Rund um Bücher Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Stayka

Shitennou
Registriert
13. September 2004
Beiträge
11.525
Agroschims Artikel http://www.blutschwerter.de/showpost.php?p=745845&postcount=68 der mich zu der Beobachtung "Bei uns in der Schule wurden "Homo Faber" und auch "Ansichten eines Clowns" auch dermaßen zerredet, dass ich einen echten Hass auf die Autoren und die zugehörigen Bücher bekommen habe." geführt hat, bewegte mich dazu, diesen Thread zu eröffnen.

Ich bin ja von mir auch immer schon gerne mit Lesen beschäftigt gewesen, allerdings hauptsächlich in den Genres, die mir Spaß machen. Wenn ich jetzt aber kein interessantes Genre für mich gefunden hätte, wo mich keiner daran hindern könnte, trotzdem immer wieder was neues zu lesen, hätte der Deutsch-Unterricht bei uns an der Schule mir den Spaß am Lesen gründlich ausgetrieben, da die Lehrer - wie ich fand - sehr uninteressante Bücher ausgewählt haben und die zum Teil über Monate tot geredet haben.

Wie ist es Euch diesbezüglich ergangen? Wie fandet ihr die Auswahl der Lektüren? Wie die Präsentation im Unterricht? Was hätte man besser machen können?
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Wie ist es Euch diesbezüglich ergangen? Wie fandet ihr die Auswahl der Lektüren? Wie die Präsentation im Unterricht? Was hätte man besser machen können?

Hmm, war das erste vernünftige Buch, dass ich in der Schule lesen dürfen muste jetzt in der 10 oder in der 11? *grübel*

Keinen Peil. Jedenfalls ist es mir sehr ähnlich wie dir ergangen, was das Thema schullektüre betraf. Aber irgendwie war ich mit entsprechenden Ansichten dann doch irgendwo ziemlich allein dagestanden.... seltsam das ausgerechnet einem in dem Bereich dann immer das weibliche Geschlecht wiedersprechen muste. (Hey, die leiden des Jungen Werther haben zu Massenselbstmorden geführt. Das Buch kann einfach nur schlecht sein. *g*)
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Mein größtes Leiden war "Effi Briest", aber auch sonst waren einige Knaller dabei. "Faust", ein unglaublich geiles Buch meiner Ansicht nach, wurde bis ins kleinste Detail zersprochen ("zer-" ist so ein tolles Präfix!). Fast hätte es das für mich kaputt gemacht. Mit "Das Parfum" wars beinahe gleich (obwohl ich es großartig fand, in der Schule kam es nicht gut).
Die Bücher die mir am meisten Spaß gemacht haben waren diejenigen, die am wenigsten analysiert wurden und mit denen man am meisten selbst machen oder die eigene Meinung (begründet) äußern durfte. Beispiele sind hier "Die Physiker" und etwas eingeschränkter "Kabale und Liebe" und "Emilia Galotti".
"Joshis Garten" in der fünften Klasse war noch richtig super oder "Das Sams" in der Grundschule, yeah. Aber da wird ja nichts bequatscht und analysiert und konzentrische Textannäherung gemacht, sondern handlungsorientiert gearbeitet.

Fazit: lesen in der Schule (Oberstufe) war meistens irgendwie scheiße und ich glaube, dass ich aus diesem Grund so sehr in die SF-Richtung schieße, weil meine Gedanken hier niemals in Bahnen gelenkt werden die in die Richtung irgendeines Analyserasters oder -textes aus einem Reclam-Büchlein gehen.

Jetzt betrachte ich das seit einiger Zeit von der anderen Seite und bereite, wie es der Zufall will, gerade ein Portfolio zur Arbeit mit Texten für meine nächste Prüfung vor. Werde den Thread hier mal aufmerksam verfolgen :)
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Grade in der Oberstufe haben wir hochinteressante Bücher gelesen, auf mich trifft meine eigene Erkenntnis also nur bedingt zu.

Grade in Englisch, wo wir "Fahrenheit 451" und Teile von "Brave New World" gelesen haben, hab ich keine Einwände. "Emilia Galotti" ist vieleicht etwas trocken, aber auch nicht lang. Zum ersten mal wirklich Spass beim Lesen einer Deutschlektüre hatte ich vieleicht bei "Irrungen, Wirrungen" des guten alten Fontane und ab da gings sowieso nur noch bergauf, Kafka mag ich auch immernoch sehr gerne, obwohl wir ihn in der Schule behandelt haben und gegen Lyrik hatte ich noch nie etwas, weder gegen expressionistische noch der Nachkriegslyrik. Bei der Expressionistischen ist es eher so, dass mir die Schule Lust auf mehr gemacht hat.

Da wir der erste Zentralabiturjahrgang in NRW sind, haben unsere Lehrer selbst auch nicht mehr viel mit der Auswahl der Lektüre zu tun, dass erklärt, warum unser Lehrer gemeinsam mit unserem Kurs auf "Der Vorleser", dem einzigen Buch auf das ich wirklic hätte verzichten können, von Bernhard Schlink rumgehackt hat.

Ich kann also nicht behaupten, Schule würde mir die Lsut am Lesen nehmen, eher die Zeit dazu :D
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

"[...] dermaßen zerredet, dass ich einen echten Hass auf die Autoren und die zugehörigen Bücher bekommen habe."
Ja, das kann ich nachvollziehen. Meine Schulzeit liegt ja nun schon etwas weiter zurück, aber sie wirkt noch nach...
... da die Lehrer - wie ich fand - sehr uninteressante Bücher ausgewählt haben und die zum Teil über Monate tot geredet haben.
Die Auswahl von z.T. extrem langweiligen, deprimierenden, öden Stoffen trug zum einen Teil dazu bei. Das ZERREDEN von den wenigen interessanten, ein wenig geistige Resonanz im Leser erweckenden Stoffen gab diesen zarten Pflänzchen leider die Unkraut-Ex-Behandlung.

Ich las und lese immer noch sehr viel. Aber ich lese KEINE modernere deutsche Literatur, die nach 1945 geschrieben wurde. - Warum? Weil unser ach so sozial bemühter Schlechtgewissensprediger von Deutschlehrer uns die deutsche Nachkriegsliteratur deutlich mehr vergällt hat, als selbst tonnenweise in Sommerhitze vor sich hin moderndes Gammelfleisch.

Ich kriege schon Zustände, wenn ich nur an neuere deutsche Bücher denke.

Das ist zwar schade, aber wohl ein gewollter, pädagogischer Einfluß meiner in Schulzeit Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre.

Ein Glück, daß ich ein so regelmäßiger Stadtbibliotheksnutzer war, so daß ich mir gute, interessante und vor allem nicht todzerredete Bücher selbst aussuchen konnte.

Vielleicht lag es an der Zeit mit Ende der 70er, wo der Deutsche Problemfilm den Kinogängern jeglichen Spaß am Medium zu vermiesen versuchte und wo die deutschen Fernsehspiele mit den deutschen Theateraufführungen im Wettbewerb lagen, wer denn nun die meiste Betroffenheit bei den Zuschauern auslösen würde. - So etwas sickert natürlich in die Schulen hinein. Und da wirkt es wie eine (durch den Lehrkörper vorgenommene) Infusion von Sondermüllausflüssen direkt hinein in die unverdorbenen, unvoreingenommenen Herzen der Schüler.

Ich unterstelle meinen Lehrern von damals keinen bösen Willen. Es ist nur so, daß ihr guter, ja ihr bester Wille leider verheerende Folgen hatte. Nur wer aus sich selbst heraus anderes eh schon lesen wollte (wie z.B. Sci-Fi-Bücher, Fantasy, "Klassiker", die aus falsch verstandenem Progressiv-Sein im Deutschunterricht der End-Siebziger ziemlich verpönt waren), der konnte sich diesem schädigenden Einfluß etwas widersetzen.

Ich lese sehr gerne.

Aber ich habe da Stellen, wie alte Narben, wo das Germanisten-Brandeisen mein Lesefleisch versengt hat, an denen gehe ich mit Schaudern in Buchhandlungen vorbei. Statt eine Offenheit, statt eine Zugänglichkeit zu Literatur zu ermöglichen, wurde im Deutschunterricht ein Art Desensibilisierungstherapie für Literatur durchgeführt. Danach lies einen das Behandelte völlig kalt oder man mied es aktiv. - Ein voller Erfolg der Lehrmethodik!
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Aus meiner Schulzeit kann ich das mit dem Abtöten der Lust aufs Lesen nicht bestätigen. wir haben, vor allem in der Mittelstufe viele Sachen gelesen und sie natürlich auch besprochen, aber glücklicherweise haben unsere Lehrkräfte da eine recht "lockere" Herangehensweise gehabt, so daß da nicht alles bis ins letzte Detail zerredet wurde, sondern man das in gemäßigtem Rahmen gehandhabt hat, soll heißen: Es wird das Essentielle besprochen und aufgezeigt, aber niemals bis zum Exzess, so daß man seitenlang jeden Satz einzeln auf Anspielungen und Bezüge zum "Kern der Sache" durchleuchtet hat.
Streckenweise wurden die Bücher wirklich einfech "nur" gelsen und dann frei darüber geredet.

Das hat sich in der Oberstufe noch verstärkt. Da wurden im Deutsch-LK die samstäglichen Doppelstunden zu reinen Diskussionsrunden, wo die einzelnen Ansichten und Interpretationen dargelegt wurden, ohne daß es hieß: Das ist die Kernthese und nun zeigt mal brav, wo ihr sie überall findet.
Wir haben uns oft genug mit unserem Pauker "gestritten", weil wir es anders sahen und er hat sich das auch angenommen.

Hinzu kamen noch die "Semsterarbeiten", wo jeder einen Aufgabenkatalog zum Buch bekommen hat, den er in Form einer Arbeitsmappe zum Ende hin abgeben mußte. In diesem Katalog fand sich aber nicht nur stumpfes "Inhaltsangabe" und Textanalyse im Hinblick auf einen bestimmmten Punkt, sondern auch frei wählbare Punkte wie "such dir einen Antagonisten/Protagonisten aus und charakterisiere seine Entwicklung" oder auch das Schreiben von Essays zu einem frei wählbaren Thema, das einen Bezug zur Lektüre hat. Damit hab ich sogar ganz entspannt Fontane und seine "Effi" überlebt. ;)

Auch der Englisch-LK war da recht entspannt, zumal wir da die Auswahl der Lektüre hatten. Es hieß: Drama von Shakespeare und wir haben eine Auswahl von 5 Stücken inclusive ganz grober Inhaltsangabe gekriegt und konnten frei wählen. Das hat sehr dazu beigetragen, daß es kein aufgezwungener Krampf war.

Das ist, glaube ich, auch der Knackpunkt. Die Diktatur des Stoffes. Man bespricht ein bestimmte Epoche und es werden die exemplarischen Standardwerke rausgekramt, die schon immer durchgekaut wuren und zu denen dann natürlich von Lehrerseite aus das größte Hintergrundmaterial zur Verfügung steht, was unweigerlich dazu führt, daß Bücher zerredet werden, da die Lehrerschaft die Dinger im Schlaf rückwärts pfeifen kann und somit auch tatsächlich auf jeder Silbe rumreiten können.

Von daher muß ich sagen, daß ich persönlich ziemliches Glück hatte, was die Herangehensweise an Literatur angeht, aber generell hat man mit Literatur in der Schule eher ne Niete gezogen, wenn es um die Lust auf Literatur geht.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Ich denke man sollte nicht vergessen, dass ein Teil meiner Abneigung gegen die in der Schule gelesenen Bücher auch daher kam, dass ich sie in der Schule lesen musste.
Neben der prinzipiellen Faulheit spielte da sicherlich auch die Rebellion gegen den Lehrer eine Rolle, wenn man auf die Bücher dann keine Lust hatte. Ich will deshalb nicht alle Schuld meinen Lehrern geben.
Ich bin mir auch bei der Wahl der jeweiligen Bücher nicht sicher, in wie weit da nicht der Lehrplan verpflichtend war.
Prinzipiell kann ich aber auch sagen, dass ich z.B. Don Carlos freiwillig wohl nicht gelesen hätte.
Sicher hing es auch immer mit dem jeweiligen Lehrer zusammen, ob er im Unterricht den richtigen Ton traf, damit ich die Bücher gerne gelesen habe.
Ich kann also nicht prinzipiell sagen, dass mir Schule das Lesen vergällt hätte, bei manchen Sachen kam es allerdings durchaus vor.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Alle Schuld den Lehrern zu geben ist sicherlich falsch und eine gewisse "Schule = Null Bock"-Haltung ist garantiert auch dabei.
Leider sind es aber doch oft die Lehrkörper, die mit ihrer Herangehensweise an die Sache den Todesstoß setzen.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Leider sind es aber doch oft die Lehrkörper, die mit ihrer Herangehensweise an die Sache den Todesstoß setzen.
Ja. Aber es sind - natürlich - immer die einzelnen Personen. Neben den negativen Exemplaren gibt es ja meist auch ab und an positive Vertreter des Lehrbeamtentums.

Es ist nur schade, daß in einer recht prägenden Phase des Lebens oftmals unmotivierte, uninspirierte Vertreter der schulischen Lehre aller Neugier, die bei den Schülern durchaus vorhanden ist, einen Riegel vorzuschieben pflegen.

Klar liegt da nicht ALLE Schuld bei den Lehrern. Aber da die Lehrer jedoch den Schülern vorschreiben, womit sie sich einen guten Teil ihrer Zeit des Tages befassen müssen und wie dies zu erfolgen hat, liegt zumindest ein gewichtiger Teil bei den Lehrern.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Eben. Daß es auch anders geht, hab ich zum Glück ja selbst erleben dürfen.

Wobei ich denke, daß ich vor allem Schwein hatte, daß die Lehrer, die ich hatte, nicht gnadenlos überaltert waren, obwohl das zu meiner Schulzeit von allen Seiten immer lamentiert wurde.
Zwei Drittel des Kollegiums lag da (ich meine damit die Zeit von 1990 bis 1996, also meine Mittel- und Oberstufenzeit, welche ja die ist, in der es "literarisch" wird) zwischen 45 und 60 Jahren.
Das ist meines Erachtens keine optimale Vorrausetzung für einen "lockeren" oder "unbefangenen" Unterricht.
Hätte ich bei meinem Unterstufendeutschlehrer (zu dem Zeitpunkt deutlich üer 50) in der Mittelstufe Literatur gemacht, dann wäre das wesentlich trockener und "verknöcherter" gewesen.

Klar, man kann nicht über das Alter pauschalisieren, aber es ist ein Faktor, der da stark reinspielt.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Die einzigen wirklich positiven Leseerlebnisse die ich aus dem Deutschunterricht mitgenommen habe wären erstens einmal Faust, was für ein Buch... und tatsächlich das erste bei dem ich das Gefühl hatte dass es nicht einmal "überinterpretiert" wird, hier hatte ich wirklich bei jeder Zeile das Gefühl dass sich der gute Autor wirklich etwas ganz bestimmtes dabei gedacht hat. Allerdings für den weitaus größten Teil der Schülerschaft einfach viel zu schwer verdaulich.

Zweitens kann ich nur Dürrenmatt anführen, der tatsächlich der einzige Autor war den ich in der Schule gelesen habe und von dem ich mir später freiwillig noch weitere Bücher zugelegt habe, auch wenn die Behandlung des Stoffes bei unserer späteren Lehrerin es auch vielen vergällt hat. Sehr, sehr schade drum, Dürrenmatt ist denke ich wirklich Stoff mit dem man Schüler wirklich auch darauf stoßen kann dass Bücher nicht entweder "gehaltvoll" und staubtrocken oder eben trivial und dafür locker zu lesen sein müssen.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Weiß nicht ich hab in der Schule folgende Bücher gelesen:

Verwandlung, Emilia Galotti, Faust I. , 4 Jahre Hölle und zurück, Egmont, Parfum, trallera wie auch hier genannte etc.

Mich hat es gestört das man hinter jedem Wort eine bedeutung suchen musste...
>Sind sie sich da auch ganz sicher mit ihrer Meinung Fräulein Liliyana?, Wirklich sicher? Schließlich war x in den Umständen und x könnte auch y bedeuten wenn....<

ganz schlimm von meinem deutschlehrer immer diesen vergleich zur Bibel zu ziehen, vor allem bei Parfum. ... grauenvoll

naja im großen und ganzen les ich n buch immer bevor es in der schule besprochen wird ..so kann ich meinen eigenen ersten eindruck vom stoff machen und dann kann der lehrer recht haben wie er will..diese ändere ich net so rasch
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Nö!

Als "parttime Streber" hab ich freiwillig in der zeit, in der z.B. macbeth zu lesen war, noch Julius cesar, taming of the Shrew und ein paar Sonette des herrn Shakespeare gelesen...

Mir war reichlich Wurscht, was meine Lehrer in den Büchern gelesen oder interpretiert haben wollten. ich bin dann zumeist erst zu der Klausur wieder in den Unterricht gegangen und habe mir das "Gesülze" im Vorfeld erspart.

Mich hat es gestört das man hinter jedem Wort eine bedeutung suchen musste...


Mich hat das im Kunstunterricht viel mehr gestört, dass man hinter jedem Strich eine Bedeutung zu sehen hatte... ich fand sowohl bei Kunst als auch den Literaten, dass das gesamtbild aus mehr als nur berechnung entsteht und stellenweise haben es die Lehrer auch sträflich unterlassen auf den kreativen Entstehungsprozess einzugehen BEVOR mit der Interpretation überhaupt begonnen werden kann...

wie gesagt, mich hat es wenig beeindruckt, ich kann mir aber gut vorstellen, dass man den Spass an der Sache unter diesen Umständen schnell verliert.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?
Ja. Allerdings hatte ich auch das Pech den Deutsch LK zu wählen und dann noch eine echte Pedantin als Lehrerin zu erwischen.
Ich habe wieder einige Zeit gebraucht um Spaß an E-Literatur zu finden (der mir durch das moralinsaure "Tauben im Gras" und Grass' schlichtweg schwurbelig-unverständliches "Katz und Maus" schnell abhanden gekommen ist, ganz abgesehen von der sehr engen Zerpflückung von "Faust II" und "Berlin Alexanderplatz").

Immerhin habe ich so "Die Physiker", "Faust I" und "Emilia Galotti" zu schätzen gelernt, während ich inzwischen wieder Kafka lesen kann ohne dass ich dazu genötigt werde wild im Text herumzupsychologisieren und Autorenintentionen zu errat...ähm...wittern.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Also ich fand das immer toll! Da stecken Sachen in diesen Texten, auf die ich von alleine nie gekommen wäre und das ist schon was, ich lerne gerne was dazu.

Deshalb lese ich auch heute gerne das Feuilleton, diese Rezensenten kommen auf Sachen ... unglaublich! Natürlich darf man da nicht ganz so bierernst ran gehen, sondern sich bei Meinungen, die einem gar zu sehr an den Haaren herbei gezogen vorkommen, schlicht wundern und amüsiert in sich hinein kichern.

Ok, ich war in der Schule auch immer ziemlich gut und konnte mir den Luxus leisten auch mal nicht auf die Lehrer zu hören. Das gibt einem ein recht entspanntes Verhältnis zu der Sache.

Nie gelernt, trotzdem gutes Abi
MMM
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Also ich fand das immer toll! Da stecken Sachen in diesen Texten, auf die ich von alleine nie gekommen wäre und das ist schon was, ich lerne gerne was dazu.
Das ist ja auch prinzipiell richtig, aber in den meisten Fällen hat die Präsentationsweise im Unterricht was Beengendes und Erstickendes. Da steht dann das Erlernen von neuen hinter dem Zwang zurück.
Nie gelernt, trotzdem gutes Abi
Streber! :p *Hand reich*
Nikodemus, der für seine Abifächer jeweils genau 1 Tag vor der Prüfung mal in die Unterlagen geschaut hat. :D
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Mhh... also es war besondes zermürbend, wenn man sich sehr lange mit einem Buch beschäftigen musste, das man von Anfang an nicht besonders mochte. Andererseits hatte ich bei den meisten Büchern eher Glück und habe sie ganz gern gelesen.
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Das ist ja auch prinzipiell richtig, aber in den meisten Fällen hat die Präsentationsweise im Unterricht was Beengendes und Erstickendes. Da steht dann das Erlernen von neuen hinter dem Zwang zurück.

Ach tatsächlich? Ich hab mich nie gezwungen, beengt ider erstickt gefühlt ...

Wundert sich
MMM
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Naschön ... auch meinen Senf dazugeb, weil den Lehrern kann ichs eh nicht mehr ins Gesicht sagen - alle schon in Pensi ...

Ich hab als Kind sehr gerne gelesen - nicht schnell, aber sehr gerne. Doch dann kam ich aus dem Alter raus, wo Bücher mit Kätzchen und Ponys noch interessant waren. Und dann wars aus. Ich hatte insofern Glück, dass bei mir in der Schule noch nicht der hypamodern-pedagogische Schmarrn vorgelegt wurde, von dem Bekannte mit Schulkind mir immer wieder erzählen - also keine Bücher über Umgang mit Sexualität, sondern richtige Literatur. Aber nachdem ich "Kleider machen Leute" und "Einen Jux will er sich machen" zum zweiten Mal lesen musste , hatten die Literaten ihren Reiz für mich verloren. Faust und der Bergkristall konnten mich aus meiner Leseunlust auch nicht mehr rausreißen. Ich hab wirklich geglaubt, mich interessiert gar nichts und Lesen wurde zur lästigen Pflicht. Das ging so lang, bis mir eine Freundin eines Tages ein Buch vor die Nase knallte. Drauf stand "Dunkelelfensaga - Der dritte Sohn". In der Woche drauf hat sie mich mit dem 2. Band gefüttert und so weiter ... Ich glaube, die weit verbreitete Leseunlust bei Jugendlichen liegt in erster Linie nicht an Faulheit, sondern an dem, was man ihnen zum Lesen vorsetzt.

Aber ... beim Schreiben war es bei mir das selbe. Da hat auch die Schule kräftig mitgewirkt, dass ich das über Jahre gehasst hatte. In den ersten Klassen habe ich wirklich gerne Geschichten geschrieben und mir sogar geschworen, einmal eine zu schreiben, die so lange ist, wie ich selbst will und nicht, wie die Lehrer vorgeben. Aber ich war halt nie gut in Rechtschreibung und meine verschachtelten Sätze haben so manchen Leher zur puren Verzweiflung gebracht. Und wenn man ständig über Sinn von Sätzen, Ausdruck und Benotungspunkten streiten darf, vergehts einem auch irgendwann. Eine liebe Fr. Dr. Professor hat es sogar mal hingekriegt, dass sie meine Sätze so umformuliert hatte, dass danach etwas ganz anderes dortstand.
Ich brauchte viele Jahre Abstand von der Schule, bevor ich das erste Mal wieder einen Block zur Hand nahm und an oben zitierter Geschichte ohne vorgegebener Länge zu schreiben begann. Immer mit der Deutschnote 3 abgestempelt, hab ich lange nicht gewagt, sie irgendwem zu zeigen.
Heute hab ich zwei Romane am Markt und verhandle mit einem Verlag über eine eigene Fantasyserie.

Jedem, der hier noch die Schulbank drücken muss, kann ich nur eins raten: Egal, in welch tiefe Schublade irgendein Lehrer euch stecken will, lasst euch dadurch nicht entmutigen. Meist ist man nur halb so ungeeignet, wie mancher einem einreden will. Und was das Lesen betrifft, sollte man die Literaturlisten schnell vergessen und zu dem Cover greifen, das einem im Buchregal anhüpft, dann erkennt man auch bald, das Lesen nicht nur Qual sein kann.

Vortrag Ende. :prof:
 
AW: Macht die Schule den Spaß am Lesen kaputt?

Ich finde es nicht so gelungen, wenn Du hier predigst, die Meinungen der Lehrer einfach in den Wind zu schießen. Klar, als Fantasy-Schreiberling wirst Du nicht mehr von Lehrern benotet und korrigiert, dafür quälst Du halt jetzt Deinen Lektor mit Deinem Ausdruck und Deiner Grammatik. Leider leisten sich die wenigsten Verlage heutzutage noch wirklich fähige Lektoren und so kommen dann Bücher mit wirklich miesem Ausdruck, Rechtschreib- und Grammatikfehlern in den Handel. Damit die Kinder dann auch gleich beim Schmökern in den ach so tollen Fantasyromanen sehen, was man so alles falsch machen kann.

Die Literatur, die man in der Schule vorgestellt bekommt, ist zwar teilweise schwierig und deutlich anspruchsvoll. Aber sie vermittelt ein wirklich gutes Deutsch. Und allein das macht zumindest mir Lust am Lesen. Mir kommt nämlich die Galle hoch, wenn da wieder irgendein "Schriftsteller" nicht so recht weiß, wie die deutsche Sprache funktioniert und nicht mal zwei Sätze geradeaus schreiben kann.

Fantasy-Hasser
MMM
 
Zurück
Oben Unten