AW: Helden vs. Gesinde oder: Wieviele Gegner braucht der Held
Kleiner Punkt vorneweg: Es heißt GesindeL, mit einem "l" hintendran, nicht etwa "Gesinde" (also die Bediensteten eines Hofes oder so). Gesindel-NSCs sind "Mooks", "Punks", Abschaum, "im Dutzend billiger".
Gesinde hat es in BoL durchaus - und manche davon sind auch eventuell Gesindel-NSCs, aber nicht alle.
Vielleicht wie die Szene bei Matrix, wo ganz viele Mr. Smiths auf Neo einprügeln?
Ähm, sag mal, nur so nachgefragt, Du KENNST schon ein paar Sword&Sorcery-Romane, oder?
Die Helden bei Sword&Sorcery sind sehr kompetent. Sicher. - Aber sie sind KEINE SUPERHELDEN der Preislage wie in Matrix.
Sword&Sorcery-Welten warten oft mit einer Fülle minderkompetenter Gegner auf, aber immer noch in PLAUSIBLEN Dimensionen. - Nicht wie die völlig unplausible Matrix-"Wimmelei".
Für eine Umsetzung von Matrix ist BoL nicht gedacht und bräuchte wirklich massiver Überarbeitung, um diese überkandidelten Szenen hinzubekommen (oder Du nimmst gleich FATE, weil dort ja die Spielwelt frei "zurechtbiegbar" ist).
War aber deine Idee, nicht meine. Du wolltest 10 pro Held, macht also 30 bei drei Helden. Wenn die sich anstellen, um der Reihe nach Prügel zu bekommen, ist das alles nicht mehr gefährlich. Ich wollte aber mal abschätzen, wie viele NSCs man den Helden gleichzeitig zumuten kann.
Niemand hat etwas davon gesagt, daß sie "der Reihe nach Prügel" bekommen!
Es stürmen natürlich 30 oder 40 Plünderer in das von den SCs gehaltene letzte Gebäude der brennenden Stadt! - Aber wieviele passen auf einmal in den Treppenturm um selbst angreifen zu können? Drei oder vier nebeneinander? - Das ist die Zahl der Angriffe, denen ein SC pro Kampfrunde ausgesetzt ist.
Was, wenn ein SC nun einen Mächtigen Erfolg hat (ob gewürfelt oder per Helden-Punkt hochgestuft)? - Dann bekommt man die so typischen Szenen in Fantasy-Filmen oder Romanen, wo der Held nun in einem "Schlachtbeil-Tanz" den Turm hinunter wütet und ein Dutzend Leichen der Plünderer hinter sich läßt.
Ja, das stellt eine gewisse "Disbalance" der Gesindel-NSCs zu HELDEN-SCs dar.
Ja, die ist bei BoL exakt so GEWOLLT!
Nein, mit RuneQuest oder Savage Worlds könnte man diese Szene voller Massengemetzel nicht so umsetzen - außer durch spürbare Regeländerungen und Kompetenzerhöhungen für die SCs und Kompetenzsenkungen für normale NSCs. - Also durch effektiv neue Regeln. - Oder man nimmt gleich BoL, wo das schon genau passend geregelt ist.
Wenn Du Dir solche Szenen nicht vorstellen kannst, dann ist BoL vermutlich nicht das passende Rollenspiel für Dich. - Ist nicht schlimm. Nicht jedem liegt Sword&Sorcery. Nicht jedem SL liegt es den SC-HELDEN eine Bühne für "Big Damn Heroics" zu bieten. - Es gibt durchaus jede Menge "minderheroischer" Rollenspielwerke, die auch Sword&Sorcery-artige Settings unterstützen, bei denen aber 30 Gegner eine wirklich sehr große Gefahr für einen Helden darstellen.
Du scheinst Problem damit zu haben, daß 30 Gegner nicht GLEICHZEITIG und JEDE Kampfrunde einen Angriff auf drei SCs ausüben können. - Ich habe damit keine Probleme.
Bei BoL würfelt man ja einen Kampf nicht einfach so runter!
Wenn die SCs sich in die Mitte einer freien Fläche stellen und sich von - räumlich eventuell gerade so passend - fünf oder sechs Gegnern jeweils umzingeln lassen und diese dann gleichzeitig angreifen können, dann WIRD auch mal einer vom Gesindel gut genug würfeln, um einen der SCs ordentlich zu verletzen. Und bei solch einer UNSPANNENDEN und UNINTERESSANTEN Vorgehensweise der SCs verdienen sie dann diesen unheroischen Tod gegen eine Übermacht auch!
Wenn ich in SW, einem sehr taktisch orientierten Kampfsystem, pro SC je 10 oder mehr Extras auffahre und die SCs keine Flächenwirkung (Magie, Granaten usw.) haben, dann sind die echt in der Klemme, wenn sie nicht GUTE TAKTIK an den Tag legen.
Das ist auch bei BoL der Fall, jedoch bietet das Kampfsystem nicht einen Satz vorgefertiger taktischer Optionen, sondern das sind die Laufbahn-Würfe während einer Kampfsituation.
Beispiel: Die Gruppe wird tatsächlich auf deckungsfreiem Gelände von Bogenschützen erwischt. Der Söldner (Laufbahn!) wendet eine Aktion auf, die bestmögliche Deckung zu finden (ggf. zwingt er sein Reittier nieder und nutzt es als Deckung). Das macht es den Schützen schwer ihn noch zu erwischen. Von den 20 Bogenschützen haben bestenfalls noch 10 überhaupt ein Ziel - der Rest kann das Reittier töten (was auch sinnvoll ist), aber mehr nicht.
So reduziert man die Zahl der möglichen GLEICHZEITIGEN Angriffe auf findige Weise, unter Anwendung seiner kämpferisch relevanten Laufbahnen und unter BEREICHERUNG der gespielten Geschichte! Und das letztere ist es, weshalb man eben keinen "Auswahlkatalog" an fertigen Manövern und dergleichen hat, sondern eben frei und unter dramaturgischen Gesichtspunkten (als Spieler!) entscheidet, wie man mit solch einer Situation umgeht. Die Regeln lassen das absichtlich sehr weit offen.
Noch ein Beispiel: Eine Kneipenschlägerei entartet zu einem üblen Gemetzel durch eine Diebesbande, denen die SCs zu sehr mit großer Klappe gekommen sind. Ein nicht so hart im Nehmen versierter Charakter, auf den auch 10 Diebe mit Messern kämen, hechtet über die Theke und hat es hinter dieser nur noch mit zwei Dieben zu tun, während die anderen erst einmal hinterher kommen müssen. Einen macht er waffenlos fertig und lenkt die anderen vom dem Nachklettern über die Theke ab, indem er hochprozentigen Alkohol ausschüttet und mit einer der Öllampen entzündet. So kanalisiert er die möglichen Angreifer lange genug, bis sein Kumpel, der Barbar, mit einem TISCH!!! mit beiden Händen geschwungen "seine" 10 Diebe an die Wände geschleudert hat und nun auf der Suche nach weiteren Gegnern die acht um die Theke stehenden Diebe gleich mit aufmischt. Bleibt noch ein Gesindel-NSC-Dieb, mit dem der SC nun allein fertig werden muß.
20 Gegner, zwei SCs, eine Kampfszene.
Vielleicht geht es nur mir so, aber ich halte schon die ANNAHME, daß bei 30 Gegnern in derselben SZENE auch wirklich immer alle 30 Gegner GLEICHZEITIG zum Angriff kommen müssen, für ziemlich daneben. - Spielst Du so auch in anderen Regelsystemen? - Denn ich kenne das aus den anderen Rollenspielen, die ich so spiele, daß es verdammt BLÖDE von SCs wäre, die Angreifer NICHT zu manipulieren, am Angriff zu hindern und sich durch Bewegung deren Zugriff zu entziehen. - Aber ich MAG ja auch hochdynamische Kampfszenen, bei denen auch mal ein Krieger zwei oder drei NSCs zum Fenster raus auf die Straße schmeißt und ihnen nachsetzt, nur um dann die ihm ihrerseits nachstürmenden NSCs, welche zu Tür und Fenster nachdrängen in kleinerer Anzahl nacheinander niederzustrecken. - Ein Kampf darf nicht nur, nein in BoL MUSS er sich BEWEGEN.
Statisches Runtergekloppe ist nicht das, wofür BoL gedacht und entwickelt wurde.
Dann sind es aber auch keine 30 Gegner mehr, was diese Diskussion angeht. Abgesehen davon, wieso findest du es komisch, wenn sich 10 Leute auf je einen Helden stürzen wollen, sagst in deinem Beispiel aber gleichzeitig, dass das sich der Held gegen 12 Gegner wendet und sie "plättet". Da kann man sich dann auch vorstellen, dass die Gegner vorstürmen, zuschlagen, Platz machen, usw., also ebenfalls frei in einer Runde agieren, so wie es auch ein Held machen müsste, der sich durch 12 Gegner durchgräbt.
Siehe oben: Die Gesindel-NSCs sind unkreativ, minderkompetent und taktisch wenig versiert (sonst wären sie kein Gesindel). - Daher greifen sie auch ohne viele Tricks, Finten, Varianten an - und bewegen sich auch entsprechend unklug auf dem Kampfgelände. - Handlanger hingegen können schon kompetente, überlegtere Vorgehensweisen an den Tag legen, während ein Kampf gegen einen Schurken voller hochkompetenter Überraschungen und fieser Tricks nur so strotzen sollte.
Aber, mal von der immer sehr persönlichen Wahrnehmung und Vorstellung geprägten Seite der Plausibilität her gefragt: Wäre es für DICH denn plausibel, wenn 30 Gegner in einen Schankraum drängen, daß wirklich ALLE binnen der wenigen Sekunden, die eine Kampfrunde dauert, "rotieren" und ihren Angriff auf die drei SCs bekommen? - Ich hielte so etwas für völlig unglaubwürdig.
Aber 30 Gegner INSGESAMT in einer Kampf-SZENE, das wäre in anderen Regelsystemen ein harter Brocken - vor allem in "Zermürbungssystemen", wo jeder SC von diesen vielen NSCs nach und nach immer ein paar "Nadelstiche" erhalten würde und somit sogar die "Conga-line of Death" noch spürbare Effekte an Trefferpunkteverlust nach sich zöge.
Wie ich oben schilderte, sind Gesindel-NSCs zu UNWICHTIG, als daß sie die "Hauptattraktion" des Spielabends bieten sollten. - Wenn einem Spielleiter nur Quantität einfällt, aber keine Qualität seiner NSCs, dann ist BoL vermutlich nichts für ihn.
Das mag ja sein. Wenn ich mich nicht vertan habe, sagt meine Simulation aber etwas anderes.
Du stellst in Deiner Simulation die falschen Fragen und wunderst Dich, daß die Antworten auf die SPIELPRAXIS nicht passen. - Mich wundert das nicht!
Mir war nur danach, es "experimentell" nachzuprüfen.
Ein paar Jahre lang BoL-Spielpraxis ist für mich "experimentelle" Grundlage genug, daß ich die Faustregeln ableiten konnte:
1 Schurke (plus Gefolge) für die komplette SC-Gruppe (Endkampf)
1 Handlanger pro SC (harte Gegner, wichtige Gegner, Meilensteine der Geschichte)
10 Gesindel-NSC pro SC (Stimmungsbild mit Leichen)
Übrigens, meine drei Helden würden sicher 6 Handlanger und 9 immer noch mit 90% Chance besiegen. Hier scheinen mir also 2-3 pro Held angemessen.
Handlanger gibt es auch in unterschiedlicher Kompetenz. - Ich tendiere dazu Handlanger DEUTLICH intelligenter handeln zu lassen, als Gesindel. Daher verwende ich hier auch der Rolle angemessene fiese Tricks, feigen Verrat, Erpressung, Willensduelle, Provokationen, nebst all der "Umgebung", die solche mit NAMEN versehenen NSCs zu ihrem Vorteil nutzen werden.
Ich würde keinesfalls 6 oder 9 Handlanger gegen 3 SCs aufstellen! - Das verkommt dann wirklich zu einer Würfel-Orgie, da die Handlanger ja auch Gaben (und Schwächen) aufweisen können, man sie nicht mit einem Treffer gleich weghauen kann, sondern sie mehrere Treffer wegstecken können, da sie Zaubern können, da sie über gute Bewaffnung und ggf. auch Rüstung verfügen, usw.
Wie ich in einem Beispiel schon mal sagte: 36 Piraten-Gesindel-NSCs, ein Piraten-Kapitän-Handlanger-NSC. 12 der Gesindel-NSCs zu töten war EINE Aktion eines Barbaren-SC. Das Duell gegen den Piraten-Kapitän-Handlanger-NSC ging über vier oder fünf Runden und der Barbaren-SC steckte auch einige Treffer ein, daß er ziemlich unten mit seinem Lebensblut war. - Das war ein 1:1-Kampf. Ein Handlanger gegen einen SC. - In demselben Abenteuer bestand der Endkampf aus vier SCs gegen EINEN Schurken NSC und dauerte so lange wie die gesamte Piraten-Szene mit Boots-Manövern, Entern, Duell usw. gedauert hat. War ja auch der Endkampf. - Schurken-NSCs mit eigenen Schurken-Punkten sind zäh und gefährlich. Und so sollte es auch sein.
Ich würde die Handlanger-NSCs nicht unterschätzen. - Aber das hängt natürlich davon ab, ob Du sie so spielst, wie ich das zu tun pflege, oder ob Du sie als "härtere" Gesindel-NSCs ansiehst. - Bei mir ist es halt so, daß Handlanger die WICHTIGEN Figuren sind, Schurken die WICHTIGEREN und die SC-Helden die WICHTIGSTEN. Und so verwende ich sie auch bei meinen Abenteuern für BoL.