AW: Ladensterben [FLGS] und tragbare Konzepte
Also laden mit integriertem Café-Bereich, offene, freundliche Spielflächen, und so weiter. Also nicht nur Laden, sondern auch Dienstleistung. Ich denke, das könnte ein weg in die Zukunft sein, oder könnte es, wenn die hiesigen ladenbesitzer nicht immer noch im modell der 80s festhängen würden...
Kann es sein, daß die US-Spieleläden deutlich geringere Mietpreise für Ladenflächen zahlen müssen?
Ein großer Spieleladen, wie man ihn z.B. in The Gamers 2 sieht, in welchem man nicht nur was trinken kann, sondern auch problemlos Tische(!) und Stühle(!!) unterbringt, um Tabletop Roleplaying Games zu spielen, ist hierzulande bei den verboten hohen Ladenmieten selbst für bessere Abstellkammern in halbwegs zugänglicher Lage eigentlich kaum noch finanzierbar.
Für den Spieleladen nicht nur als "begehbares Warenlager", wo man sich als "ausladender" Rollenspieler kaum noch traut sich in den engen Regalreihen umzudrehen, aus Angst, man räumt gleich das halbe Regel ab, braucht es halt MEHR FLÄCHE.
Und zwar mehr Fläche, eventuell separate Zimmer/Abteilungen um mehrere Spieltische aufstellen zu können. Dann Mobiliar, Sitzgelegenheiten, Getränkeversorgung (heiß, kalt - Lizenzen!), und natürlich PERSONAL, daß auch mal abends länger da bleibt und den Laden offen hält, während die Tabletop-Spieler drüben ihre regelmäßigen Ladenrunden durchziehen und während die wöchentlich wechselnde Verlagssupporter-Runde mal Brettspiele, Kartenspiele oder auch Rollenspiele für Interessierte unter die Leute bringt.
Und es braucht die Ladenbeschäftigten, die nicht wie verkommene, modrige Loser wirken, sondern die souverän, kompetent und freundlich gerade auch Eltern und erwachsenen Interessierten Auskunft geben können, statt nur sprachohnmächtig auf zwangsläufig naive Fragen stumm zu glotzen.
Das Treffpunktkonzept halte ich für tragfähig.
Meine ich auch. - Es fehlt oft genug an Treffpunkten für Spieler. Und NEIN, ein Laden, in dem man eben weniger Stehplatz hat, als in der Straßenbahn in der Hauptverkehrszeit ist KEIN Treffpunkt! (Siehe oben: "begehbares Lager")
Das Grundkonzept war ein Computernetzwerk auf dem gegen Gebühr Spiele gespielt werden konnten, wie in einem Internetcafé (man könnte dort Computerrollenspiel oder Onlinerollenspiele spielen). Daran angeschlossen war ein Rollenspiel & Larpladen.
Das hört sich durchaus tragfähig an. Ein interessanter Mix. - Gab es dort auch Platz für Tischrollenspiel-Runden, oder nur die üblichen "Legebatterien" an Bildschirmreihen ohne Ellenbogenraum?
Wenn man dieses Konzept modernisieren will sollte man:
- Snacks, Getränke und Kaffée, die damals wegen fehlender Lizenzen nicht ausgeschenkt werden durften, sollten, nachdem man sich um entsprechende Lizenzen gekümmert hat, ausschenken.
In puncto Lizenzen gibt es EINIGES zu beachten. Ausschank, Verkauf von Speisen, eventuell Alkoholabgabe, Beachtung des Jugendschutzes, usw. - Da kommt einiges zusammen, das man bewußt angehen muß.
- Das Sortiment damals war klein und leider nicht unbedingt gut ausgewählt. Man sollte eine gute Auswahl führen insbesondere die Rollenspiele führen, die in der Stadt viel gespielt werden. Man sollte sich System XY, das zwar ein Klassiker ist und sich in dieser Stadt nicht verkauft, nicht ins Regal legen. Ortsfremde Rollenspieler werden sich dann wundern, aber solche Ladenhüter kann man immer noch bestellen.
Wenn man LOKALE Supporter bzw. lokale Vereine und Clubs hat, die halt nur einen Ausschnitt aus der breiten Hobbyproduktpallette vorstellen können, der dann aber TATSÄCHLICH GESPIELT und damit auch NACHGEFRAGT wird, ist das doch kein Problem.
Ich könnte mir auch gut vorstellen, daß man z.B. einen Indie-Tag in der Woche macht, wo man jedesmal andere Indie-Rollenspiele vorstellt, ebenso wie daß man Spielleiter-"Tutoren" vermitteln kann, die bei neuen Spielen bzw. für Einsteiger in einem bestimmten Regelsystem Beratung, Tipps, Tricks KONKRET zu dem, was der jeweilige Einsteiger spielen will, geben können. - So etwas sehe ich auch als Aufgabe der Rollenspielvereine, die das meist ja auch tun - aber eben nur für Mitglieder. - Idealerweise können das die Angestellten des Ladens zumindest zu einem gewissen Teil leisten (was z.B. auf Brettspiele und Kartenspiele spezialisierte Läden hinbekommen: dort gibt es Proberunden, man bekommt geduldig und INFORMIERT alles über unterschiedlichste Spiele erklärt - warum das in Rollenspieleläden nicht geht, weiß ich nicht).
- Damals gab es Platz zum Sitzen und sich unterhalten. Wenn Snack & Co verkauft werden verdient man auch an Kunden, die sich bloß unterhalten.
Es sollte schon eine Möglichkeit geben, einfach mal in den Laden zu gehen und dort ein paar Leute zu treffen, über seine letzten Runden zu prahlen, und einfach "unter anderen Spielern" zu sein. - Hier ist es natürlich schon fraglich, ob dazu dann die NUR-Computerspieler wirklich passen werden. Die verwenden z.T. ähnlichen Jargon (Rollenspiele!) und meinen was so komplett anderes, daß es schon da Kommunikationsprobleme "vorprogrammiert" gibt.
Aus den Rollenspielvereinen, die ich kenne, gibt es keine Probleme Tabletop, Pen&Paper, LARP und auch Brett/Kartenspiele zusammenzuwerfen. Aber gerade die Computer/Konsolen-Spieler findet man da nicht - und nicht etwas absichtlich, sondern weil die Gemeinsamkeiten dieser "nicht körperliche Präsenz erfordernden" Spiele mit den "Präsenz"-Spielen wie eben Tabletop, Pen&Paper-Rollenspiel, LARP und Brett/Kartenspielen ziemlich gering sind. - Es sind auch Mitglieder in den Vereinen, die in Computerspiel-Gruppen organisiert sind. Doch findet da so gut wie KEIN "Übertritt" zu den "Präsenz"-Spielen statt. - Vielleicht habt Ihr andere Erfahrungen gemacht. Falls ja, dann wäre ich neugierig mehr darüber zu erfahren.
- Kontakt zu ortsansässigen Rollenspielerclubs sollte geknüpft werden. Diese können bzw. sollten dann in Lokal Rollenspielrunden für Einsteiger anbieten. Besonders gute SLs kann man ja als Laden auch sponsoren. Wenn die Einsteiger gute Runden erleben, kaufen sie auch vor Ort Rollenspielmaterial.
Das ist eh ein WICHTIGER Multiplikator: Lokale Gruppen, Clubs oder richtige Vereine sollten IMMER in guter Kooperation mit Ladengeschäften (die auch tatsächlich SPIELRAUM! anzubieten haben) agieren. - Die Läden haben bei verfügbaren Flächen in den Vereinen immer ausreichend Quellen für Demo-Runden, Supporter-Runden, und gemeinschaftliche Events. Die Vereine können auf ihre Cons die Läden mit einem Stand einladen. (Eine Hand wäscht die andere.) - Vereine stellen einen STETIGEN BEDARF an neuem Material dar. Sonderkonditionen, Sammelbestellungen, Starterpakete usw. sorgen dafür, daß der Multiplikationswert eines Vereins zum Tragen kommt.
Wobei das natürlich gerade auch die Verlage an den Läden vorbei SELBST machen: Supporter kann prinzipiell JEDER werden - egal auf wieviele organisierte Spieler er so Zugriff hat. Und Verlage wie Prometheus Games VERSCHENKEN umfangreiche Produktpakete an Vereine, damit diese ihre Produkte ausprobieren und "unters Volk bringen".
Würden in solchen Fällen nicht die Verlage direkt, sondern ZUSAMMEN mit den Läden agieren, würde m.E. das Hobby und der Hobby-Markt als Ganzes profitieren.
Mein Friendly (tatsächlich!) Local Game Store hat keine Sitzgelegenheiten, ist recht vollgestopft, stellt nicht einen Kontaktpunkt dar, wo ich mich entspannt, auch wenn ich mal nichts kaufen möchte, reinsetzen kann um mit anderen Rollenspielern in Kontakt zu kommen.
Es gibt zwar Tabletop-Runden jede Woche, doch "balanciert" deren Spielfläche auf vollen Warenregalen, da kein Platz für einen Tisch vorhanden ist.
Die Lage des Ladens ist gut. Gegenüber in derselben kleinen Passage ist ein Comic-Shop, so daß sich für Kunden der Weg oft gleich doppelt lohnt. Und der Laden betreibt einen Online-Versand für seine Waren.
Doch ist eben KEIN echter "Spielraum" vorhanden. Das ist schade - zumal Räumlichkeiten zum ungestörten und niemanden störenden Spielen nicht so leicht zu finden sind.
Anders als bei Computerspielen kann man Rollenspieler nicht in "Legebatterie"-Form unterbringen. Die brauchen eben mehr Raum, einen richtigen Tisch, und sie verursachen LÄRM durch Reden, Lachen, heftiges Würfeln, usw. Dafür ist die technische Ausstattung nicht weiter spektakulär. - Das sind deutlich andere Randbedingungen für die Schaffung von Spielräumen als bei Computerspielern.
Für mich steht und fällt solch ein Konzept als TREFFPUNKT mit den Mietpreisen für Ladenflächen. - Wie seht ihr das?