Rezension Kinder der Gehörnten Ratte [T-Rezi]

Taysal

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Kinder der gehörnten Ratte


Warhammer Fantasy Quellenband [T-Rezi]


„Es gibt keine Skaven!“ steht auf der Rückseite des Buchs ganz oben. Das ist allerdings die Ansicht des Imperiums, das Angst vor dieser Plage aus den Kanälen und Tunneln der Alten Welt hat. Steckt der Kopf tief genug im Sand, dann hilft das vielleicht auch. Bis ein Skaven kommt und den Kopf ausbuddelt, malträtiert und schlussendlich zu zerfrisst. Skaven sind keine netten Leute, sie sind auch keine einfachen Monster. Nein, Skaven sind Skaven – und somit eine der brillantesten Rassen des Warhammer-Fantasy-Universums.

Dieser Rasse nimmt sich nun der Quellenband „Kinder der Gehörnten Ratte“ an. Das Buch kommt als hochglänzendes Hardcover daher, in der gewohnt stabilen Verarbeitung. Die Pergamentoptik der Seiten, die Vignetten, die Illustrationen, die verschnörkelten Überschriften und Karten lassen den Leser und Fan beinahe glauben, tatsächlich ein Buch zu lesen, das von einem Gelehrten dieser mittelalterlich angehauchten Fantasywelt stammt. Dazu der sarkastische Humor der Autoren Gary Astleford, Steve Darlington und Robert J. Schwalb; einfach köstlich!

Natürlich handelt es sich bei „Kinder der Gehörnten Ratte“ um den Quellenband zu einem Rollenspiel. Daher gibt es Regelpassagen und Informationstexte, die genau darauf eingehen. Doch selbst hier gelingt den Autoren die Verquickung von Regelrealität und Spielfiktion. Im Gegensatz zu den bisherigen Quellenbänden geht das Skaven-Buch übrigens einen Schritt weiter. Es enthält sämtliche Regeln, um eine Skavengruppe aus dem Boden zu stampfen und auf der anderen Seite der Tunnel zu spielen. Eine wunderbare Idee, denn gerade Skaven bieten mit ihrem komplexen sozialen Verhalten viele Ansatzpunkte für Rollenspiel.

Immerhin sind Skaven feige, mutig, listig, dumm, loyal, hinterhältig und vieles mehr. Sie sind genau das, was sie sein müssen. Im Grunde sind Skaven einfach nur sehr anpassungsfähig. Und das lässt sie beinahe schon menschlich wirken. Aber nur beinahe, wie der Quellenband rasch merken lässt. Skaven sind Skaven – und keine Menschen! Ob sie nun als Spielercharaktere oder als Spielleitercharaktere und Monster auftauchen, Skaven sind stets etwas Besonderes.

„Kinder der Gehörnten Ratte“ gliedert sich im mehrere Kapitel. Nach der kurzen Einleitung wird die geneigte Leserschaft erst einmal darüber informiert, dass es – entgegen der Behauptung des Klappentextes – doch Skaven gibt und sie mitten unter uns sind. Natürlich aus der Sicht eines Bewohners des Imperiums. Dann folgt ein ganzes Kapitel über die Herkunft der Skaven und ihre Geschichte. Vor allem ihre besondere Beziehung zu den Zwergen wird prominent erwähnt. Die Texte sind einfach ein Genuss.

Anschließend behandeln die Autoren das gesellschaftliche Leben der Skaven und erklären, was die Rattenmenschen den ganzen lieben Tag so treiben, wie sie sich untereinander verhalten und wie die Regierung der Skaven und ihrer Klans aufgebaut ist. Hier treffen Hintergrundinformationen und trockener Humor gelungen aufeinander. Es macht einfach Laune in dem Quellenband zu lesen.

Das vierte Kapitel widmet sich ganz der Geographie des Tiefenreichs und seiner Skavensiedlungen. Im Zentrum des Kapitels steht dabei die Siedlung Delberz, die im Buch ausführlich beschrieben wird. Glanzlicht des Kapitels ist dabei eindeutig die Doppelseite, die ein Tierfell mit Karte und Notizen zeigt, die vom Schreibtisch des Sigo Beneteles stammen. Das ist sehr witzig gemacht. Dazu auch typische Waffen der Skaven. Anhand der vorhandenen Tabellen ist es auch ein Leichtes, innerhalb kurzer Zeit selbst Siedlungen und Klans zu erstellen.

Im nächsten Kapitel dreht sich alles um die Taktiken der Skaven, ihre Ausrüstung und Magie. Immerhin haben die Spielsachen der Skaven ganz besondere Eigenschaften und heben sich vom üblichen Allerlei ab. Darüber geben die umfassenden Texte Auskunft. Anhand von Regeln und kleinen Tabellen sind auch zügig eigene Spielsachen kreiert, die dann in der Spielsitzung Verwendung finden können.

Nun folgt eindeutig eines der hilfreichsten Kapitel des Quellenbands: „Skaven-Charaktere“. Einfach wunderbar, dass Spieler in die Rollen von Skaven schlüpfen können. Dabei folgen die Regeln dazu den Regeln des Grundregelwerks. Dementsprechend gibt es besondere Karrieren, die nur Skaven zustehen. Klanratte, Meutenbändiger und Schattenläufer, um nur einige zu nennen. Dazu gibt es auch weiterführende Karrieren wie Eshin-Zauberer, Grauer Prophet oder auch Warlocktechniker. Jede Karriere ist mit einer passenden kleinen Illustration versehen. Und es gibt einen ganzen Satz neuer Talente, die nur für Skaven bestimmt sind.

Das Folgekapitel wendet sich nun der Skaven-Kampagne zu. Es behandelt die Skaven einmal als Antagonisten, zeigt aber auch, wie die Skaven in einer Spielerkampagne zu leiten sind. Dazu gibt es neue Monster und deren Werte. Egal ob nun als Monster oder als Charakter, Skaven machen einfach Laune. Doch die Aussicht einen Skaven selbst spielen zu können, dürfte für einen Warhammer-Fan etwas Besonderes sein.

Den Abschluss des Buchs bildet ein Abenteuer aus der Feder von Chris Pramas: „Sklaven des Schicksals“. Es ist für Charaktere der zweiten Karriere gedacht und fängt recht harmlos an, denn im kleinen Dörfchen Dotterbach sind einige Schafe verschwunden. Natürlich entwickelt sich das Abenteuer dann in eine ganze andere Richtung, immerhin befindet es sich in einem Quellenband über Skaven. Pramas ist es mit dem Abenteuer gelungen ein kleines Szenario zu entwerfen, in dem viele Besonderheiten der Skaven vorkommen. Sollte das der erste Kontakt der Charaktere (und vielleicht gar ihrer Spieler) mit den Skaven sein, macht das Abenteuer am meisten Spaß. Aber auch so ist es eine gute Unterhaltung für einen Abend oder auf einer Convention.

Im Appendix werden typische Skaven aufgelistet, die das „Bestiarium der Alten Welt“ ergänzen. Dann gibt es noch einen guten Index und aus die Maus – oder besser: Aus die Ratte!

Die deutsche Übersetzung aus dem Hause Feder & Schwert ist – Dank Alexander von Pleschke-Pigulla - hervorragend. Auch beim Lektorat gibt es keinerlei Beanstandungen. Hier wurde ganze Arbeit geleistet, um den deutschen Fans des Warhammer-Fantasy-Rollenspiels einen der besten Quellenbände überhaupt zu präsentieren. Für Liebhaber der Skaven ist es gar das beste Buch der Reihe, vom Grundregelwerk einmal abgesehen. „Kinder der Gehörnten Ratte“ ist einfach ein Muss!

Gary Astleford, Steve Darlington, Robert J. Schwalb
Kinder der Gehörnten Ratte
Warhammer Fantasy Rollenspiel - Quellenband

Feder & Schwert; 2007
Hardcover; 140 Seiten; ISBN 978-3-86762-022-2
Originaltitel: Children of the Horned Rat
Übersetzer: Alexander von Pleschke-Pigulla
Umschlagillustration: Andrea Uderzo und Scott Purdy
Karten: Andy Law
Mit einem Abenteuer von Chris Pramas

Copyright © 2007 by Günther Lietz

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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