Im Wald, da sind...

Nightwind

Erzketzer
#StandWithUkraine
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11. September 2003
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Mitternacht, wir steigen ins Automobil
wir wollen herumfahrn, doch haben wir kein Ziel..

Meyye schneidet dem Rapper das Wort und dem schon alten Taperekorder die Stromzufuhr ab, indem sie auf die Taste drückt. Schließlich muß das Ding nicht laufen, wenn sie loszieht. Der Österreicher auf Magnetband lag sowieso zweimal falsch; erstens steigt sie auf ihr Rad und zweitens hat sie ein Ziel. Kurzfristig gesehen, jedenfalls. Sie ist noch weit von dem Gefühl der völligen Sättigung entfernt, und schätzt, dass sie sich noch an zwei Opfern gütlich tun müßte (ohne sie zu gefährden, jedenfalls) bevor sich dieses einstellt, aber dennoch will sie heute nicht in eines ihrer bevorzugten Jagdreviere sondern an einen Ort, an dem sie sogar ziemlich sicher nicht damit rechnet, ein Gefäß vorzufinden. Sie will in den Grünwald.

Heute ist alles an ihr dunkel, als sie die Wohnung verläßt. Das Shirt, die Hose, die lederne Jacke und sogar die Schuhe. Auf dem Bike ist sie eine wandelnde Bedrohung der Verkehrssicherheit, erst recht wenn sie erstmal die Lichter der Stadt hinter sich gelassen hat. Sie weiß, dass es an ihr allein liegt, Vorsicht walten zu lassen, und außerdem hält sie sich sowieso nicht lange auf der Straße auf. Die Wildnis ist von dort, wo sie wohnt, keine hundert Meter entfernt.

Also schwingt sie sich auf das Rad und fährt los, stadtauswärts... sie kennt die Wege, die sie nehmen kann, schon auswendig. Heute wird es der zweite, nach rechts abgehende Weg außerhalb der Stadtgrenze, mitten hinein in die Bäume, und spätestens dort sieht sie nur noch etwas, weil sie ihre Augen auf die Dunkelheit einstellt, wie sie es gelernt hat. Irgendwo dort läßt sie dann auch ihr Rad zurück, versteckt hinter einem Gebüsch, bevor sie zu Fuß in den nächtlichen Wald vordringt...
 
Der Wald ist still und dunkel. Wenige Nachttiere machen durch ihre Geräusche auf sich aufmerksam.

Deutlich ist einzig ein Kauz zu hören.
 
Schon bald hat sie den Weg verlassen und sich in die Büsche geschlagen, dann zwischen den Bäumen bewegt bis sie auf einem kleinen Hügel ankommt. Ein zufriedenes Lächeln, etwas das kaum jemals jemand zu sehen bekommt, den sie nicht zu täuschen versucht weil sie auf sein Blut scharf ist, zeigt sich auf ihren Lippen, während sie sich umsieht und dank der Veränderung ihrer Augen die Dunkelheit durchdringt als wäre sie Licht. Jetzt fehlt nur noch eines. Aber auch das genehmigt sie sich, atmet bewußt tief durch.

Es bleibt eine leere Geste. Was will sie auch noch mit frischer Waldluft anfangen? Sie schließt die Augen einen Moment und lauscht den Geräuschen, versucht sie zu identifizieren... dann blickt sie auf, zu dem Kauz, der eigentlich recht nahe sein muß. In seine Richtung ahmt sie seinen Ruf nach, legt den Zwang ihres inneren Tiers hinein und streckt den Arm aus. Nur dieses eine, das sie hörte, will sie zu sich rufen. Kleine Fingerübungen gehören dazu.

[dice]

Out of Character
Tierhaftigkeit 2, Charisma+Überleben nach Regelbuch
 
Meyye muss nicht lange warten, bis sie das geringe Gewicht des Kauzes auf ihrem Arm spürt. Fast erwartungsvoll scheint der kleine Räuber sie mit grossen Augen anzusehen.
 
Sie sieht dem Tier entgegen, das wahrscheinlich genausogut in der Dunkelheit sieht wie sie, nur auf andere Art, als es den Blick erwidert, wie als ob er etwas von ihr erwartet. Aber das kommt nicht. "Gute Jagd, Kleines." sagt sie nur und löst den Bann, läßt den Raubvogel wieder abfliegen. Sie blickt ihm nach, lange, wo sie als Lebende höchstens das sich entfernende Flügelrauschen wahrgenommen hätte. Damals hätte sie auch nie ein Tier anlocken können. Sie fühlt sich, als ob der ganze Wald nur für sie da wäre. Ihr Spielplatz. Immer wenn sie soweit ist, weiß sie wieder, warum sie diese Existenz gewählt hat und alles andere ist nur Nebensache.

Sie beginnt zu laufen, einfach in den Wald hinein. Geschickt weicht sie Bäumen aus, schlägt Haken und springt über Wurzeln. Seltsamerweise denkt sie bei solchen Läufen immer an die Zukunft, vielleicht, weil der Hindernislauf in der Dunkelheit eine gute Metapher abgibt. Sie weiß, dass sie noch viel zu lernen hat. Und es ist immer die Qual der Wahl, worauf sie sich zuerst konzentrieren soll. Das Tier im Menschen? Der Schritt danach, den eigenen Geist in ein Tier fahren zu lassen, ist etwas worauf sie schon lange heiß ist. Oder das Verschmelzen mit dem Boden? Etwas, das ihrer Vorsicht zuträglich wäre. Hm, für ersteres sollte sie besser Menschen aufsuchen.

Die Stadt... ungewollt schweifen ihre Gedanken weiter. Ihre Adresse abgeben, ja genau. Morgen ist auch noch ne Nacht. Dann kann sie sich auch gleich die Verteilung der Domänen ansehen. Toll, wieder ins Elysium, als ob das Treffen im Museum ihren Bedarf an Kainitenpolitik nicht schon für das kommende Jahr gesättigt hätte. Was solls... heute hat sie was Besseres zu tun.

Wie immer, wenn sie nicht auf ihre Umgebung achtet, weiß sie nicht wo sie der Lauf hingeführt hat. Sie sieht sich um. Zumindest wird es leicht, den Weg zurück zu finden. Soviel sie weiß, hat sie noch nie allzu große Bögen geschlagen sondern immer nur gerade Linien. Langsamer geht sie weiter, obwohl sie weiß dass sie noch die ganze Nacht so weiterlaufen könnte. Erschöpfung gehört der Vergangenheit an. Aber sie sucht sich einen Platz, eine kleine Lichtung möglicherweise, an der sie im Boden nicht mit allzuvielen Wurzeln zu rechnen hat. Es ist sicher einfacher, wenn sie dort mit der Erde zu verschmelzen versucht als direkt unter einer großen Eiche...
 
Das Reh schreckt auf, als es die Gestalt nahen hört. Meyye hat sich ja auch keine besondere Mühe gegeben, zu schleichen. Sie kann sich schon vorstellen, was in diesem Tier jetzt vorgeht: Es hört Geräusche eines Wesens, das kein anderes Reh ist. Es sieht rotglühende Augen und fühlt die Bedrohung durch ein Raubtier. Und genau jetzt läuft es los. Meyye könnte es zurückrufen, aber sie hat das ja heute schonmal durchgeführt, außerdem will sie auf Tierblut nur im Notfall zurückgreifen. Sie hat es schon oft genug getan, um zu dieser Meinung zu gelangen.

Sie schaut nach oben, durch eine Lücke im Blätterdach in den Sternenhimmel. Klar und wolkenlos funkeln die fernen Sonnen auf sie herab, so fern, dass sie ihr nichts anhaben können. Hin und wieder mal, wenn ihr langweilig ist, schaltet sie den Fernseher ein, und dann kann es zufällig auch mal ein SciFi-Film sein. Wäre interessant zu wissen, ob der Fluch auf die eigene Sonne beschränkt wäre und sie auf einem der unter den Drehbuchschreibern beliebten Klasse M-Planeten auch bei Tageslicht herumlaufen könnte. Am besten fliegen wir mal hin und probieren es aus. Wer meldet sich freiwillig?

Sie wendet ihre Aufmerksamkeit wieder der ganz anderen Richtung zu, vom Himmel zur Erde. Eine kleine Lichtung, na bitte, genau das was sie gesucht hat. Grasbewachsen, aber wenn das ein Hindernis wäre, wär das eine reichlich blöde Disziplin. Na dann. Sie setzt sich im Schneidersitz hin und das Licht in ihren Augen erlischt. Stockfinster ist es plötzlich, bis auf das spärliche Sternenlicht. Egal, denn ihr Augenmerk richtet sie jetzt sowieso mehr auf ihr Inneres, und auf die Erde unter ihr, in die sich ihre Finger verkrallen. Nicht einmal die eigene Atmung, der eigene Herzschlag stört ihre Meditation, in der sie versucht, sich der Erde anzugleichen. Einige Stunden lang wird sie das versuchen, bevor sie zurück muß. Sie macht das schon länger, ohne bisher viel Erfolg zu haben, aber sie weiß ja, dass es möglich ist. Irgendwann, das weiß sie, wird sie es schaffen. Nicht heute, aber irgendwann...
 
Wahrscheinlich würde niemand, der sie kennt, bei Meyye eine solche Geduld vermuten, stundenlang im Schneidersitz auf dem Waldboden zu sitzen und ihre Fähigkeiten zu erforschen. Tatsächlich ist dies, der Aufenthalt in der lebenden Natur, ihre Art, inneren Frieden zu suchen. Auch wenn sie von diesem 'Esoterik-Mist' nichts würde wissen wollen, wenn sie jemand befragte. Es ist die Anwesenheit anderer Kainiten, deren Abneigung sie reflektiert, und das durchaus auch schonmal im Voraus, weil sie nichts anderes erwartet. Ausnahmen, die die Regel bestätigen, mag es geben; aber es wird auch erst die Zeit erweisen, ob die sie nun öfters zu Gesicht bekommen als der Rest.

Ihre innere Uhr funktioniert trotz allem und alarmiert sie, dass es Zeit wäre, zurückzugehen, bevor noch die Sonne aufgeht. Dann wäre es so richtig kritisch, diese Fähigkeit zu meistern, aber Meyye will es lieber nicht darauf ankommen lassen, ob sie es unter Druck besser hinbringt. Also öffnet sie die Augen, jetzt wieder mit Nachtsicht, und erhebt sich. Keine eingeschlafenen Füße und steifen Muskeln - weitere Vorteile ihres Unlebens, die ihr ganz recht kommen. Schlendernd begibt sie sich zurück zu dem schmalen Waldweg, von dem aus sie losgerannt ist, und zu ihrem im Gebüsch versteckten Rad. Sie achtet aufmerksam auf die Umgebung, ohne sich jedoch noch lange aufhalten zu wollen... schließlich hat sie einen Termin einzuhalten, den sie auf jeden Fall verpassen will: den Gruß des Tagsterns.

Als sie den Stadtrand erreicht, hat sie nach einem Blick auf ihre Armbanduhr noch etwas Zeit. Also bremst sie ein wenig, um noch nach irgendwelchen Frühaufstehern oder Spätheimkehrern Ausschau zu halten, denen zu folgen (möglichst in eine nicht ganz so gut beleuchtete Nebenstraße) sich lohnen könnte.

[dice]

Out of Character
Wahrnehmung
 
Meyye erspäht einen Zeitungsboten, der gemächlich vor sich hinstrampelt und auf seinem Fahrrad unterwegs ist. Er schient mit seinen Gedanken alleine zu sein und träumt so vor sich hin.

An seinem Fahhrad hängt eine grosse Satteltasche mit der Aufschrift "Morgenpost".
 
Meyye muß unwillkürlich grinsen. Nimm dich in Acht, Finstertal, die Vampirin auf dem Fahrrad ist unterwegs. Nicht gerade das Motiv für einen Dracula-Film. Aber darum funktioniert die Maskerade ja auch so gut, die meisten Menschen wollen gar nicht an solcherlei Dinge glauben.

Ein Zeitungsbote also. Essen auf Rädern. Sie nähert sich ihm und fährt schließlich nebenher. "He du... halt mal an, ich hab was für dich." ruft sie ihm gut gelaunt zu.
 
Etwas verträumt dreht der Bote seinen Kopf. EIn leises Morgen entringt sich seiner Kehle. Dann dreht er zu dir herüner und rollt neben dir her.

Was gibts denn?
 
Der schläft ja noch halb, umso besser! Sie lächelt ihn an und berührt seinen Lenker. "Halt doch mal an... dann zeig ichs dir. Unterm Fahren geht das nicht." sagt sie und bremst derweil schon, in der Erwartung dass er weiterhin neben ihr bleibt und es ihr nachmacht. Sie hat ja darauf geachtet, dass sie von der Hauptstraße weg sind, bevor sie ihn überhaupt angesprochen hat, daher schätzt sie die Chance von Zufallsbeobachtern eher gering ein. Aber sicher ist sicher. Ein schneller Blick um die Umgebung zu sondieren muß drin sein.

[dice]

Out of Character
Wahrnehmung+Aufmerksamkeit (hätt ich auch vorher schon dazuzählen können, ich Dussel)


Ihre Fänge wachsen bereits, mit geschlossenen Lippen, bevor sie ihn wieder ansieht und sich zu ihm hinüberbeugt. Frechheit siegt; wenn es schnell geht. Auf ihren Überraschungseffekt baut sie auch, als sie mit einer Hand nach seinem Kopf faßt, um ihn zurückzuziehen, den Hals mit der begehrten, leicht zugänglichen Schlagader für sie entblößend, um ihre Fänge genau da hineinzuschlagen...

Out of Character
2 BP sollen genügen... er muß ja nachher noch radfahren können ;)
 
Out of Character
Du weisst schon das man nach einer normalen Blutspende kaum noch radfahren kann oder?
:D
Out of Character
Ich zumindest nicht.
 
Out of Character
Ich wette das kommt nur daher, dass du immer mehr als 2 BP spendest :D
Ne.. hast schon recht. Allzu geradlinig wird seine Fahrweise wohl nicht mehr werden. Aber wenn ich ständig auf sowas Rücksicht nehmen würde, wär Meyye schon in Starre. ;)
 
Out of Character
Um das Ganze nicht noch auf Dienstag auszudehnen...


Als sie schätzt, dass sie aufhören sollte, löst sie die Fänge aus seinem Hals und leckt sorgsam über die Wunden, um sich dann mit einem leisen Aufkeuchen zurückzuziehen und den Jungen loszulassen. Immer wieder... immer diese Versuchung, weiterzutrinken, einfach weiter bis die Gier vollständig gestillt ist, und zum Henker damit, was aus dem Menschen wird... aber nicht diesmal. Nicht sie, nicht jemals, wenn es nach ihr geht.

"Ich hoffe, das versüßt dir die Tour." sagt sie noch und sieht zu, dass sie in die Pedale tritt um hinter der nächsten Biegung zu verschwinden. Und dann gleich nochmal hinter der nächsten. Erst da orientiert sie sich, um den Weg nachhause einzuschlagen. Nachhause... naja, sagen wir zur Zuflucht. Ein neuer Tag bricht an, und sie wird ihn wie immer verschlafen...
 
Out of Character
Ist okay, ist ja schon spät.


Du lässt einen Radfahrer mit sehr verwundertem Gesichtsausdruck zurück. Kpfschüttelnd versucht er wieder loszufahren und steuert sein Fahrad geradewegs in die nächsten Büsche. Nur mit Mühe gelingt ihm ein neuer Versuch und wie ein Betrunkener radelt er immer noch kopfschüttelnd von dannen.
 
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