konsequenzen

Salazar

Vampierkiller
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26. Februar 2004
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599
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Eine einsame Straße. Wie ein feines Netz ergiest sich der Regen auf den schwarzen Asphalt, sammelt sich emsig in unsichtbar kleinen Rinnsalen um letztlich zum gurgelnden alles verschlingenden Abfluss zu strömen.
Eine herrliche Metapher.
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Er scheint schon Ewigkeiten so zu sitzen, langsam zu durchweichen und sich transzendent aufzulösen. Michael. Ein fassungsloser Mensch. ohne Orientierung irgendwo auf dem Bordstein in Finstertal.
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Vor ihm 3 Flaschen. 3 leere Flaschen, die sich durch den Regen langsam wieder füllen, und doch kann kein noch so starker Alkohol ihn vergessen lassen. Bilder, die er nicht zu beschreiben wagt, weil er nicht an sie denken kann, weil er, wenn er versucht danach zu geifen, sie auch nur zu berühren, mit einem lauten verzweifelten Schmerzensruf zurückschreckt.
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Nur kurz flammt die Hoffnung an den "Stoff @ home" auf, nur um sich angewidert einzugestehen, dass man viel zu viel Angst hat.
Angst, dass auch sie nicht helfen werden. Angst dass er es vielleicht nochmal miterleben muss. Angst, sich zu bewegen. ANGST...
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Ein Mensch. Michael. weint.
was keinem weiter auffällt, nicht mal ihm, denn es regnet ja, noch immer
In ihm ist nur Leere. Das Geschwür, das er zu bekämpfen ausgezogen ist, hat in ihm überlebt, denn er hat es gesehen, und kann nicht vergessen.
Es ist, als wäre man blind, wenn man auf die Stelle sieht.
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AW: konsequenzen

Als er am Morgen in seinem Bett erwacht, weiß Michael nichts mehr vom gestrigen Tag, was nicht zu ersten Mal passiert, und meist ist das auch ganz gut so. Der Kater läßt jedenfalls nichts gutes erahnen.

Mit einem kleinen Lächeln überlegt er, was für eine wunderbares Organ die menschliche Psyche ist. Mit der Option zu vergessen. Man stelle sich nur einmal vor, man würde sich an jeden erinnern, den man getroffen, alles, was man erzählt oder getan hätte.
Ein Leitspruch aus Michaels Jugend lautet, dass in jeder noch so großen Menschenmenge die Zahl der Arschlöscher immer überwiegt. Das gilt auch für Zweierbeziehungen. Und das gilt auch für manchen Einzelnen.
Da ist Vergessen wirklich ein Segen.

Wie an jedem Tag überprüft er zuerst die Mails und das Händy und entdeckt nicht ohne stolz folgende Botschaft, die eine 7- jahrige nicht fordernder hätter formulieren können.

"Ich will dich wiedersehen. Komm heute abend zu mir oder du wirst es bereuen. Janine."

Und wie an jedem Tag folgt nach einer Joggingrunde mit Leo im Park, um den Kreislauf und die offensichtlich geschundenen Glieder wieder in Schwung zu bringen, ein ausgiebiges Frühstück für Helden nebst einem heißen Bad.

Out of Character
ich mach am Monatg weiter... Michael wird an diesem Tag wohl niemanden treffen, anrufen und "Kontaktversuche" geflissentlich ignorieren.
ich hab derzeit nur beschrängt internetmöglichkeiten und entschieden, den kleinen nach den erlebnissen erstmal mindestens einen Tag "auf Eis" zu legen
mir gefällt die Idee, dass es zum Konflikt zwischen der aufkeimenden Liebe/Beziehung zu Janine und dem Einfluss Mahmuds kommen wird, aber dafür brauch ich erstmal ein wenig zeit mit der Kleinen...
Mahmud soll sich ruhig ein paar Sorgen um seinen Ghul machen...
euch allen ein schönes WE
 
AW: konsequenzen

Es geht ihm gut.
Das allmorgendliche Cappuccino im Cafe Engelz um die Ecke verströmt den angenehm süßen Geruch. Das allgemeine Stimmengewirr über die regionale Politik, die aktuellen Sportergebnisse und nicht zu vergessen, das Wetter, ist vertraut. Und wie so häufig beobachtet Michael wie beiläufig am Fenster die vorbeihastenden Menschen. Nicht dass ihn auch nur einer wesentlich interessiert hätte.
Nein, sein Interesse gilt zur Zeit eigentlich nur Janine und dem dampftenden Getränk vor ihm. Und zwar genau in der Reihenfolge.

Und dennoch war da "etwas". Ein ungutes Gefühl in der Magengegend, ein schlechtes Gewissen vielleicht. Jedenfalls nicht mehr als eine Ahnung aus seinen Träumen.
Nichts, was sich nicht betäubend ließe.

Er wollte sie wiedersehen. Und das möglichst bald. Er hatte noch viel vor.
Irgendwann nach diesem Gedanken suchte er ihre Nummer heraus und rief sie mitten in der Vorlesung an.

Als dann nach mehrmaligen Klingeln ein leicht beschämtes "Ja?" erklang war Michael bereits zu seinem Wagen unterwegs.
"Sag mir wo du bist, Prinzessin und ich hol dich ab."
"Ähm, wie jetzt?"
"Dass heißt natürlich, wenn du nicht lieber in der Uni als bei mir sein möchstest..."
"Bist du bescheuert? In 5 Minuten auf dem Uniring, und wehe du läßt mich warten." KLACK.
 
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Den Tag vergeht für die beiden viel zu schnell. Wie eigentlich für alle frisch verliebten, die sich kaum aneinander satt sehen können und naturgemäß oder besser zwangsläufig in Symbiose auftreten.
Nach einem Besuch im Zoo und einem laaaangen kuschligen Spaziergang folgt ein amüsantes Mittagessen beim Inder der Stadt.

Derart übersättigt begiebt man sich (mit dem Auto) zu einem Freizeitbad mit Saunenlandschaft und genießt am späten Abend im Kino die neueste Liebeskomödie, die sich Michael nie allein angeschaut hätte.
Wie verwandlungsfähig die Menschen doch sind, denkt er, als nach schier unendlichen Verwechslungen die beiden Hauptpersonen sich endlich näher kommen.

Und doch bleibt den ganzen Tag dieses "Gefühl" bestehen.
Michael definiert für sich schließlich dass er ja nie Glück im Leben hatte und er einfach schon zu sehr im Trüben fischt, als dass diese Momente bedenkenlos genießen kann. Was ihn allerdings nicht daran hindert es zu versuchen, denkt er lächelnd.

Es ist ein schöner, ein wahrhaft wunderbarer Tag für die beiden, vollkommen losgelöst von den allgemeinen Verpflichtungen des grauen Alltags und der Routine des bisherigen Lebens.
Es ist als würde man sich selbst neu entdecken, erleben.
Liebe ist unvergleichlich.
 
AW: konsequenzen

Out of Character
hallo hoffi...
also das mit dem datum hab ich aus zwei gründen frei gelassen...

1) bin ich wie ihr vielleicht gemerkt habt, nur beschränkt internetfähig und kann mich zumindest derzeit kaum in den offiziellen zeitplan integrieren

und

2) braucht Michael mMn den letzten Ereignissen eine Auszeit

der von mir beschriebene Tag kann sich auch kalendertechnisch an 2 oder mehr Tagen ereignen...
deshalb habe ich versucht bei meinen Beschreibungen stark auf die subjektive Wahrnehmung Michaels einzugehen.
es fehlen natürlich noch die Beschreibung, wie er mit Mahmud nach Hause fuhr, wie er die Waffen zurückgebracht hat und wie er die letzten Ereignisse verarbeiten wird, aber ich handele das so ab, wie sein Gedächtnis/Unterbewusstes es tut

wenn nichts offizielles passiert, zB seine Entlassung o.ä. wird sich Michael erst wieder durch Mahmud eingliedern und zu fliehen bzw. in die neue Liebe zu retten versuchen...

ich hab mit Mahmud schon geklärt, dass er mich demnächst "zu sich rufen" wird und wenn er die Erlaubnis bekommen sollte, zu einem Vampir machen wird...

damit das Ganze schön problematisch wird, konstruiere ich für Michael gerade die vielleicht schönste Zeit seines Lebens... damit er weiß, was er vermisst

um nochmal auf die Frage zurück zu kommen:
es spielt alles in diesem Tread vom 6.- ..., einverstanden
 
AW: konsequenzen

Mitten in der Nacht schreckt Michael schweißgebadet hoch...
da war er wieder, dieser finstere Traum aus scheinbar längst vergangen Tagen...

nur mit Widerwillen erinnert er sich an verzerrte Bruchstücke jener Nacht...
an die "Anderen" mit denen er in das Gebäude ging...
an die Zweifel, die Missverständnisse, die düstere Athmosphäre...


noch immer ist die Vorstellung, dort unten wirklich selbst gewesen zu sein kaum realisiert...

als er sehen konnte, Visionen und Ängste mit brutaler Härte Wirklichkeit wurden, diese ... Geister... wie Spinnen auf durchsichtigen Beinen, und überall dieses ... Flüstern...


damals hatte er alles ignoriert und seine subjektive wahrnehmung auf das "wesentliche" konzentriert, was kurz gesagt das nackte Überleben darstellte...


wieder bildete sich dieser Kloß in seinem Hals, der ihn kaum atmen lies, wieder lief eine hauchzarte Gänsehaut an seinem Rücken herunter und wieder war da...
Mahmud...
sein Auftraggeber, der ihn dort drinnen hätte vielleicht verrecken lassen...
was hatte der Typ gesagt, "ghule" werden benutzt??
diese Wächter, das waren "Ghule"? wie er?

das war nichts, gar nichts von einem heroisch idealisierten Kampf Gut versus Böse, nur die stumpfe Gewissheit, dass man sich einmal entschieden hatte und nicht anders kann, als weitermachen, weiterleben

und dann kam er zu jenem Moment, und ein physischer Schmerz krallt sich in Michaels Hirnrinde fest, als würde er den Moment noch einmal erleben müssen...

grauenvoll, so ohnmächtig ausgeliefert zu sein...

er hatte es schon ein paar Mal versucht und war jedesmal gescheitert
aber es bleibt eine kleine Hoffnung oder war es lediglich Neugier? ob es schwächer wird? ob er überhaupt noch etwas fühlt? ist dies vielleicht die neue Definition für "Leben"

wie in einem zu schnell ablaufenden Film überfliegt Michael die Rückfahrt, die fast gänzlich schweigend zugebracht wurde zwischen dem Ahnen der Assamiten, der noch immer stark von Selbstzweifeln und Hass über die Demütigungen der Nacht gebeutelt und seinem Ghulleibwächter, der nur aufgrund des Schockzustands noch immer in der Lage war, den Wagen zu fahren...

die Worte dringen von weit her zu ihm, hallen wie in einem Säulengang aus unterschiedlichen Richtungen...
"Du bist jetzt etwas besonderes, denn du hast überlebt, Michael."
"es wird von dir abhängen, ob du dein Leben lang unter diesen Erinnerungen leiden wirst, oder ...
ob du irgendwann zu uns übertrittst."

zu uns... zu uns... zu uns... zu den "Anderen", wie Michael sie nannte

NEIN, er hatte eine Wahl, und sich entschieden, für das Leben, für Janine, für sich, Michael More Dread...

keine Marionette irgendwelcher Wesen, sondern ein Heimgekehrter, Liebender, Glücklicher...

und mit diesem letzten Gedanken spürte er, wie die Müdigkeit in seinen Körper zurückkehrte, die letzten Zweifel und Ängste vertreibend und mit unbarmherziger Gewalt ihn in die Kissen neben seine Geliebte Janine zurücksinken lies...

... und saft an sie gekuschelt endlich einschlafen durfte...
 
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