AW: Nieder mit fordernden Spielern
Ich hatte 10 feste Gruppen im Lauf meiner Karriere und Dutzende Con-Runden und es lief immer auf das gleiche raus: Ging der SL auf die Gruppenwünsche ein und bemühte sich, mit den Spielern zu spielen, waren alle motiviert, machten geile Aktionen und brachten selbst gute Ideen ein, die der SL aufgreifen konnte.
Wo schrieb ich, daß ich nicht mit den Spielern spiele? Die Alternative wäre, gegen die Spieler zu spielen und dann passiert tatsächlich das, was Du in schlechteren Runden erlebt hast und zwar, daß der SL versucht, die Gruppe umzubringen.
Wie ich bereits schrieb, empfinde ich Spaß daran zu sehen, wie sich die Situation entwickelt. Wenn ich aber railroade, steht die Situation schon fest. Ich hab also weniger Spaß. Zu allem Übel hab ich auch noch mehr arbeiten, denn wenn man railroadet, muß man die Spieler im Abenteuer halten. Wenn sie Ideen haben, die nicht vorgesehen sind, müssen diese unterbunden werden.
Das ist praktisch für Gruppen, wo sich die Spieler gerne unterhalten lassen und der SL gerne unterhält.
Das paßt aber nicht mit dem Spielstil zusammen, den ich praktiziere und propagiere.
Der Dienstleister-SL, wie ich ihn verstehe, nimmt nicht bloß Anregungen der Spieler auf und verbindet diese mit seinen eigenen Vorstellungen, sondern richtet sich voll und ganz nach den Wünschen der Gruppe und ordnet seine eigenen Ideen diesen unter. Diese Mentalität hatte ich mal, aber das war zu Zeiten als ich 7te See noch gezockt habe und stelle fest, daß ich mich davon fortentwickelt habe, daß die Spieler gefälligst mehr liefern sollen und diese mehr Arbeit und Verantwortung zu übernehmen haben.
Ich hab mich provokant ausgedrückt, um gerade solche Antworten zu bekommen.
Worum es mir genau geht, daß Spieler mündig sein sollten und daß man als SL sie nicht extra motivieren muß, damit sie spielen und Spaß haben, sondern sie sollen sich das selber erarbeiten.
Ist es nicht ungerecht, daß der SL für den Spaß der Gruppe alleine verantwortlich ist und die ganze Arbeitslast auch noch auf seinen Schultern lastet?
Wenn der SL "sein Ding durchzog" und von Anfang an sagte "Bei mir sterbt Ihr, wenn Ihr's verdient habt" endet das damit, dass der SL die Gruppe durch einen Plot railroadete in eine auswegslose Situation und sihc dann daran aufgeilte, dass die Runde seinen geilen Bossgegner nicht plätten konnte.
Solche SLs sind echt nicht nett. Sowas sag ich aber auch nicht, sondern sage nur, daß die Spieler die Konsequenzen ihrer Aktionen zu tragen haben, was positiv als auch negativ sein kann. Somit sind sie aufgefordert, ihre Charaktere effektiv einzubringen, um Risiken zu minimieren und Erfolge zu maximieren.
Beispiel meine Gruppe:
2 Charaktere A und B reden mit einer leitenden Angestellten D, die sich auch als solche vorstellt. Ein anderer Charakter C holt separat Informationen über einen Wachmann E, der mehrere brutale Überfälle als einziger überlebt. Die anderen beiden Charaktere wußten schon von dem Wachmann, wollten aber erstmal mit der Angestellten reden.
Der andere Charaktere findet dank viel Glück Kommunikationsprotokolle zwischen dem Wachmann und der Angestellten.
Nach dem Gespräch mit D stellen A und B in der Firma weitere Nachforschungen an.
Bei dem Treffen der Gruppe passiert folgendes:
A und B: "Wir haben uns bei der Firma umgesehen und folgende Informationen erhalten..."
C: "Ich habe herausgefunden, daß E mit D vor den Überfällen gesprochen hat."
A und B: "Dann sollten wir herausfinden, wer D ist."
SL zu A und B: "Würfelt mal Intelligenz!"
Beide schaffen es nicht
Konsequenzen:
Der Wachmann kommt bei einem brutalen Bombenanschlag ums Leben, da D logischerweise ihre Spuren schnellstens verwischen will. Ebenso erledigt sie dessen Familie mit einem Todeskommando, weil sie Angst hat, daß er dort was versteckt haben könnte.
Die Charaktere kommen zu spät, denn sie entschlossen sich, E erst am nächsten Tag aufsuchen.
Alternativen:
Hätten sie den Namen wiedererkannt, dann hätten sie die Frau zur Rede stellen können und wären ein ordentliches Stück weiter.
A und B hätten auch C von dem Treffen erzählen können, woraufhin dieser hätte wichtige Informationen liefern können.
Hier hätte ich auch sagen können, daß die Charaktere die Chance erhalten, den Mann noch zu retten, aber sie ließen sich zuviel Zeit.
Bei Beispiel 1 hatte ich echt Spaß, mir zu überlegen, was jetzt passiert und wie sich die Lage entwickelt. Was machen die NSC und was wäre logisch?
Mein Gott, wieviel SLs habe ich erlebt, die original sagten "Ich überleg mir doch nicht vorher, ob und wie die Gruppe das gelöst kriegt"
Ja, und genau das mach ich auch. Wieso soll sich ein SL denn überlegen, wie eine Gruppe etwas gelöst kriegen könnte? Du hast doch sicher auch schon öfters geleitet und wenn man nicht gerade railroadet, dann entscheiden sich die Spieler fast grundsätzlich für Möglichkeit 3, wenn man sich vorher nur Möglichkeit 1 und 2 überlegt hat.
Wieso soll man dann überhaupt über Möglichkeit 1 und 2 nachdenken?
Wenn ich jemanden solches Geschwätz loslassen höre, wie das was Ludomaniac hier loslässt, dann weiss ich, dass ich einen beschissenen SL vor mir habe, bei dem es besser ist, das Spielen bleiben zu lassen als unter ihm zu spielen, denn selbst wenn ich mit ihm noch damit klarkomme ziehen solche SLs auch Spieler an, die eben nicht am Spiel interessiert sind, sondern nur am Wettkampf mit dem SL oder die aus purer Verzweiflung den Mist mitmachen.
Sicherlich!
Ich kann nur sagen, daß ich sehr stolz auf meine Gruppe bin, die so ziemlich die geilste ist, die ich je hatte, trotz Spielen auf dem Grofafo-Treffen.