Low Life Low Life

Bücherwurm

Bibliophil
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8. Juni 2004
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Glaswandler schrieb:
Du scheinst ja Low Life lesen (vielleicht sogar gespielt?) zu haben. Kannst du's mir mal ein bisschen beschreiben? Die Beschreibung des Verlags gibt nämlich nicht so furchtbar viel her ..
Low-Life befindet sich seit einigen Tagen in meinem Besitz, also richtig gelesen habe ich es leider noch nicht (stecke gerade in Worlds of the Dead für All Flesh Must Be Eaten), aber ich hab schon mal rein gelesen, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Also mein erster Eindruck ist: bizarr.
Mit Low Life erhält man ein wirres Konglomerat aus Bildern, Texten, unglaublichen Einfällen, absurden Ansätzen und witzigen Verweisen. An sich klingt das ja erstmal etwas unnötig, wenn da nicht der Autor wäre:
Denn das Buch stammt komplett aus der Feder von Andy Hopp - sowohl textlich als auch in Bezug auf Illustrationen - und er schafft es irgendwie, daß das ganze seltsame Ding zu einem koheränten und unterhaltsamen Ganzen verschmolzen wird.
Der erste Vergleich, der mir einfiel war HÖL (von Dirt Merchant Games), der zweite Walter Mörs mit seiner Zammonien-Welt. Von der Aufmachung her erinnert es eher an der erstere (ist ja auch ein Rollenspiel), vom Inhalt und der Gestaltung her eher an das zweitere - wobei Fans von beidem etwas daran finden können.

Kurz zum Inhalt selber:
Low Life spielt in unendlich ferner Zukunft auf einer durch zahllose Katastrophen verwüsteten Erde: Nachdem die "Hoomanrace" untergegangen ist, sind die niederen Lebensformen (und zahllose andere bizarre Kreaturen) intelligent geworden und haben eine neue seltsame Gesellschaft geschaffen, die an so manches Fantasy-Klischee erinnert.
Der erste Teil des Buches dreht sich (wie immer) um die Welt und die zahlreichen Seltsamkeiten, die man als Rassen bezeichen kann, während der zweite wieder eine epische Kampagne und Abenteuerideen bietet (da hab ich aber noch so gut wie gar nicht reingekuckt).

Ein Wort zur Warnung: Das Buch wimmelt vor Puns und anderen Wortspielen, man sollte also des Englischen mehr als mächtig sein, wenn man den Großteil davon mitkriegen möchte.

Fragen? Probleme? Verwirrt? Bin ich auch, denn Low Life kann man nur schwierig beschreiben, man muß es schon selber erleben.

Bis dann, Bücherwurm
 
AW: Savage Worlds: Low Life

Ich konnte es am Wochenende auf nem Con mal spielen....
War schon interesant und das mit den Wortspielen kam mir auch so vor.
 
AW: Savage Worlds: Low Life

Bücherwurm schrieb:
Ein Wort zur Warnung: Das Buch wimmelt vor Puns und anderen Wortspielen, man sollte also des Englischen mehr als mächtig sein, wenn man den Großteil davon mitkriegen möchte.
Genau das, das "mehr als mächtig" um die - zwangsläufig - sehr anglo-amerikanischen Wortspiele, die ja den gesamten Text dieses Werkes genauso durchziehen, wie das graphische Konzept alle Illustrationen durchdringt, war für mich (bislang) der Grund, den Erwerb dieses sehr originellen Savage Worlds Bandes zu vermeiden.

Die Website dazu, http://www.muthaoith.com/, ist ja ähnlich aufgemacht wie das Buch, dessen Previews ich mir zu Gemüte geführt habe.

Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich die textlichen Qualitäten mit meinen, eher technische Texte gewohnten, Englischkenntnissen angemessen zu würdigen weiß, und ob ich jemals jemanden finde, der ein solch schräges und noch dazu mit nicht leicht erschließlichem Englisch daherkommendes Rollenspiel spielen möchte.

Da ich mir regeltechnisch nichts dringend meine Neugier steigerndes darin vorstellen kann, hatte ich den Kauf dieses Savage Worlds Bandes nicht als so dringlich angesehen.

@Bücherwurm: Ich bin schon neugierig auf weitere Informationen, auf Spielerfahrungen, auf etwaige Akzeptanzprobleme bzw. deren Vermeidung, ... - Also bitte weitere Erfahrungen hier publizieren. Vielleicht lege ich es mir dann doch noch irgendwann zu.
 
AW: Savage Worlds: Low Life

Bücherwurm schrieb:
Also mein erster Eindruck ist: bizarr.
War inzwischen Zeit für einen weiteren Eindruck?

Ich bin schon am Wanken: Kaufen. Nicht Kaufen. Ob's edler im Gemüt die Pfeil und Schleudern der wütenden Neugier erdulden, oder durch Kauferwerb sie enden. ...
 
AW: Savage Worlds: Low Life

Das würde ich jetzt auch fragen wollen! Taucht es? Ich meine, ich verfalle schon in nahe katatonische Zustände, wenn ich nur 'ne Schlaghose sehe, aber das sieht ja traumhaft beknackt aus...!
 
AW: Savage Worlds: Low Life

So, hier also mein Urteil nach der kompletten Lektüre von Low Life!

Das Buch ist vollgestopft mit Scherzen, Witzen, Wortspielen und Referenzen an die (Pop-)Kultur - der Humor kennt dabei weder Ekel- noch Schamgrenzen, was insbesondere für Amerikaner durchaus verstörrend wirken dürfte. Insgesamt läßt sich der Stil und Inhalt als "Walter Moers für Erwachsene" durchaus treffend zusammenfassen. Ähnlich wie auch bei Moers ist der Zeichenstil gewöhnungsbedürftig, wenn auch sehr viel detailverliebter und perspektivischer.
Die Zielrichtung des Ganzen ist dabei klar: Es geht nicht darum ein ausgewogenes oder auf Dauer wirklich spielbares Setting vorzustellen, sondern einer etablierten und eingespielten Truppe (oder auch nur dem geneigten Leser) einen Ausflug in eine abgefahren Ekel-Welt zu erlauben - und das gelingt dem Setting wirklich sehr gut. Es macht einfach Spaß das Buch zu lesen und dabei die zahllosen kleinen Scherzchen und Details zu entdecken, die sich überall verstecken.

Fragt sich nur, ob man es auch spielen kann, denn um die gesamte Stimmung wirklich transportieren zu können, bräuchte man eine Gruppe und einen Spielleiter, die zum einen den sprachlichen Herausforderungen gewachsen sind und zum anderen den "Ernst zum Unernst" mitbringen. Low Life kann man nicht ernst nehmen, also braucht man eine Gruppe, die das nicht tut und Spaß an den vorhandenen (und eigenen) Wortspielen hat - und so etwas zu finden, dürfte schwierig werden.
Die vorgestellte Kampagne sollte sich mit etwas Arbeit auch an ein beliebiges anderes Fantasy-Setting anpassen lassen (insbesondere wenn das betreffende Setting selbst nicht ganz ernst gemeint ist) - bietet sie doch einen recht gut durchdachten und unterhaltsamen Plot, der so einiges an Überraschungen und Wendungen bereit hält.

Aber selbst wenn ich es niemals spielen werden, bereue ich den Kauf in keinsterweise, denn es war ein Riesenspaß zu lesen und auch beim zweiten Mal dürften mir immer noch neue und unterhaltsame Dinge auffallen, die zuvor nicht aufgefallen waren.
Noch ein letztes Wort zur Warnung: Jedem wird Low Life sicher nicht gefallen. Insbesondere wenn man gar nichts von Fäkalhumor hält und ein knallharter Tolkien-Verehrer ist, dann wird man wohl eher enttäuscht und irritiert denn gut unterhalten sein.

Für Rückfragen stehe ich natürlich jederzeit zur Verfügung!

Bis dann, Bücherwurm
 
AW: Savage Worlds: Low Life

So, nachdem ich mir das schöne Hardcover mit dem - hmm - etwas angefaulten Inhalt nun auch zugelegt und über das Wochenende ein wenig angelesen habe...
Bücherwurm schrieb:
Aber selbst wenn ich es niemals spielen werden, bereue ich den Kauf in keinsterweise, ...
... kann ich das nur voll und ganz unterschreiben.

Low Life ist ein Herzenswerk des Autors. Man merkt das auf jeder Seite. Nicht nur in der visuellen Gestaltung, sondern gerade auch im seltsamen Humor des Textes steckt auf angenehme Weise viel vom Engagement des Autoren Andy Hopp drin.

Regeltechnisch sehr interessant ist für mich, daß er für seine seltsame Welt auch voll und ganz auf die üblichen Settingerweitungsmechanismen des Savage Worlds Grundregelwerks aufbaut. Ich hatte beim ersten Durchblättern den Eindruck, daß man da viel mehr am System hätte verbiegen müssen, um alle die "Gestalten", die in diesem Setting agieren, auch regeltechnisch erfassen zu können. - Beim Lesen war ich dann schon erstaunt, daß es sich um eine geradezu "normale" Hintergrundsanpassung (wie eben in anderen Settings wie 50 Fathoms, Tour of Darkness, etc. auch) handelt.

Die Charaktere, die man in Low Life verkörpern soll, gehören zu den schrägsten, die ich noch für spielbar halte. Selbst meine uralten Gammaworld-Mutanten-Freaks kamen nicht auf soviel - tja, da fehlen mir die Worte - soviel "Andersartigkeit" vielleicht?

Vielleicht ergibt sich ja noch dieses Jahr bei einem Con die Gelegenheit Low Life mal ein paar (nicht allzu betrunkenen) Interessenten näherzubringen...
 
AW: Savage Worlds: Low Life

Anfangs eher skeptisch bin ich mittlerweile arg versucht, es mir zuzulegen ..
 
AW: Savage Worlds: Low Life

Low Life ist eines dieser Bücher die man sich wirklich nur wegen dem Artwork, dem Humor und generell der Eigenschaft komplett anders als alle bisherigen Welten zu sein, kauft.
Ich hab jedenfalls beim durchblättern lange nicht mehr so verdutzt geschaut und bei weitem nicht so oft geschmunzelt.

Absolute Kaufempfehlung!
 
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So, ihr habt mich nun endlich überzeugt, ist bestellt! Dürfte in den nächsten zwei Tagen bei mir eintreffen!
 
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Herrlich... passend zur "Eröffnung" des Savage-Worlds-Forums trudelte heute Low Life bei mir ein. :D Jetzt brauche ich nur noch die Zeit mich einzulesen. Sieht jedenfalls schonmal "krass" aus.
 
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Sieht jedenfalls schonmal "krass" aus.
Ja, das war auch mein erster Eindruck. Aber mir ist ja die optische Gestaltung bei Rollenspielen weit weniger wichtig als der Text (als alter Wortklauber :opa:), und hier kommt meiner Meinung nach erst so richtig zum Ausdruck, daß Andy Hopp nicht nur schräge Figuren mit Bunny-Slippers zeichnen kann, sondern auch seine Savage Worlds Regelkenntnis sehr solide ist, so daß er eine Settinganpassung abgeliefert hat, die geradezu vorbildlich ist (sehr cool die "Bastelecke" für Waffen und Rüstungen, und natürlich die Trappings für die diversen Magiearten).
 
AW: Low Life

Wie stark muß das englisch-Fu den nun eigendlich sein? Im Grunde hört sich das alles nach genau dem Ding für den Sylandryl an. Hab es mir aber bislang nicht zugelegt, weil die Sache mit dem "englisch mehr als mächtig sein" mich ein wenig abschreckte.


Sylandryl

EDIT: Niemals Posts schreiben während man sich mit jemanden unterhält ;)
 
AW: Low Life

Nehmen wir mal an Du bekämest nur die Hälfte der Gags, Anspielungen und Wortspielchen in Low Life mit - dann wäre das immer noch eine Riesenmenge. Vieles versteht man auch aus dem Zusammenhang. Und falls man etwas nicht versteht, so kann man ja auf dem Muthaoith-Forum direkt an der Quelle nachfragen, was etwas bestimmtes eigentlich bedeuten sollte.

Vor allem aber bekommt man bei Low Life eine sehr interessante, spannende, und enorm vielfältige Plot-Point-Kampagne geboten.

Wie in den guten Terry Pratchett Romanen, so ist auch in Low Life unter der (hier zugegeben auf den ersten Blick dicken - und schleimigen!) Schicht Humors eben auch ein SEHR solides Settingregelwerk, sowie eine gut durchdachte Kampagne mit interessanten Gegenspielern enthalten. Das alles wäre selbst ohne die "Schrägheit" der Welt Muthaoith noch eine spannende Sache. Und MIT der "Schrägheit", aber durchaus ernsthaft (aber nicht ernst) gespielt, ist Low Life wirklich eine echte Perle.

Ich finde Low Life wirklich rundum gelungen.

Kaufe es Dir - und zwar als Druckausgabe, weil es einfach zu schön ist.
 
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