Meine Aufgaben bestehen darin die Welt in der Shadowrun spielt in einer gewissen Art und Weise darzustellen. Wie ich diese Welt darstelle, ist sehr subjektiv. Ich für meinen Teil bevorzuge den Cyberpunkaspekt, das dreckige Shadowrun, eine Welt, in der ein Menschenleben wenig bis gar nichts zählt, eine Welt in der die Zerstörung von Individualität zur Perfektion getrieben wurde. Dies mag nicht ausschließen, daß die Runner, die von meinen Spielern dargestellt werden, Profis sind. Sie können aber noch so profihaft sein, sie sind immer noch kleine Runner, die sich durch den Dschungel eines Plexes bewegen. Sie können nichts verändern, sie werden den Lauf der Gezieten nicht dadurch ändern, indem sie Execs, Dons, Oyabuns etc. versuchen zu töten. Runner sind ersetzbar, Drek in den Straßen.
Die Magie hat schon immer zu Shadowrun gehört. Früher war es was besonderes einen Magier zu spielen, es war sogar etwas besonderes einen MetaMenschen zu spielen. Heute habe ich das Gefühl, daß viele denken, daß Magie etwas völlig normales ist. Keiner macht ein ungläubiges Gesicht, wenn der Magier im Team auf einmal ein 2 Meter großen Feuerwesen herbeiruft und dieses dann die Gegner verbrennt. Wenn ein Magier ausgelaucht ist, weiß jeder, daß der Magier den Entzug nicht so ganz gepackt hat. So mag sich Shadowrun vielleicht für einige Leute darstellen, jedoch ist dies nicht "mein" Shadowrun und ich versuche dies auch rüberzubringen.
Ferner habe ich die Aufgabe Spaß zu vermitteln. Es ist nicht meine Aufgabe den Pausenclown zu spielen, so meine ich dies nicht. Spaß vermittele ich dadurch, daß ich versuche, spannende, interessante, nervenaufreibende Runs zu basteln, die meine Spieler dann versuchen auf ihre Art und Weise zu lösen. Ich unterstütze sie dabei. Dies ist nicht im Sinne von helfen gemeint, sondern im Sinne davon, daß ich nicht durch Willkür ihnen Steine in den Weg lege, weil die Spieler einen Weg einschlagen, der meinen Run völlig zu Nichte macht.
Ich schildere die Welt und dadurch läßt sich erkennen, wie Reaktionen der Umwelt ausfallen. Meinen die Spieler nun, sie müßten unbedingt den Oyabun von nebenan umlegen, so werde ich nicht sagen, daß es nicht geht, weil es mir nicht in den Kram paßt, sondern ich werde sie machen lassen. Ob sie es schaffen oder nicht, sei einmal dahingestellt, aber ich räume ihnen die Möglichkeit ein, es erstens zu versuchen und zweitens auch zu schaffen. Daß eine solche Aktion Reaktionen seitens der geschädigten Partei nach sich zieht, ist dann der Teil mit den Reaktionen der Umwelt.
Ich denke diese Aussagen vermitteln ein grobes, aber dennoch verständliches Bild davon, was ich denke, was ich an Aufgaben als SL habe. Diese Liste ließe sich noch weiterführen, aber da ich will, daß man dieses Post bis zum Ende ließt, weil es mir wichtig ist, höre ich mal auf.
Kommen wir nun zu den Pflichten, die ich habe. Jeder wird wissen, daß man als SL eine gewisse Machtposition hat. Man erstellt NPCs, kann Begegnungen für die Runner inszenieren, die dann anders laufen, als es geplant ist. Die Kust, bzw. die Pflicht eines SLs besteht nun ganz einfach darin, diese Machtstellung nicht auszunutzen. Ich weiß, daß dies nicht immer ganz so einfach ist, wie man sich das langläufig vorstellt, denn ich war auch einmal anders. Ich habe harte Runs gemacht, Spieler in den Tod geschickt etc. Dies war jedoch nie willkürlich, sondern immer durch den Hintergrund begründet. Aber da kommen wir zu einer weiteren Pflicht des SLs.
Es ist einfach eine Pflicht, im Sinne des Spielspaßes teilweise Abstriche beim Realismus zu machen. Wenn ein SL alles auspacken würde, was der Hintergrund Shadowruns hergibt, würden sich zumindest meine Spieler alle zwei bis drei Runs neue Charaktere machen können. Häufig wird gesagt, die Runner würden nicht verfolgt werden, weil es sich einfach nicht lohnen würde. Dies ist sicherlich richtig, paßt auch so zum Hintergrund, doch seinen wir mal ehrlich, um den einen durchschnittlichen Runner eine Lektion zu erteilen oder ihn zu töten erfordert nicht wirklich viel Aufwand.
Weiterhin habe ich die Pflicht fair zu sein. Kein Spieler darf bevorzugt werden, da dies bedeutet ich benachteilige einen oder mehrere andere Spieler. Ungerechtigkeit, wenn es gegen die eigene Person geht, kann niemand leiden. Dies ist eine Tatsache, von der ich hundertprozentig überzeugt bin. Wenn ich dem Charakter des einen Spielers alles an Ausrüstung in den Arsch schiebe, was er haben will und dem anderen alles verwehre, wird dies zu Unstimmigkeiten bis hin zu offenen Streit führen.
Kommen wir nun zu den Rechten, die ich als SL habe. Soll ich mal ganz ehrlich sein, was ich mir selber für Rechte gebe? Keine. Ich habe noch nie ernsthaft den Spruch gebracht "Ich bin der Spielleiter, was du denkst (was in den Regeln steht) ist mir sowas von scheißegal, denn ich bin der SL". Ich habe schon einmal gesagt, daß ich jetzt Regeldiskussion wünsche, denn die Situation ist regeltechnisch fixiert und über andere Ansichten, wird nach dem Run gesprochen.
Ich habe auch noch nie NPCs erstellt mit dem Hintergedanken: "Geht das eigentlich? Ach was du bist der SL, du darfst alles." Warum sollte ich auch mehr Rechte haben, als meine Spieler? Ich bin ein Teil des Spiels, wie die Spieler auch. Spieler und SL haben die Aufgabe das Spiel zu fördern, es interessant zu gestalten. Dies verlange ich auch von meinen Spielern. Sie sollen ebenfalls ihren Teil beitragen. Also da ich nicht mehr leiste, als meine Spieler, habe ich auch nicht mehr Rechte.