Rezension Lunas Fantastische Musik Vol. III: Battle Cry [B!-Rezi]

Toa

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Lunas Fantastische Musik


Volume III: Battle Cry


Ich muß zugeben vorher noch nie etwas von dieser Reihe gehört zu haben. Die beiden Vorgänger ("Helden, Mythen & Magie" und "Blood, Graves & Vampires") scheinen - trotz Eigenwerbung im Booklet - auch nicht mehr verlegt zu werden. Was ist "Battle Cry"? Das Album bezeichnet sich selbst als "für Rollenspiel zusammen gestellten Soundtrack", der auf Konflikt- bzw. Kampfsituationen ausgelegt ist. Werfen wir einen Blick auf die Tracklist...

1. Empyrium - Die Schwäne im Schilf
2. Borknagar - Future Reminiscence
3. Finntroll - Trollhammaren
4. Blind Guardian - Battlefield
5. The Vision Bleak - Lone Night Rider
6. Amon Amarth - The Pursuit of Vikings
7. Sear Bliss - Blood Serenade
8. Ajattara - Tyhjyydestä
9. Childrean (sic!) of Bodom - Everytime I Die
10. Enslaved - Return to Yggdrasil
11. Moonspell - Al (sic!) Walk on the Dark Side
12. Primordial - The Golden Spiral
13. Secrets of the Moon - Cosmogenesis
14. Adorned Brood - Lebenslied

Die CD beschränkt sich also auf Metal-Bands. Für die, die sich solcher Genres überhaupt bewußt sind (ich gehöre eigentlich nicht dazu), liegt der Schwerpunkt auf Black Metal, jedoch kommen Death und Gothic Metal auch nicht zu kurz. Das Fassungsvermögen der CD ist mit einer Gesamtlänge von über 74min voll ausgeschöpft. (Die beiden Vorgänger waren übrigens nach ähnlichem Schema gestrickt, bedienten nur andere Musikgenres.)

Rollenspiel
Meiner Meinung nach ist die Verquickung von Heavy-Metal-Musik und Fantasy-Rollenspielen ein Relikt der 80er, vielleicht noch der frühen 90er Jahre. Spätestens mit der "Herr der Ringe"-Filmtrilogie haben jedoch orchestrale Soundtracks den Fantasy-Spieltisch erobert. Zugegebenermaßen habe ich in meinen frühen Spielleiter-Tagen auch den Versuch unternommen große Schlachten mit epischem Metal zu unterlegen - allerdings nur mit mäßigem Erfolg.
So oder so bleibt das wohl Geschmackssache, dennoch scheitert das Konzept an der Auswahl: hätte man sich auf instrumentale Stücke (wie der erste, noch vielversprechende Track "Die Schwäne im Schilf" von Empyrium) beschränkt hätte die CD bei mir sicherlich gelegentlich Einsatz gefunden. Aber ab dem zweiten Track beginnt das Gitarrengeschreddere und Gegröhle, neben dem man sich nur noch in gehobener Lautstärke unterhalten kann. Vollkommen ungeeignet für atmosphärisches Rollenspiel, und das ist es in meinen Augen eigentlich was ein Rollenspiel-Soundtrack unterstreichen soll.
Ein Stilbruch findet bei Track 5 mit dem sehr elektronisch gehaltenen "Lone Night Rider" von The Vision Bleak statt, das eher nach SciFi klingt. Zwar behauptet Battle Cry an keiner Stelle ein Fantasy-Soundtrack zu sein, aber der Eindruck liegt bei der restlichen Gestaltung eigentlich nahe.

Inspiration
Dies ist wohl der einzige Bereich, bei dem Battle Cry bei mir auch nur ansatzweise einen Pluspunkt abstauben kann. Wenn ich in meinem "stillen" Kämmerlein sitze und Abenteuer plane stört mich der Gesangsteil nun wahrhaft wenig. Wenn ich am nächsten Spielabend mal so richtig auf das Stoffwechselendprodukt hauen möchte ist Metal als Inspiration ja schonmal nicht verkehrt. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, daß dieser Sampler mehr Inspirationspotential aufweist als die meisten anderen da draußen. Dennoch findet sich kein Track, der jetzt grob unpassend wäre, von daher ist es in dieser Hinsicht auch kein schlechter Sampler. Ein magerer Pluspunkt.

Tabletop
Wenn man beim Tabletop-Spiel Musik hört ist das wohl meist welche, die man in seiner sonstigen Freizeit auch hört. Für Metal-Fans bietet sich hier eine Auswahl geeigneter Musik, andererseits wage ich zu behaupten, daß sich denen mehr als genug Alternativen bieten (u.a. ein Blick in den eigenen CD-Schrank). Für Nicht-Metal-Fans ist das Geschreddere wohl eher nervig... aber vielleicht vermittelt es ihnen ja das Gefühl von Schlachtenlärm.

Konkurrenz
Man werfe einfach einen Blick in die "Heavy-Metal-Sampler"-Kategorie des nächstgelegenen Musikgeschäfts und entscheide für sich selbst ob die Band-Auswahl hier mehr dem eigenen Geschmack entspricht als die der anderen Metal-Sampler. Preislich gewinnt "Battle Cry" im Vergleich zu anderen Samplern sicherlich keinen Pokal.
Wer auf der Suche nach "atmosphärischer" Rollenspielmusik ist, ist mit Erdenstern, Midnight Syndicate & Co. sicherlich besser bedient.

Fazit
In meinen Augen ist es eine Frechheit dieses Album als "Rollenspiel-Soundtrack" zu verkaufen, da es sich um eine Fehletikettierung handelt - meiner Meinung nach handelt es sich schlicht um einen Metal-Sampler. Black Metal ist für Rollenspiel, das auf den Dialog der Gruppe angewiesen ist, eine denkbar schlechte Hintergrundkulisse. Zwar mag es Gruppen von Heavy-Metal-Rollenspielern geben, die ihre Szenarien gern so ausschmücken (und ich gebe zu einmal Teil einer solchen gewesen zu sein), aber für das Gros der Rollenspieler dürfte sich diese CD eher als Enttäuschung erweisen. Wer die Tracklist gelesen hat dürfte wissen was auf ihn zukommt und kann selbst entscheiden, aber man sollte diese CD keinesfalls ausschließlich aufgrund des Covers oder des Werbetextes kaufen. Nur einen von fünf Sternen von mir.Den Artikel im Blog lesen
 
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