Rollenspieltheorie Philosophischer Exkurs: Was fasziniert euch an Fantasy-Rollenspielen?

Silvermane

Wahnsinniger
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Wie der Titel schon vermuten läßt: Was fasziniert den Großteil der Rollenspieler an Fantasy-Settings? Warum ausgerechnet ein (meist) pseudohistorischer Hintergrund?

Ich selbst bevorzuge eigentlich seit meiner Anfangszeit eher Science Fiction oder Science Fantasy-Settings, und natürlich den Cyberpunk. Mein Interesse an modernen okkulten Settings rührt eher von gut in Szene gesetzten Filmen a'la Blade und Matrix sowie unzähligen Hong Kong-Streifen. Fantasy hingegen, speziell die Tolkien-orientierte, die sich in unzähligen Settings findet, ließ mich ziemlich kalt. Ich mag Conan und Kane, ja, aber mehr wegen der überlebensgroßen Hauptfiguren und ihrer erfrischend unzivilisierten Denkweise, weniger wegen des Settings.

Also, erzählt mal was euch so an Fantasy, Tolkien & Co fasziniert. Ich bin gespannt.

-Silver
 
Alles hat angefangen mit meinem Interesse vom Mittelalter. Einer meines damaligen Schulkollegen spielte fest in einer DSA Gruppe und nahm mich mal mit. Jedoch waren die Spieler schon auf sich zugespielt und konnte nichts mit einem Newbie anfangen. Am Ende des Tages etwas vor 8 Jahren hatte ich fürs erste das Rollenspiel am Nagel gehangen. Der Zeit nach aber interessierte ich mich immer mehr für Mittelalter und für Fantasiehaften Wesen wie Drachen. Durch Bücher wie HDR, die Scheibenweltromane und durch Fantasie Filme wurde meine Sucht erstmal gestillt. Aber mit der Zeit wurde die Sucht größer und größer. Ich entwickelte mich vom Hobby Fantasieleser zu Rollenspieler. Durch neue Bekanntschaften durch alte Freunde und durch die Schule entstand das Interesse für Fantasie Rollenspiele. Durch Manuel Gerber einen meiner guten Kollegen jetzt noch braucht mich in eine D&D Gruppe ein. Ich war sofort begeistert vom Spiel. Jede Woche nachdem ersten Spieltag wartet ich wieder auf die nächste Woche.
Aber meinem Wissensdrank entsprang eine Leer die gefühlt werden musst. Ich forschte und brachte alle in Bewegung was mich interessierte von Orks über Drachen bis zu Lindwürmer usw.

Die Zeit verging und ich erkannte neue Wissenslücken für mich.
Durch Vampirfilme wie Nosferatu entwickelte ich die Lust auf WOD.
Meine Freunde unterstützen mich. Da viel genauso auch auf andere Rollenspiele übergingen.

Was mich hauptsächlich interessiert sind die Wesen ihre Erschaffung, ihr Umgang, ihre Spezialfähigkeiten.
Durch bitten kam ich zum Shadowrun. Ich kaufte mir also das Regelwerk und danach entstand ein neuer Sammler für das Cyberpunkuniversum.

mfg
Vincent Darksun, Lebensgeschichte erzählt.

edit: Rechtschreibefehler beseitigt.
 
Du umgehst meine Frage: Was fasziniert dich daran? Nicht am Rollenspielen an sich, sondern an einem Fantasy-Setting.

-Silver
 
Am Setting. Die Verbindung von dem Mittelalter mit der Fantasie. Also das Mittelalter mit ihren Kriegen, Betrug die man aus der Geschichte gepaart mit der Magie, dem Zauber einer unbeschreiblich Energie, die irgendwie entstand uns umgibt. Wie Luft die wir atmen oder nicht sehen.
Was mich am Setting aber auch fasziniert ist das leben mit etwas nicht normalem. Die normalen Bürger arbeiten zwar genauso wie vorher auf dem Feld um zu überleben aber jetzt sind nicht die Mönche die gebildeten Menschen, sondern die Lenker der Magie, die Magier.
Dieses 1 gegen 1 Auge um Auge Zahn um Zahn. Nicht so wie heute einer drückt und 1000.Menschen sterben durch irgendetwas.

Zusammenfassung.
Die Ritter und ihr Leben mit der Tugend
Die Magier, eine Kraft die unbeschreiblich ist und somit auch instabil werden kann.

mfg

edit: Rechtschreibefehler vernichtet
 
Ich glaube, dass das Fantasygenre seine Faszination aus einer romantischen Idee zieht: eine gewisse Naturverbundenheit erzeugt ein Faible für das Sublime und Erhabene (monumentale Gebäude, riesige Schluchten, endlose Dschungel), dazu kommt das Exotische, das Heroische und eine gewisse Reduktion an Komplexität (Vereinfachnung auf Schwarz-Weiß-Malerei).

Das gilt z.B ganz gut für Standard D&D Fantasy, die irgendwo auf Tolkien basiert.

Die Sword & Sorcery Richtung setzt halt noch ein wenig mehr auf Exotik, Rauheit & Wildheit und stellt das Individuum gegen die Zivilisation (das altbekannte "Ich und die vielen") - außerdem sind hier teilweise die Horrorelemente (durch einen Schuss Lovecraft) noch stärker - die Menschheit steht nicht im Zentrum des Universums, sondern muss ihren Platz noch gegen andere Spezies (irdische und außerirdische) verteidigen...
 
Hm... Das mit der Naturverbundenheit bei Fantasy ist ein interessanter Punkt. Ich glaube, das dürfte bei mir zu den Gründen gehören, warum ich *keinen* Vertrag mit Fantasy als Genre habe. Bei mir muß alles am liebsten richtig schön HighTech und wenig Natur sein.

Clear Ether!
Stayka
 
Fantasy ist lebensnaher, man kann viele Elemente aus dem Mittelalter mit Elementen aus dem Spiel in Verbindung bringen. Science Ficition ist da fiktiver.

Aber ich würde eh keins pauschal bevorzugen wollen.
 
Ich habe mich schon immer für das Mittelalter interessiert.
Mit 11 bin ich das erste Mal nach Schottland gefahren. Durch die Leute da kam ich zu DSA. Seit dem bin ich mehr oder weniger süchtig geworden.

:D
" Achsel zuck"
 
Stayka schrieb:
Hm... Das mit der Naturverbundenheit bei Fantasy ist ein interessanter Punkt. Ich glaube, das dürfte bei mir zu den Gründen gehören, warum ich *keinen* Vertrag mit Fantasy als Genre habe. Bei mir muß alles am liebsten richtig schön HighTech und wenig Natur sein.
Hab' zwar ichts gegen Naturverbundenheit, aber HighTech ist mir doch wesentlich lieber. Von daher schließe ich mich halbwegs Stayka an, Fantasy kann ich auch nicht viel abgewinnen. Auch keine supertollen Fremdrassen in modernen Settings. Kann damit nichts anfangen.
 
Nun, ich denke mal, dass ich mein Interesse an Fantasy darauf zurückführen kann, dass ich als Kind viel alleine gespielt habe, und mir selbst Geschichten erzählt habe. Dabei bediente ich mich natürlich sämtlicher Eindrücke, derer ich habhaft wurde und die Spuren hinterließen. Warum dies schon als Kind phantastisch war, führe ich auf die Archetypen zurück, wie sie es auch im Tarot gibt. Wenn man sich die Karten und ihre Bedeutungen anschaut wird man gerade in der großen Arkana sehr viel kraftvolle Bilder finden, und genau das ist es eben: Drachen, Elfen usw. Fabelwesen, Gutenachtgeschichten, Märchen: überall kommen diese fantastischen Dinge vor. Und es ist so einfach strukturiert, dort sind Sachen einfach so! Keiner stellt in Frage, warum die Hexe bei Hänsel und Gretel böse ist. Sie ist es einfach. Fantasy kommt mit dieser Kompromisslosigkeit daher, und rührt durch das fabelhafte/mythische irgendetwas an uns.

Mittlerweile finde ich, ähnlich wie Silvermane, Gestalten wie Conan, Kane, Moorcooks ewiger Held interessanter. Es ist, nun, einfach: bombastisch irgendwie. Fantasy ist für mich nicht mehr dieses einfache Leben eines pseudomittelalterlichen Müllersjungen, der in eine Rettet-die-Welt-Queste verstrickt wird. Gerade bei Kane fasziniert mich die Problematik dieses Unsterblichen, was dieses Ungetüm an Mensch (soweit man davon noch reden kann) bewegt, welche Urgewalten in ihm noch Motivator sind. Und ihn für mich dadurch zum Spiegel werden lässt, für meine Seele, meine Menschlichkeit.
 
Hi,

was ich an Fantasy im Tolkien Stil sehr gerne mag sind die klaren Rollenverteilungen. Die ist allerdings nicht an eine pseudo mittelalterliche Welt (das sogennante Fäntelalter ;)) gebunden, sondern findet ja beispielsweise auf bei Star Wars Verwendung. Übrigens wirkt sie dort auf mich genauso anziehend :D

Das mag zum größtenteil natürlich daran liegen das man sich für diese Saga an klassischen Fantasy Geschichten und Mythen orientiert hat.

Was mag ich am einzelnen an einer mittelalterlichen Fantasy Welt ?

Ich liebe Schwerter, bzw liebe alle möglichen Arten von Waffen zum spielen. Bei echten Waffen habe ich eine Heidenangst, aber bei "Spiel Waffen " freut sich der kleine Junge in mir und stürtzt sich mit Begeisterung ins Abenteuer.

Ich mag es durch den Wald zu streifen und mit anderen "Räuber und Gendarm" zu spielen. Natürlich metaphorisch, eigentlich spiele ich dort ja "Waldläufer und Ritter" aber ich war als Kind schon gerne ein Musketier, oder Robin Hood.

Ich mag die Einfachheit und geradlienigkeit einer Fantasy Welt. Morgens aus den Schafsfellen steigen, zum Waschtrog wanken und hinein mit dem Kopf, das Frühstück über dem Feuer machen, das macht mir Spaß.

Ich mag es Abends am Feuer in-time zu sitzen, einen Krug Bier und die Schankmaid mit unter dem Umhang und mit meinem Kampfgefährten zu singen.

Es gibt also sehr viele einzelne Punkte die sich zu einem großem "Ich mag Rollenspiel im Fantasy Setting" zusammenfinden.

Hoffe das ist ein Einblick.

Übrigens mag ich Sci/Fi auch sehr gerne, am liebsten etwas düstere Endzeit und postapokalyptisches.

Ergebenst

Eldrige, verliebt
 
hmmmm ...

eigentlich komme ich ja auch mehr aus der real time(!) - since fiction ecke, aber ab und an bekomme ich verstaerkt lust auf fantasy krims.

um nochmal einen weiteren punkt hinzu zu fuegen. der vorteil fuer mich bei fantasy besteht in der "offenheit" der welt. es gibt noch dinge zu entdecken, die theoretische moeglichkeit von allem etwas zu wissen faellt weg. die machtverhaeltnisse sind wackelig und unausgegoren, man steht mit seinem charakter nicht unter permaneter ueberwachung - ist somit "freier".
der eigene charakter kann noch was "bewegen", nicht umsonst bieten gerade fantasy settings den charakteren sehr drastische charaktersteigerungs moeglichkeiten (items, magie, stufe) wovon ich persoenlich allerdings nicht all zuviel halte (wirkliche macht ist eine frage der organisation und planung).
gerade aus den oben ganannten gruenden empfinde ich systeme allà DSA oder AD&D aber als nicht mehr sonderlich "fantasy like". hier ist IMO bereits zuviel geregelt, und vorbestimmt. es gibt fuer alles karten, handelnde personen und werte-statistiken-tabellen (wenn ihr mich fragt, fantasy mit integrierter klospuehlung ... 8) ).
 
Naja, bin eher nicht der Fantasy-Spieler - ich denke, daß für viele der Reiz darin liegt, daß es gerade nicht unsere Realität ist...
 
Ich gebe Jamin in diesem Punkt recht. Ich kenne sehr viele Rollenspieler für die es eben der Reiz ist in eine neue, andere ich möchte teilweise sogar sagen bessere Welt einzutauchen. Es wird wie oben oftmals sogar als Sucht gesehen. Ich persöhnlich finde es auch einfach nur toll, die Vorstellung ein weiser Mächtiger magus zu sein der den ersten Ork einen Feuerball zu wirft und dem zweiten den Zauberstab über die Rübe zieht. Es ist einfach was ganz was anderes zur Realität wo ich nicht belohnt werde wenn ich den fiessen Boss um die Ecke bringe ,..sondern entweder in den Knadt gehe oder Betonschuhe tragen darf=)
 
@Ascaso

Mein Problem mit Fantasy als Setting ist, daß ich mich *dort* eingesperrt fühle. In einem Fantasy Setting gibt es IMHO viel weniger Möglichkeiten, was ein Charakter unternehmen kann. In einem epischen SF-Setting ist es leicht, auch Elemente aus der Fantasy zu integrieren (zB indem man eine Gruppe von Forschern auf einen Fantasy-Planeten schickt, was dann zu interessanten Interaktionen führt), wenn man so will. Fantasy Charaktere sind m.E. durch die in der Regel primitiver gestaltete Welt (der Techlevel in Fantasy ist idR eher niedrig bzw. wird von den PCs meist wenig verstanden), in ihren Möglichkeiten limitierter, da sie in der Regel (wenn man zB Magier mal außen vor läßt) wenig höhere Bildung haben, die es ihnen ermöglichen würde, manche komplizierten Konzepte anzugehen.

@Ace

Da ich eher in richtung zu epischer SF tendiere, ist dort das Potential für eine "bessere Welt" ebenfalls gegeben. Reine Dystopien/Endzeitdramen etc liegen mir persönlich ja auch nicht (meine aktuelle RPG-Kampagne heißt nicht umsonst "Etherites Go! - Fighting for a better tomorrow").

Clear Ether!
Stayka
 
Ich sehe es nahezu genauso wie Eldrige. Das wirklich fesselnde an dem meisten Fantasysettings ist die "Einfachheit" der Welt. Es gibt Gut und es gibt Böse. Es gibt absolute Werte. Die Charaktere müssen sich selbst kaum mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten auseinander setzen, sondern die Gegenseite bekämpfen ( was ja nahezu immer die böse Seite ist). Es ist vieles Möglich ohne unter den Eindruck zu kommen, dass man wie in Settings in der Gegenwart oder gar in der Zukunft mit seinen Handlungen die "Weltgeschichte" kaum verändern kann.

zusammenfassend kann ich da nur sagen:
Es ist einfach gestrickt mit grossen Möglichkeiten ohne zu simpel zu sein.
 
Ich habe mit dem eintauchen in eine "bessere" Welt auch versucht etwas allgemeiner zu sein und das ganze Rollenspiel anzusprechen und nicht einzelne Sparten,..
Aber wie genau meinst du das mit den geringeren Möglichkeiten im Dark Age Fantasy? Grade im Bereich der Magie sind alle Arten Möglich, beisspielsweise ihr fliegt mit einem Schiff auf einen anderen Planeten,.. gut ich benutze einfach eine andere "Ebene" i n der Plötzlich riesige Kutschen ohne Pferde umherziehen und gigantische Fackeln des Weissen Lichtes thronen.
 
@Ace

Mir fehlt in der Fantasy einfach die technisch-wissenschaftliche Grundlage. Aber das ist halt Geschmackssache - ich spiele ja Mage, aber da eben auch ausschließlich Technomagier. Mich stört halt an der Fantasy, daß da in der Regel weniger über die Funktionsweise der Welt reflektiert wird (zumindest nach meinem Verständnis). In der Fantasy dominieren meist irgendwelche Götter und ein rein mystisches Weltbild, und das ist einfach nicht meine Welt.

(Mein einziger altertümlicher Char, den ich spiele, ist ein Celestial Master in Mage: Sorcerers Crusade, der sich gerade seine Sporen verdient, um irgendwann mal auf einen Skyrigger zu kommen - ein interplanetarisches Erkundungsschiff des Order of Reason. Das ist für mich nämlich die einzige Sache, was mich an einem altertümlichen Setting interessieren könnte *g*)

Clear Ether!
Stayka
 
wenn ich das alles hier so lese muss ich doch feststellen das es hier scheinbar sehr unterschiedliche "fantasy" konzepte gibt.
das konzept des gut vs. boese will mir zum beispiel bei meinen fantasy runden nicht so recht gefallen, will sagen, kommt so nicht vor.
auch scheinen einige eher "mittelalterliche" spielwelten zu bevorzugen, wo mir persoenliuch die rollen der charaktere zu eng gefasst waeren (stand, geschlecht, bildung).
war es nicht sogar Silvermane der nach einem fantasy setting ohne elfen und zwerge gefragt hatte? das wuerde von mir unterstuetzt werden, waere aber fuer andere in faux pas der sonderklasse ...

wenn Styka das mit dem sehr unausgegohrenen techlevelen nicht gefaellt (da ist IMO was dran) mag das sein, aber im sozialen spiel nehmen sich SF und fantasy nichts.
das jeweilige setting ist natuerlich fantasy, aber im einzenen doch warscheinlich sehr verschieden. was den einen als hintergrund zusagt, laesst anderen die haare zu berge stehen. da kann man natuerlich sagen das es vorallem darauf ankommt mit welchen leuten mensch soielt, aber letztlich sucht man sich ja doch die leute die zum eigenem spielstil passen.

bliebe fuer mich wieder mal die erkenntnis das es nicht die "fanbtasy" im rollenspiel gibt, bzw. die beruehrungspunkte sehr marginal sein koennen.
 
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