Rezension Konzernenklaven [B!-Rezi]

Infernal Teddy

mag Caninchen
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Konzernenklaven


Shadowrun Quellenband [B!-Rezi] von Infernal Teddy


Es ist eine ganze Weile her, seid ich das letzte mal Shadowrun gespielt oder geleitet habe, aber ich habe immer gerne die Quellenbücher gelesen. Gute Beschreibungen, eine lebend wirkende Welt, und durch den „Shadowtalk“ auch das Gefühl, eine lebendige Welt zu erleben. Aber es gab nicht nur gute Quellenbücher – oft hatte man es auch mit dämlichen Klischees zu tun, oder mit hahnebüchenden Ideen. Und der Shadowtalk dazu konnte... nuja, you get the picture. Tja, und jetzt habe ich hier ein Quellenbuch für Shadowrun 4, einen Regionalquellenband: Konzernenklaven.

Optisch ist dieses Quellenbuch sehr schön geworden – wie man es von Pegasus gewohnt ist handelt es sich um einen mattierten Hardcovereinband mit einem Lesenbändchen. Das Layout ist sehr angenehm für das Auge, lockerer und angenehmer als das der dritten Edition. Alle Sidebars sind „negative“, sprich weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund. Auch das Artwork weiß zu überzeugen. Die erste Seite ist, wie man es von Shadowrun gewohnt ist, eine Darstellung einer Portalseite des Shadownets (Oder was auch immer heute dem Shadownet entspricht, ich bin da etwas länger nicht mehr auf dem Laufenden...).

Thematisch geht es in diesem Buch um eine Reihe von Städten die sich im Jahre 2070 direkt oder indirekt in den Händen der Megakonzerne befinden. Dabei werden die Städte von allen Seiten beleuchtet – Die Geschichte und Bewohner der jeweiligen Stadt, welche Konzerne hier was zu sagen haben, wie die Unterwelt aussieht, welche Besonderheiten die Stadt hat, und so weiter. Dabei werden in diesem Buch vier Städte im Detail beschrieben, und vier weitere im Anschluss kurz angerissen. Zu jeder Stadt gehört außerdem eine grobe Karte der Stadt. Im Einzelnen handelt es sich hierbei um folgende Städte:

* Los Angeles: Die Stadt der Engel wurde von mehreren Erdbeben heimgesucht und überschwemmt, so das ein Großteil der Stadt heute unter Wasser liegt – Downtown LA besteht jetzt aus einer Inselkette, Sumpfgebieten und überfluteten Straßen. Dennoch ist LA immer noch das Zentrum der amerikanischen Unterhaltungsindustrie, und Hollywood ist fest in den Händen von Horizon. Allerdings ist diese Kontrolle nicht hundertprozentig – der Pueblo Corporate Council hat vor einigen Jahren die Stadt besetzt, gleichzeitig befinden sich Truppen von Atzlan nur wenige Meilen südlich und warten nur auf eine Chance die Stadt zu besetzen. Zu den coolsten Ideen in dieser Stadt gehören ein Social Networking und Rating Netzwerk namens Pito („P2.0“) das unter anderem bewertet wie bekannt jemand ist und wie nahe er Horzion CEO Gary Cline steht, sowie ein bisher unbekanntes Netzwerk von Unterwassertunneln unter LA.

* Neo-Tokio: Während LA vom Konflik dreier Konzerne geprägt wird, dominiert in Neo-Tokio ein ganz anderer Konflik, nämlich zwischen den traditionalistischen japanischen Megas und dem neuen, imperialistischen Kaiser, der sich gegen die Konzerne stellt – um zu einer Zeit zurückzukehren die noch tradtionsreicher war als das was die Konzerne anstreben. Fast alle Megas sind hier vertreten, in einem Balanceakt zwischen der imperialen Kontrolle und dem Streben nach Macht. Das Besondere an dieser Stadt ist die ganze Kultur, sowohl die japanische Kultur im allgemeinen als auch die Runnerkultur Tokios im besonderen.

* Manhatten: Auch Manhatten ist durch ein Erdbeben zerstört worden – das Ergebnis ist eine riesige, extraterritoriale Enklave, welche von einer ganzen Reihe von Konzernen gemeinsam regiert wird. Die Stadt wird dadurch zu einer sonderbaren Mischung aus Sonderzonen, Konzerngebieten und Sicherheitschecks, was in einer Straße noch legal ist kann an der nächsten Kreuzung schon einen Sicherheitsalarm auslösen. Manhatten wird dadurch zu einem idealen Spielplatz für Runnergruppen die mit dem einen oder anderen Konzern in einem engeren Verhältnis stehen, oder sogar für Spieler die ein schwarzes Operationsteam für einen Konzern spielen wollen.

* Gross-Frankfurt: Als letztes besuchen wir einen der beliebtesten Spraws der ADL – Gross-Frankfurt. Beim hier vorgestellten Material handelt es sich um Ergänzungen und Aktualisierungen des Materials das langjährige Spieler aus Deutschland in den Schatten 2 kennen dürften, aber auch Spieler die dieses Buch nicht kennen erfahren genug um diese Stadt als Handlungsort nutzen zu können. Die beiden wichtigsten Konzerne hier sind auch nach wie vor die AG Chemie und der Frankfurter Bankenverein und sie dominieren auch weiterhin die Politik der Stadt in den Nachwehen der „wilden Sechziger“. Wer einen altbekannten Schauplatz in den 2070igern haben will wird in Gross-Frankfurt schnell fündig.

Im Anschluß an die genannten „Großen Vier“ folgen im Kurzüberblick noch vier weitere Städte in Konzernhand: Dubai (Im Prinzip nicht viel anders als Heute, aber mit Shadowrunnern), Europort (DIE europäische Hafenstadt, quasi ein „Rotterdam 2.0“), Nairobi (dank des Massebeschleunigers auf dem Kilimandscharo ein Weltraumbahnhof geworden), und Tenochititlán (Ja, die Hauptstadt von Atzlan. Ja, genau so eine miese Gegend für Shadowrunner wie ich es mir vorgestellt habe). Den Abschluß bildet dann ein Kapitel mit Tipps und Ideen für Spielleiter, welche in einer Konzernstadt leiten wollen bzw. sich selbst eine ausdenken wollen, sowie ein paar Abenteuerideen für die „Großen Vier“.

Fazit
Insgesamt erreicht Konzernenklaven das, was es sich vornimmt – einen Überblick über einige Städte die unter Konzernherrschaft stehen und für SR-Runden interessant sein könnten. Die Auswahl geht dabei vom „typischen“ (Gross-Frankfurt) über das interesante (LA, Manhatten) bis zum wirklich ungewöhnlichen (Neo-Tokio, Nairobi). Klingt als gäbe es nichts, an dem man sich stören dürfte, oder? Naja, ich finde ja doch wieder was. Zum einen hätte ich es gerne gesehen wenn es wieder Detailkarten interessanter Stadtbezirke gegeben hätte, so fällt es etwas schwer ein Gefühl für die Lage zu bekommen. Das andere Problem fällt eher mit der Zielsetzung des Buches zusammen – früher hätte eine einzelne Stadt ein so dickes Buch gefüllt. Anderseits wären wahrscheinlich Neo-Tokio oder Gross-Frankfurt nie in dieser Form beschrieben worden. Insgesamt kann ich aber Konzernenklaven jedem empfehlen der mal was anderes probieren möchte. Diejenigen die sich Seattle mal ansehen wollen sollten allerdings auf die nächste SR-Rezi warten, wenn wir Schattenstädte unter die Lupe nehmen...Den Artikel im Blog lesen
 
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