Inplay in der Heimatstadt

Swafnir

Glücksbärchi-Squirrelgirl-Thor-Chimäre
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2. Juni 2007
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Ich habe jetzt schon einige Runden gespielt die als Ort des Szenarios meine Heimatstadt Mannheim und die nähere Umgebung hatten. Sei es Vampire, Werwolf, In Nomine oder auch Kleine Ängste.

Bis auf Letzteres waren das eigentlich immer Stimmungskiller. Irgendwie war das Geschehen dann zu real, zu wenig faszinierend und übernatürliche Aktivitäten wirkten immer irgendwie "falsch".

Außerdem wird dann wirklich alles bis ins Kleinste seziert was ich als SL sage, schließlich kennen sich die Spieler ja dort aus und bestrafen jede noch so kleine Ungenauigkeit. Meine nervigste Erfahrung dabei war, dass irgendwann ein Spieler angefangen hat mit mir über die Straßenbahn Fahrpläne zu diskutieren...

Woran liegt das eurer Meinung nach? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
 
Ich denke es macht da schon einen Unterschied ob man als Heimat Münschen, Berlin, Hamburg.Wien London oder vieleicht doch eher Kuhkleckerheide hat wo es außer Ficken und Fischen nix zu tun gibt... bei uns is der Dorfbach zumindest ziemlich mau was Fische angeht....
 
Ich denke es macht da schon einen Unterschied ob man als Heimat Münschen, Berlin, Hamburg.Wien London oder vieleicht doch eher Kuhkleckerheide hat wo es außer Ficken und Fischen nix zu tun gibt... bei uns is der Dorfbach zumindest ziemlich mau was Fische angeht....
Ich denke es ist vielmehr eine Frage des Spielsstils bzw. Grundkonzeptes.
Wenn ich kinoreife Action mit Superhelden im Marvel-Stil will, dann sollten die sich nicht an den 5 Hochhäusern Augsburgs austoben, sondern WENIGSTENS einen Parcour wie in Frankfurt geboten bekommen. Wenn ich in der WoD einen gewaltigen Krieg von untoten Killermaschinen in den Ghettos der Schlacht will, dann wirkt München wesentlich alberner als New York.
Man sollte den Schauplatz eben auch entsprechend dem geplanten Spiel wählen.

"Brügge sehen und sterben" wäre in Los Angeles auch nur halb so cool gewesen. Der Film klappt, WEIL er in ner mittelalterlichen Stadt spielt, wo nichts los ist. Und bestimmte Spielweisen werden dadurch unterstützt, dass die Locations nebenan sind.
Andere nicht.
 
Im sinne des Freds ist wohl die Wahl des Spiels nach der Lokation und nicht die Lokation nach art des Spiels der Weg der Wahl.
Für ein Paar Bundesbürger gibt es ja den Luchsus das es für Verschiede Regionen Quellenbände gibt...

Frankfurt bei Nacht... ja ein Durchwachsener Feder und Schwert Quellenband. Berlin bei Nacht.... naaa dann lieber doch die Unzensierte Berlin by Night fassung. Aachen bei nacht war auch eher eine NSC Samlung als wirklich abenteuer.... der Wiedererkennungswert war gering... aber gut Mittelalterliches Aachen eben...
Dann muss ich beim OWoD Kanon noch dran denken das der Schwarzwald Black Spiral Dancer gebiet ist aber warscheinlich fand man bei WW nur das "Scharzwald" ein cool klingender German Name ist. Titisee Neustadt würd ich jetzt nicht mit einer Werwolfplage in verbindung Bringen.... .... eine Stadt in meine Nähe Names Rheinbach das ein regelrechter "Hochoffen" des Deutschen Hexen und Werwolfswahn war schon...

Um Ulm herum für CoCDeutschlang neben der Berlin Quellenbox fällt mir da ein, ob die Abenteuer der Deutschland Box oder auf den Inseln jetzt Reale Orte als vorlage haben oder ob es Deutache Lovecraft Städte sind (Ja der Gedanke ist OT schon traurig genug wenn man ihn weiter spinnt...) hab ich jetzt nicht mehr auf dem Schirm.
 
Ich habe eine kurze Inspectres-Kampagne in Karlsruhe geleitet, das war extrem spassig, weil wir halt alles an Lokalkolorit verwurstet haben, was damals aktuell war. Die Gruppe hat für Schmider "verschwundene" Horizontalbohrgeräte gesucht, einen Voodoo-Fluch gelöst, der verhinderte, dass der KSC Fussball-Spiele gewinnt, OB Fenrichs geheimen Rattenkönig unter der Pyramide enttarnt und V-Power-Vampire in der Raffinerie bekämpft.

Da haben sich das Wissen der Spieler und die Regelmechanik von Inspectres perfekt ergänzt, weil die Spieler keine Hemmungen hatten, Dinge in ihre Erzählungen einzubauen, von denen sie wussten, dass sie da sind.
 
Unsere Hunter Runde damals hat erstaunlich gut funktioniert. Das ganze spielte in Dortmund und Umgebung und irgendwie bewegten sich die Charaktere eben durch vertraute Szenarien. Das was wir nicht kannten (Discotheken zum Beispiel) wurden dann eben prompt erfunden. Ausnahmsweise klappte das ganz gut, weil die Handlung an den Charakteren und nicht an der Örtlichkeit hing. Hingegen hat mich der Dortmund Part im Deutschland in den Schatten damals enorm abgeturnt. Ich denke auch, dass es darauf ankommt welches Setting man zu welchem Anlass in welcher Stadt untergebracht sehen möchte.
 
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich habe eher ähnliche Erfahrungen beziehungsweise bedenken.
Das heißt ich hätte beim Rollenspiel fiktiver Charaktere an meinen gar nicht so fiktiven Wohnort beziehungsweise Umgebung das Problem die Tatsache das das nicht so sein kann wie ein riesiger Elefant im Raum steht.

Dazu funktioniert auch das mit der Stimmung nicht.
Das heißt imho funktioniert "Brügge sehen und sterben" durchaus auch deswegen gut weil die meisten entweder nicht in Brügge leben oder vielleicht eher nur kurz da gewesen sind. Das heißt ich wage etwas zu zweifeln das dort wenig los ist. [Es ist immerhin einer der Touristenmagneten des Landes und abgesehen davon habe ich den Eindruck das man in Belgien auch Abends öfters gerne mal ausgeht]
 
In der Vergangenheit nur Probleme damit gehabt. Ich bin quasi in eine Gruppe hineingeboren wurden, die ausschließlich Maskerade in unserer Heimatstadt gespielt hat. Das war endlos öde. Lag auch daran, dass die Stadt nicht nennenswert ist und die entsprechenden Ereignisse deplaziert wirkten.

Die Stadt im Mittelalter zu bespielen hatte natürlich einen neuen Reiz, hat auch besser funktioniert, aber war dann auch das eine Mal gut. Überhaupt probier ich gerne mal was Neues auch mal was Exotisches gerne aus und würde mittlerweile eine Einladung ablehnen, die zu einem Spiel in Dofferbach bei Huxtebude führt.
 
Dazu funktioniert auch das mit der Stimmung nicht.
Das heißt imho funktioniert "Brügge sehen und sterben" durchaus auch deswegen gut weil die meisten entweder nicht in Brügge leben oder vielleicht eher nur kurz da gewesen sind. Das heißt ich wage etwas zu zweifeln das dort wenig los ist. [Es ist immerhin einer der Touristenmagneten des Landes und abgesehen davon habe ich den Eindruck das man in Belgien auch Abends öfters gerne mal ausgeht]
Es muss ja nicht MEIN Eindruck von meiner Heimat sein um mich zu unterhalten.
Ich kann auch über einen Film lachen in dem München so gezeigt wird als sei 365 Tage im Jahr Oktoberfest.

Ich bin mir auch bewusst, dass das Leben im echten New York wohl nicht exakt so ist, wie in amerikanischen Filmen... vor allem ist es in jedem Film ein bisschen anders. Und jeder New Yorker, wie auch jeder Tourist nimmt es anders wahr.
"Brügge sehen und sterben" zeigt uns das Brügge, dass die Hauptfiguren erleben.
Ich zeige meinen WoD-Spielern das nächtliche München, dass deren SCs erleben. Und das IST eine königliche Residenzstadt mit bedeutenden Museen, prächtigen Schlössern, alten Burgen und Kirchen, großen Partyarealen, und und und...
Das München, wie es ein Vampir wahrnehmen würde ist... ähm... nunja, eben das München, das ein Vampir wahrnehmen würde.

Es wundert mich nicht, wenn jemand in seiner Runde damit scheitert seine Heimatstadt einzubinden. NATÜRLICH wirkt das Ergebnis albern, wenn Raven der Killerassamit mit Katana und Sonnenbrille wie sein Spieler Peter mit dem Bus die zwei Stationen von der Dorfdisco zu Albert-Einstein-Realschule fährt, weil dort Julius Cäsar wohnt.
Man braucht schon auch einen Grund und ein Motiv warum zur Hölle die SCs in diesem Kaff rumhängen sollten - und dann muss man mit diesem Ort eben auch bewusst umgehen.
 
In der Vergangenheit nur Probleme damit gehabt. Ich bin quasi in eine Gruppe hineingeboren wurden, die ausschließlich Maskerade in unserer Heimatstadt gespielt hat. Das war endlos öde. Lag auch daran, dass die Stadt nicht nennenswert ist und die entsprechenden Ereignisse deplaziert wirkten.
Viele WoD-Spieler versuchen einfach zwanghaft irgendein episches Megaevent in ihre Stadt zu quetschen. Dabei haben Deutschlands Kleinstädte lokal meist genügend Geschichten, die
1. interessant sind und
2. aufgrund ihrer historischen Wahrheit meist sehr plausibel wirken, wenn man sie einbaut
3. aufgrund des meist eher dürftigen regionalen Geschichtswissens der Spieler, auch ne ganze Weile ausreichen um Momente im Spiel zu erzeugen, wo die Spieler sagen "Oh, wow - das passt ja verdammt gut... was das ist sogar echt?

Ich hab verdammt viel über die Münchner Geschichte gelernt, seit ich meine dortige WoD leite.
 
Da hast du Recht. München bietet da sicher auch einfach mehr, wie schon gesagt wurde, als Hassenichjesehn hinterm Berg. Kommt auch auf den Anspruch an, du hast dir da ja sehr viel Mühe mit dem Hintergrund gegeben. Aber in aller Regel wirkt es deplaziert, wenn der Lasombra Ahn Gaius Lepidus über Willach an der Mosel herrscht und die jährliche Versammlung der Domänenherren von Rheinland Pfalz immer zufällig genau am Rasthof Oberlippendorf Kreuz Pillepallehausen stattfindet.

Für viele meiner Mitspieler damals war die Wahl unserer Heimatstadt vor allem darin begründet, dass sie zu faul waren, sich was vorzustellen, was sie nicht schon hunderttausendmal mit eigenen Augen gesehen hatten. Sie kleideten das dann immer in die Begründung, es sei ja so ein "thrill", bekannte locations aufzusuchen und als Vampir die örtliche Disko aufzumischen. Das lass ich bei der ersten Chronik mit einem Stirnrunzeln als Argument stehen, danach ist es eher unglaubwürdig.
 
Da hast du Recht. München bietet da sicher auch einfach mehr, wie schon gesagt wurde, als Hassenichjesehn hinterm Berg. Kommt auch auf den Anspruch an, du hast dir da ja sehr viel Mühe mit dem Hintergrund gegeben. Aber in aller Regel wirkt es deplaziert, wenn der Lasombra Ahn Gaius Lepidus über Willach an der Mosel herrscht und die jährliche Versammlung der Domänenherren von Rheinland Pfalz immer zufällig genau am Rasthof Oberlippendorf Kreuz Pillepallehausen stattfindet.
Ich denke im wesentlichen sind wir uns da einig - ich sehe nur das Problem an einer anderen Stelle:
Wenn ich in nem kleinen Kaff wohne, dann heißt dass nicht, dass ich keine gute WoD in meiner Heimat leiten kann, sondern dann heißt das, dass ich einfach so ehrlich sein sollte zu begreifen, dass es einfach völlig konstruiert wirkt, wenn sich dort die krassesten Gestalten der WoD herumtreiben. Dann gibt es eben keinen Voodoo-Zombie in Hohenmölsen, keinen Assamiten in Mühldorf und keinen Vozhd in Lüneburg.
Dennoch kann man dort vermutlich eine stimmige Runde aufziehen - einfach weil an allen drei Orten irgendwann mal irgendwas passiert ist, weshalb diese Städtchen mal im 16. Jahrhundert drei Wochen lang wichtig waren und seitdem (mit leichten Veränderungen) die selben 5 Kainiten dort sitzen. Und gerade WEIL dort nichts los ist, ist es umso schwieriger sich Jahr für Jahr gegen die Werwölfe zu verteidigen, die dort mit ihren tiefergelegten VWs mit Unterbodenbeleuchtung und Böhse-Onkelz-Aufkleber die Stadt rocken.

Und in diesen völlig absurden Kampf um ein völlig belangloses Nest werden dann die SCs hineingezogen - warum? Weil sich diese weltfremde Vampir-Bande bewusst geworden ist, dass man ohne eigene tiefergelegte Autos den Krieg nicht gewinnen kann und man dringend modernen Nachwuchs braucht.

Und dann leite ich eben eine Runde irgendwo zwischen lokaler Selbstironie und Lokalpatriotismus, wo den Spielern trotz aller Absurdität bewusst wird, welch faszinierende Geschichten sich in diesem scheinbar so lahmen Nest abgespielt hatten. Welch Opfer Generationen von Kainiten und Ghulen vor ihnen gebracht hatten um diese Heimat so zu bewahren.

Ja, verdammt, Hohenmölsen in ein kleines Kaff, wo seit der Wende nix mehr passiert ist, aber VERDAMMT NOCHMAL ES IST UNSER KAFF - FRESST BLEI IHR DRECKSKÖTER!!!

(an dieser Stelle einen schönen Gruß an alle Leser aus Hohenmölsen, deren Heimat ich während meiner Bundeswehrzeit kennen und belächeln lernen durfte - nehmts mir bitte nicht übel...)

Für viele meiner Mitspieler damals war die Wahl unserer Heimatstadt vor allem darin begründet, dass sie zu faul waren, sich was vorzustellen, was sie nicht schon hunderttausendmal mit eigenen Augen gesehen hatten. Sie kleideten das dann immer in die Begründung, es sei ja so ein "thrill", bekannte locations aufzusuchen und als Vampir die örtliche Disko aufzumischen. Das lass ich bei der ersten Chronik mit einem Stirnrunzeln als Argument stehen, danach ist es eher unglaubwürdig.
Ist wohl also auch ne Frage der Erfahrungen. Ich komme eher aus der Richtung wo man zu faul für Rechersche war und deswegen sagte "äh, spielen wir doch einfach in Cooltown, Kalifonien. Irgendsone Wolkenkratzerstadt mit 100 Millionen Einwohnern, korrupten Bullen, vielen Ghettos und so Zeugs...".
Bis ich dann ganz provokativ reingeschmissen habe:
Ich leite jetz eine Chronik in...
*trommelwirbel*
MÜNCHEN!:alien:
 
Hallo,

ich habe ein paar Mal versucht, Cthulhu-Szenarien in meiner Heimatstadt Wiesbaden zu verorten, die ja eine gewisse römische Vergangenheit hat (iäh, Shub Niggurath, Magna Mater... usw.). Hat nicht funktioniert. Es war einfach keine Suspension of Disbelief zu erzielen. Da kam von den Spielern auch generell zu viel OT-Gesabbel, weil jeder zu jedem Ort eine Anekdote loswerden musste.

Seitdem bin ich dazu übergegangen,statt meiner Heimadtstadt lieber Ausflugsorte zu verwursten. Immer, wenn ich im Urlaub über besonders skurrile Lokationen stolpere, wird eifrig geknipst und das ganze dann verwertet. Der Schwarzwald ist da ein besonders dankbares Opfer. Mein bisher bestes Abenteuer war die Schiltacher Hexenjagd, in der die Spieler eine Gruppe von amerikanischen Touristen spielten, die in Schiltach auf den Spuren des historischen Hexenwahns gar schröckliches durchleiden mussten. Als nächstes ist der Idsteiner Hexenturm an der Reihe. Und dann noch Burg Rheinfels, das Wispertal (da gibt es herrliche Fabrikruinen mitten im Wald), der Hessenpark... Deutschland bietet abenteuerliche Schauplätze ohne Ende. :)

Beste Grüße
G.
 
Ioelet, du bist so ein Spinner, ehrlich :D ich musste gerade wirklich erstmal lachen. Der turf war um Hohenmölsen ist einfach zu gut.

Aber ja, natürlich kann so gut wie jeder Ort eine passende Kulisse bieten, mit genügend Zündstoff um alle möglichen Geschichten zu erzählen. Ich denke Recherchefaulheit war bei uns auch immer ein gewisses Thema. Allerdings würde ich, auch wenns teilweise schmerzhafte Klischees sind, lieber in einer 08/15 Kopie von New York spielen, als in Hohenmölsen, wenn es in der Moderne spielen muss. Ich bin da zu vorgeschädigt von Kino und Fernsehen und die Exotik erlaubt mehr Raum für zumindest nicht so unplausibel wirkenden Unfug. In der New Yorker U-Bahn tummeln sich neben ein paar Millionen Ratten eben auch die härtesten Säue der Nosferatu-Sprayer-Baumeister Gang, die quasi halb Manhatten kontrollieren, das kann ich akzeptieren, so wie ich akzeptieren kann, dass John McLane auch nach dem dritten Kugelhagel nur mit ein paar Schnittwunden von zerspringendem Glas durch die Gegend rollt.

Ich denke, die Geschichten, die ich persönlich in Kaff XY akzeptieren könnte sind begrenzter. Was nicht heißt, dass es ein paar Deppen-SLs sicher auch schaffen, aus New York für Arme nen riesen Misthaufen zu zaubern, wenn sie nur genug Unsinn reinwerfen.
 
Hallo,

ich habe ein paar Mal versucht, Cthulhu-Szenarien in meiner Heimatstadt Wiesbaden zu verorten, die ja eine gewisse römische Vergangenheit hat (iäh, Shub Niggurath, Magna Mater... usw.). Hat nicht funktioniert. Es war einfach keine Suspension of Disbelief zu erzielen. Da kam von den Spielern auch generell zu viel OT-Gesabbel, weil jeder zu jedem Ort eine Anekdote loswerden musste.

Seitdem bin ich dazu übergegangen,statt meiner Heimadtstadt lieber Ausflugsorte zu verwursten. Immer, wenn ich im Urlaub über besonders skurrile Lokationen stolpere, wird eifrig geknipst und das ganze dann verwertet. Der Schwarzwald ist da ein besonders dankbares Opfer. Mein bisher bestes Abenteuer war die Schiltacher Hexenjagd, in der die Spieler eine Gruppe von amerikanischen Touristen spielten, die in Schiltach auf den Spuren des historischen Hexenwahns gar schröckliches durchleiden mussten. Als nächstes ist der Idsteiner Hexenturm an der Reihe. Und dann noch Burg Rheinfels, das Wispertal (da gibt es herrliche Fabrikruinen mitten im Wald), der Hessenpark... Deutschland bietet abenteuerliche Schauplätze ohne Ende. :)

Beste Grüße
G.
Sehr schön, gefällt mir. Das ist genau die Kerbe in die ich auch schlagen wollte:
Statt immer wieder (die Verallgemeinerung bezieht sich auf eine Herangehensweise, die ich auch als Einsteiger hatte) die selbe WoD, das selbe Shadowrun oder das selbe Wasauchimmer zu leiten und jedesmal wieder zu fragen
"Na wollen wir die gotischen Wolkenkratzer lieber in einem fiktiven Darkstyle-New-York oder in Düsseldorf?"
nur um dann natürlich wieder die selbe Antwort zu finden, weil man mal festgestellt hatte, dass das mit Düsseldorf albern wirkte, kann man eben auch mal den umgekehrten Weg gehen und fragen
"Na wie muss denn ne WoD-Düsseldorf aussehn, damit wir sie cool finden?"

Und dann entsteht etwas neues. Etwas ungewohntes. Etwas originelles.
Ich mag kein "das geht nicht" im Rollenspiel.
Das ist UNSERE Welt. Da geht alles, was uns gefällt.

Sehr schöner Beitrag.

Ioelet, du bist so ein Spinner, ehrlich :D
Danke.


Ich bin da zu vorgeschädigt von Kino und Fernsehen und die Exotik erlaubt mehr Raum für zumindest nicht so unplausibel wirkenden Unfug. In der New Yorker U-Bahn tummeln sich neben ein paar Millionen Ratten eben auch die härtesten Säue der Nosferatu-Sprayer-Baumeister Gang, die quasi halb Manhatten kontrollieren, das kann ich akzeptieren, so wie ich akzeptieren kann, dass John McLane auch nach dem dritten Kugelhagel nur mit ein paar Schnittwunden von zerspringendem Glas durch die Gegend rollt.
Ich denke, die Geschichten, die ich persönlich in Kaff XY akzeptieren könnte sind begrenzter.
Gilt das nicht beidseitig?
Wenn ich dir jetzt erzähle, dass am Rande New Yorks ein 1000-jähriger Ventrue in einer alten Burgruine wohnt und von dort aus rechtsradikale Skinhead-Gangs aussendet um Ravnos-Zigeuner-Anarchen zu verkloppen - wirkt das in NewYork wirklich plausibler als in NPD-Kaff XY?
Deutschland hat ne Vergangenheit zu bieten, die gerade für ein Horrorsetting einige absolute Alleinstellungsmerkmale bietet - vieles davon würde in Amerika völlig an den Haaren herbeigezogen wirken.

Es ist ein anderer Stil, ein anderes Spielgefühl - das ist mir schon klar. Aber ich denke, dass es wirklich viel mehr Frage von Gewohnheiten ist, sehr viel weniger tatsächlich von Vorlieben (weil ich denke, dass viele schon die Augen verdreht und den Kopf geschüttelt haben, bevor sie ernsthaft über Castrop-Rauxel by Night nachgedacht haben) und nahezu nie wirklich eine Frage dessen, was das Setting wirklich hergäbe.
Und DAS - und das implizierte ja irgendwie auch der Eingangspost - das finde ich schade.

Unser Hobby ist nur durch Phantasie beschränkt - da sollte die Frage nicht lauten "Warum geht das nie?", sondern "Ich will wissen, wie das doch geht.".
 
Da steht, dass es bisher nie ging;) Das impliziert die Frage wie es doch geht (sonst brauch ich ja den Thread nicht). München ist da vielleicht auch eine dankbare Stadt. Ebenso wie Berlin oder Frankfurt. In München hatten wir auch schon gute Abenteuer, wie ich mich erinnere.

Vielleicht hängt es wirklich an der Größe. Mannheim ist da vielleicht einfach zu zierlich. Das Problem war halt, dass sich weder die Spieler noch die SLs darauf einlassen konnten das ganze freier zu gestalten.
 
Nach den ganzen Schilderungen hab ich mal wieder den Eindruck, dass es auf Regel 0 hinausläuft.

Meine Vampire- Runde in Berlin jedenfalls ging damals ganz hervorragend.
Weil alle wussten, dass das WoD-Berlin nicht das reale Berlin ist.
Ich begreife nicht, warum das für viele so eine unmenschliche Abstraktionsleistung zu sein scheint.
 
Es wundert mich nicht, wenn jemand in seiner Runde damit scheitert seine Heimatstadt einzubinden. NATÜRLICH wirkt das Ergebnis albern, wenn Raven der Killerassamit mit Katana und Sonnenbrille wie sein Spieler Peter mit dem Bus die zwei Stationen von der Dorfdisco zu Albert-Einstein-Realschule fährt, weil dort Julius Cäsar wohnt.
Mein Problem ist nicht das es "albern" wirkt.
Mein Problem ist das es ganz offensichtlich nicht stimmt.

Das heißt es gibt in Leuven (98k Einwohner - Studentenstaft), wo ich aktuell wohne, recht viel Raum um Geschichten zu erzählen. Es gibt herabgekommene Viertel, es gibt gleich zwei erhaltende Viertel aus dem "Mittelalter" es gibt dutzende von Kirchen. Daneben ist Vlaams Belang recht prominent vertreten, es gibt Leute die deren Büro regelmäßig randalieren. Es gibt Studenten, es gibt Diebstähle, Drogendelikte und es hat einen Grund wieso die Innenstadt unter Kameraüberwachung steht. Es gibt auch in Belgien eine Menge Politik, es werden in Leuven schonmal alte Gebäude gesprengt, es gibt Industry, einen Minihaven und sowas wie Industry-Ruinen. Die Wirtschaft floriert. Dazu gibt es Kneipen. Nun und Flandern übergreifend passieren Sachen wie das man Serienmördern hinterher recherchiert oder Waffenlager von Rechten findet.

Selbst in meinem Heimatdorf in Deutschland (Ochtendung ~5k Einwohner, Eifel), ließe sich Ansatzpunkte finden. Immerhin gibt es einen Friedhof, einen jüdischen Friedhof, es gibt Rechte, es gibt Linke, eine Basalt-Industry, viele Müllkippen und einige Mittelständische Läden. Dazu wohl Drogen-Kriminalität, kleinere Gangs und ggf. sogar Tötungsdelikte. Dazu eine entsprechende Dorf-Politik. Nu und eine Burgruine gibt es auch um die Ecke, inklusive Turm. Nu oder mehrere Kapellchen in der Umgebung.

Das heißt das Problem ist nicht das mir nichts einfällt was da passieren könnte, das Problem ist einfach das ich weiß das dort nichts passiert.
So bizarr das belgische Politik System ist, ich kenne Leute die in belgischen Parteien sind und bin mir so ziemlich sicher das dort keine fiktiven Vampir-Charaktere dahinter agieren und strippen ziehen. Das passiert da einfach nicht. Naja und wenn man dann vielleicht eine Aktion macht, wie das einige eher politisch linke Vampire das Tor der lokalen Vlaams Belang Niederlassung beschädigen [was normale Studenten regelmäßig tun],... das passiert einfach nicht. Weil jeden Tag an dem ich an dem Tor vorbei gehe sind da nur die realen Schmierereien drauf.
Das was die Charakteren angeblich in der Stadt getan haben sollen hat ganz offensichtlich nicht statt gefunden.
Auch wenn sie politisch was reißen, was in Leuven - denke ich - sowohl lokal als auch auf Belgien bezogen möglich ist, wenn man dann die Zeitung aufschlägt stellt man fest das es ganz offensichtlich nicht passiert ist.

Weil alle wussten, dass das WoD-Berlin nicht das reale Berlin ist.
Ich begreife nicht, warum das für viele so eine unmenschliche Abstraktionsleistung zu sein scheint.
Weil einem die Realität da sowas von in's Gesicht schlägt das man gerade fikitiv, abseits der Realität, rumgesponnen hat.
Natürlich ist das WoD-Heimatort nicht der reale Heimatort. Aber wenn er das schon nicht ist, wieso dann den Heimatort nehmen?
Mir drängt es sich irgendwie da auf das dann halt Ortskenntnisse genutzt werden um Spieler klein zu halten.
Weil irgendwo sehe ich nun nicht so den Unterschied wieso man behaupten kann das die Vampire Größen in der Kommunal / Stadt / Landespolitik sind und dem Vohdz in den Wäldern / Burgruinen um ne Gemeinde in der Eifel oder Goths/Emo Gestalten mit Waffen (ggf. eingewickelt) in den örtlichen Verkehrsmitteln / auf der Straße.
 
Das was die Charakteren angeblich in der Stadt getan haben sollen hat ganz offensichtlich nicht statt gefunden.
Im Gegensatz zu den USA, wo, wie wir alle aus den Nachrichten wissen, es schonmal vorkommt, dass Montag abends im Stau ein Vozhd an einem vorbeiwalzt...

Ab Spielbeginn erzeugt das Verhalten der SCs natürlich eine alternative Realität.
Aber hey, sind ja auch eher alternativ reale Personen, diese SCs.

Und nicht vergessen:
Warum zur Hölle müssten denn diese Vampire ausgerechnet die belgischen Politiker kontrollieren, die du kennst?
Warum sollten die das Stadttor beschmieren.

Andersrum wird ein Schuh draus:
Man schaut halt wie die Stadt ausschaut, überlegt was ihr WoD-Abbild möglicherweise für Unterschiede hat und überlegt dann was für Vampire dahinterstecken könnten, damit eben DAS rauskommt.
Und dann sitzt da eben ein übermächtiger Malk mit Sauberkeitstick, der nachts verdunkelt mit nem Eimer und nem Schwamm durch die Gegend rennt und jeden Abend das Stadttor sauberschrubbt, damit du es mit deinem Bild von der Stadt vereinbaren kannst.

Hast du eigentlich deine WoD-Bücher verbrannt, nachdem Gehenna garnicht wirklich wie beschrieben eingetreten war?

Vergiss außerdem nicht dass DU in der WoD ein Mensch wärst - du befindest dich auf der anderen Seite der Maskerade. Wenn sogar du als völlig normaler Mensch die mal so nebenbei durchschauen könntest, wärs nicht wirklich eine, oder?
 
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