Pferd

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Guest
In meiner unendlichen Unkenntnis habe ich letztens verfügt, dass das Dorf/ der Ort, der derzeit der Dreh- und Angelpunkt meiner Kampagne ist (im Jahr 1855 in Massachusetts) ungefähr 4 Tage zu Pferd von Boston entfernt ist. Ganz toll, ich hab überhaupt keine Ahnung wieviel "4 Tage mit dem Pferd" ist. Ich gehe von so einem typischen Wild West Pferd aus, nicht besonders toll, nicht besonders lahm - Durchschnitt eben. Ich gehe von unterschiedlicher Landschaft aus, also mal Geröll, mal Felder und Wiesen und mal auch ein bisschen bergig. Wenn ich so davon ausgehe, dass man vielleicht 90 Minuten am Stück reitet und dann immer mal wieder ein Päuschen von 15-30 Minuten macht, bei denen die Pferde grasen und wassern können - wie weit kommt es dann bei einer normalen Nacht von vielleicht 8-10 Stunden? Ich will den Gaul nicht quälen, ihm nicht einheizen, aber dennoch relativ zügig voran kommen.

Was meint ihr? Wie weit ist 'Brinston Town' dann ungefähr von Boston entfernt? Außerdem war ich in meiner Unkenntnis ja so klug und habe verfügt, dass das auch noch ne Küstenstadt wäre. Welche Stadt meint ihr müsste ich jetzt also dem Erdboden gleich machen, damit das ungefähr auf ner aktuellen Landkarte passt?! :D
 
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1855 würe ich einfach die Distanz zur nächsten Bahnstation nehmen. Da war Neuengland wie der gesamte industrialiserte Osten der USA nämlich an viele Eisenbahnverbindungen angeschlossen.
Gerade aus dem Süden wurde immense Mengen an Rohstoffen nach Norden transportiert und von den Großstädten über die Bahnstrecken dann in den jeweiligen Religionen verbreitet. Auch vom Hafen von Boston aus wurden Güter in das gesamte Land verschickt - eben Mitte des 19 Jhdt. durch die Bahn, daher käme wohl niemand wirklich auf die Idee mehrere Tage mit dem Pferd zu reiten, wenn er innerhalb eines Tages mit der Bahn ankommen könnte.
Schon 6 Jahre später wurden tausende Soldaten im Bürgerkrieg von Süd nach Nord und umgekehrt durch das Land verfrachtet - die Bahnrouten waren also wirklich sehr weit verbreitet.
Was das Pferd und seine Leistngsfähigkeit angeht ist halt nicht so leicht zu beurteilen. Als Beispiel vielleicht hier mal einige Beispiele zur konföderierten Kavallerie aus dem Bürgerkrieg - die haben in mehreren Wochen hunderte von Meilen zurückgelegt - da waren 30-40 Meilen pro Tag noch wenig - allerdings waren das auch Kavaslleriepferde - ein normales Reitpferd oder gar ein Ackergaul würden da schnell weniger leisten, also schätzungsweise die Hälfte.
Zwarts Einschätzung würde ich nur für gut gepflegte Reittiere als realistisch ansehen.
 
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Pro Tag schafft eine Kavallerie-Abteilung im "Tagesmarsch" 80 km. - 4 Tage = 320 km. Somit sind 4-Tagesritte von Boston in GEMÄCHLICHEM Tempo unterwegs ca. 320 km.

Pony-Express-Reiter (gerade bei Western-Rollenspiele von Interesse) hatten 1860 den Rekord von etwas über 190 km in etwas über 8 Stunden aufgestellt. Da sind aber auch "fliegende" Pferdewechsel berücksichtigt.
 
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Interessant ... Brinston Town ist übrigens NOCH nicht ans Bahnnetz angeschlossen mit seinen 300 Seelen *hust* ... hatte ich erwähnt, dass ich keine Ahnung habe und man mir gesagt hat "Wie nur Charaktere bauen?! SPIELEN!" - "Aber wir haben uns doch gerade erstmal auf ein Setting geeinigt .... " - "Egal, SPIELEN!" :)

So ungefähr hat sichs zugetragen jawohl, ja! Danke an alle :)
 
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Wenn es in dem Nest keine Bahn gibt dann aber zwei bis 4 Käffer weiter - dann reitet man dorthin und in dieser Zeit war es auch nichts unübliches das Pferd dort für ein paar Tage im Mietstall abzustellen.
Wenn ich mal neugierig fragen darf: Welches System spielt ihr?
 
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Oh klar darfst du: Witchcraft - eigentlich ja in der Neuzeit - aber man hat ja Pläne ;) - ich hatte ja eigentlich auch mehr an ein abgeschiedenes Kaff gedacht. Also eins wo man eben nicht mal eben kurz zum nächsten Ort hingeht - kleinere Orte vielleicht, aber wenn Boston 4 Tage weit weg liegt, dann sollte das eigentlich auch wirklich die nächste größere Stadt sein und dazwischen wenig ... hm, das schreit geradezu nach Feinjustierung.
 
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Such doch mal im Netz nach einer Karte von New England aus dem 19. Jhdt., da hat man doch einen besseren Überblick.
 
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Oh klar darfst du: Witchcraft - eigentlich ja in der Neuzeit - aber man hat ja Pläne ;) - ich hatte ja eigentlich auch mehr an ein abgeschiedenes Kaff gedacht. Also eins wo man eben nicht mal eben kurz zum nächsten Ort hingeht - kleinere Orte vielleicht, aber wenn Boston 4 Tage weit weg liegt, dann sollte das eigentlich auch wirklich die nächste größere Stadt sein und dazwischen wenig ... hm, das schreit geradezu nach Feinjustierung.

Was ist für Dich ein "kleinerer Ort" und was eine "größere Stadt" in diesem Zusammenhang?

Ehrlich gesagt, IMHO haut das, was Du hier skizzierst, in Massachusetts nur schwer hin, wenn es einigermaßen nah an der realen Geschichte haben will. Dazu ist Massachusetts nicht groß genug, zu dicht besiedelt und zu dem hier genannten Zeitpunkt (1855) schon recht gut erschlossen.
Dabei ist natürlich die Frage, ob das Deinen Spielern auffallen würde. ;)

Am ehesten vielleicht noch irgendwo auf der Cape Cod-Halbinsel, aber die ist zu dem Zeitpunkt auch schon von der Eisenbahn erreicht.

Hier gäbe es eine zeitlich ungefähr passende Eisenbahnkarte von 1860. (Vorsicht, GROSSES BILD)
 
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allerdings waren das auch Kavaslleriepferde - ein normales Reitpferd oder gar ein Ackergaul würden da schnell weniger leisten

Du hast ne komische Einstellung zum Thema Kavalarie. Die Pferde waren lediglich an Schusswaffen gewöhnt, ansonsten waren das normale Pferde. Der einzige Unterschied der sich hier vielleicht zeigt ist das viele Kavalariepferde Mustangs waren, da es in Amerika um diese Zeit gang und gebe war das Rancher in der Winterzeit ihre Pferde auswilderten und zum Frühling sich neue Pferde einfingen, bzw. vorzugsweise das Pferd das sie zuvor frei liesen.

Das wurde bereits seit der Kolonialzeit gemacht als die Spanier Pferde mit nach Mexico und Kalifornien brachten. Dort wilderten diese langsam nach und nach aus, vermischten sich mit den einheimischen Rassen und so entstanden dann die Mustangs. Pferdebesitzer, die ihre Pferde nicht brauchten, entließen ihre Pferde auf ihre Ranch um dort zu weiden, besonders während des Winters, damit entstanden den Ranchern keine Futterkosten und es gab genug Pferde überall.

Mustangs wurden dann bei bedarf eingesammelt, besonders die "Kavalarie" Pferde waren einfach nur Wildpferde die man genauso wie alle anderen einfing. Diese Praxis hat ja anfang des 20ten Jahrhunderts dafür gesorgt das die Zahlen der Mustangs in Amerika zurück gingen, einfach weil jeder aufs Feld durfte und dort sich nen Mustang mitnehmen, wie man es gerade brauchte.

Es gibt natürlich auch andere Pferde in den USA und die "normalen Reitpferde" sind nicht langsamer als eines dieser Wildpferde. Das ein Kavalarieregiment jedoch langsamer unterwegs ist und weniger weit kommt, als ein einzelner Reiter sollte eigentlich auch keinem gesagt werden müssen. So ein Regiment verliert allein zeit dadurch das es im "verbund" reitet (außerdem dauert das Aufbauen und Abbauen der Nachtlager, eventuelles ausheben von Wachpostenstellungen und so einiges an zeit - 30 Leute zu bekochen macht man auch nicht in 10 Minuten). Das langsamste Pferd im Pulk gibt den Ton vor und außerdem, außer es ist wirklich wichtig, werden die Pferde geschont, schließlich müssen sie einsatz bereit sein. Anders als ein einzelner Reiter der einfach das Pferd auspowern kann und es dann in der Stadt oder an Poststationen/Bahnhöfen gegen ein anderes eintauschen (gerade wegen der Praxis das Pferde während des Winters freigelassen wurde, und jeder einfach raus aufs Feld konnte und sich nen neues Pferd einfangen, war es einfach normal auch Pferde einzutauschen, kurz den Zustand gecheckt, wenns okay war hat mans getauscht, weil man im Winter das Tier so oder so wieder in die Wildniss schickte und sich im Frühjahr ein neues holte).

100km am Tag... also eine Geschwindigkeit von 10km/h bei einer Reisezeit von 10 Stunden sind für ein Pferd eher weniger das problem und aus Erfahrung weiß ich das Menschen problemlos 14 Stunden laufen können, dannach ist man zwar fertig wie ein Wurstbrot aber es funktioniert und ich denke nicht das ein Pferd weniger leistungsfähig ist. Das Problem sind eher die Lichtverhältnisse.

in dieser Zeit war es auch nichts unübliches das Pferd dort für ein paar Tage im Mietstall abzustellen

Eher mitnahme im Zug als "Mietställe". Pferde haben in der damaligen Zeit kaum etwas gekostet (bei mehreren Millionen wilden Mustangs die es vor 1900 gab, kein wunder) . Es war vermutlich billiger einfach das Pferd zu verkaufen und ein neues zu kaufen als einen Stall zu mieten.

Mustangs waren ja so zahlreich das sie nach 1900 wie Schädlinge von den Ranchern gesehen wurden. Ich erinnere mich vor ein paar Jahren gelesen zu haben das Tierschützer ein gesetz durchsetzten das die Rancher nicht länger Mustangs einfach so einfangen oder abknallen durften, weil sie langsam am Aussterben sind.
 
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In meiner unendlichen Unkenntnis habe ich letztens verfügt, dass das Dorf/ der Ort, der derzeit der Dreh- und Angelpunkt meiner Kampagne ist (im Jahr 1855 in Massachusetts) ungefähr 4 Tage zu Pferd von Boston entfernt ist. Ganz toll, ich hab überhaupt keine Ahnung wieviel "4 Tage mit dem Pferd" ist. Ich gehe von so einem typischen Wild West Pferd aus, nicht besonders toll, nicht besonders lahm - Durchschnitt eben. Ich gehe von unterschiedlicher Landschaft aus, also mal Geröll, mal Felder und Wiesen und mal auch ein bisschen bergig. Wenn ich so davon ausgehe, dass man vielleicht 90 Minuten am Stück reitet und dann immer mal wieder ein Päuschen von 15-30 Minuten macht, bei denen die Pferde grasen und wassern können - wie weit kommt es dann bei einer normalen Nacht von vielleicht 8-10 Stunden? Ich will den Gaul nicht quälen, ihm nicht einheizen, aber dennoch relativ zügig voran kommen.

Was meint ihr? Wie weit ist 'Brinston Town' dann ungefähr von Boston entfernt? Außerdem war ich in meiner Unkenntnis ja so klug und habe verfügt, dass das auch noch ne Küstenstadt wäre. Welche Stadt meint ihr müsste ich jetzt also dem Erdboden gleich machen, damit das ungefähr auf ner aktuellen Landkarte passt?! :D

Um auf meinen vorigen Post zurückzukommen:

"Dicht besiedelt" ist relativ: Mit einer Interpolation aus den Zahlen von 1850 und 1860 komme ich für 1855 auf eine Bevölkerungsdichte von knapp 41/km² für Massachusetts insgesamt. Das ist für heutige Verhältnisse natürlich sehr wenig. Die sind aber natürlich nicht gleichmäßig verteilt. Ich gehe davon aus, daß die Siedlungsmuster grob den heutigen ähnelten, und sich der Großteil der Bevölkerung im Osten des Staates um Boston befindet. Dünn besiedelt ist der (küstenferne) Westen, abgesehen vom Tal des Connecticut River. "Küste" und "abgeschieden" dürfte also am ehesten wirklich auf Cape Cod zutreffen, da es von der Frühindustrialisierung wegen mangelnder Energiequellen (damals noch vA Wasserkraft) nicht erfasst wurde. Dafür war es Fischerei- und Walfangzentrum. Berge darf man dort allerdings nicht erwarten.
 
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Das wurde bereits seit der Kolonialzeit gemacht als die Spanier Pferde mit nach Mexico und Kalifornien brachten. Dort wilderten diese langsam nach und nach aus, vermischten sich mit den einheimischen Rassen und so entstanden dann die Mustangs. Pferdebesitzer, die ihre Pferde nicht brauchten, entließen ihre Pferde auf ihre Ranch um dort zu weiden, besonders während des Winters, damit entstanden den Ranchern keine Futterkosten und es gab genug Pferde überall.

Hust. Öhm. Es gab keine einheimischen Pferde in Amerika, zumindest nicht mehr zur Ankunftszeit der Spanier in der Neuen Welt.
Aber ansonsten durchaus interessant.
 
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Hust. Öhm. Es gab keine einheimischen Pferde in Amerika, zumindest nicht mehr zur Ankunftszeit der Spanier in der Neuen Welt.

Mag sein, aber meine Freundin hat da nen Buch mit verschiedenen Pferdearten, da steht eben bei dem Mustang das diese sich mit native breed wie dem Chickasaw Horse vermischt haben und daraus das Quarter Horse entstanden ist, was ausgezeichnetes Kavalarie Pferd ist, weils verflucht schnelle Sprints hinlegen kann. Der Name des Quarterhorse kommt daher weil die alle anderen Amerikanischen Pferdearten auf einer viertel Meile outrun-en (bin zu faul mein Hirn nach ner passenden übersetzung zu martern) konnten.

Edit:
Ich selbst kenn mich nicht mit Pferden aus.. mich haben nur mal Mustangs für ein RPG interessiert. Was ein Chickasaw Horse ist, außer das Chickasaw ein Indianerstamm war, weiß ich nicht. Aber in dem Text über die Mustangs wurden sie als native Horses bezeichnet.

Edit2:
Ist vielleicht auch noch interessant zu wissen das der Mustang außer dem Puma keine Natürlichen Feinde hat, weshalb sie nach 1900 als Schädlinge gesehen wurden, weil sich so rapide vermehren, und deshalb irgendwann nach 1950 unter Artenschutz gestellt werden mussten weil die Rancher sie abknallten oder weiterhin einfach einfingen.
 
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