Kommerzielle Rollenspiele: Alle Entwickler dumm, unfähig oder Fanatiker

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Conjecture:

  • Die Fähigkeiten um Hintergründe für Rollenspiele zu erschaffen sind die gleichen, die beim Schreiben von anderer Fiktion - Kurzgeschichten, Romanen, Drehbüchern - zum Einsatz kommen.
  • Die Fähigkeiten um Regeln für Rollenspiele zu entwickeln sind die gleichen, die benötigt werden um Regeln für andere Arten von Spielen - Brettspiele, Kartenspiele - zu entwickeln.
  • Illustrationen, die wir in Rollenspielen sehen, entsprechen Illustrationen aus diversen anderen Bereichen - anderen Spielen, Buchcovern, Comics.
  • Die Vertriebswege von Rollenspielen sind identisch mit denen anderer Produkte.
  • Die Zielgruppe von Rollenspielen unterscheidet sich nicht von der Zielgruppe für Fantasy-Romane, Comics, Karten- und Computerspiele.

Die genannten anderen Bereiche - Romane, Comics, Kartenspiele - sind größere Märkte, die mehr Sicherheit und Gewinn bieten.

Wer sich also - wenn die obigen Annahmen zutreffend sind - bewusst für eine Tätigkeit im Bereich Rollenspiele entscheidet (also an sogenannten "kommerziellen" Rollenspielen arbeitet), der muss folgerichtig dumm, unfähig oder fanatisiert sein:

  • dumm, falls er nicht erkennt, dass er mit seinen Fähigkeiten und Kontakten in einem anderen Bereich mehr Geld verdienen könnte, und einen sichereren Job hätte,
  • unfähig, wenn es zwar reicht sich ein krudes Würfelsystem aus dem Finger zu nuckeln, aber ein vernünftiger Magic-Mechanismus leider nicht drin ist, oder wenn die eigene Prosa als Füller zwischen den Kapiteln eines Rollenspiels mit anspruchslosem Publikum taugt, aber jeder ernsthafte Verlag oder Agent das Manuskript unter Hohngelächter in den Papierkorb befördern würde,
  • fanatisiert, sollte er weder dumm noch unfähig sein, sondern nur deshalb nicht wechseln, weil er Rollenspiele für die tollste Erfindung seit vorgeschnittenem Toastbrot hält, und deshalb unbedingt in diesem Bereich "arbeiten" will.

Discuss!

mfG
lev
 
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Whats there to discuss?
It is a mystery?
 
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Schönes Thema.

Rollenspiele sind ein Hobbymarkt. Viele Verleger stammen aus dem Hobbymarkt. Und ein Hobbymarkt bringt eben jenes mit sich: Er bindet seine Interessenten an sich.

Sich in diesem Markt zu betätigen bedarf aber keiner Dummheit oder Unfähigkeit. Denn eins wissen wir ja alle selbst sehr gut: die eigenen Ideen sind die besten. Zweifelsfrei würden auch die meisten heftig nicken, wenn es darum geht dem Rollenspiel ganz besondere und einzigartig positive Eigenschaften nachzusagen.

Sicher bringt die eigene Dönerbude mehr Kohle rein, macht aber auch keinen Spaß.

(Dass Comics auf dem deutschen Markt einen viel besseren Stand haben als Rollenspiele, wage ich außerdem zu bezweifeln. Von deutscher Comickultur hab ich noch nicht viel gehört.)

Dass Romane oder Brettspiele ertragreicher sein können, unterschreibe ich sofort. Es ist aber auch nicht so, dass man da mal eben schnell Fuß im Casualmarkt fasst. Es gibt hunderte von Spiele- und Buchverlagen, die das schon seit Jahren bemüht versuchen und nicht schaffen. Da ist die Situation im Rollenspielmarkt gar nicht mal so anders.

Man kann im breiten Casualmarkt sicher besser seine Taschen voll machen. Aber Selbstverwirklichung (die Maslowsche Bedürfnispyrmaide grüßt hier) kriegt man im Rollenspielmarkt eher hin. Wenn man nicht gerade Knizia heißt, kennt einen - trotz der guten Autorenspielbewegung - doch keiner im Casualmarkt.

Abgesehen davon habe ich nichts gegen ein Produktprogramm einzuwenden, dass Rollenspiele vom wirtschaftlichen Standpunkt her nur nebenher laufen lässt. Also liebe Verleger und Entwickler: Weitermachen! :)
 
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Sich in diesem Markt zu betätigen bedarf aber keiner Dummheit oder Unfähigkeit.

Stimmt. Bei Abwesenheit dieser beiden wichtigen Vorraussetzungen steht ja glücklicherweise noch die dritte bereit:

Denn eins wissen wir ja alle selbst sehr gut: die eigenen Ideen sind die besten.

Der Fanatismus.

mfG
lev
 
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Auf D&D scheint es nicht wirklich zu passen.
 
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Auf D&D scheint es nicht wirklich zu passen.

Dann denkst du also, dass ein Autor mit einem D&D-Quellenbuch mehr Geld verdient als mit einem Fantasy-Roman, und/oder sein Arbeitsplatz sicherer ist als der des Kollegen aus der Magic-Abteilung?

Und auch in größerem Maßstab, auf Firmenebene: Glaubst du wirklich D&D ist für Wizards of the Coast wichtiger als Magic?

mfG
lev
 
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Den hab ich absichtlich rausgelassen und kann ich auch beim besten Willen nicht ausschließen. Aber ich find den ja gut.

Dann steht aber auch eine andere Frage im Raum: Wo liegt noch der Unterschied zwischem kommerziellem und Hobby/Indie/Freiem Rollenspiel, wenn die Motivation der Entwickler letztlich die gleiche ist (Spaß, Selbstverwirklichung, Fanatismus)? Übrig bleibt dann in meinen Augen das Geld, das (in das Produkt) hineingesteckt wird - und zwar gewißermaßen völlig unnötig (beziehungsweise aus einem ganz besonders stark ausgeprägten Fanatismus heraus) hineingesteckt wird, da wir ja nun bereits festgestellt haben, dass "Geld verdienen" (durch erhöhte Eingangsinvestionen) unmöglich die primäre Motivation für die Beteiligten sein kann (es sei denn es liegt ein Fall von Dummheit und/oder Unfähigkeit vor).

mfG
lev
 
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Seinen Namen auf einem gedruckten Produkt zu sehen? :nixwissen: Das ist jedenfalls bei Skar eine Hauptmotivation. :D;)
 
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Vermutung:
Die Einstiegshürde ist beim Rollenspielbereich niedriger.
Viele Autoren/Designer/Zeichner kommen aus dem Fanbereich und fassen da mal Fuss.
Der Weg zum erfolgreichen Romanautor, Brettspieldesigner oder Buchillustrator geht glaube ich über andere Wege als übers Rollenspiel.

Ich will ja nicht den alten Witz bemühen, der mir dazu einfiel, a la "Wer nichts ist und wer nichts kann,..."
 
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Dann steht aber auch eine andere Frage im Raum: Wo liegt noch der Unterschied zwischem kommerziellem und Hobby/Indie/Freiem Rollenspiel, wenn die Motivation der Entwickler letztlich die gleiche ist (Spaß, Selbstverwirklichung, Fanatismus)? Übrig bleibt dann in meinen Augen das Geld, das (in das Produkt) hineingesteckt wird - und zwar gewißermaßen völlig unnötig (beziehungsweise aus einem ganz besonders stark ausgeprägten Fanatismus heraus) hineingesteckt wird, da wir ja nun bereits festgestellt haben, dass "Geld verdienen" (durch erhöhte Eingangsinvestionen) unmöglich die primäre Motivation für die Beteiligten sein kann (es sei denn es liegt ein Fall von Dummheit und/oder Unfähigkeit vor).
Man kann ja schon mit Rollenspielen Geld verdienen. Es war noch nie so einfach wie heute günstig Bücher herauszuhauen. Nur ist es in anderen Märkten eben möglicherweise einfacher.

Seinen Namen auf einem gedruckten Produkt zu sehen? :nixwissen: Das ist jedenfalls bei Skar eine Hauptmotivation. :D;)
Hättest du in VWL besser aufgepasst, wüsstest du, dass das bei so ziemlich jedem so ist, der kein Problem damit hat seine Grundbedürfnisse zu decken.^^
(Und ich freue mich tatsächlich über so ziemlich jede Nennung in einem Produkt.)
 
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Im Gegensatz zu dir kann ich mich nicht erinnern jemals VWL gehört zu haben. :rolleyes: Naturwissenschaftler, schon vergessen? ;) Im Übrigen lese ich meinen Namen auch gerne mal auf einem Produkt, aber besonders wichtig ist mir das nicht. :nixwissen:
 
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Man kann ja schon mit Rollenspielen Geld verdienen.

Aber weniger als mit anderen Produkten.

Produkten, die die selben Fähigkeiten und die selben Kontakte bedienen.

Nur ist es in anderen Märkten eben möglicherweise einfacher.

Eben.

Einfacher, sicherer, höherer Gewinn... ...größerer Kundenkreis (und damit mehr Leute, die den Namen auf dem Buchdeckel lesen).

mfG
lev
 
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Die wenigsten Rollenspielentwickler sagen: So jetzt entwickele ich ein kommerzielles Rollenspiel.
Einige wachsen da so hinein. Weil ihnen andere Systeme nicht gefallen, basteln sie ihr eigenes System. Erst mal nur für sich und vielleicht für ihre Gruppe. Wenn es denn fertig ist, können sie das Produkt, wenn sie wollen dann über PoD vertreiben oder wenn sie gute Connections haben, interessiert sich ein RPG-Verlag dafür, weil sie entweder in einem großen Forum öffentlich über ihr System und dessen Entwicklung berichtet haben oder entsprechende Leute über wie viel Ecken bei einem RPG-Verlag kennen (Die Szene ist ja recht klein).
 
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Man kann mit Rollenspielen Geld verdienen, sicher.
Aber keinen Lebensunterhalt bestreiten.
Oder gar reich werden.

Rollenspiele leben vom zusammen basteln, bauen und gegenseitiger geistiger Befruchtung, eigentlich deutlich mehr als von irgendeiner ominösen Autorenschaft.

Und: Würden die meisten Rollenspielentwickler (so sie denn solche sind und keine Autoren) sagen "wir entwickeln jetzt ein kommerzielles Rollenspiel" käme dabei nicht so viel gequirlte Scheiße bei rum wie sie derzeit auf dem Markt ist.
 
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Ich möchte nicht die Gelegenheit versäumen, hier auf KEAS hinzuweisen. Eine seltene Ausnahme in der Wüste doch eher langweiliger Produkte.

Selbst auf Amazon ist es wohl bekannt:
Amazon schrieb:
...dieses Rollenspiel ist wirklich eines der ultimativsten, die ich kenne.
 
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Jetzt hat der Papierkorb in dem die Trümmer meines Zyn-o-matic gelegen haben auf einmal Feuer gefangen... o_O
 
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Fanatismus eben. ;)

mfG
lev

Fanatismus von Rollenspielautoren ?

Ja habe ich erlebt und als sehr Negativ empfunden.
Es geht darum das ich mich inzwischen schon mit einer bescheiden Hand voll Autoren von Rollenspiel und Abenteuern unterhalten habe (Bescheiden im vergleich zu den ganzen Messe und Con Pros unter den Blutschwertern) und auch auf einige Leute gestoßen bin die zu sehr folgenden Standpunkt vertreten haben :

Mein System Mein Szenario denn ich bin Autor und mein Wort zählt.

Also Unterhaltungen über das Szenario mit einem: "WAS ? Ne da hast Du was falsch verstanden, dass past nicht in meine Welt" endeten.
Aber warum "Die Welt des Autors" ?

Gedruckt im Buch ? - Ja kann sein!
Gespielt am Tisch ? - Ne die Welt gehört der Runde die sie Spielt !

Denn egal wie genial oder wie grottig eine Vorlage aus einem Buch ist, es liegt in der Interpretation des Spielleiters was er seiner Runde anbietet und in der Runde was sie daraus macht.
Ich habe die Geilsten Szenarios unter einer Scheiß Runde zusammenbrechen sehen und die bescheidensten Szenarios mit echt geilen Runden gefeiert. Besonders wenn einige Sachen verändert wurden !
Wenn jetzt ein Autor meint man dürfe seine Welt nur so bespielen wie er sie sich gedacht hat geht ein entscheidender Aspekt des Rollenspiels an ihm vorbei !

Ich Spreche von Degenesys, Lodland, und leider sogar einem Mitglied des Pegasus CoC Teams
Wer jetzt denkt" Mensch MadPoet das sind sowieso Scheißsysteme, dem Stimme ich bedenkenloses zu wenn man sie 1 zu 1 aus dem Buch Spielt. Mit ein paar Anpassungen , ja gut und noch ein paar anpassungen mehr läst sich jedoch echt was draus machen… … auch wenn den Autoren sich dabei die Haare sträuben

Ein Positives Gegenbeispiel ist dagegen die Neue Trevllerauflage.
Für alle die das Sprungantriebsystem bescheiden finden bietet das Regelwerk direkt Alternativen die mit dem Orginalsetting nix zu tun haben, Im ersten Quellenband Spinwärtzmarken wird im Nachwort extra noch mal betont das sich ein Spielleiter alle Freiheit nehem soll das Szenario zu verändern wie er will und selbst wenn er die Imperiale Flotte mit Bunten Streifen anmalt ...
 
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