Lost in translation

Midwinter

Kainskind
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1. Dezember 2008
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282
Ich bräuchte mal ein wenig Unterstützung hinsichtlich gewisser englischer Begriffe:

Derzeit bin ich dabei, das Quellenbuch "Midnight Siege" zu übersetzen. Komplett o_O. Don't ask, ich hab meine Gründe für dieses Projekt (mit "Ghouls - Fatal Addiction" bin ich schon durch...:eek: ).
Jedenfalls gibt es in dem Buch auf S. 22 eine Kolumne mit der Überschrift "Witches' Wards". Wie könnte man das einigermaßen anständig übersetzen? Steckt da eventuell ein feststehender Begriff aus der WoD dahinter, der sich mir nicht erschließt? Oder könnte man das, da es sich ja um einen Regeleinschub handelt, einfach mit "Hexen-Abteilung" oder sowas übersetzen? Klingt auch irgendwie merkwürdig (aber wie sagt man so schön: It loses in translation...).

EDIT: Kaum liest man sich den Text nochmal gründlich durch, tun sich schon Lösungen auf. "This ritual, a development of the Ward Versus Kindred ritual, ..." (usw.) - In dem Fall ist "ward" also ein Schutzzeichen, und die Überschrift wäre dann wohl am ehesten mit "Hexen-Schutzzeichen" zu übersetzen, oder

In der Kolumne geht es außerdem um ein sechststufiges Tremere-Ritual, "The Ritual of Demesne". Nun bedeutet desmesne laut Wörterbuch "Grundbesitz", was grundsätzlich Sinn ergibt, weil es um bei dem Ritual darum geht, eine Art Frühwarn-Aura um eine Stadt zu legen (das Ding ist nicht umsonst Stufe 6). Aber mal ehrlich - klingt "Das Ritual des Grundbesitzes" nicht wie etwas, das man eigentlich eher beim Notar anstatt bei den Tremere erwartet? ;)
Je nach Kontext kann demesne wohl auch sowas wie Herrschaft oder Domäne bedeuten - was hier ja durchaus auch passend wäre. Aber "Ritual der Domäne" trifft es irgendwie nicht ganz, "Ritual des Schutzes der Domäne" klingt furchtbar ungelenk.

Wie würdet ihr das übersetzen? Mir will da einfach nichts Passendes einfallen.

Und Frage an diejenigen, die in den englischsprachigen Regelwerken zuhause sind: Entspricht der engl. Begriff "sigil" dem, was in den deutschen Regelbüchern bei den Ritualen als "Schutzzeichen gegen..." bezeichnet wird?

EDIT: Da das Schutzzeichen offensichtlich "ward" ist (s.o.), ist sigil wohl was anderes...
 
Ein Sigil ist normalerweise ein Siegel.
Man kann Siegel auch durchaus als Schutzzeichen bezeichnen. (Man versiegelt es quasi vor ungewollten Zugriff)

Demesne könnte man auch mit Landgut, Reich, Herrschaft(sgebiet), Besitztum übersetzen.
So als Alternative zur Domäne die schließlich schon durch die "Domain" belegt ist.
 
Ich bin mir zumindest sicher das die Forumsleitung darauf ein wenig unwohlwollend reagieren würde. Und nein, WW mögen sowas auch nicht.
 
Wobei es nicht daran liegt das die Forumsleitung die Mühe nicht zu schätzen weiß oder es nicht cool finden würde, sondern das es halt rechtliche Probleme für sie geben könnte.

Jenachdem stünde vielleicht die Möglichkeit offen bei White Wolf, beziehungsweise aktuell Onyx Path Publishing nachzufragen?
 
Könnte der ward nicht auch Schutzkreis heißen?
Also die höhere Stufe des Schutzzeichens.
Angesichts dessen, daß es sich um ein Ritual der sechsten Stufe handelt, ist Schutzkreis wohl tatsächlich besser als Schutzzeichen.

Okay, dann verwende ich also wie auch von Infernal Teddy vorgeschlagen "Schutzzeichen der Hexen". Das folgt zwar nicht ganz der sonstigen Nomenklatur hinsichtlich "Schutzkreis gegen dies" und "Schutzzeichen gegen das", aber in diesem Fall kann/muß man davon wohl abweichen.

Danke schon mal für die Unterstützung. Ich werde mit Sicherheit noch das eine oder andere Problem haben, mit dem ich mir hier melden werde (in diesem konkreten Fall war mein Problem neben der Übersetzung auch, daß Thaumaturgie der Teil des Regelwerks ist, mit dem ich mich am schlechtesten auskenne, weil wir in unserer Gruppe niemanden haben, der sich darauf versteht, deshalb lese ich mich nur gelegentlich in die Materie ein, wenn ich einen thaumaturgisch begabten NSC für eine Erzählung brauche. Da fehlt mir dann halt einfach das Hintergrundwissen bzw. die Vertrautheit mit bestimmten Begrifflichkeiten. Aber ich weiß ja, wo ich Experten zu dem Thema finden kann...;) ).
 
wie wärs mit "Schutz der Domäne"oder "Schutz der Stadt"
Okay, würde mir grundsätzlich gefallen, aber da im Text eben immer explizit vom Ritual of Demesne gesprochen wird, wäre das ganze ja dann das "Ritual des Schutzes der Domäne" o.ä., und das klingt dann eben doch ziemlich holprig, oder? Oder gibt es "Präzedenzfälle" in bisherigen Regelwerken, in denen solche Begriffe wie ritual in der Übersetzung einfach unterschlagen wurden?
 
Mit "Domäne" ist in diesem Fall allerdings keinesfalls eine ganze Stadt gemeint, sondern die persönliche Domäne des Zaubernden. Nur so als Anmerkung.
 
An und für sich würde ich die Früchte meiner Arbeit schon ganz gerne der Allgemeinheit zukommen lassen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob mir dann White Wolf nicht den Arsch aus der Hose klagt, von daher bin ich diesbezüglich noch sehr vorsichtig...


Was man privat macht geht keinen was an. Offiziell verkaufen würde ich dies aber auch nicht einfach so.

Okay, würde mir grundsätzlich gefallen, aber da im Text eben immer explizit vom Ritual of Demesne gesprochen wird, wäre das ganze ja dann das "Ritual des Schutzes der Domäne" o.ä., und das klingt dann eben doch ziemlich holprig, oder? Oder gibt es "Präzedenzfälle" in bisherigen Regelwerken, in denen solche Begriffe wie ritual in der Übersetzung einfach unterschlagen wurden?



ich habe ein keine getreue Übersetzung genutzt, sondern was recht schnell und gut klingt und thematisch passt.
 
Mit "Domäne" ist in diesem Fall allerdings keinesfalls eine ganze Stadt gemeint, sondern die persönliche Domäne des Zaubernden. Nur so als Anmerkung.
Was heißt "in diesem Fall"? Der Begriff der Domäne kann ja durchaus die ganze Stadt im Sinne der Domäne des Prinzen bedeuten, und "in diesem Fall", sprich bei diesem Ritual geht es auf jeden Fall um die ganze Stadt. Das Ritual wird zwar von den Tremere durchgeführt, aber der Text läßt wenig Zweifel daran, daß dies oftmals auf Wunsch des Prinzen geschieht. Von daher würde ich hier eindeutig nicht von der persönlichen Domäne des Zaubernden ausgehen.
 
Und wieder stoße ich an die Grenzen meiner Übersetzer-Fähigkeiten:

"Midnight Siege" konfrontiert mich mit einer Kapitelüberschrift, die mich ein wenig ins Grübeln bringt: "Politics and policy". Dummerweise bedeuten beide Begriffe im deutschen "Politik", wenn sie auch etwas unterschiedliche Konnotationen haben. Ich zerbreche mir jetzt den Kopf, wie man diese Überschrift sinnerhaltend übersetzen könnte und dabei aber möglichst auch die Alliteration erhält (wobei letzteres nicht oberste Priorität hat, aber nett wäre).

Irgendwelche Vorschläge?
 
Politics and policy:
Im Interesse der Alliteration: "Haltung und Handeln"

"Das Ritual des Grundbesitzes" finde ich aber ziemlich gut. Es ist präzise UND es klingt gut. Klingt gut in dem Sinn, dass es bei mir sofort Assoziationen wachruft, die ich gut mit dem Zauber und den Tremere verbinden kann. Ich denke dabei an Gutsherren und Großgrundbesitzer des 19.Jhd.
Vielleicht "Ritual des Gutshofs"? In Anlehnung an die amerikanische Tradition des Gutsbesitzes? Ich würde auf jeden Fall was nehmen, was dieses Bild invoziert.
 
Was ist denn genau er Inhalt es Kapitels?

Teylen hat schon super Vorschläge gemacht, welche alle passen würden

oder ganz frei:

Politik und deren praktische Umsetzung; hört sich leider nicht kurz und knackig an
 
Was gilt eigentlich für Übersetzer?
1. Die Übersetzung eines Sprachwerkes nach UrhG § 2 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 stellt im allgemeinen eine persönliche geistige Schöpfung des Übersetzers dar.

2. Muss der Schuldner davon ausgehen, dass der Berechtigte keine Kenntnis von dem ihm zustehenden Anspruch hat, fehlt es an dem für die Verwirkung erforderlichen Vertrauenstatbestand. - Comic-Übersetzungen II -

Vgl. BGH I ZR 57/97 vom 15.09.1999

Aus den Gründen: Das Berufungsgericht hat angenommen, dass es sich bei den von der Klägerin erstellten Übersetzungen um persönliche geistige Schöpfungen handelt, die nach § 2 Abs. 2, § 3 UrhG Urheberrechtsschutz genießen. Gegen diese Beurteilung wendet sich die Revisionserwiderung ohne Erfolg. Das Urheberrechtsgesetz geht - indem es in § 3 die Übersetzung als Beispiel einer urheberrechtlich geschützten Bearbeitung nennt - davon aus, dass Übersetzungen geschützter Sprachwerke in der Regel eine eigenschöpferische Leistung des Übersetzers darstellen und daher auch ihrerseits Gegenstand des urheberrechtlichen Schutzes sein können. Denn die neue Sprachform erfordert im allgemeinen ein besonderes Einfühlungsvermögen und eine gewisse sprachliche Ausdrucksfähigkeit (...). Sie lässt sich nicht allein durch eine mechanische Übertragung der einzelnen Begriffe bewerkstelligen, sondern muss den Sinngehalt vollständig erfassen und auch Zwischentöne des Originals wiederzugeben versuchen. Dass es sich im Streitfall um die Übertragung von Bildgeschichten handelt, bei denen der Sprachanteil meist aus einfachen Dialogen besteht, vermag daran nichts zu ändern. Mit Recht hat das Landgericht auf die Besonderheiten derartiger Übersetzungen hingewiesen: Wegen der räumlichen Beschränkung auf Sprechblasen muss der Übersetzer die Situation in wenigen Worten erfassen und muss sich dabei an die für solche Bildgeschichten typische Diktion halten. Darüber hinaus müssen die übersetzten Geschichten für Kinder, die in erster Linie die Adressaten dieser Bildgeschichten sind, verständlich sein. Ohne Erfolg wendet die Revisionserwiderung demgegenüber ein, es müsse danach unterschieden werden, ob die Übersetzung dem individuellen Geist des Übersetzers Ausdruck verleihe; es sei daher anerkannt, dass die Übersetzung eines Geschäftsbriefes oder einer Speisekarte keinen urheberrechtlichen Schutz genießen könne. Die Revisionserwiderung verkennt jedoch, dass Übersetzungen literarischer Schriftwerke ebenso wie das übertragene Original Werke der "reinen" (zweckfreien) Kunst darstellen, bei denen hinsichtlich des urheberrechtlichen Schutzes ein großzügigerer Maßstab gilt. Das Urheberrecht schützt bei literarischen Schriftwerken auch die sogenannte kleine Münze, bei der bereits ein geringer Grad individuellen Schaffens und eine geringe Gestaltungshöhe als ausreichend angesehen wird. Bei der Übersetzung derartiger Werke dürfen an die Schöpfungshöhe keine höheren Anforderungen gestellt werden.
 
Was ist denn genau er Inhalt es Kapitels?
Im Prinzip genau das, was die Kapitelüberschrift andeutet: Um den Umgang der Camarilla mit der Stadtpolitik der Sterblichen und deren Institutionen.
Nebenbei bemerkt ein interessantes Kapitel, denn eigentlich denkt man ja immer, die Camarilla seien die "Guten". Auf den Gedanken, daß es der Camarilla eigentlich lieber ist, wenn es in der Stadt nicht rund läuft, die Polizei nicht gründlich arbeitet, die Kriminalitätsrate hoch ist und die Korruption überhand nimmt, wäre ich auf Anhieb so nicht gekommen. Aber wenn die Zustände in der Stadt eben schlecht sind, bedeutet das, daß man eben leicht beeinflußbare Politiker und korrupte Polizisten hat, die man für seine Zwecke ausnutzen kann. Umgekehrt sorgt die Camarilla dafür, daß in einer Stadt, bei der zu befürchten steht, daß der Sabbat sie in Kürze angreift und einnimmt, genau diese Umstände bereinigt werden - korrupte Politiker werden aus dem Amt gejagt, die Abteilung für innere Angelegenheiten sorgt bei der Polizei für Großreinemachen, der Stadtrat beschließt Maßnahmen, um verstärkt gegen Straßenkriminalität vorzugehen, es werden mehr Gelder bewilligt, um defekte Straßenlaternen zu reparieren etc. etc. In dem Kapitel wird die paradoxe Situation beschrieben, daß es in manchen Städten idyllischer geworden ist, nachdem der Sabbat einmarschiert ist. Aber das gehört eben alles zum modus operandi der Camarilla, um dem Sabbat das Leben schwerer zu machen.
Teylen hat schon super Vorschläge gemacht, welche alle passen würden

oder ganz frei:

Politik und deren praktische Umsetzung; hört sich leider nicht kurz und knackig an
Ja, bei Teylens Vorschlägen war schon einiges dabei, mit dem man was anfangen kann. Möglicherweise gehe ich in die Richtung "Politische Strategie und Taktik" oder "Politische Strategien und Methoden".
 
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