Rezension Libertys Kreuzzug (Star Craft #1)

Nepharite

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Jeff Grub - Star Craft Band 1: Libertys Kreuzzug


[User-Rezi] von Nepharite


Enthüllungsreporter Michael Liberty ist mit seiner neusten Reportage über die Korruption innerhalb gewisser Kreise in Tarsonis auf Tarsonis einigen Leuten gewaltig auf die Füße getreten. Daher kommt es ihm mehr als gelegen, dass ihn seine Chefredakteur als Militärkorrespondent auf eine ruhige Reise in den von allen Meuchelmördern weit, weit entfernten Koprulu-Sektor schicken möchte. Mangels tragfähiger, das mittelfristige Überleben sichernder Alternativen findet sich Liberty kurz darauf auf einem Schlachtkreuzer der Behemoth-Klasse wieder (das ist ein ziemlich großes, ziemlich sicheres Ding).

Selbstverständlich entpuppt sich der bequeme Posten schon nach bald als wahres Himmelfahrtskommando, denn die Truppen der Konföderation geraten im Mara-System zwischen die Linien zweier außerirdischer, sich unbarmherzig bekriegender Spezies, den Zerg und den Protoss.
Die Zerg sind eine virulente Rasse mit der Fähigkeit Lebewesen zu assimilieren und genetisch zu modifizieren, während die geheimnisvollen Protoss über High-End-Waffen verfügen, mit denen sie ganze Planeten bis auf den Kern verbrennen können ... und auf einmal scheint das Behemoth-Dingens gar nicht mehr sooo groß.

Nachdem die Protoss den Planeten Chau Sara auslöschten und nun dem Planeten Mar Sara das gleiche Schicksal droht, macht sich Liberty zusammen mit den konföderierten Marines auf, den Siedlern dort beizustehen. Doch die Lage eskaliert rasch: die Zerg haben den Planeten längst infiltriert, die konföderierten Marines gehen lieber gegen die Siedler als gegen die Aliens vor, "von oben" drohen die Protoss und zu allen Überfluss mischen sich auch noch die Söhne Korhals, eine terranische Rebellengruppe unter Führung des charismatischen Politikers Arcturus Mengsk, handfest in den Konflikt ein.

Mit Starcraft vergrößert Panini/Dino sein Verlagsprogramm um eine weitere Reihe Videospiel-bezogener Romane und es dürfte kaum einen Gamer im lesefähigen Alter geben, der von Blizzards Megaseller-Echtzeit-Aufbau-Strategie-SciFi-Spiel- (^^) nicht schon mal etwas gehört hat.
Die erste Frage eines verunsicherten Lesers, "Kann ich als Megaseller-Echtzeit-Aufbau-Strategie-SciFi-Spiel-Verweigerer das Buch überhaupt verstehen, geschweige denn, daran Gefallen finden?", lässt sich ganz klar mit einem "Jep!" beantworten. Und eigentlich ist es sogar so, dass Nicht-Spieler viel mehr Freude an dem Roman haben dürften als die alten StarCraft-Hasen, denn für letztere sind Zerg, Protoss und sonstiges Kroppzeugs alte Hüte, während Einsteiger den langsamen Aufbau der Spannung bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Zerglinge zum ersten Mal Siedler plätten, genießen können.

Ein großer Pluspunkt des Romans ist, dass er -im Gegensatz zu anderen des Military-SF-Genres- fast ohne Technobabble auskommt: keine dreifach verknurbelten Adamantium-Repulsor-Eierwerfer mit Zielautomatik und Phasenvarianz-Konverter, kein "unser Schiff ist aber viel schneller, schwerer, hübscher angemalt und hat einen coolen Spoiler" und vor allem kein "Führer befiehl, wir folgen dir!"-Helden-Geseiere ...wenigstens kein Ernst zu nehmendes.
Natürlich bemüht auch Grubb das eine oder andere Klischee und die meisten Neben-Charaktere erscheinen nicht übermässig stereotyp- und stereoidfrei, doch insgesamt wird die Handlung von Libertys kritisch-ironischer Distanz zum militärischen Machismo getragen. Gerade die prägnanten, einleitenden Texte, welche unter dem Namen "Das Liberty Manifest" einem jeden Kapitel vorangestellt sind, verstärken mit ihrem leicht sarkastischen Ton als Reflexion und Interpretation der Handlung wohltuend diesen Eindruck.

Und: die Kapitel haben tatsächlich richtige, echte Überschriften! Der ?Prolog? wird zum "ANTE BELLUM", der "Epilog" zum "POST BELLUM" und dazwischen erfreut sich der Leser an solchen Titeln wie: "ALLES ZERFÄLLT (DAS IST DER LAUF DER DINGE)" oder "KRIECHER". Ich mag das, denn es lässt darauf hoffen -hier auch berechtigterweise-, dass der Autor beim Schreiben sein Hirn mehr als nur zum Stifthalten benutzt hat. Insgesamt ist Grubbs Stil fesselnd und leicht, ohne jedoch auf Groschenromanniveau abzusinken; es gelingt ihm in diesem Buch, seine Routine und Erfahrung als Spiele- und Roman-Autor zum Besten des Lesers einzusetzen.

Fazit: Äußerst unterhaltsame Military-SF mit coolen Charakteren, wirklich üblen Aliens und Menschen, Schlachten, Massakern, Intrigen und Verrat, also allem, was das Herz eines Anhängers sinnloser Gewalt erfreut .Den Artikel im Blog lesen
 
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