Belletristik Historische Romane

Qel Talas

Prophet Malkavs
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Grüße,

hier möchte ich mal die Bücher von Rebecca Gablé bewerben.

Es handelt sich meist um eigenständige Romane, obwohl drei davon die "Waringham-Trilogie" bilden, die sich in der Zeit des Hundertjährigen Krieges und den darauffolgenden Rosenkriegen in England abspielen.

Insgesamt spielen sich alle ihre Romane in der Zeit vonn 1000 n. Chr. bis etwa 1500 n. Chr. ab und sind durchgehend historisch korrekt, bis auf wenige Freiheiten, die sie sich genommen hat, um etwaige Ungereimtheiten oder weisse Stellen in der Geschichte zu erläutern oder zu füllen. Ich habe bis jetzt alle Bücher, die ich gleich auflisten werde, bis auf "Hüter der Rose", der aber bald in meinem Besitz sein sollte (^^), durchgelesen und bekomme einfach nicht genug davon.

Das Lächeln der Fortuna. 1997, Historischer Roman
Das zweite Königreich. 2000, Historischer Roman
Der König der purpurnen Stadt. 2002, Historischer Roman
Die Siedler von Catan. 2003, Historischer Roman (hat nix mit den anderen Büchern zu tun, hab ich aber als Hörbuch und finds auch geil :p)
Die Hüter der Rose. 2005, Historischer Roman
Das Spiel der Könige. 2007, Historischer Roman

Natürlich hat sie noch andere Bücher geschrieben, aber die hab ich noch nich gelesen.
Eine vollständige Liste sowie eine Bio von Frau Gablé findet ihr hier.


Historische Grüße

Die Insel
 
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Was ist denn historisch korrekt?
Die mangelnde Körperhygiene? Haben alle kaputte Zähne und stinken wie Pferdemist?
Sind alle panisch wegen der gerade erst zurückliegenden Pestepedemie?
Werden wahllos Leute als Juden und Brunnenvergifter diffamiert und gleich an Ort und Stelle gelyncht?
Verhungern die Leute, wenn sie nicht gerade an Wundbrand oder anderen Infektionskrankheiten sterben?
 
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Ich meinte eigentlich die Abläufe, die historischen Daten.
Woran manche Leute wieder denken... also echt *seife rumreicht*
 
AW: Historische Romane

Ich meinte eigentlich die Abläufe, die historischen Daten.
Woran manche Leute wieder denken... also echt *seife rumreicht*

Naja, wenn ich was historisch korrektes lesen will, dann kann ich mir ein Geschichtsbuch zur Hand nehmen, da hab ich dann sogar reale Personen und tatsächlich überlieferte Zusammenhänge, als fiktive Stories vor einem ansatzweise korrekten Rahmen.

Bis jetzt bin ich leider noch auf keinen historischen Roman gestoßen der den Adel nunmal Adel sein lässt, sondern mit den 97% Landbevölkerung umgeht und irgendwelche fiktiven Geschichten in diesem durchaus ebenfalls interessanten Hintergrund ablaufen lässt. Aber gegen die wohlriechenden Menschen, ihr strahlendes Lächeln, ihre gesunde Ausstrahlung, ihren Mangel an am Kindstot gestorbenen Geschwistern... die strahlen eine solche Unglaubwürdigkeit aus, wenn man denn mal nach den passenden Geschichtsbüchern gegriffen hat...
Das kann ich dann leider nicht mehr lesen ohne angewidert den Kopf zu schütteln.
Schließlich hat sich seit Ausbruch der Pest kaum noch einer gewaschen. Luft und Wasser wurden als mögliche Krankheitsübertragungen vermutet. Ein Hemd war erst dann ordentlich, wenn es vor Schmutz so braun war, dass kein neuerlicher Dreck mehr an die Haut kam. Seife war dann bis ins 17. Jahrhundert nicht mehr angesagt...
Und wer kein Geld für Puder und Parfüm hatte, der hat halt gestunken wie ne Wasserleiche.

Deshalb auch die Fragen. Für mich bedeutet historisch korrekt halt ganz was anderes. Nix für ungut. :)
 
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Also sehr schön fand und finde ich den Barock-Zyklus.
Barock-Zyklus - Wikipedia

Zumindest in Englisch. Sind auch schön gemachte dicke Wälzer als gebundene Bücher. Eine Augenweide auch von außen. :D
 
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@Husk: Wieso hat dann der Versailles ein Badezimmer mit einer riesigen Badewanne? Nur zur Schau? :D

Ansonsten hör ich immer dass "Die Säulen der Erde" vom Kern Follett recht gut sein soll. Auch vom historischen Standpunkt aus.
 
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Bin nach wie vor ein Fan der "Bruder Cadfael" - Reihe.

Wobei mir auch der eine oder andere Roman von Rebecca Gablé ganz gut gefallen hat.
 
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@Husk: Wieso hat dann der Versailles ein Badezimmer mit einer riesigen Badewanne? Nur zur Schau? :D

Tatsächlich ist das so, ja. Es wurden ganze Badehäuser aus repräsentativen Gründen heraus gebaut, wirklich gebadet wurde aber nur selten. Empfehlenswert ist dabei der Artikel zur Badekultur bzw. einige der Quellen für den Artikel.
 
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Ich bin Wikipedia gegenüber grundsätzlich kritisch eingestellt.
 
AW: Historische Romane

Ich bin Wikipedia gegenüber grundsätzlich kritisch eingestellt.

Das is auch gut so. Ändert aber nichts daran, dass man in einer Vielzahl von wissenschaftlicher Literatur derartige Angaben findet, sei es Geschichtsbücher über die Hygiene, Badekultur oder Krankheitsübertragung. Nur weil etwas AUCH bei Wikipedia steht, ist es nicht gleich falsch.
 
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Bei Wkipedia steht zB:
Zum Ende des 16. Jahrhunderts veränderte sich die Badekultur in Mitteleuropa. Man badete nur noch selten aus hygienischen Gründen, besonders das gemeinsame Baden in Becken oder Wannen wurde aus medizinischen Gründen unterlassen. Die Körperpflege beschränkte sich vornehmlich auf Gesicht, Hände und Füße. Häufig wurde nur noch als Teil einer ärztlichen Kur gebadet. Stattdessen führten der Adel und die Patrizier die Unterwäsche ein, die den Schweiß (und den Schmutz) aufnahm und häufig gewechselt wurde. Der französische Arzt Louis Savot schrieb 1624: „Wir können eher auf das Baden verzichten als unsere Vorfahren, weil wir Leibwäsche verwenden, die uns hilft, den Körper auf bequemere Art sauberzuhalten, als es die Bäder und Dampfbäder der Vorfahren vermochten (…).“

Was teilweise Blödsinn ist, denn Unterwäsche (Leibhemd, Bruche)hat man das ganze Mittelalter hindurch getragen und natürlich später auch.

Und auch der "typische", "arme" Bauer wird sich mindestens Gesicht und Hände mehr oder weniger regelmäßig gewaschen haben.
 
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Was teilweise Blödsinn ist, denn Unterwäsche (Leibhemd, Bruche)hat man das ganze Mittelalter hindurch getragen und natürlich später auch.

Teilweise, ja. Teilweise auch nein, die Bruche war für gewöhnlich keine Unterwäsche, schließlich wurde da normalerweise nichts drüber getragen, sondern bestenfalls Beinlinge angeschnürt. Gerade wenn Dreck von außen drankommt ist von Hygiene kaum noch zu reden. Besonders viel Wechselwäsche gab es damals für die einfache Bevölkerung nicht und Seife war teuer.

Aber ja, der Absatz ist nicht 100 % korrekt. Ändert aber einfach mal nichts daran, dass Körperhygiene absolute Mangelware war. Seife konnte sich nur eine kleine Schicht der Bevölkerung leisten, selbst die vergleichsweise ungebildeten Menschen wussten dank vielfältiger Klosterlehren, dass Wasser und Luft in den Körper eindringen würden und dadurch entstehende Miasmen an den Krankheiten schuld wären. Gesicht, Hände und Füße wurden sehr wohl regelmäßig gewaschen.

Ich sag ja auch nicht, dass es keine Körperhygiene gab. Man hat sich sogar die Zähne mit Tüchern, Ruß und Salz gereinigt. Aber gebadet haben vergleichsweise wenige Menschen in einer hygienischen Häufigkeit. Wäsche wurde selbst im dreckigsten Zustand sehr lange getragen.

Und auch der "typische", "arme" Bauer wird sich mindestens Gesicht und Hände mehr oder weniger regelmäßig gewaschen haben.

Anzunehmen, sonst wären ihm irgendwann die Finger abgefallen oder die Augen zuverklumpt worden. Aber das ändert nix daran, dass sie gestunken haben müssen wie sich zersetzende Wasserleichen, nur wenige Zähne hatten und so gut wie immer schön dreckig waren, damit Wasser und Luft nicht an sie rankommen.
 
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Die Bruche war Unterwäsche. Dh das absolut notwendige mit dem man sich in der Öffentlichkeit (dh bei der Feldarbeit in Sommerhitze) zeigen konnte. Nach einem Rekonstruktionsversuch (von mehreren die so kursieren) ist das Ding auch einfach nur ein rechteckgies Stück Leinen das noch nicht mal vernäht werden muss. Also das billigste was an Stoff zu haben ist. Teilweise hat man sich den dazu benötigten Flachs auch selber angebaut.

Und so schlechte Zähne hatten die wohl nicht. Der ganze Süßkram, der seit der Neuzeit erhöht Karies verusacht war Luxusware. Mit steigedem Alter wurden die Zähne bei einigen natürlich seltener.
Aber ich gebe zu ich hab grad keine Beispiele von entsprechenden Funden parat. "Steinzeitmenschen" haben zumindest durchweg relativ gute Zähne (sofern erhalten).
Zu mindest war Zahnpflege, auch in der armen Bevölkerung, bekannt und gebräuchlich.
 
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Was an vielen historischen Romanen vielmehr stinkt als der fehlende schlechte Geruch, ist der Umstand, dass die Protagonisten dieser Romane ticken wie Menschen von heute - und das ist einfach Murks.

Rebecca Gablé finde ich übrigens abgrundtief schlecht. Die Säulen der Erde nervt durch unerträglich diabolische und dabb auch noch dumme Bösewichter und ebenso unerträglich gutmenschige, kluge Helden.
 
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Auch interessant (besonders Beitrag 14 und 15): Toiletten in Versailles zur Zeit Ludwigs XIV. - Geschichtsforum
Undnoch einer mit Hygiene und Körperbewusstsein im Mittelalter (mit mehreren Links):
Hygiene und Körperbewußtsein im Mittelalter - Geschichtsforum

Also der erste Thread ist sehr vielseitig (besonders Beitrag 14 und 15 bilden allerdings eher eine aggressive GEGENMEINUNG ab, die eine undifferenzierte Betrachtung der genannten Literatur aufweist). Gerade "Georges Vigarello: Wasser und Seife, Puder und Parfum. Geschichte der Körperhygiene seit dem Mittelalter" habe ich auch gelesen und kam durch das Buch, mit gebotener Distanz betrachtet, zu durchweg anderen Schlüssen. Das einzige womit in dem Thread aufgeräumt wird, ist die Irrvorstellung, dass der Sonnenkönig NIE oder nur eine HANDVOLL Mal gebadet hat. Auf ein paar wenige Individuen mag das auch darüber hinaus noch zutreffen. Von verbreiteter Hygiene kann da aber noch lange nicht gesprochen werden. Im gleichen Zug gibt es auch eine Vielzahl an Quellen die eben die mangelnde Hygiene dokumentieren.

Zum zweiten Thread: Fast alle Links beschäftigen sich mit dem Mittelalter in der die Hygiene definitiv umfangreicher anzusiedeln war, als in den Renaissance und später dem Barock. Spätestens mit Einfall der Syphilis in Europa ging es mit der Badekultur und Körperhygiene massiv bergab. Aber das ist ja schon Renaissance.

Toll sich mit jemanden darüber zu unterhalten der das ganze kritisch betrachtet. :)
 
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Das Kompliment gebe ich zurück :)
Ja ab dem Aufkommen der Syphillis in Europa und wohl schon auch allmählich ab der Pest wurden viele Badehäuser geschlossen und mit der Hygiene gings bergab.
Ab dem 17. Jahrhundert wurde es aber wieder besser, wie es scheint.

Kritisch werde ich immer bei "allgemein bekanntem" Wissen, wie das "Finstere Mittelalter, wo jeder gestunken hat und nur der Klerus des Schreibens mächtig", "Gladiatoren kämpften immer bis zum Tod" und ähnliches. :D

Gerade Mittelalter und Antike sind da meine Steckenpferde ;)

@Shub: Das stimmt. Aber die wenigsten Menschen können sich in den Kopf eines Menschen von damals hineinversetzen. Wer ist denn heute noch so tief gläubig wie im Mittelalter? Wer kann nachfühlen, wie ein römischer Patrizier vor einer moralischen Entscheidung steht, oder ein Grieche, oder ein Sassanide?
 
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