Rabenruf (Munin I )

Lynx

Tinte im Blut
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13. April 2004
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Es ist ein Ausschnitt aus einem Charakterhintergrund:

( (c) by Lynx )

Leise knarzend wiegte sich das Schild im Wind. Längst wurde es nicht mehr von allen Streben des Drahtzaunes gehalten. Trotz der dünnen Eisschicht und des roten Staubes war seine Aufschrift zu erkennen. Quarantäne warnte in dicken Lettern jeden der lesen konnte davor, das hinter dem Zaun liegende Gebiet zu betreten.
Quarantäne, wie sehr sie dieses Wort in den letzten Jahren hassen gelernt hatte. Jeder hier, egal ob krank oder gesund, galt für die Außenwelt als Seuchenherd. Am schlimmsten waren die Spitalier. Die paar Male, die sie sich hatten blicken lassen, hatten sie statt zu heilen nur denuziantische Gedanken und Zweitracht gesät. Denn wer hier wirklich etwas hatte, und das war längst nicht jeder, lenkte sofort die forschenden Blicke der weißen Götter auf sich. Vor allem den außergewöhnlichen Patienten, wie die eigentliche Seuche dieser Region sie nannte, standen qualvolle Untersuchungen bevor.
Doch noch schlimmer war die Gefangenschaft. Niemand durfte hier raus. Wie ein schimmernder Wächter umzäunte er die Zone. Rein durfte jeder aber niemand war so verrückt, in das Land ohne Wiederkehr zu reisen. Diese Isolation brachte nur allzu oft Leid und Tod mit sich. Schöne weiße Götter!
Enodia biss sich auf die ohnehin schon blutige Unterlippe. Sie wusste, irgendwann müsste sie damit aufhören, wollte sie diese nicht eines schönen Tages verkrüppeln. Vor langer Zeit hatte sie es sich angewöhnt, in kniffeligen Situationen ihre Anspannung damit zu unterdrücken. Der Alte hatte nur geschmunzelt. Er war es, der sie trainiert hatte. Vor allem aber hatte er ihr das Lesen und Schreiben beigebracht. Er hatte ihr erklärt, dass Verständnis und Verständigung das A und O seien werden, wenn sie erst einmal entkommen wäre. Bis vor kurzem hatte sie nicht einmal seinen Namen gekannt. Es war eine ihrer zahllosen Prüfungen gewesen, diesen heraus zu finden. Enodia hatte sie alle bestanden oder überlebt, wenn auch einige nur, indem sie diese umging. Und heute war der Tag gekommen, dass Odin sie entließ. Er meinte es würde schon alles klappen und sie solle sich keine Sorgen machen.
Nun stand sie auf der kleinen Anhöhe, regungslos den Zaun beobachtend und dachte an die Zeit mit ihrem Mentor, oder besser mit ihrem Vater zurück. Unter ihr eröffnete sich das weite borcische Land; Die Freiheit. Der Schatten der alten Eiche gab ihr ein wenig Deckung, während die Zeit Minute um Minute verrann. Odin hatte ihre Geduld schon oft auf die Probe gestellt und im Laufe der Jahre hatte Enodia sich eine sehr ausdauernde Beharrlichkeit zu eigen gemacht. Doch heute geschah nichts. Weitere Minuten des stillen Harrens vergingen, ohne dass sich etwas regte. Das Mädchen wusste, würde sie jetzt versuchen den schimmernden Draht zu durchbrechen würde sie nicht weit kommen. Sie hatte schon einmal eine kleine Gruppe Ausreißer beobachtet. Nicht einmal die Hälfte von ihnen hatte es auch nur annähernd in die Freiheit geschafft. Man hatte Fallen um den Zaun herum aufgestellt, die einem im günstigsten Fall sofort töteten, anstatt zu verkrüppeln. Selbst wer diese überwand, hatte die eigentliche Hürde noch nicht überwältigt. Der schimmernde Draht war das eigentlich Gefährliche. An ihm fielen die Ausreißer wie die Fliegen. Odin hatte einmal etwas von Strom erwähnt, weitere Erklärungen aber unterlassen.
Ein kleiner roter Tropfen rann Enodias Lippe hinab. Noch immer war nichts passiert. Wenn sie weiter hier blieb, würde sie noch bemerkt werden. Die Sache gefiel ihr ganz und gar nicht. Es dauerte zu lange.
Gerade wollte das Mädchen im Geiste noch einmal den verschlungenen Pfad durch den Todesgürtel abgehen, da hörte sie das Bersten des Unterholzes hinter sich. Odins Stimme drang an ihr Ohr, doch da war noch etwas. Motorenlärm lies die Worte unverständlich werden. Verdammt, etwas war schief gegangen! Schutzsuchend zog Enodia sich in die Büsche zurück.
Die Geräusche kamen näher. Jetzt waren auch Stimmen zu hören. Männerstimmen die scheußlich grölten. Odin war der erste, der den Rand des Wäldchens erreichte. Hilfesuchend blickte er sich um. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Enodia pfiff kurz durch die Zähne, um auf sich aufmerksam zu machen. Tatsächlich entdeckte der Alte sie und kroch zu ihr in die Büsche.
„Bims hat uns verraten. Er sollte den Zaun lahm legen, aber er hat uns statt dessen diese Typen auf den Hals gehetzt. Sie werden mich töten.“
Das faltige, normalerweise recht fahle Gesicht des Alten hatte einen satten Rotton angenommen. Sein Atem pfiff leicht. Keuchend lehnte er sich ein wenig zurück.
„Nein, alter Mann. Wenn dann werden sie uns beide töten. Wir müssen sie überlisten. Wie viele sind es?“
Enodias Augen blitzten leicht auf. Diesmal war es keine Prüfung. Aber sie würde den Alten nicht zurück lassen, unter keinen Umständen!
„Zwei... Es sind zwei Männer auf Motorrädern. Sie werden gleich hier sein.“
„Gut, dann warte hier. Ich habe einen Plan“,
flüsterte Enodia und verschwand im Dickicht. Eigentlich war das ja gelogen. Sie hatte alles andere als einen Plan und wenn ihr nicht schleunigst einer einfiel hatten sie beide ein gewaltiges Problem. Sie war nur wenige Meter weit gekommen, als zwei Motorradfahrer aus dem Wald kamen. Ihre Maschinen waren schon leicht ramponiert und sie hatten einiges an Unterholz mit sich genommen. Unglücklicher Weise fingen sie an zu tuscheln.
Enodia biss sich auf die Lippen. Irgendwie musste man diese beiden Typen doch auch ohne Waffen erledigen können. Es schienen große zähe Brocken zu sein, beide in ranziges Leder gehüllt. Der eine von ihnen entlaubte ein wenig seine Maschine, während der Zweite ein Gewehr zog und auf die Buschreihen zielte. Das war gar nicht gut, nein, es war alles andere als gut. Mit zittrigen Fingern und pochendem Herzen beschloss das Mädchen weiter zu kriechen. Es musste hier doch irgendwo etwas geben, mit dem man die Männer auf Eis legen konnte. Ein leichter Anflug von Panik keimte in ihr auf. Langs würden sich die beiden sicher nicht dort aufhalten, sie wechselten bereits die Aufgaben. Wenn sie erst einmal damit begannen die Büsche zu durchkämmen wäre der Alte geliefert. Enodias Hände stießen auf harten Grund. Am liebsten wäre sie in dem steinernen Boden versunken.
Moment, Steine? Ihre Miene hellte sich ein wenig auf. Zumindest könnte man die Motorradfahrer damit ablenken. Natürlich war der Trick alt, doch in Erzählungen ging er immer auf. Die kalten Finger legten sich in eisernem Griff um einen kleinen Stein. Einen Augenblick verharrte die Hand regungslos. Dann warf Enodia den Stein mit aller kraft fort, hinauf in die Wipfel. Ein leises „Tock“ war zu hören, gefolgt von einem Schuss. Holzsplitter wurden aus der Rinde des Baumes gerissen und rieselten leise zu Boden. Sie hatte es vergeigt und voll vor einen nahen Baum geworfen.
Der zweite Fahrer hatte nun auch sein Gewehr wieder zur Hand genommen und begann in einem Bogen vom Baum aus herunter zu zielen.
„Kommt raus, kommt raus. Wo auch immer ihr ... seid!“
Enodias Herz blieb stehen, ihr Atem stockte.

(Abschnitt zwei ist gerade dabei abgetippt zu werden)
 
(Fortsetzung)

Der zweite Fahrer lies sie genau in den Lauf des Gewehres blicken. Ihre Linke krallte sich um den zweiten Stein. Sie selbst begann am ganzen Leib zu zittern. Am liebsten hätte sie jetzt losgeheult, doch ihre Angst war zu groß. Die Knie wurden ihr weich und machten ein Aufstehen schwer. Der pochende Herzschlag war zu einem einzigen anhaltenden Beben geworden. Mit rasselndem Atem wollte sie sich ergeben.
Plötzlich brach zu ihrer Linken lauter Lärm los. Ein uriger Schrei hallte am Rande des Wäldchens entlang, als Odin aus seiner Deckung stürmte. Ein zweiter Schuss löste sich, doch der Alte stürmte weiter. Entschlossen erhob sich nun auch Enodia und begann die beiden Jäger mit Steinen zu bewerfen. Sie traf nur recht kläglich, konnte aber verhindern, dass weiter geschossen wurde. Ihre Chancen stiegen, zumindest für den Augenblick. Doch das Glück währte nur kurz. Einer der beiden Jäger wendete seine Maschine und begann auf Enodia zuzurasen. Sie schluckte kurz und begann zu laufen. „Wie sinnlos!“, ging ihr noch durch den Kopf, als sie von hinten gepackt und mitgeschleift wurde. Die Zweige der Büsche und tiefhängende Äste peitschten ihren zierlichen Körper. Tränen rannen ihr über das Gesicht, als sie versuchte gegen die Schlieren aus grün, rot und braun anzuschreien. Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Höllenfahrt ein Ende hatte. Mittlerweile war nicht nur die Unterlippe blutig. Etliche rote Striemen zogen sich über ihren Körper. Aus vertränten Augen sah das junge Mädchen wie sich zwei Gestalten am Boden wälzten. Am liebsten hätte sie eingegriffen, doch ihr Körper hatte spontan beschlossen sie winselnd hängen zu lassen. Als sie endlich aus dem Griff des Jägers entlassen wurde, sank sie kraftlos zu Boden. Ihr Häscher lehnte sich nur lässig auf den Lenker des Motorrades und begann seinen Kumpanen anzufeuern. Offensichtlich genoss er es, dass die beiden Männer sich in einer Blutlache wälzten.
Enodias Blick klärte sich nur langsam. Ihre Augen brannten und ihre Glieder schmerzten. Die beiden Gestalten rangen noch immer mit einander. Wie viel Zeit war wohl vergangen? Sie wusste es nicht, genauso wenig wie sie wusste was nun zu tun war. Über ihr dröhnte eine Stimme aus weiter Ferne an ihr Ohr.
„Jetzt reichts! Mach den alten Sack endlich kalt.“
Verzweiflung machte sich in Enodia breit. Sollte es so enden? Wozu das ganze Training, die ganzen Prüfungen? Es konnte doch nicht sein, dass sie nun so jämmerlich versagte. In all den Jahren war Odin für sie der Vater gewesen, den sie nie hatte. Er hatte ihr so viel gegeben. Vor allem aber hatte er ihr wahre Stärke vermittelt. Die Stärke nicht aufzugeben und immer weiter zu machen, egal wie brenzlig die Situation auch war. Wenn sie jetzt aufgab wäre alles verloren, alles wofür Odin gekämpft hatte. Nein, Enodia war kein undankbarer Schüler! Sie würde kämpfen. Und sie würde überleben.
Mit einem Ruck riss sie ihren rechten Arm unter ihrem Körper hervor und ergriff das Fußgelenk ihres Jägers. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an.
„Lass... ihn... frei.“
Die Worte kamen nur stockend über ihre Lippen.
„Lass Odin... frei!“
Langsam begann sie sich aufzurichten. Der Motorradfahrer blickte sie ein wenig ungläubig und auch etwas amüsiert an. Wie ein gerade erweckter Zombie stand Enodia vor ihm und stierte ihn aus geröteten Augen an.
„Ja, sicher, Kindchen. Hast du sonst noch irgendwelche Hallus?“
Er lachte spöttisch und gab ihr eine Ohrfeige.
„Los, setz dich hin und warte bis du dran bist.“
Dieses Mal ging Enodia nicht zu Boden. Langsam wischte sie sich das Blut von der Unterlippe, ohne den Blick von den Augen ihres Gegners abzuwenden. Einen Augenblick sahen sie sich einfach nur stumm an. Dann schnellte Enodias Bein nach oben. Der Tritt war nicht stark, doch er traf den Mann direkt am Kinn. Der Jäger gab ein leises Stöhnen von sich, als er rücklings von seinem Gefährt kippte. Gerade wollte er sich aufrappeln, als das junge Mädchen sich auf ihn stürzte. Fäuste prasselten auf ihn ein, ohne dass sie wirklich Schaden anrichteten. Es war ein Leichtes für ihn seine Angreiferin einfach beiseite zu stoßen. Viel schneller als sie sprang er auf und packte sie am Kragen.
„Kleines Biest“,
brummte er ihr zu und schleuderte sie vor sein Motorrad. Der Schmerz explodierte in Enodias Rücken, als sie unsanft gebremst wurde. Etwas langes aus Metall drückte sich in ihr Rückrat. Mit hastigen Schritten kam der Mann auf sie zu. Verzweifelt tastete sie hinter sich, nach jeglicher Art von Verteidigung suchend. Ihre Finger spürten etwas hölzernes, einen Griff oder so etwas. Der Mann kam näher. Was auch immer sie versuchte hinter sich hervor zu ziehen, es musste etwas Langes sein. Etwas wie... das Gewehr. Ihr Häscher stockte, als sie mit einem diabolischen Grinsen das Gewehr hinter sich hervorzog und schützend vor sich hielt.
„Hey man, mach keinen Scheiß, ich lass dich auch leben. Versprochen Kleines“,
stammelte er und hob leicht die Hände zur Besänftigung. Sie schwieg. Seine Nervosität war deutlich zu spüren. Vorsichtig machte er einen Schritt auf sie zu, vergeblich nach beruhigenden Worten suchend. Sein Fehler. Enodias Miene bleib regungslos als sie den Abzug betätigte.
Die beiden Ringer hielten inne, als sie sahen, wie der Jäger mit blutüberströmten Schädel zu Boden sank. Enodia erhob sich. Ihr Blick war kalt geworden. Langsam ging sie auf den zweiten Jäger zu. Ihr Opfer stand starr und ungläubig vor ihr. Als nur noch wenige Meter sie von einander trennten betätigte Enodia ein zweites Mal den Abzug. Der Schuss schien diesmal lauter zu sein, doch das kümmerte sie in diesem Moment nur wenig. Sie ließ das Gewehr sinken und mit ihm sank auch der Tote zu Boden.
„Enodia...“,
Odin stützte sich schwer auf sie.
„Es ... drei!“
Blut quoll aus seinem Mund hervor. Sein Blick schien fern zu sein. Als wolle sie seine Worte nicht verstehen schüttelte sie den Kopf. Zugleich lies sie prüfend ihren Blick über den Waldrand schweifen. Ein Schatten war zwischen den Bäumen zu erkennen. Wie ein düsterer Todesengel stand er dort und beobachtete sein Werk.
„Enodia ... trag mich. Ich gebe... Deckung.“
Das Gesicht des alten Mannes wurde von einem weiteren Schwall Blut gefärbt. Hilflos Blickte sie ihn an, nickte dann und lud ihn halb auf ihre Schultern.
Die Schritte fielen ihr schwer und sie schaffte es kaum den Mann mit sich zu schleifen. Wie sollten sie beide nun über den Zaun kommen? Sein Blut lief ihr warm und klebrig den Nacken hinunter. Für einen kleinen, morbiden Augenblick kam es ihr wie ein roter, samtener Schutzmantel vor. Doch schnell schüttelte sie diesen Gedanken ab.
Keuchend ging sie für einen Moment in die Knie. Der Pfad war noch so lang und ihr Mentor ruhte schwer auf ihrem schmerzenden Rücken.
Nur eines gab ihr jetzt noch die Kraft sie beide weiter zu schleppen, der Drohende Gewehrlauf hinter ihr. Sie wusste nicht, wo die Person nun war und ob das jetzt alles nur noch zur Belustigung des Heckenschützen diente. Aber sie musste es versuchen. Aufgeben kam nun nicht mehr in Frage.
Endlich erreichte sie den Zaun.
„Enodia... Kind. Du musst mich zurück lassen... Steige auf meine Schultern... Klettere... Lauf... ich bin zu alt...“
Die Worte Odins waren nur noch ein Wispern. Schwach lehnte der sich an den hölzernen Pfahl, der auf der anderen Seite die schimmernden Drähte auf Spannung hielt.
„Vater...“,
flüsterte Enodia. Es war das erste Mal, dass sie ihn so nannte. Vorsichtig gab sie ihm noch einen Kuss auf die Stirn und ging dann in die Hocke. Der Schütze war nirgends zu sehen. Noch einmal holte sie tief Luft, dann kam sie aus ihrer Deckung hervor. Mit zusammen gebissenen Zähnen zog sie sich an Odin hoch. Er gab ein leises Glucksen vorn sich, als er die Last spürte. Jetzt musste es schnell gehen. Enodia nahm alle Kraft zusammen, um sich auf die Schultern des sterbenden zu stellen. Vorsichtig, um nicht an die Drähte zu geraten, suchte sie Halt an dem breiten Pfahl. Über ihr schlug eine Kugel ins Holz. War das nun ein Warnschuss? Spielte der Schütze mit ihr? Oder hatte er ihren Kopf verfehlt? Vorsichtig zog Enodia sich hoch. Zeit um nachzufragen hatte sie schließlich keine. Gerade als sie sich am oberen Rand abstützte zerriss ein beißender Schmerz ihr linkes Bein. Mit zusammen gebissenen Zähnen gab sie einen zerknirschenden Laut von sich. Verbissen kämpfte sie gegen die Tränen an. Der Schmerz pochte in ihrem Bein und drohte sie zu überwältigen. Dennoch schob sie ihr rechtes Bein zur Seite, streckte es kurz und winkelte es an, um den Fuß auf den Pfahl zu schieben. Ein weiterer Schuss ging in ihre Richtung. Enodia biss die Zähne zusammen und schob ihren rechten Fuß vor. Endlich fand sie genug Halt, um sich abzustützen. Ein weiterer Schuss; Der Schütze schien langsam an sich zu zweifeln. Ihr Knie zitterte, als sie sich darauf abstützte. Doch es half alles nichts, sie musste auf die andere Seite. Mit einem Schrei stieß sie sich ab und spannte alles an, was sie noch anspannen konnte. Eine weitere Kugel wurde in dem Pfahl versenkt.
Enodia flog. Für einen Sekundenbruchteil fühlte sie sich vollkommen und frei. Sie schloss die Augen und atmete den Wind der Freiheit ein. Es war ein berauschendes Gefühl endlich frei zu sein.
Der Aufprall auf dem Boden holte sie in die Realität zurück. Neben ihr jagte der Schütze nun eine Kugel nach der anderen ins Erdreich. Hastig und ohne sich umzusehen begann das Mädchen zu kriechen. Stück für Stück zog sie sich vorwärts, das linke Bein nur noch hinterherziehend. Mit pochendem Herzen erreichte sie eine kleine Mulde. Erleichtert glitt sie hinein. Vor ihr erstreckte sich das weite borcische Land, die Freiheit. Die zerklüftete Landschaft würde ihr vorerst genug Schutz bieten, um die Quarantänezone hinter sich zu lassen. Geduckt begann sie vorwärts zu stolpern. Schon bald waren die Schüsse nicht mehr zu hören. Enodia hatte eine Straße erreicht, der sie nun folgen konnte. Der kalte Winde zerrte an ihren Kräften, doch er brachte auch ein Anzeichen von Zivilisation mit sich, ein Stück Papier. Erschöpft ließ Enodia sich auf die Knie sinken und hob es auf. Es war eine Zeichnung. Das Abbild eines Bärtigen Mannes. Er erhob die Hand zum Himmel zu den über ihm kreisenden Vögeln. „Odin entsendet Hugin und Munin“ stand in krakeligen Lettern darunter. Schwärze kam in ihr auf. Mit einem Lächeln sank Munin bewusstlos zu Boden.
 
ist spannend und liest sich gut, kann mich gut mit dem char identifizieren, würde mir spass machen, noch mehr zu lesen.
verletzungen sind gut beschrieben und die spannung wird über lange zeiträume gehalten.
wenn ich ehrlich bin,habe ich aber die ganze zeit darauf gelauert, dass eine mystische komponente hinzukommt, aber es erhält die spannung , abzuwarten, ob es "weltlich" bleibt, oder nicht.
teilweise wird ein bisschen "gepost" (im pulp sinne), sie trifft sofort, obwohl sie noch nie ein gewehr benutzt hat, der schütze verfehlt sie dreimal... aber vielleicht gibt es ja einen grund dafür ;).
fals nicht, hätte ich es noch einen tick lebensnaher und intensiver empfunden, wenn sie nicht unbedingt beim ersten schuss den gegner gleich tötet und der dritte wächter ihr vielleicht nur einen schuss versetzt ;).
anonsten habe ich aber nix zu kritisieren, wäre wirklich an fortsetzung interessiert.
 
Nen bisschen Posen musste sein, ist schließlich mein Charakter, den darf ich als Meister was "ausschmücken". :) Das die beiden ne Kopfschuss bekommen haben lag aber auch an den wundgeschriebenen Fingern...
Und den Heckenschützen wird man in einer Fortsetzung wiedertreffen. (Wer so gut daneben schießt kann nciht unwichtig bleiben)
Mystischer wirds allerdings nicht werden, ist schließlich für Degenesis.

Fortsetzungen wird es geben. Je nachdem wie oft in den nächsten Tagen Degenesis gespielt wird, winkt dann auch schon das nächste Kapitel.
 
aha, das war also ausgedacht und der rest wird "intime" ich befürchte dann eher einen qualitätsverlust ;).
hättest doch nicht verraten sollen, das keine mystik mehr kommt, manchmal bauen "weltliche " aktionen auch mystik auf (was der name und die bezugname zur nordischen mythologie ja eigentlich impliziert). dieses dreimal nicht getroffenwerden rief jedenfalls die assoziation eines schutzgeistes oder so, also z.b. eines rabens, der über einen wacht, hervor. das SIE einer der raben sein soll, wird imo auch erst durch deinen outime-post klar.

werd mir den nächsten teil auf jeden fall reinziehen, aber, wenn der handlungsstrang von deinen spielern abhängt, sind meine hoffnungen/erwartungen nicht besonders hoch ;) .
 
Der Handlungsstrang hängt noch lange nicht von den Spielern ab. Eher davon wie lange wir spielen. Je mehr ich mich mit einem Charakter beschäftige, desto eher kann ich an der Hintergrundgeschichte weiterschreieben. Bis zum ersten Zusammentreffen mit anderen Spielern wird noch viel Zeit und vor allem noch einige Seiten vergehen.
 
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