheit hinein, dass letzte mal das er so hier liegen würde. Dies waren Zeiten für die ersten und die letzen Male. Die letzte Nacht in dem Haus, das erste mal war er nur Sariel, keine geistige Verbindung zu seinem Bruder. Es mußte einfach so sein. Der Groll den er in diesen Stunden empfand war schlimmer, war stärker als jede Wut, jeder Zorn. Ja, Sariel war wirklich oft wütend, nicht vorsetzlich, aber er wars. Das was Raguel zu sanftmütig war, er der jüngere Zwilling zu hartherzig. Wollte er seinen Vater wirklich finden? Wollte er das? Er hatte sie, ihre Mutter und seine Bruder einfach im Stich gelassen. war gegangen ohne ein Wort darüber zu verlieren. Eine altbekannte, ruhige und so tiefe Stimme sprach in seinem Kopf, für einen Moment dachte er es sei Raguel, aber nein. Diese Stimme hatte schon so lang nicht mehr zu ihm gesprochen. "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß es dir wohlgehe und du lange lebest auf Erden. Dies ist das vierte Gebot von Gott für uns Menschen auferlegt. Nur zehn Gebote, leicht zu befolgen und die Welt wäre ein besserer Ort" die Stimme seines Vaters echote leise in seinem Kopf und Sariel glaubte schon den Vorsatz nicht zu weinen nicht einhalten zu können. Ja, ehre Vater und Mutter. Aber wie sollte er ehren wenn sein Vater sie einfach im Stich gelassen hatte?

Der Schlaf übermannte ihn mitten in seinem Zorn. Der Zorn gegen sich selbst, weil er so niemals der Mann würde seien können, der er seien möchte. "Sariel" vorbei war es mit der Nachtruhe als sein Bruder ihn sanft an der Schulter rüttelte. Er schreckte auf, vom Schlaf noch nicht ganz entlassen und sah in das Gesicht seines Zwillings, seinem Ebenbild. Die Strin von Sorgenfalten durchfurcht.
"Tu das nie wieder" herrschte der sonst so ruhige, ältere Bruder. Schwer zu erklären was es war, aber etwas hemmte die Beiden als sie sich schweigend ansahen, doch Sariels Gedankenblockade zerstob in tausend Teilen als sei sie niemals dagewesen.

"Er hat uns nicht im Stich gelassen" sprach Raguel ruhig. Nein, O'Reillys liessen sich nicht einfach im Stich und ohne sich dessen bewußt zu sein sprach er weiter um sich und seinen Bruder zu trösten. "Und wir werden sein, des Herren Krieger. Der Glaube wird unsere Waffe sein und er wird uns führen mit Sicherer Hand. Er liebt die Menschen gerade wegen ihrer Unvollkommenheit, doch solang es Gotteskrieger auf Erden gibt wird das Schlechte niemals triumphieren können." Raguel wußte nicht das er den genauen Wortlautes seines Vaters noch kannte, aber endlich nach endlos langer Zeit begriffen die Brüder den Sinn.
 
„Ich kann kein Wasser mehr sehen!“
Lachend schlug Sariel seinem älteren Bruder auf den Rücken. „Mann, Raguel, wir sind an der KÜSTE aufgewachsen. Was ist denn los mit dir? Wirst doch nicht etwa alt?“
Natürlich wusste Sariel, was Raguel auf der Seele lastete, genauso wie Raguel wusste, was Sariel zur Zeit beschäftigte.
„Wir werden ihn finden, Raguel...“
Raguel entliess seinen Bruder mit einem kurzen Nicken, er wollte Ruhe haben und Sariel wusste es, unweigerlich.
„Vater...“ murmelte er in die raue See hinaus, als er alleine an Deck stand. Was hatte ihren Vater nur von zu Hause fort getrieben? Warum hatte ihre Mutter ihnen nie erzählt, was mit ihrem Vater war, wo er war und vor was er davon lief? War er freiwillig fort gegangen oder gab es einen Grund, den sie noch nicht verstehen konnten?
Schweigend zog Raguel die zerknitterte Postkarte aus der Tasche seines Parkers. New York, die Skyline und nur drei Worte auf der Rückseite – abgesehen von der Adresse die dieses Mal ihnen galt, den Söhnen, nicht der Mutter. Wusste er längst Bescheid? Aber woher? -, in der Handschrift ihres Vaters: „Aequitas et Veritas“.
„O’Reilly? Musst du die Fische füttern oder was hält dich von der Arbeit ab?“ Humpelnd kam der alte Kauz – noch ein echter Ire, mit seinem feuerroten Haar, das langsam ergraute, ebenso wie sein Rauschebart – auf ihn zu und schlug dem jungen Mann auf die Schulter. „Ich war noch nie Seekrank und werd’ es auch nie sein, Connor“, gab Raguel lachend zur Antwort und stopfte die Postkarte wieder in die Jacke zurück. „Ja ja, warte nur bis du erst mal einen richtigen Sturm mitgemacht hast, m’in Jung’“ brachte Connor unter husten hervor.
„Hey, ihr zwei Turteltauben! Fasst mal lieber mit an!“ Und die Worte waren noch nicht ganz ausgesprochen, als ein drei Finger dickes Tau bereits auf Connor und Raguel herabpolterte. Lachend stand Sariel über ihnen, auf dem Dach der Kajüte und bereitete die Segel vor. „Ich wollte heute noch aus dem Hafen“, verkündete er lauthals.
„NOCH bin ICH hier der Kapitän“, brummte Connor seinerseits vergnügt. Wenigstens hatten die beiden Jungs ihren Lebenswillen wiedergefunden. Das ganze Dorf war in Sorge gewesen, als sie schliesslich auch noch ihren Posten gekündigt hatten, hatte man das schlimmste befürchtet. Aber anstatt – den Befürchtungen der Gemeinde nach – sich einzuigeln und in ihrem Leid zu ertrinken, hatten die Brüder beschlossen einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.
Während Sariel noch Connor eine schlagfertige Antwort entgegenbringen wollte, war Raguel bereits aufs Dach geklettert und warf sich auf Sariel, um ihn unter einem Berg von Tauen zu Fall zu bringen...


„Meinst du Sweeny hat ihn angerufen?“ Warum fragte Sariel eigentlich, er wusste doch genau für wie unmöglich Raguel und auch er selbst diese Möglichkeit hielten. „Nein, unmöglich.“ Raguel warf seinem Bruder einen ernsten Blick zu. „Ich denke... er wusste es.“ Es war die einzig mögliche Erklärung, warum einen Tag nach der Beerdigung ihrer Mutter bereits diese Postkarte in ihrem Briefkasten liegen konnte. Es war die einzig mögliche Erklärung, die beide Brüder wahr haben wollten, denn an Zufälle zu glauben hatten sie sich schon lange abgewöhnt.
„Wie sollen wir ihn finden?“ Ein tiefer Blick in die Augen des jeweils anderen Bruder folgte, als wenn jeder dem anderen bis auf den tiefsten Grund der Seele blicken wollte. „Wir werden ihn finden... wir werden uns finden“, verbesserte sich Raguel selbst. „Wir wissen nicht einmal mehr wie er aussieht, Raguel.“ „Weil es unwichtig ist, Sariel. Wir sind...“ aber Raguel sprach nicht zu Ende, denn das Wissen legte sich wie ein schimmernder Chiffonschleier über beider Gedanken. Sie waren eins, ein Fleisch und Blut und keiner würde den anderen jemals leugnen können.
Mit einem – nach all dem erfahrenen Verlusten für Aussenstehende nicht nachvollziehbarem – zufriedenem Lächeln, sanken beide Brüder auf ihren schmalen Betten zurück und wurden von einem warmen, friedlichem Schlaf umarmt. Jeder von beiden war sich der Nähe des anderen bewusst, als würden sie Seite an Seite ruhen... aber noch jemand war dort, der schützend die Hände über sie hielt...
 
Aufgrund des Titels hatte ich eine Engelgeschichte erwartet...

Soll diese noch weitergehen?
 
Puuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuush, aus der Versenkung. Ich habe endlich mal weiter geschrieben. Ach ja, Salomé du bist dran *g*


Äußerst kritisch musterte Sariel den Raum der nun seine neue Bleibe sein sollte. Dusche und WC, ganz ohne Abtrennung am Ende des Raumes; ein Gasherd sollte die ganze Küche sein, ein Tisch, zwei notdürftig zusammengezimmerte Stühle, zwei Matratzen bildeten ihre Schlafstätten.
Mit einem lautem Rumms ließ er seinen Seesack fallen und wagte einen Schritt vorwärts: Der Gestank setzte dem Verfall der Unterkunft die Krone auf.
Scharf zog der jüngere der Zwillinge die Luft zwischen den Zähnen ein und wirbelte bedrohlich zu Raguel herum.
"DAS ist unsere Wohnung?" schnauzte er seinem Gegenstück entgegen. Sariel zitterte vor ungebändigtem Temperament. Sein zweifarbiges Augenpaar brannte sich in den Blick seines Bruders, während er stark nach Luft schnappte.
Raguel, der stets gedanklich an seinen Bruder gebunden war, kannte diese Ausbrüche und der gegenwärtige Unmut Sariels konnte ihm nichts anhaben. Er grinste lediglich und zog die Schultern empor, als wollte er sich vor Schelte ducken. So schnell Sariels Wut gekommen war ebbte sie auch wieder ab. Raguel, sicher dass sein Bruder ihm nicht böse sein konnte, klapste ihm auf den Rücken und erklärte ungebremst fröhlich.
"Ich nehm das hintere Bett." Damit schnellte er vor um sich dieses auch zu sichern. Sariels Versuche ihn festzuhalten nützte nichts und das Zerren an der Kleidung wurde einfach ignoriert. Fröhliches Gelächter erfüllte die abrissfällige Unterkunft.
Sie waren in New York! Nun würden sie ihren Vater finden. Da war es doch ein leichtes darüber hinweg zu sehen, dass sie mit der Wohnung übers Ohr gehauen worden waren. Sie würden wieder eine Familie sein. Nur das zählte. Dafür würden sie alles in Kauf nehmen.

Nur wenige Stunden später hatten die Brüder sich provisorisch eingerichtet, waren frisch geduscht und hatten sich, wenn auch widerwillig, in ihre Sonntagskleidung gezwängt. In rund zwanzig Minuten hatten sie ein Vorstellungsgespräch beim NYPD. Vater suchen - und finden - in allen Ehren, aber von irgendwas müssten sie ja leben.
Wie immer war Sariel der letzte und suchte verzweifelt seinen Schuh, während das Radio in die Stille hineindudelte, nur um in einem unaufmerksamen Augenblick von den neusten Meldungen unterbrochen zu werden: >>Die Mädchenleiche liess sich bis jetzt noch nicht identifizieren, aber die Perversion mit der der Täter vorging läßt sogar die zuständigen Behörden den Atem anhalten<< Der Rest des Berichtes ging ungehört unter. Sariel und Raguel hatten in ihrem Treiben inne gehalten und sahen einander an. Der Kummer der nach Beiden griff, wollte ihnen einfach die Herzen zerbersten lassen, bittere Tränen blitzen in beider Augen und nicht eine konnte geweint werden.
"Wir müssen los." mahnte Raguel mit kratziger, kummervoller Stimme. Sariel nickte stumm, um wie sein Bruder zuvor seine Pistole in das Halfter an seiner Seite zu verstauen.

"Irre Iren will niemand einstellen." der fettleibige Sergeant hatte unansehlich über seinen recht flachen Wortwitz gelacht. Allein Raguel war es zu verdanken, dass Sariel sich hatte im Zaum halten können. Die nichtigen Erklärungen, die Iren hätten eine andere Vorhergehensweise als die Amerikaner, waren in dem Unverständnis der Brüder untergegangen. Man hatte sie einfach abserviert und sie erhielten keinerlei Chance sich zu beweisen.
Missmutig nippte Raguel an seinem Guinness und starrte seinem Bruder entgegen. Wie eine unkontrollierbare Flamme züngelte Sariels Wut in seinem Innern auf, Raguel spürte es am eigenem Leib. Er war zu sehr in Rage um seine Gefühle zu kontrollieren und sie vor seinem Zwilling abzuschirmen.
Mooldon, der unförmige Wirt des Pubs brachte den Beiden einen großen Teller voll Stew.
"Mit lieben grüßen von meiner Frau." Er lächelte mitfühlend und klappste Raguel auf die Schulter. Raguel fühlte eine warme Woge von Nächstenliebe und lächelte den Mann dankbar an als dieser weitersprach: "Ausländerhass gehört hier leider zum Alltag", murmelte der ältere Mann und liess die Brüder mit ihren trüben Gedanken allein. Wenn sie alle nur zusammen hielten, dann wäre die Welt ein viel ansehnlicherer Ort.

"Vielen Dank. Bis Morgen." verabschiedete sich Raguel und schob sich hinter seinem Bruder durch die Tür. Er war zwar nicht über den Verlauf des heutigen Tages erfreut, aber er fühlte sich deutlich besser als vor dem Besuch im Pub. Er brauchte keine Worte, um zu wissen, dass es seinem Bruder nicht anders erging, auch wenn seine Wut auf den Sergeant noch lang nicht abgeflaut war. Stumm gingen sie nebeneinander her und jeder einzelne saugte die Atmosphäre von New York bei Nacht tief in sein Innerstes. Die bunten Lichter, der kopfsteingepflasterte Asphalt auf dem sich das Regenwasser vom Nachmittag abgesetzt hatte und ihn wie glasiert erschienen liess, die Luft die einfach nach Großstadt roch, gepaart mit den Abgasen der Autos und der Gerüche verschiedener Geschäfte.
Die lang verwinkelten Gassen schienen genauso auszusehen wie man es ihnen im Fernsehen immer weiß machen wollte. Wäre es nicht so abwegig hätten sie denken können sie spazierten gerade in eine Filmaufnahme. Nur die Sterne und der Mond, die fehlten und liessen sich auch vor lauter Hochhäuser nicht ausmachen.
Aber das es die Realität war wußten Beide als sie den markerschütternden Schrei einer Frau hörten. Ohne auch nur einen Gedanken zu verschwenden stürtzen sie los. Zwei Gehöre sind aufmerksamer als eins und so machten sie sich am Ende der Gasse nach links auf, wo sie nichts weiter als Schatten ausmachen konnten. Raguel nickte auf die stumme Frage seines Bruders und griff beinahe zeitgleich wie Sariel nach seiner Waffe, um diese mit der Bewegung jahrelanger Erfahrung zu entsichern und durchzuladen.
Der wache Verstand der Brüder liess sie die Situation erkennen und einschätzen. Ein etwa 2m großer, etwa 200 Pfund schwerer, weißer Kerl, dessen Gesicht von Alkohl und Geilheit aufgedunsen war, zerrte an der Kleidung der ungefähr 18 jährigen, dunkelhäutigen, zierlichen Frau. Sie wimmerte und tratt nach ihrem Angreifer. Sie hatte keine Chance, der Mann hielt sie fest im Griff. Die Situation einzuschätzen und zu bewerten gehörte für die Brüder genauso zur Routine wie sich die Schuhe zu zubinden.
Sariel keuchte schwer nach Atem. ~Warte~ mahnte sein Bruder und verlieh seinen Gedanken Gehör in Sariels Kopf. Ein Beobachter hätte denken können die Brüder hätten diese Gesten einstudiert, denn erneut machten sie einen Satz vorwärts, zeitgleich.
"Lass das Mädchen los." zischte Sariel, Raguel aber war es der dem Mann bereits mit dem Kolben der Waffe auf den Hinterkopf hieb. Das Mädchen, in blinder Panik, wandte sich, schrie, Todesangst bemächtigte sich ihrer. Als Sariel sich zu ihr hinunter beugte, um ihr seinen Parker um den Leib zu schlingen, hatte sie das Bild von Racheengeln vor ihrem Auge. Denn so wirkten die Brüder, wie zwei Racheengel, deren Parker wie schwarze Flügel hinter ihnen wehten und sie hätte schwören können einen leisen Gesang zu hören

"Wir tun Ihnen nichts." sprach Sariel und hüllte sie in seiner Jacke ein. Vermutlich hatte ihr Angreifer sie doch auf den Kopf geschlagen, denn tatsächlich fühlte sich die Jacke wie eine Umarmung eines Federkleides an.
Raguel, kümmerte sich derweilen um den Ganoven und obwohl der bullige Mann sich nach Kräften wehrte, fluchte und schimpfte, konnte er nicht leugnen wie etwas Mächtiges, etwas von einer anderen Welt, nach seinem Innersten griff.
~Schnell!~ Wieder ertönte die Stimme Raguels in Sariels Kopf und nachdem nun das Mädchen fürs erste versorgt war tratt er neben seinen Bruder, die Pistole im Anschlag.
Später würde das Mädchen nichts berichten können, sie war ohnmächtig geworden würde sie meinen, aber sie spürte noch immer die zärtliche Umarmung ihrer Seele, wie eine Liebkosung in ihrem Innern. Es musste schnell gehen, doch dass sollte für die Zwillinge kein Hindernis darstellen. Sie woben ein Netz aus Illusionen, aus Gefühlen und Erinnerung und so hüllten sie das Mädchen in sanften Schlaf begleitet von dem Geräusch eines friedlich plätschernden Baches.
Für den Mann allerdings war das jüngste Gericht gekommen. Raguel und Sariel ragten bedrohlich vor ihm auf, er konnte sich nicht mehr dran erinnern, aber er kniete nun vor den Brüdern, den Blick gesenkt. Während die Zwillinge synchron zu sprechen begannen, hörte er tiefstes Donnergrollen und der Himmel färbte sich blutrot, wie das Blut was er all seinen Opfern genommen hatte. Die Schatten, die hinter den Iren züngelten waren wie schwarze Flügel, in ihren Gesichtern sah er Bedauern, Mitgefühl und die Rache seiner Opfer.
"Wir kommen, zu richten, die Lebenden, zu rächen die Toten. Sühnen sollst du deine Schuld mit deinem Tod. Büße für deine irdischen Vergehen und vergeben wird der Herr." Ohne dass es sich nachvollziehen liess, ragten die Brüder, die dunklen Engel nun hinter ihm auf und hielten ihm die Waffenläufe an seinen Hinterkopf. Sariel sprach leise und seine Stimme klang gleichermaßen kalt wie traurig "In Nomeni Patri..." Auch Raguel liefen die Tränen über die Wangen als er gemeinsam mit seinem Bruder den Lauf der Waffe lud, indem er den kleinen Hahn mit dem Daumen nach hinten drückte und sprach "...et Fili..." gemeinsam Sprachen sie den letzen Teil "...et Spiritus Sancti" die Schüsse beider Waffen waren eins und hallten in der Nacht wie ein einziger Schrei wieder, dann begann es zu regnen.
 
es bleibt mir keine wahl, ich muss meine bewunderung ausdrücken. mit wenigen worten tiefsinnige chars ins leben gerufen. gleich nach kurzer einführung in die handlung, top. animiert zum weiterlesen und ist spannend. hut ab.
übrigens, es könnte die geschichte zweier fiannas sein :alc:
 
Danke! Ihr zwei liefert wieder mal Glanzleistung ab...
Verfasst doch ein Buch ...
Ich jedenfalls mag Eure Texte sehr..
 
Reguel hatte seinen Bruder fest im Griff, doch Stüze war er ihm in keinem Fall. Das Wissen seine Schwäche wäre auch Sariels Schwäche ließ ihn durchhalten. Ermüdet, erschöpft, ausgelaugt ließ Raguel seinen Zwilling auf der Lagerstätte nieder. Sariel sank in sich zusammen wie ein nasser Sack. Der Weg zu Raguels Bett schien so unendlich. Kopfüber fiel er auf seine Madratze und stöhnte. >>Ich spüre meine Beine nicht mehr.<< jaulte der jüngere und war niemals mehr in der Lage seine Schuhe auszuziehen. Raguel hätte gegrinst wenn es nicht bedeutet hätte, er müßte einen Muskel regen. Nach der Nacht grenzte es an ein Wunder, dass die Zwillinge wohlauf waren. Ein Wunder oder Gottes Segen. Endlich legte sich der verdiente Schlaf über sie und bettete sie in himmlischer Ruhe und erholsamen Schlaf.

Vom Meer her brachte der rauhe Wind die salzige Brise mit sich. Flötenklänge lagen in der Luft. Eine Frau sang so lieblich wie das Loblied einer Harfe. Es roch nach Regen und nach Torf. Hohes und fröhliches Gelächter erfüllte die Luft und hier und da lugten die frech grinsenden Feen aus dem langem, buschigem Gras. Land der Kelten. Das Irland ihrer Kindheit. Herzschlag entfernt von Magie und Mythen. Rfanden sich wieder inmitten dieses Bildes, dass so perfekt war, dass es auch von einer Postkarte oder aus einem Bilderbuch hätte stammen können. Liebe, Harmonie und Frieden. Träume von Erinnerungen längst vergangener Tage. Ungewöhnlich war es nicht, teilten die Brüder doch stets ihre Gedanken, Freude, Ängste und erst recht ihre Träume. Aus der Ferne klang Kinderlachen und ohne zu sehen sahen sie sich selbst als Kinder mit der Mutter spielen. Wundervoller Erinnerung und grausige Wahrheit, der Schmerz über den Verlust der Mutter klaffte als eitrige Wunde wieder auf. Der Donner der weit enfernt grollte war lediglich Zeichen von Raguels Trauer und Sariels Zorn. Illusionierter Traum! Als der Wind schärfer blies und wütend an ihren Kleidern riss zerstob das geliebte Bild vor ihren Augen in tausend Teile. Aus den Harfenklängen wurden harte und agressive Gittarenriffe. Erinnerung zu Traum zu Illusion zu Vision. Das Schlagzeug nicht gespielt sondern gedroschen, schlug im Takt ihrer Herzen wie Pferdehufe. Alberne Szene. Sariel und Raguel gefangen in einem Musikvideo? Oder war es die Mischung aus Illusion und Traum die ihr Eigenleben entwickelte? Beide waren unfähig sich zu rühren, in Ketten gelegt von ihrem Traum.

Der Wind war zornig, Sinnbild für Sariels Wut was er nicht begriff. Hart und fest pfiff er über die grünen Wiesen und riss an den Gräsern, einzig um ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Fluchend versuchte sich der jüngere Zwilling loszumachen, anzugreifen wo er den Gegner nicht kannte. Zu kämpfen für die Ehre, für seinen Bruder, für Gottes Wille. Raguel war sein Anker rührte sich nicht und war die Ruhe die Sariel nicht sein konnte, während Sariel der Zorn war der Raguel nicht sein konnte, überzogene Darstellung ihrer Charaktere.

Übernatürliche, gleißend hellte Blitze zerissen den dunklen Himmel in Millionen von teilen. Blitze, geformt aus Menschenleid und des Menschen Schwäche, jede weiteren Blitze waren Angriffe auf die Seelen der Zwillinge.
>>Herr, wir befehlen unseren Geist in deine Hände<< Doch das ersehnte Ende kam nicht in Sicht. Zu dem Gitarren- und Schlagzeugspiel gesellte sich der Bass als Abbild für teuflisches Gelächter, jede angeschlagene Seite vibrierte in den Bauchdecken der Bruder.

Wieder zerstob das Bild vor ihren Augen und als der Sturm weiter um die Zwillinge tobte und kämpfte fanden sie sich im Auge des Orkans wieder. Bedrücktheit, die sich über sie stülpte wie eine Käseglocke. Ruhe in der Unruhe. Trügerisch und voller falscher Versprechen.

Einer der grünen Hügel Irlands erzitterte unter brachialer Gewalt, der Erdboden der sich auftat um IHN frei zu lassen
Passion. Lust. Trust. Rise. Fall. Hate. Love. Pain. JoyEin Wortgewitter das ohne Sinn auf die Brüder einschlug und ihre Leiber ohne Gegenwehr erzittern liess und ihnen deutlich machte, dass gott mächtige Widersacher besass.

Ein Mann der sich aus dem Erdboden auftat und mit schwarzen Schwingen den Himmel verdeckte und vor den Brüdern zum Stehen kam. Der Körper eines Krieggottes, die Schwingen hoch erhoben um Gottes Liebe vor ihnen abzuschirmen. Trügerisch verführerisch ohne dierekte Gefahr zu bedeuten. Lava statt Blut in dne Adern, Höllenfeuer im Blick. Die dunklen Schwingen von ruß geschwärzt, drahtig über die Federkiele gespannt ausgekleidet mit Muskelfleisch. Noch immer war es den Brüder nicht möglich sich zu rühren, wobei das Bedürfniss zu kämpfen ohnehin nachliess und sich für die Gleichmütigkeit verabschiedete. Gottes ausgestoßener Engel vor Gottes Krieger. Die breiten Schultern des Unbekannten geformt den Kummer des Todes zu tragen. Idiotie, dass er nichts am Leib trug außer einer ausgeblichenen Jeans. Wo begann der Traum und wo die Illusion? Sein gequältes lächeln nahm auch den letzen Zweifel. ER! Gegenstück der Engel und dennoch Engel. Gittaren statt Lobgesang, schwarz statt weiß. Verlust statt Vertrauen. Trauer statt Liebe. Ergebenheit statt Kampf. Kleiner, gefallener, dunkler Engel.

Ohne Mühe und mit der Alltäglichkeit der Jahrhunderte schlag der Unbekannte seine gefiederten Schwingen auf seinem Rücken zusammen. Sariel und Raguel taten nichts weiter als ihn anzusehen und als gegeben hinzunehmen was sie bekämpfen sollten. Jetzt schon in der trügerischen, verführerischen Monotonie eines Dämon gefangen.
>>Ist es nicht mein Recht ebenfalls geliebt zu werden?<< Die Blicke der Brüder waren gesenkt und glasig staarten sie ins leere. Die Stimme des Dämons war wieder ein Gegenstück zum Engelsgesang und von teuflischer Herrlichkeit. Unmöglich sich ihm zu entziehen. Die Musik spielte weiter und war Kontrast zur Gefagennahme des Geistes der Brüder.>>Hasst mich auf das ich Euren Hass als Liebe für mich mißbrauche.<<

Der Wind begehrte ein letztes Mal auf und Satans Sohn stand ungerührt wie der Fels auf zerrüttetem Boden. Sariel und Raguel gefangen im eigenem Traum, Sklaven der Mittellosigkeit. Synchrones Schulterzucken anstelle von Gottes Gerechtigkeit.

In einem wirren Strudel aus Farben und Formen durchdrang und umgab den Dämon das intensivste Blau und das kräftigste Grün was es auf Erden jemals geben sollte. Farbstrudel aus dem neues Leben und neue Welten hätten entstehen können. Luzifer der mit Farben ein Netz aus Mensch und Übernatürlichkeit wob. Ein blinzeln der Brüder später und eine Frau in flammenrot gekleidet, mit pechschwarzem, wallendem Haar und Augen einer Meeresgöttin war aus den Farbstrudeln erwachsen. Ihre Augen waren eigene Welten aus den Farben geboren. Ihr lächeln war kalt, berechnend und von seltsamer Traurigkeit. Fest presste sie sich an des Dämons rechte Seite und lachte auf. Ein Lachen einer Sirene, dass Männerlenden pochen liess. Links vom schwarzem Engel erwuchs das Gegenstück der Frau. Ein Mann, ein Krieger, mit gefährlichem verwegenem grinsen und identischen Augen wie die der Frau. Der Dämon spannte seine muskolösen, anmutige und schwarzen Schwingen auf und jetzt, einzig in dem Moment war er Herrscher über Alles Leben auf Erden. Die Frau an seiner Seite der Schlüssel, seine Währterin, der Mann an seiner Seite sein Schloss, der Krieger und Kämpfer.
>>Erinnert Euch<< sprach der Dämon und gleichzeitig löste sich die Szenerie in sich auf.

Schweissgebadet schreckten die Brüder auf, Worte waren nicht nötig aber der Atem der Männer brannte unnachgiebig in den Lungen. Zeitgleich flammte der verdrängte Schmerz in ihnen auf, die Ursache hatten sie nicht wahrnehmen wollen doch die eingebrannten Initialen straften den Traum Realität: D.D.D
 
*schluck*
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Jahaahaa, sehr passend *g* Danke dafür.

DU bist der Einzige der die Geschichte hier liest *g*
 
Super Geschichte, wirklich. Spannend und klasse geschrieben. Ich hoffe es ist euch bewusst das ihr weiter schreiben MÜSST? Ich will unbedingt wissen wie es weiter geht.
Lob und Anerkennung, ich bin begeistert!!!
 
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