Malen & Basteln Minis selber herstellen

Skar

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Kann man aus einer Vorlage (sagen wir mal ein Plastik-Schlüsselanhänger) selber eine Miniatur herstellen, bzw eine Form, mit der man mehrere Minis herstellen kann?

Wie geht das und wie aufwändig ist das?
 
AW: Minis selber herstellen

Hmm, hatten wir das Thema nicht auch auf der MS kurz gehabt? ;)

Alsdenn, ich hab sowas noch nicht selber gemacht, aber bei meinem Ex-Nebenjob wurden Zinnminis hergestellt, unter anderem auch im Handguß-Verfahren und weil ich ja eigentlich recht neugierig bin, habe ich mir das zumindest mal erklären lassen.

Im Wesentlichen braucht man um die Form zu bauen nur hitzebeständige Silikongußmasse und etwas, was diese Masse aufnimmt bis sie ausgehärtet ist.
Am besten geht das mit Lego-Steinen. Einfach einen "Rahmen" in der benötigten Größe bauen. Legos haben nämlich den Vorteil, daß man dieses Gestell am Ende einfach abbauen kann und keine Mühe hat die Form da rauszuporkeln.

Wie kommt jetzt das "Negativ" in die Masse? Damit die Figur nicht zur Flachfigur mutiert muß die Vorlage natürlich von allen Seiten von der Silikonmasse umgeben sein. Wie das genau gemacht wird, habe ich leider nie gesehen, aber mir wurde gesagt, daß die Leute bei meinem Nebenbjob damals das ganze mit nem bischen Draht gebastelt haben.

Dann wird die Silikonmasse angerührt. Bevor man sie in die Form schüttet muß man aber zuerst die Vorlage damit komplett einpinseln, damit sichergestellt ist, daß keine Details verloren gehen und jede Vertiefung ausgefüllt ist. Ist das nicht der Fall, so wird das häßliche Beulen geben, die incht zru Mini gehören und sie verunstalten.

Wenn die Masse komplett drin ist heißt es warten bis das Silikon fest geworden ist. Keine Ahnung wie lange das dauert, aber so etwas sollte auf der Packung stehen.

Wenn alles fest ist geht es daran die Form zu öffnen. Bei uns wurde das so gemacht, daß mit einem scharfen (und ich mein wirklich scharf!) Bastelmesser die Form vorsichtig in zwei Hälften geschnitten wurde. Im Prinzip so, wie man ein Brötchen aufschneidet. Dabei war die Kunst die Figur möglichst mittig zu erwischen, daß in jeder Formhälfte auch ungefähr die "Hälfte" des Figurabdruckes war.
Wenn man das nicht so exakt hinkriegt, dann ist das prinzipiell kein Beinbruch, aber das Herauslösen der Figur wird schwieriger und man läuft Gefahr, daß die Form dabei einreißt und unbrauchbar wird, weil diese Risse üble Gußgrate verursachen.

Hat man denn dann die Figur erfolgreich befreit, so geht es ans Anschneiden, denn irgendwie muß das Gußmaterial ja auch zu seiner Form finden. Dazu wird mit dem Bastelmesser ein Kanal zur Figur gelegt, durch den das Gußmaterial dann fließen soll.
Wichtig ist dabei, daß
1. der Gußkanal Trichterförmig ist, wobhei das spitze Ende logischerweise zur Figur zeigt (durch die Trichterform ist gewährleistet, daß der Anguß leicht und nahezu spurlos von der Figur zu lösen ist)
2. der Gußkanal der Größe und damit Masse der Figur angepaßt ist (je massiger die Figur, desto mehr Material muß rein und dazu sollte der Kanal halt weiter sein)
3. die Figur in Fließrichtung des Materials steht, d.h. ganz platt: Das Material soll der Länge nach durch die Figur und sie so auffüllen. Wenn das Material mehr in die Breite als in die Länge verteilen muß ist die Wahrscheinlickeit für Verwirbelungen und somit eventuelle Lufteinschlüsse größer, was der Figur nicht gut tut.

Bevor man dann aber das Gußmaterial einfüllt müssen die Hälften gut mit Talcum-Puder eingestrichen werden. Das verhindert ein einbrennen bzw. festpappen an der Silikonmasse. Talcum kriegt man mühelos in der Apotheke.

Nun zum Gießen selbst: Am besten klemmt man die beiden Formhälften zwischen zwei stabile Platten und klemmt das Ganze dann in der Schraubzwinge so richtig fest. Dann das Gußmaterial durch den Kanal kippen und warten bis es erkaltet und/oder ausgehärtet ist. Anschließend die Form aus dem Schraubstock nehmen und vorsichtig öffnen.

Das war es dann. Eigentlich ne ganz simple Sache, man muß nur die Zeit aufwenden und, ach ja, da war noch ein Haken. :D
Das Gußmaterial selbst. Wenn ihr Zinnminiaturen gießen wollt, dann braucht ihr natürlich einen entsprechenden Bottich, um das Zinn zu schmelzen und eine Hitzequelle, die genug Power hat, sowie den passenden Schöpflöffel.
Abgesehen von Zinn gibt es auch noch die Möglichkeit Gießharze zu verwenden, wie z.B. Resin. Das Zeug hat den Vorteil, daß die Figuren leichter werden und die Detailstufe ist recht hoch.
Das sind die beiden gängisten Materialien - wobei es gerade beim Metall noch ne Wissenschaft für sich ist.
Mit Blei (billiger) oder bleifrei? Und da reines Zinn zu spröde ist: Wie soll die genaue Zusammensetzung aussehen? Wieviel % von was sind drin? usw.

Letztlich ist das aber nur ne Stilfrage und Sache der persönlichen Vorlieben und hat mit dem Guß selber nichts mehr zu tun.

Ich hoffe mal, daß das alle Klarheiten beseitigt hat. :D
 
AW: Minis selber herstellen

Auf der anderen Seite ist es vermutlich in höchstem Maße frustrierend (und verboten) zu versuchen neuere GW Miniaturen nachzugießen...
 
AW: Minis selber herstellen

Verboten? Ja.
Frustrierend? Also, ich hab gehört, daß die, die es getan haben, hinterher ganz glücklich waren... :rolleyes:
 
AW: Minis selber herstellen

Wie gesagt, die, die es mal getan haben, haben sich positiv geäußert. Die Detailliertheit ist durchaus gegeben. Das Problem ist, daß man sich da beim Formenbau erstmal "ranpirschen" muß, d.h. die erste(n zwei bis drei) sind mehr die Testphase, also vertraut werden mit dem Material und ein Gefühl für das Bauen entwickeln, aber wenn es einmal läuft, dann kann sich das Ergebnis sehen lassen.
Ich hab mal ein paar Nachgüsse im Vergleich zum Original gesehen und da war es so, daß die Nachgüsse mit der Vorlage mithalten konnten, d.h. man erkannte den Unterschied bie sehr genauer Betrachtung. Kommt ja auch immer darauf an, wie genau und kritisch man die Minis beäugt (also welchen Anspruch man daran stellt).
Ich kann halt nur in der Theorie über das Ganze reden, da mirt selbst die praktischen Erfahrungswerte des eigentlichen Bauens fehlen.
 
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