Ketten zerreißen!

AW: Ketten zerreißen!

Richards Kinnlade fiel herunter. Was geht denn jetzt ab.

"Was bitte? Ich sage, ich brauche gerade keine Hilfe und du tust so, als wolle ich das Ganze hier an den Nagel hängen." Richard schüttelte traurig den Kopf. Die Traurigkeit wich. Sein Gesicht zeigte pure Enttäuschung. "Ich werde mich nicht für meine Abstammung entschuldigen, Esteban und ich werde mich auch nicht dafür entschuldigen, dass sich Thürmer und Jenny in der Kanalistation auskennen." Unterdrückter Zorn schwang in seiner Stimme mit. "Und ich werd mich nicht entschuldigen, weil ich in der Lage bin eine Wand alleine zu streichen."
 
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"Darum geht es gar nicht, Richard. Ich erkenne nur keine Initiative deinerseits. Wo sind deine bekannten Ideen und Träume geblieben? Ich sehe sie im Moment nicht. Und das bereitet mir Sorgen... Vielleicht hast du ja gerade nur einen schlechten Tag - kein Problem. Aber das darf kein Dauerzustand werden."

Esteban machte eine abwiegelnde Handbewegung und schnappte sich weitere Utensilien, die er von A nach B schleppen konnte.
 
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"Wirf mir nie wieder mangeldes Angegement vor!" er funkelte ihn bösartig an. Dann drehte er sich um und fing an nach oben zu gehen.
 
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"Wir reden wohl aneinander vorbei... Wenn du Jenny siehst, dann sage ihr bitte, dass ich sie suche!"
Mit diesen Worten verschwand Esteban dann auch voll bepackt durch die Tür. Er legte die mitgebrachten Sachen nach und nach im Lager ab, bis er wieder beim ausgeladenen Wagen ankam. Dort sinnierte er weiter über den Zwist mit Richard.
"Mierda!" Ein Stein flog geradewegs durch das Fenster neben der Eingangstür. Zum Glück war dies weniger schlimm, da das Fenster so oder so aus Sicherheitsgründen zugemauert werden musste.
 
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Richard stapfte hoch zum Farbtopf. Agressiv un Schwungvoll fing er an, die Wand zu streichen. Immer schneller, immer wilder. Die Muster der Raufasertapete wurden durch die Farbe verstärkt. Akzente gesetzt. Licht und Schatten ergaben plötzlich eine Symbiose. Vermutlich würde es niemanden aufallen.

Der Zorn ebbte ab. Er war besudelt mit Farbe. Die Wand glich einem Schlachtfeld. Zufrieden blickte er auf sie.

Dann ging Richard zu dem alten Tisch, mit dem ranzigen Bürosessel. Vor ihm ein Haufen Papiere. Er begann zu zeichnen. Keine Kunst... Nein... Es waren Sicherheitsmaßnahmen. Er ging in der Arbeit auf... Er schrieb, zeichnete... Kreativität... Nicht Kunst... Nur die pure Kraft der Erschaffung. Natürlich und unverfälscht...
 
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Esteban, welcher dringend Aggressionen abbauen musste, stapfte zielstrebig in Richtung Lager, nachdem er den Wagen ver- und abgeschlossen hatte. Im Lager angekommen schnappte er sich die Spitzhacke, eine Schaufel, die Schubkarre und fuhr alles zu einem der ohnehin nie benutzten Toiletten. Er begutachtete die Wasserleitung und fragte sich, wo er das Wasser abstellen konnte. Er überlegte, wo die meisten Leitungen zusammenliefen und so machte er sich auf den Weg zu einem der Versorgungsräume, in welchem er das Wasser schlussendlich auch abgestellt bekam. Zurück bei der Toilette trat er die Porzellanschüssel um, die daraufhin scheppernd und klirrend zu Bruch ging. Esteban schnappte sich die Spitzhacke und fing an, den Boden aufzureißen. Durch Teile der Fabrik hallte das Hackgeräusch. Es klang, als würde jemand einen Goldschatz auf einer Pirateninsel ausheben wollen.
 
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Er plante, zeichnete...

Schließlich landete der Stift in der Ecke des Zimmers. "Dreck!". Er sprang auf. Esteban musste irgendwo sein.
 
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Als Richard die Treppenstufen nach unten ging, hörte er ein merkwürdiges Geräusch. Es war ein Hacken und Schürfen, jedoch mit metallischem Beiklang. Umso weiter Richard sich dem Erdgeschoss näherte, desto lauter wurde das Geräusch. Richard stolperte fast über einen Ziegelstein, den er gerade noch rechtzeitig vor seinen Füßen entdeckte. Ein Blick auf das kaputte Fenster und die Glasscherben deutete an, von wo der Stein hergekommen sein musste. Als Richard sich der Geräuschquelle immer weiter näherte, erkannte er durch einen kleinen Türspalt, wie Esteban dahinter irgendetwas machte. Esteban hatte mittlerweile sein T-Shirt ausgezogen und hackte sich nun mit freiem Oberkörper mit der Spitzhacke durch den Boden. Lediglich seine Baggyhose und seine Stiefel hatte er noch an. Wahrscheinlich wollte er sich einfach nicht eines seiner letzten Oberteile ruinieren und hatte es deswegen abgelegt.
 
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Richard stand da und sah ihm zu. Früher oder später würde er seine Aufmerksamkeit bekommen.
 
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Dies war vielleicht ein Trugschluß, denn Esteban hackte sich wie ein Berserker durch den Untergrund des Raumen. Seine Haare schwangen wild in alle Richtungen, während er mit kräftigen und gezielten Schlägen den Boden immer weiter aufriss. Putz, Keramikteile und Stücke des Fundaments flogen bei jedem Auftreffen der Hacke durch den Raum und man musste aufpassen, dass man nicht von den Splittern getroffen wurde. Mittlerweile bildete sich durch die Gewalteinwirkung auch eine immer dichter werdende Partikelwolke aus Staub im Raum aus. Esteban hatte wohl wirklich nicht gemerkt, dass Richard ihn beobachtete.
 
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Richard schüttelte den Kopf. "Esteban!", rief er. Vielleicht würde er ihn durch das Hacken hindurch verstehen?
 
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Esteban drehte sich um. Schmutzbedeckt von Kopf bis Fuß betrachtete er Richard.
"Hey Richard. Was gibt es denn?"
 
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Was gibt es denn?

"Ich denke, wir sollten uns aussprechen." Er sah ihn freundlich an. "Du weißt weshalb." Er stand dort, wirkte selbstbewusst und standhaft... Ein schwächlicher Schönling...
 
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"Okay!". Esteban schwang wieder die Hacke und grub weiter, während er seine Sichtweise erläuterte.

"Weißt du, alles was ich möchte, ist gemeinsam eine sichere Zuflucht für alle zu erschaffen. Ich habe heute schon diverse Sachen besorgt und arbeite auch jetzt weiter an der Sicherung des Gebäudes. Momentan ist es leider so, dass ich die Verantwortung für die Sicherheit aller trage. Und dementsprechend ist es meine Pflicht dafür zu sorgen, dass hier alles funktioniert und die Arbeiten zielorientiert durchgeführt werden. Mich hat es einfach sehr geärgert, als du scheinbar nur wenig Motivation aufbrachtest. Wir müssen hier alle an einem Strang ziehen. Und wenn die Arbeiten hier nichts für dich sind, könntest du wenigstens auf der Straße Besorgungen machen, die wir dringend benötigen. Bring dich einfach dort ein, wo du selbst deine Fähigkeiten am besten eingesetzt siehst. Aber steht bitte nicht mit den Händen in den Hosentaschen herum. Wir sind aufeinander angewiesen! Nur wir können einander helfen und dafür sorgen, dass uns nicht spontan ein paar Cammys heimsuchen und hier alles zerstören, was wir bereits aufgebaut haben."
 
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Richard lachte auf. Lachte er Esteban aus?

"Du hast aber verstanden weshalb ich vor der Wand stand und mich nicht gerührt habe?" Er sah Esteban eindringlich an.... Weiß der sowas?
 
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"Weil du manchmal nicht alle Latten am Zaun hast?" Esteban setzte ein hämisches Grinsen auf.
 
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Richard schüttelte den Kopf. Er wusste nicht was er mit der Antwort anfangen sollte.

"Ich hatte ne Absence, Esteban. das passiert unserem Clan ab und zu schon mal."

Er winkte ab.

"Die Wand ist soweit. Und die Pläne für die Stage sind auch soweit fertig. Für die Einganstür zu unserem Zimmern hab ich noch keine unaufällige Lösung, die nicht all zu sehr ins Geld geht... Also zummindest kene, die effektiv genug wäre." Er zuckte mit den Achseln... "Wenn wir einen Zweitausgang hätten, wäre uns schon geholfen."
 
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"Aha? Nagut, wenn das so ist..." Esteban hackte weiter im Boden umher.
"Wie wäre es, wenn wir Falltüren nach oben oder unten in den Zimmern installieren? Ähnlich wie hier? Das dürfte auch wesentlich schneller gehen, denn im Gegensatz zu hier müssen wir uns nicht durch das Fundament und festen Boden durchgraben. Wenn du magst, zeig mir doch mal die Pläne. Bin gespannt, was du dir überlegt hast. Ach ja, könntest du mir noch einen Gefallen tun? Die erste Schuttladung muss gleich nach draußen gebracht werden. Du könntest das einfach hinter der Fabrik abladen - stört da ja keinen."
 
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"Können wir machen." Richard ging bereits zur Schubkarre. "Aber Flucht darf nicht unsere einzige Option sein." Mit diesen Worten verschwand er...
 
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Richards Worte hallten in Estebans Kopf nach. Flucht darf nicht die einzige Option sein... Vielleicht hatte er Recht. Esteban überlegte sich, wie man offensiv agieren konnte, während er weiter grub, doch spontan fiel ihm nicht viel ein. "Hey Richard, hast du schon eine Idee, wie wir offensiv vorgehen könnten? Bisher habe ich mir nur Gedanken über die Verteidigung gemacht."
 
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