Rollenspieltheorie [Pistols at dawn] Shub-Schumann vs Skyrock: Abenteuerrollenspiel

Skyrock

t. Sgeyerog :DDDDD
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Das hier ist ein Pistols at dawn-Thread.
Die beiden wichtigsten Regeln:
1,) Keine Zaungastkommentare! Nur Shub und ich schreiben hier abwechselnd rein. Erst wenn Post #50 erreicht wurde oder einer von uns beiden von der Meinung des anderen überzeugt wurde dürfen andere kommentieren.
2.) Es wird hier zur Sache gehen. Wer keine verbalen Tiefschläge sehen kann klickt am besten gleich weiter.


Seit Jahren ist die deutsche Szene provinziell und amateurhaft. Ursache ist das Stimmungsspiel, das uns zuerst seit grauer Vorzeit von Kiesow eingebläut wurde und später von prätentiösen Storytellern weiter kultiviert wurde.

Ich definiere Stimmungsspiel als ein Spiel mit der Zielsetzung "Stimmung" und "Story" zu erzeugen, kurz gesagt den "atmosphärisch dichten Rollenspielabend", bei dem aber zusätzlich folgende Merkmale zutreffen:
- die Regeln haben nichts mit der Zielsetzung zu tun und sind obendrein unausgegoren und unausgewogen
- das Universalheilmittel dagegen ist die Goldene Regel, ergänzt mit so schwachsinnigen Parolen wie "ROLEplay statt ROLLplay" oder "Regeln sind nicht so wichtig, es kommt auf gute Rollenspieler an"
- der SL hat immer recht und darf jederzeit innere Glaubwürdigkeit und Regeleinhaltung opfern, um "Stimmung" und "Story" zu retten
- die Spieler haben keinen echten Einfluß aufs Spiel (schließlich kennen sie weder beabsichtigte "Stimmung" noch "Story" und würden damit alles kaputt machen); alles was sie machen dürfen ist in der SL-Eisenbahn sitzen, zuhören und "schönes Charakterspiel" betreiben

Das führt zu einem Teufelskreis: Weil die deutschen Rollenspieler nur schlechte Regeln kennen, die nichts als Grütze bringen wenn man sich an sie hält, halten sie Regeleinhaltung für schlechtes Rollenspiel. Das verstärkt die Haltung dass Regeln nicht so wichtig seien, womit noch unausgegorenere Regeln rauskommen, die noch stärker die führende Hand eines SLs benötigen damit ein funktionales Spiel rauskommt.



Dem entgegengesetzt ist Abenteuerrollenspiel (ARS), ein Spiel bei dem es darum geht Abenteuer zu erleben und sich selbst zu erarbeiten anstatt sie nur vorgelesen zu bekommen oder vom SL geschenkt zu bekommen. Ein Spiel bei dem man gleich funktionierende Regeln benutzt, die für jeden gelten und die keiner durch gedrehte Würfe hinter dem Meisterschirm aussetzt. Ein ergebnisoffenes Spiel rund um Wettbewerb gegen die vom SL aufgestellten Herausforderungen, dem Ehrgeiz sich selbst sein Spotlight zu erarbeiten und zu glänzen und dem Streben nach von eigener Hand erarbeitetem Macht und Aufstieg.
Story ist hier das was rauskommt wenn man den Dungeon abarbeitet, Hintergrundgeschichte das was man auf Stufe 12 hat, und Stimmung das was aufkommt wenn der SL für den Feueratem des Drachen offen würfelt, womit jedem schon rein nach Regeln klar ist was für eine Bedrohung da auf Tisch steht.

Das ist die Urformel des Rollenspiels, die eine stolze Historie bis zurück zu Ur-D&D und Chainmail aufweist, gleichzeitig aber mit einem Meilenstein wie D&D 3rd in die Zukunft schaut.

Alleine hier in Deutschland herrschen noch Borniertheit und Prätentiösität vor. Statt handwerklich gutem, herausforderndem und ergebnisoffenem Spiel wird es hier zu einer Kunstform erhoben sich an den Küchentisch zu setzen und so zu tun als sei man ein Elf. Verhinderte Romanautoren schreiben Eisenbahnabenteuer, ohne die Regeln genau zu kennen oder sich an sie zu halten. Voller Unkenntnis und Dummheit rümpft man die Nase über Regelbenutzer, Powergamer und andere Barbaren (wie etwa Leute die nicht bei Kerzenlicht spielen oder *gasp* OOC-Kommentare und Benutzung von Regelausdrücken am Spieltisch zulassen).

Es ist ein trauriger Zustand. Aber die seit einem Jahr angestoßene ARS-Debatte hilft, die Augen zu öffnen und wieder Bewußtsein und Verständnis für anständige, zünftige Abenteuer und handwerklich gut gemachte, taktische Regeln zu wecken. Hoffen wir, dass sie eine Wende schafft - bei Fanpro ist ja davon angestoßen schon Kritik an den Eisenbahnabenteuern laut geworden.
 
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