Nostalgie Illustrationen früher und heute

Skar

Dr. Spiele
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Waren eigentlich früher im Rollenspiel die Illustrationen schlechter oder die Illustratoren?

Oder mag es sogar am Budget gelegen haben, dass es früher schlechter war?

Bzw habt ihr Gegenbeispiele? Verlinkt gerne was, wo ihr meint, dass es früher besser war. Ich sag nur "Erinnerung vergoldet". Und es gibt da keine Beispiele... :)
 
Definiere bitte "früher"! Ich persönlich finde zB die Illustrationen in den alten Vampire-Clanbüchern besser als die in der revised-version.
 
Es wird wohl mehr Budget für Illustrationen eingeplant. Wir sind ja heute alle mehr als jemals Opfer der Optik. Gerade in der Gaming Branche.
 
Das sieht man aber auch an Buchillustrationen. Schaut euch mal die 80er-typischen Cover an (generische Fantasy-Szene, halbnackte Frauen, muskelbepackte halbnackte Kämpfer, gerne auch den unvermeindlichen Drachen, ...) - das würde heute (zum Glück) nicht mehr funktionieren. Dafür gibt es leider andere generische Titelbilder...

Um DSA-Beispiele zu nennen: Ich fand die Sachen von Jens Haupt ganz schick, Horus dagegen zum davonlaufen. Caryad hatte irgendwann dazwischen so eine "verwaschene Phase" (Elfenbuch), die war auch gruselig, aber ansonsten war das ganz gut, auch die frühen Sachen. Die nWoD-Illus finde ich deutlich besser, stimmiger und abgestimmter als die der oWoD, abgesehen vom Malkavianer-Clansbuch, da hat das wenigstens mal gepaßt. Aber sonst? *schauder*

Ich denke das liegt einfach an der Sozialisierung. Die ersten RGPs wurden von den Leuten illustriert, die sie auch geschrieben haben und da gab sich Talent selten die Klinke in die Hand, von wenigen Ausnahmen (Larry Elmore, BROM) mal abgesehen. Die heutigen Illustratoren sind mit dem ganzen Kram aufgewachsen, haben selbst daran geübt und sind heute eben soweit, das zu illustrieren (Eva Widermann).
 
Definiere bitte schlecht. Schlecht ist was Dir nicht gefällt? Was mir nicht gefällt muss nicht schlecht sein, denn es kann auch einfach sein, dass ich den Zeichenstil des Künstlers nicht mag. Dafür kann der Künstler aber nichts.

In den Anfangszeiten hatten Rollenspielbücher oft Schwarz-weiß Bilder, die wie Bleistiftzzeichnungen aussahen. Farbige Bilder drucken lassen, war deutlich teurer. Bilder in Bleistiftzeichnungsstil war damals auch Mode. Motive waren u.a. Frauen in Chainmail-Bikinis. Heutzutage hat sich die Einstellung der Gesellschaft geändert und bei einem solchen Motiv würde Sexismusvorwürfe u. a. gleich im Raum stehen, so dass Künstler und Verlage inzwischen von diesen Motiven absehen.

OSR Verlage setzen für ihre neuen Produkte bewusst auf Bilder (für die Cover) in dem Stil der damaligen Zeit.

Jeder Art Director bestimmt, welcher Stil an Bildern in ein Rollenspielbuch kommt. Dieser Stil wird dann für alle Produkte dieses System durchgehalten. Der Stil der Bilder muss natürlich zum System passen.
IMHO gibt es gefühlt deutlich mehr Künstler als früher, deren Galerien man alle im Internet bewundern kann. Dort findet man Hobbyisten neben hauptberuflichen Illustratoren.
Dank Deviantart & Co beeinflussen sich die Künstler aus gegenseitung und viele verbessern sich dank der Tipps. Fehler in per Computer erstellten Bildern lassen sich auch einfach korregieren. Durch die größe Auswahl können sich die Art Directors auch erlauben nur die besten Illustrationen in ihr Buch zu nehmen. Manchmal machen sie sogar Wettbewerbe wie z.B. Wizards.
 
Das liegt z.T. auch am Fortschritt der Computerisierung. Heutzutage ist es ja kein Problem, ungewöhnliche Formen zu integrieren und von Text umfließen zu lassen, Layoutprogramme sind einfach zu bedienen. Am Anfang der Rollenspiele sind PCs ja gerade mal aufgekommen ... Auch gibt es vielmehr die in Farbe drucken.

Zuguterletzt: ein alter Elmore ist auch heute noch geil und zu Yüce kann man denken, was man will, aber malen konnte der!
 
@yennico

Das die Mädels mit Chainmailbikini außer Mode sind, da kann ich dir nicht zu stimmen. Vergleich nur mal Rüstungen in MMOs. Beim Mann: Je mehr Metall desto mehr Schutz! Bei der Frau: Je weniger Metall, je mehr Haut, desto mehr Schutz!
 
@yennico: Ich mag schwarz-weiß und Bleistift sehr gerne! Was ich nicht mag sind seltsame Proportionen oder "schludrig" wirkende Zeichnungen, bei denen man das Gefühl hat, daß es einfach nicht paßt (wie bei den alten Horus-Bildern). Bestes Beispiel: Sabine Weiss bei DSA... Karten kann sie noch ganz gut, aber Menschen? Die Proportionen stimmen hinten und vorne nicht, das hat mit Stil nichts mehr zu tun. Manchmal ist es doch ein Bug und kein Feature...
Ansonsten geb ich dir recht, das persönliche Empfinden spielt eine große Rolle und manch einer mag mit den Tuschestrichen der oWoD was anfangen können - ich eben nicht, weil auch hier Proportion und Stimmigkeit in meinen Augen nicht gegeben sind. Vielleicht soll es auch an die "Independent-Comics" angelehnt sein, die immer so als künstlerisch wertvoll gelten, wer weiß...
 
Ich denke die Qualitätssteigerung ist eher auf das Internet als auf bessere Grafikprogramme zurückzuführen. Jemand ohne Talent und Übung wird auch mit dem besten Programm keine ansprechenden Werke produzieren können. Ich persönlich sind Illustrationen die mit Poser und Photoshopfiltern erstellt wurden grauenhaft (das andere große Übel ist Stock Art). Es ist allerdings heutzutage für die Verlage deutlich leichter an gute Illustratoren zu kommen. Die gab es früher auch schon, aber durch die Vernetzung können sie sich deutlich besser präsentieren.

Übrigens gefällt mir die grafische Aufmachung von DSA 1 deutlich besser als die von DSA 3 da sie nicht so zusammengestückelt ist.
 
Die Qualität der Bilder hängt ja nicht vom Zeichenstil ab oder davon, ob mir das Bild gefällt. Eine handwerklich gut gemachte Tuschezeichnung muss mich nicht ansprechen, aber ich kann das handwerkliche Geschick trotzdem würdigen. Ein Rollenspiel mit gut aufeinander abgestimmten Tusche- oder Bleistiftzeichnungen, komplett in schwarz-weiß? Gerne! Im Gegensatz dazu kann natürlich auch eine Vollfarbzeichnung handwerkliche Fehler enthalten. Ein Bild mit anatomisch unmöglichen Posen oder verfehlter Perspektive? Das ist Murks.

Leider fällt gerade die OSR gerne in diese Falle und verwendet handwerklich geschlecht gemachte Bilder und redet sich dann mit einem angeblichen Stil heraus. Nein, der Stil sind die eher grob gezeichneten Bilder mit wenigen Details. Das kann man aber auch handwerklich korrekt zeichnen, ohne, dass die Figuren nach hinten wegzufallen scheinen, während sie eigentlich auf einen Drachen zustürmen sollen...

Insgesamt würde ich aber zustimmen, dass die Qualität der Bilder zumindest bei den großen Verlagen gestiegen ist. Bei kleineren Verlagen gibt es hingegen kaum einen Unterschied, das Titelbild für das deutsche Barbarians of Lemuria ist zwar im modernen Stil gehalten, aber trotzdem ziemlicher Murks (der Kämpfer ist z.B. vollkommen in sich verdreht).
 
Also ich finde gerade im Warhammer-Universum ist die Qualität der Illustrationen im Laufe der Jahre wesentlich detaillierter und stimmiger geworden.



Vermutlich dürfte das Budget von Games Workshop maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen haben… :rolleyes:
 
@Kappadozius:
Mir gefällt das Linke irgendwie besser ...

@Belchion:
Kommt auf den Kleinverlag an. Bei Pathfinder beispielsweise gibt es im Third Party Bereich eine Reihe von Verlagen mit sehr guten Illustrationen, Dreamscarred Press, Kobold Press, Alluria Publishing. LPJ, Fire Mountain Games ...
Und auch Kyoudai Games und Blackstar Studios werden sich da einfügen wie es aussieht.
Hier mal ein Beispiel: http://firemountaingames.com/
Zumindest bei Dreamscarred liegt es zu beträchtlichem Maße an einem erfolgreichen Kickstarter dessen letzte Stretch Goals darin bestanden das Art Budget zu erhöhen. Aber diese Möglichkeit würde für andere Kleinverlage auch bestehen. Es ist eine Frage des Stellenwertes den ein Verlag diesen Dingen beimisst. Wobei ich zum Teil den Eindruck habe manche Verlage wären der Ansicht, dass schlechte Illustrationen dazugehören würden.
 
Mir gefällt das Linke irgendwie besser…
Ganz unabhängig jetzt von dem Geschmack über das Motiv selber, findest Du die Proportionen des Körpers, auf dem linken Bildchen nicht irgendwie falsch von dem Kerl im Vordergrund, Jadeite?
icon_ponder_y3i3c.gif


Also meines Erachtens wirkt das auf der linken Seite doch schon sehr miniaturartig und irgendwie erinnert es mich an Toy Story, während das rechte Bild ein klitzekleines bisschen realistischer wirkt. ;)
 
Ursprünglich wollte ich hier schreiben das bei den frühen RPG's tatsächlich viel grafischer Müll zu finden war.... aber dann habe ich nochmal einen Blick in DSA (1. Edition), Midgard und Rifts geworfen. Fazit: ja, die sind "nur" in Schwarzweiß, aber es sind keine Totalausfälle dabei. Viele der Bilder sind relativ simpel, aber allen gelingt es die Atmosphäre des jeweiligen Werkes einzufangen. Viele der Künstler sind (aufgrund der schwarzweiß Begrenzung) bewußt in Richtung "Holzschnittartig" gegangen.

Wohlgemerkt: viele Bilder könnten auch einfach besser sein (mehr Dynamik, bessere Posen, interessantere Blickwinkel etc.). Insofern sind heutige Werke oftmals "besser". Aber der Unterschied ist kleiner als man denkt.

@Yennico: Kunst ist natürlich immer Geschmackssache. Und es mag auch Leute geben die sagen "oh, die Proportionen sind zwar völlig daneben aber gerade das macht ja die naiv kindliche Darstellung dieses Meisterwerkes aus !".

Zu GW: Die Jungs haben recht früh auf Profis umgestellt (die ganz frühen Werke wie "Rogue Trader" und "Warhammer Fantasy Roleplay" haben tatsächlich noch vieles was ein bißchen... äh... "primitiv" wirkt).
Danach hat sich der Stil dann langsam aber sicher von "Klobig & Bunt" zu "Realistisch(er)" geändert... sowohl in den Bildern als auch bei den Miniaturen.
 
Ich hab persönlich was übrig für übertriebene Proportionen. So richtig real sagt mir meist nicht wirklich zu. Blaming the Uncanny Valley effect.
 
Ganz unabhängig jetzt von dem Geschmack über das Motiv selber, findest Du die Proportionen des Körpers, auf dem linken Bildchen nicht irgendwie falsch von dem Kerl im Vordergrund, Jadeite?
icon_ponder_y3i3c.gif


Also meines Erachtens wirkt das auf der linken Seite doch schon sehr miniaturartig und irgendwie erinnert es mich an Toy Story, während das rechte Bild ein klitzekleines bisschen realistischer wirkt. ;)

Ich finde das Linke zumindest nicht 'falscher's als das rechte. Und ich mag 40k lieber bunt als Grim Dark ... weshalb ich auch mit dem aktuellen Kram wenig anfangen kann (was bei den GW Preisen vermutlich auch ganz gut ist).
 
Eigentlich bin ich ja Infernal Teddy noch eine Antwort schuldig: Wenn ich ›Realismus‹ in Warhammer 40k haben möchte, dann soll sich der Realismusgehalt höchstens innerhalb der Immersion des Warhammer-Universums bewegen; zu wenig oder zu viel davon könnten dann doch die Atmoshäre empfindlich stören. Das gleiche Prinzip gilt selbstverständlich auch für die Covergestaltung.

Also ich habe ehrlich gesagt nichts gegen ein buntes Warhammer-Universum und doch finde ich es ästhetisch ansprechender, wenn die Figuren und Gesichter nicht ganz so klobig gemalt sind. Die ›Grim Dark‹-Atmosphäre im aktuellen Warhammer 40k wie sie Jadeite erwähnte, genau so etwas schätze ich tatsächlich mehr als die etwas ungelenkig wirkenden Illustrationen der alten Klassiker. Als bekennender Liebhaber von Cthulhu und Vampire: The Masquerade, finde ich übrigens eine Entwicklung zu einem eher düsteren Stil persönlich sehr begrüßenswert, nicht nur deshalb, weil die Warhammer-Welt auch immer als sehr gewalttätiger, rauer und bisweile zynischer Ort beschrieben wird.

In meinem Spielregal habe ich noch das gute, alte Advanced HeroQuest mit einem ziemlich ulkigen Barbaren auf dem Cover. Ja, das waren noch herrliche Zeiten… :ROFLMAO:

 
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