Hanrmaster: 'Tagebuch-Battle'; eine Geschichte, mehrere Perspektiven

Desaster

Neuling
Registriert
12. Juli 2007
Beiträge
23
Willkommen!

Das ist der Versuch, Abenteuermitschriften unserer Gruppe möglichst lustig und spannend gegeneinander Aufzustellen, um so einer Geschichten die unterschiedlichen Perspektiven der Spieler darzustellen und dem ganzen so mehr Reiz und Fun zu geben.

Feedback, ob so etwas ankommt, ist natürlich erwünscht!
 
Grimm Aurelsson stellt sich vor

Grimm Aurelsson

Hallo, Ihr Wanderer, Abenteurer und Narren!

Mein Name ist Grimm Aurelsson. Ich bin ein Satia-Mavari der Peleahn Konvokation. (Unwissende mögen mich auch einen Feuermagier nennen). Der eine oder andere mag schon einmal von mir gehört haben – und sei es nur von einer meiner früheren Erzählungen.

Ich wandere nun schon seit gut drei Jahren umher und habe unzählige Abenteuer bestritten, habe Freunde verloren und neue gewonnen… Nun dürstet es mich jedoch, meine Erfahrungen mit anderen zu teilen und von meinen Erlebnissen zu berichten. Auch wenn die eine oder andere Gegebenheit im Laufe der Jahre verblasst sein mag, und wiederum andere Ereignisse verfälscht in meiner Erinnerung vorliegen mögen, so entspricht das Geschilderte im groben den tatsächlichen Gegebenheiten, also hört gut zu und lernt.

Ich bin im Jahr 700 in Modestor, im Reiche Kaldor geboren worden. Unser Dorf umfasst etwa 150 Seelen und lebt von der Landwirtschaft. Ich selber wurde von Stiefeltern großgezogen – zumindest so lange, bis man meine arkanen Fähigkeiten bemerkte und ich von Lehrmeister Vildor Merlon in Olokand zum Satia-Mavari ausgebildet wurde. Unnötig zu erwähnen, daß mir die körperliche Arbeit auf dem Feld von klein auf nicht zusagte, weshalb mich mein Stiefvater als unnützen Schmarotzer betrachtete und nur zu froh war, als ich das „Elternhaus“ verließ. Einzig meine Stiefmutter schien schlummernde Mutterinstinkte mir gegenüber zu hegen, welche ich – wann immer erforderlich – auch bestens zu nutzen wußte…

Während meiner Zeit als Mavari stellte sich heraus, daß ich außerordentlich fähig war. Ich sage dieses jetzt nicht, um mich aufzuspielen – und mir sind während meiner Wanderungen auch schon wesentlich talentiertere Shek-Pvar begegnet – nichtsdestotrotz war ich einer der besten meines Jahrganges – was vielleicht der einzige Grund ist, weshalb ich heute noch am Leben bin – und viele meiner Gefährten nicht. (Böse Zungen mögen behaupten, daß es auch etwas mit meinem skrupellosen Charakter zu tun haben könnte – aber es dürften nicht mehr viele Leute sein, die so etwas von mir behaupten könnten).

In verhältnismäßig kurzer Zeit beendete ich meine Ausbildung und wurde als Satia-Mavari für mindestens ein Jahr von meiner Gilde in die Welt geschickt – um mindestens zwei eigene Sprüche zu entwickeln und um mit drei magischen Artefakten zurückzukommen, so daß ich danach im Rang steigen könne und mehr Ansehen in meinem Stift erhielte… Wie gesagt, ich wandere inzwischen seit drei Jahren, habe mehr als zwei eigene Sprüche entwickelt und auch meine drei Artefakte habe ich wohl – aber ich bin noch nicht zurückgekehrt. Wahre Macht äußert sich meiner Meinung nach nicht in einem Titel – und je höher die Position, desto höher das Interesse, das andere einem entgegenbringen – und desto beschränkter sind die Möglichkeiten, das strenge Regelwerk der Shek-Pvar zu beugen (dieses zu brechen würde ich nie wagen – was erwartet Ihr, soll ich anderes behaupten?? Soll ich mich etwa selbst belasten?).

Ich schweife ab.

Ich beendete also meine Ausbildung und wurde fortgeschickt. Und auch wenn ich sehr gut war, war mir durchaus bewußt, daß ein Shek-Pvar alleine keine allzu große Lebenserwartung zu hegen pflegt – zumindest dann nicht, wenn er auf Wanderung ist und nach magischen Artefakten sucht (diese pflegen nicht auf Bäumen zu wachsen…). Weshalb es für einen Shek-Pvar gefährlich ist, alleine zu wandern, fragt Ihr !? Ihr Narren ! Wir mögen Kräfte beschwören und teilweise auch beherrschen, welche Euren Kiefer vor Staunen herunterklappen lassen – aber das kostet Zeit. Und egal wie gut man auch sein mag – kein Spruch ist so schnell gesprochen, wie ein Dolch zustößt – zumindest dann nicht, wenn man gerade seine Ausbildung beendet hat. Alles klar?

Nun, ich beschloß folglich, mir einige Weggefährten zu suchen, um mit ihnen in der Welt herumzuziehen und so Erfahrung und Reichtümer zu sammeln. Und da für gewöhnlich die Leute in den Dörfern weniger gierig und zuverlässiger sind, als jene in den Städten (wo man Angst haben muß, daß man in der Nacht für eine Hand voll Silberpennies erdolcht wird), machte ich mich auf den Weg in mein Dorf.

Ich kam zu Hause an. Unnötig zu erwähnen, daß es kein großes „Hallo!“ gab, da mein Stiefvater befürchtete, mich auf unbestimmte Zeit durchfüttern zu müssen. Der Instinkt meiner Stiefmutter war jedoch prächtig ausgeprägt (vor allem weil meine Stiefschwester im vergangenen Winter an einer Erkältung gestorben war). Sie bereitete mir Essen, fragte mich nach meinem Wohlbefinden, nach meinen Plänen, … Eben all jene Dinge, die eine Mutter ihren Sohn nach drei Jahren fragen würde. Mit meinem Vater sprach ich kaum ein Wort.

Nach dem Essen ging ich in die einzige Dorfkneipe – in der Hoffnung, dort die Gefährten für meine Reisen zu finden. Ich blickte in die Runde und sah – Bauern. Meine Zuversicht, passende Gefährten zu finden, wollte schon schwinden – als ich in einer dunklen Ecke eine dunkel gekleidete, schmale Gestalt wahr nahm – die mich ebenfalls „unauffällig“ zu mustern schien. Nun, mein Interesse war geweckt – immerhin hatte ich ihn kaum bemerkt, als ich meinen Blick das erste Mal durch den Raum schweifen ließ.

Ich setzte mich erst einmal an die Theke und bestellte ein Ale, welches ich langsam trank und mich dabei weiter im Raum umsah. Nach einer Weile ging die Tür auf, und ein extrem fetter junger Bursche kam herein, kam schnurstracks auf die Theke zu und sagte: „Ale !“. Ich musterte ihn interessiert. Auf den zweiten Blick konnte man feststellen, daß dieser Bursche unter seiner Fettschicht eine gehörige Masse an Muskeln besaß – eigentlich genau das, was man für seine Wanderungen benötigt – jemand, der Probleme so lange fern hält, bis man seinen Zauber gesponnen hat. Zudem schien er durch seine Erscheinung in der Lage zu sein, manche Personen direkt am Ausführen von „dummen Taten“ zu hindern – aus Angst, dieses könne sein Mißfallen erregen.

Wie dem auch sei – nach dem dritten Ale (welche er im übrigen auf ex trank), schien sein „Primärdurst“ verflogen und er schien sich mitteilen zu müssen. Also drehte er sich zu mir um, legte seinen fetten Arm um mich, stierte mich mit seinen kleinen Schweinsäuglein an und sagte: „Dich kenne ich hier noch nicht. Bist Du neu? Was willst Du hier? Bleibst Du lange? Ich bin übrigens Krufor, der Meisterschmied.“

Daraus schloß ich folgende Dinge:
1. Er konnte hier nicht viele Freunde haben, da er nicht etwa einen der ortsansässigen ansprach (und auch beim Betreten der Kneipe niemanden grüßte bzw. von niemandem gegrüßt wurde), sondern mich auserkoren hat. Das dürfte es leichter machen, ihn davon zu überzeugen, mit auf die Wanderschaft zu kommen.
2. Die Tatsache, daß er Schmied war, erklärte seinen widerlichen Gestank nach kaltem Schweiß. Es erklärte aber auch die gewaltigen Muskelpakete, die unter dem ganzen Fett an seinem Arm zum Vorschein kamen.
3. Er nannte sich „Meisterschmied“. Folglich mußte er an einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung leiden – denn was soll man mit einem „Meisterschmieden“ in einem Nest wie diesem hier? (Man kann behaupten, daß auch ich an Selbstüberschätzung leiden würde – aber ich denke, daß ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen durchaus das Recht erworben habe, mich so zu bezeichnen – aber urteilt selbst!).
4. Er war offensichtlich von einfachem Gemüt. Nicht nur, daß er mir, einem wild-
fremden, durch die Umarmung quasi freien Zugriff auf seine Börse ermöglichte – nein, die ganze Art an ihm schien eine geistige „Schlichtheit“ auszudrücken, die so offensichtlich vorhanden war, wie das Ale in meinen Händen. “Solche Leute sind leicht zu manipulieren” dachte ich bei mir. Sehr gut.

Ich stellte mich nun meinerseits höflich vor (verschwieg jedoch die Kleinigkeit, daß ich ein Shek-Pvar war) und versuchte mich, von seiner Umarmung zu befreien (ich wollte schließlich nur einen Mitstreiter und keine Zärtlichkeiten).

Er legte nach kurzer Zeit jedoch erneut seinen Arm um mich und erzählte mir von seinen Heldentaten, seiner tollen Arbeit, seinen tollen Fähigkeiten, während er an seinem fünften Ale trank … Kurzum: Er nervte gewaltig ! (gleichzeitig verstärkte sich der Verdacht seiner geistigen Beschränktheit).

“Wollen wir mal sehen, wie er auf unerwartetes reagiert” dachte ich bei mir und sprach einen Zauber, welches sein Ale auf eine außerordentlich eklige Temperatur erwärmte.

Es dauerte nicht lange, bis Krufor einen tiefen Schluck nahm – und ihn direkt wieder laut prustend ausspuckte – und Ärger anfing. Ich meine mich zu erinnern, daß diese Geschichte bereits ausführlich erzählt wurde und will mich deshalb kurz fassen. Krufor machte einen mordsmäßigen Ärger und wurde letztendlich – wenn mich meine Erinnerung nicht trübt – rausgeschmissen. Es stellte sich dabei jedoch heraus, daß er durchaus in der Lage war, es mit mehreren Personen gleichzeitig aufzunehmen – was er in späteren Tagen des öfteren beweisen sollte – aber leider auch, daß er von aufbrausendem Temperament war und wenig einsichtig, was uns so manchen Ärger einbringen sollte. Trotz alledem – mein erster Weggefährte war gefunden (auch wenn er selber es noch nicht wußte).

Auch mein zweiter Weggefährte offenbarte sich noch am selben Abend.Es war jener dunkel gekleidete junge Mann, der in der dunklen Ecke des Raumes saß. Ich hatte ihn schon völlig vergessen, als er mich irgendwann ansprach (ob es vor oder nachdem Krufor die Kneipe verließ war, vermag ich nicht mehr zu sagen): „Wie ich sehe, verfügt Ihr über außergewöhnliche Fähigkeiten.“

Ich war beeindruckt. Ich hatte beim sprechen meines Zaubers ganz bewußt nur kleine Handbewegungen und leise Worte verwendet. Dadurch wird der Zugang zur Magie zwar ungleich schwieriger – aber man wird in der Regel nicht entdeckt. Dieser Kerl hier hingegen schien es durchaus bemerkt zu haben und konnte es zudem noch einordnen.

Er selber hieß Tafe und war außerordentlich geschickt. Die ganze Art, wie er sich bewegte ließ an eine Katze erinnern – und die tatsache, daß er absolut problemlos die Börse eines Anwesenden entwendete, ließ diesen Verdacht erhärten. Wir verbrachten einen sehr angenehmen Abend. Auch er war erst kürzlich zurück in dieses Dorf gekommen und war seinerseits auf der Suche nach einigen Begleitern… Das Schicksal hatte uns offensichtlich zusammengeführt.

Am nächsten Morgen saß ich verkatert am Frühstückstisch (meine Stiefmutter mir gegenüber, ihre Augen auf mich geheftet), als mein Stiefvater hereingestürmt kam und mich anfuhr: „Bist Du endlich wach!? Und wie Du nach Alkohol stinkst! Hör mir gut zu: So lange Du unter meinem Dach lebst und ich dich durchfüttere, stehst Du gefälligst bei Morgengrauen mit mir auf und hilft mir auf dem Feld!“

„Ich bin nicht hier, um mich den niederen Arbeiten auf Deinen Feldern zu widmen, STIEFvater!“ war meine Antwort, woraufhin er nach einem Knüppel griff und mir an die Wäsche wollte. Ich stand fix auf, stellte mich hinter meine Stiefmutter und sprach mit weicher, verängstigt klingender Stimme: „MAMA, …!“ – die Hand heimlich an meinem Dolch.

NATÜRLICH rettete mich meine Mutter – aber auch sie konnte nicht verhindern, daß mein Stiefvater mich rausschmiß. Immerhin ging ich mit einem Rucksack voller Proviant.

Die Abenteuer mußten eben etwas früher als geplant beginnen. Aber dazu mehr beim nächsten Mal!

Falls es Euch gefällt - mehr gibt es unter www.dungeon-masters.com - DM! - Taverne
 
Slaan Taaresaar stellt sich vor

Slaan Taaresaar

Ich bin Slaan, ein Ivinier vom Clan der Taaresaar. Das ist ein recht kleiner, aber stolzer Clan aus Aaldem. Wir sind sogar entfernt verwandt mit dem Könighaus Taareskeld. Ursprünglich stammen wir aus Menglana vom Claan Taares ab.
Geboren wurde ich am 20. Nuzyael 703 TR in der Nähe von Leriel. Meine Eltern sind Bauern, so kam es, daß ich meine Jugend zusammen mit meinem älteren Bruder Caes auf unseren Feldern verbrachte. Meine Schwester Oles half meiner Mutter bei der Arbeit.
Ich kann mich nur noch dunkel an meine zwei jüngsten Geschwister erinnern. Sie starben bei einem Angriff der Karolaaner, die seit dieser Zeit meine Familie unterjochen. Wir müssen große Beträge als Tributzahlungen an sie abführen.
Da Caes der rechtmässige Nachfolger meines Vaters ist war es klar, daß er den Hof übernehmen wird, falls mein Vater nicht mehr unter uns weilen sollte.
Mit 17 ging ich zu einem Onkel, der mir die Kunst des Handels beibringen sollte - und seit der Zeit versuche ich mich recht oder schlecht über Wasser zu halten. Doch jetzt mit 19 war es so weit, endlich die großen Wünsche meines Ichs zu erfüllen. Denn auch, wenn ich eigentlich ein Händler bin, ist es mein Ziel genau so stark und mutig zu werden wie einst meine tapferen Vorfahren. Sie alle waren Anhänger Sarajins und wagten es nicht, den Kodex der Ljarl zu brechen. Für mich gibt es nur einen Grund gegen den Ljarl zu handeln: Ich will meinen Clan befreien und die Schandtaten, die meine Familie erfahren mußte, müssen gerächt werden. Irgendwann wird es so weit sein…. Fremden gegenüber bin ich sehr mißtrauisch. Eigentlich gibt es für mich nur das Wohl meiner Familie - ihr habe ich die Treue geschworen und wenn es erforderlich ist, dann würde ich mich auch gegen meinen Onkel Burlni Taaresaar stellen, der im Moment unseren Clan führt. Ein Fremder muß sich erst mein Vertrauen verdienen. Meine Überzeugung ist “Freunde gibt es nur sehr wenige - aber für einen echten Freund bin ich bereit zu sterben…”.



Euch gefällt die Geschichte? Mehr findet Ihr auch unter www.dungeon-masters.com - Tavernengeschichten
 
Twyggith Orm stellt sich vor

Twyggith Orm

Mein Name ist Twyggith Orm. Das bedeutet so viel wie „Kleiner Vogel, der am Morgen singt“. Nun, klein bin ich wahrlich nicht. Und singen kann ich auch nicht. Aber man hat es schwer, mit so einem Namen. Vor allem, wenn die Brüder so wohlklingende Namen wie: „Puma, der im Schatten schleicht“ oder „Fuchs, der den Hasen fängt“ heißen…


Nun ja, ich war das vierte von sechs Kindern meiner leiblichen Eltern. Das ist eine sehr große Zahl für eine Familie der Taelder. Ach, Ihr habt noch nie von den Taeldern gehört? Nun, Städter würden mich vermutlich einen Barbaren nennen. Wir führen nämlich ein halb-nomadisches Leben. Jedes Jahr ziehen wir an einen anderen Ort. Das tun wir jedoch nicht, weil wir die natürlichen Ressourcen unserer Umgebung in diesem Zeitraum aufgebraucht hätten. Oh nein – wir leben in Harmonie mit unserer Umwelt. Wir respektieren sie – im Gegensatz zu vielen Städtern.

Wir ziehen weiter wegen der Gargun. Wir leben in ständigem Krieg mit Ihnen. Sinnlos greifen sie uns in unregelmäßigen Abständen an. Töten. Zerstören. Das zwingt uns, mobil zu bleiben. Also ziehen wir weiter.

Das bedeutet aber nicht, daß wir ungebildet sind. Viele Städter glauben das. Aber wir Taelder besitzen durchaus die Fähigkeit, zu schreiben und zu lesen. Zumindest einige von uns. Aber was soll ich mich rechtfertigen? Ich bin ein Taelder – und ich bin stolz darauf. Auf unsere Geschichte, welche wir schriftlich auf Tontafeln aufschreiben, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Auf unsere weithin bekannte Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit – auch Fremden gegenüber. Darauf, daß ich ein Taelder bin.

Meine leiblichen Eltern starben bei dem brutalen Angriff der Gargun im Herbst 713, als ich noch ein kleiner Junge war. Die Gargun erwischten uns völlig hilflos. Nur wenige Tage zuvor hatten wir einen großen Angriff eines anderen Gargun-Stammes abgewehrt, bei dem jedoch leider viele unserer wehrfähigen Männer getötet oder verwundet wurden. Somit hatten wir dem zweiten Angriff nicht mehr viel
entgegenzusetzen. Einzig der Gnade Siems, welche unsere Priester heraufbeschworen, ist es zu verdanken, daß so viele von uns überlebten und die Gargun – obwohl eindeutig auf der Siegerseite – plötzlich fluchtartig und schreiend das Feld verließen.

Doch meinen Eltern konnte Siems Gnade nicht mehr helfen – wenngleich alle meine Geschwister und ich überlebten.

Mein Onkel, der Älteste meiner Familie und ein sehr angesehener Jäger in unserem Stamm, nahm uns Kinder gnädigerweise in seine Familie auf. Somit war ich plötzlich das sechste von neun Kindern. Wenn man bedenkt, daß die durchschnittliche Kinderzahl in unserem Stamm bei zwei liegt, hat man eine Vorstellung davon, wie schwer es für meinen Onkel gewesen sein muß, uns alle zu versorgen.

Dementsprechend früh mußten wir Kinder ihm jedoch zur Hand gehen. Sehr früh erlernte ich den Beruf des Jägers und folgte somit den Fußstapfen meiner Vorväter. Und ich war ehrgeizig – mußte ich doch durch Taten glänzen, um mit meinen Brüdern mithalten zu können. Und um meinen blöden Namen auszugleichen.

So wuchs ich auf, und überrage mit meinen 19 Jahren bereits einen großen Teil meines Stammes um einen halben Kopf. Ich kann von mir behaupten, sehr geschickt und stark zu sein, was beim Jagen durchaus von Vorteil ist. Aber ich bin nur „kleiner Vogel, der am Morgen singt“.

Wie gesagt, ich bin jetzt 19 Jahre alt. Es wird Zeit, daß ich meine eigenen Wege gehe. Es wird Zeit, daß ich aus dem Schatten meiner Brüder hervortrete. Es wird Zeit, daß ich mir einen neuen Namen verdiene. Aber das kann ich nicht hier im Stamm.

Ich werde den Stamm verlassen und in die Welt ziehen. Ich komme wieder zurück - irgendwann. Ich komme zurück - aber nicht als „Kleiner Vogel, der am Morgen singt“…

Euch gefällt die Geschiche? Dann gebt mir doch Feedback und schickt mir eine Nachricht!
 
Grimm Aurelsson: Auf Bärenjagdt

Grimm Aurelsson - Auf Bärenjagdt

Ich möchte Euch heute kurz erzählen, wie wir damals aufbrachen, um unser erstes Abenteuer zu erleben. Leider habe ich heute kaum Zeit, deshalb wird die Geschichte vermutlich kurz - aber Ihr nehmt ja alle Brocken, die ich Euch hinwerfe, mit einem freudigen Winseln an – also lehnt Euch zurück und hört zu.

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich die Geschichte am besten erzählen könnte, habe versucht, mich an jedes Detail zu erinnern – und dabei erschrocken festgestellt, daß ich in meiner gestrigen Schilderung bereits einen gravierenden Fehler begannen habe! Die geheimnisvolle, in schwarz gekleidete Person, welche mich auf meinen Abenteuern begleiten sollte, war nicht Tafe (mögen die Götter seiner Asche gnädig sein), sondern Arachma! Ja, ja, das mit dem menschlichen Gehirn ist schon eine merkwürdige Sache. Man neigt dazu, Dinge einfach zu vergessen. Nein, das trifft es nicht ganz – es ist eher so, daß man manche Erinnerungen tief und fest in eine Kiste einschnürt und verzurrt und danach in den unendlich tiefen Brunnen des Gehirns versenkt. Man kann auf den Inhalt dieses Paketes nicht mehr zugreifen – aber manchmal, so wie bei mir heute, wird das Paket durch Zufall oder durch irgend ein Schlüsselereignis wieder nach oben an die Wasseroberfläche getrieben und die Erinnerung ist wieder da… (Ich weiß, daß diese Metapher nicht von mir stammt! Ich bin ein Shek-Pvar und kein Schreiberling – Nichtswissender !)

Aber ich will Dich nicht beleidigen, sondern lieber mit meiner Geschichte fortfahren. Schließlich schreibe ich sie hernieder, damit jemand sie ließt – und um dem Versenken meiner Erinnerungen Einhalt zu gebieten…

Nun, daß Arachma und ich gemeinsam auf Wanderschaft gehen wollten, war bereits beschlossene Sache. Wir brauchten jedoch noch einen Mann fürs Grobe – und dafür hatten wir Krufor auserkoren. Wir mußten ihn also nur noch überzeugen.

Wie es jedoch der Zufall so wollte, starb sein Lehrmeister, der Dorfschmied, an einem Herzschlag (es sollte sich herausstellen, daß der Schmied am Morgen am Toben war, da Krufor - mal wieder mächtig verkatert – die Esche nicht vorgeheizt hatte und definitiv NICHT in der Laune war, „sachlich” zu argumentieren – weshalb er permanent pappig antwortete, was seinen Meister nur noch mehr aufregte… Bis er schließlich nach hinten wegkippte und sich nicht mehr rührte – und Krufor sich auf die andere Seite drehen und weiter schlafen konnte).

Nun ja, die Aufregung war relativ gering (zumindest in unserer Gruppe), und die frisch gebackene Witwe des Schmiedes forderte so viel Pacht für die Nutzung der Schmiede, daß es sehr leicht für uns war, Krufor davon zu überzeugen, doch lieber mit uns zu ziehen.

Wir wollten uns zunächt in Richtung Olokand bewegen, da Krufor dort seinen Gesellenbrief abholen wollte. Ich weiß leider nicht mehr genau, ob wir vor oder nach unserem kurzen Aufenthalt in Olokand unseren ersten Auftrag annahmen. Es spielt jedoch auch keine Rolle, weshalb wir einmal annehmen wollen, daß es noch vor Olokand passierte.

Wir bekamen den Auftrag von einigen Bauern, herauszufinden, was in regelmäßigen Abständen die Tiere (Kühe insbesondere) reißt…

Oh Ihr Kleingeister! Was habt Ihr denn erwartet? Daß wir die Welt retten? Daß wir die Götter herausfordern? Wieso lebe ich wohl noch? Wohl kaum, weil ich größenwahnsinnig bin.

Wie dem auch sei, wir stellten ziemlich schnell heraus, daß es sich bei dem Übeltäter um einen gewaltigen Bären handelt. Tja, und diesen Bären sollten wir nun „mit allen erforderlichen Mitteln“ (diesen Satz habe ich dem Auftraggeber abgerungen, da wir nicht gerne als Wilderer verurteilt werden wollten) neutralisieren.

Man stelle sich nun einen Shek-Pvar, welcher Jahre lang in dunklen Kämmerchen Bücher studiert hat, einen Dieben (ich hegte den Verdacht, daß es sich bei Arachma um einen solchen handelte), der sich in der Stadt zu Hause fühlt und sich dort vermutlich auch halbwegs unbemerkt bewegen kann, und eben einen Schmieden vor, welche im Wald umherirren und auf Bärenjagd gehen. Nun ja, jeder fängt mal klein an.

Wir fanden schon bald einen alten, stinkenden Rindskadaver, und Krufor kam auf die bemerkenswerte Idee, diesen zum Anlocken des Bären verwenden zu können. Wir könnten ja auch eine Falle bauen und müßten nicht mit dem Bären in den Nahkampf treten.

Also suchten wir uns eine kleine Lichtung, befestigten dort den Kadaver in der Mitte an einem kleinen Pfahl und bauten rings herum einen Käfig aus langen, schlanken, in den Boden gehauenen Baumstämmen (für solche Arbeiten schien Krufor regelrecht prädestiniert)… Wir wollten an einer Seite (derjenigen nämlich, welche den Trampelpfad zur Lichtung umfasste) eine Falltür bauen. In der Theorie sollte der Bär, vom Geruch des Kadavers angelockt, den Trampelpfad nehmend, in die Lichtung eindringen und sich über das tote Rind hermachen. Wir würden derweil die Falltür zuschnappen lassen und hätten ihn lebend gefangen. Oder wir könnten ihn von sicherer Seite aus mit Bogen und Speer niederstrecken – falls es denn erforderlich sein sollte.

So weit die Theorie. Wie gut unser Plan tatsächlich war, stellte sich heraus, als der Bär, angelockt vom Kadaver der Kuh, plötzlich aus den Büschen in die Lichtung brach und sich über das stinkende Fleisch hermachte. Muß ich erwähnen, daß unser „Käfig“ erst halb fertiggestellt war? Und daß wir nur wenige Meter vom Kadaver entfernt standen und gerade dabei waren, einen Stamm in den Boden zu versenken, als dieses passierte?

Der Bär war – gelinde gesagt – gigantisch und schien ein wenig von Hunger geplagt zu sein – wenn man berücksichtigte, wie schnell der Bär große Stücke Fleisch aus dem Kadaver riß und sie in Windeseile verschlang, mußte sich dieser Eindruck regelrecht aufdrängen.

Nun, danach begannen die Ereignisse, sich zu überschlagen. Krufor ließ den Stamm, den er eben noch in den Boden versenken wollte fallen und griff nach seinem Bogen. Arachma tat es ihm gleich – und ich ging erst einmal mehrere Schritte zurück, hinter einen Baum. (Ja, Ihr lacht. Aber bedenkt bitte: Ich bin der einzige der drei, der noch am Leben ist. Ihr Narren!)

Die beiden Idioten spannten doch tatsächlich ihre Bögen und schossen die Pfeile ab. Arachma traf, Krufor auch (zumindest den Baum, welcher gut sechs Meter neben dem Bären stand und sich vermutlich sehr wunderte…). Was soll ich sagen: Das Interesse des Bären an unserer Person war geweckt…

Er stürzte wild röhrend auf Arachma zu, welcher zwei, drei Schritte rückwärts lief und dann über eine Wurzel stolperte. Der Bär trottete auf Arachma zu, während Arachma selber hektisch auf allen Vieren rückwärts zu entkommen versuchte.

Gott sei Dank war das Glück mit uns und Krufor traf mit seinem zweiten Schuß den Schwarzpelz, so daß letzterer abgelenkt war und Arachma vorerst aufstehen und dem unmittelbaren Wirkungsbereich des Bären entkommen konnte.

Krufor legte seinen dritten Pfeil ein. Ich begann zu zaubern und Arachma zog seinen Dolch – den Bogen hatte er nämlich bei seinem Sturz verloren.

Der Bär hatte schnell seine Phase der Unentschlossenheit darüber, wen er angreifen sollte, überwunden und stob erneut auf Arachma zu. Krufor schoß seinen dritten Pfeil ab – und verfehlte Arachma nur knapp. Auch mein Spruch war endlich fertig (und er klappte sogar), so daß das Fell an der rechten Vorderpfote des Bären wild in Flammen aufging. Der Bär schrie vor Schmerzen und versuchte, die Flammen zu ersticken – und Arachme stieß seinen Dolch in die offene Flanke des Bären – und seine Klinge fand ihr Ziel.

Bei uns bereitete sich ein gewisses Triumpfgefühl aus, denn bisher lief die Sache gut für uns. Hätten wir geahnt, daß der Dolch nur schwerlich einen Bären von der Größe tötlich verletzen kann, hätten wir vermutlich unsere Beine in die Hand genommen und wären geflohen – so lange wir noch beide Beine besaßen. Doch wir waren jung und unerfahren. Also blieben wir – den vermeintlichen Sieg bereits vor Augen…

Krufors vierter Schuß traf – die Schulter des verdutzten Arachma, welcher aufgrund des völlig unerwarteten Schmerzes seinen Angriff verpatzte. Auch mein zweiter Zauber, den ich sprechen wollte, versagte kläglich, und ich war inzwischen so erschöpft, daß ich mich an den Baumstamm festhalten mußte, um nicht zusammen- zusacken. Denn wisset: Das Zaubern erschöpft den Zauberer sehr – und je mächtiger der Spruch, desto größer der Krafttribut, den der Zauber fordert.

So passierte es also, daß – ohne das Dazutun des Bären – sich die Situation schlagartig zu seinen Gunsten gewandelt hatte. Der Bär hatte inzwischen auch seine brennende Pfote gelöscht und war sehr, sehr wütend. Haßerfüllt schlug er nach Arachma – traf und riß ihm die Beine weg, so daß Arachma erneut hinfiel und nunmehr schutzlos vor dem Bären lag.

Doch Krufors nächster Pfeil – den er trotz aller Verschwörungen von Arachma abfeuerte – traf sein Ziel, bohrte sich tief in die Flanke des Bären und ein konstanter Blutschwall floß aus der Wunde und schwächte den Bären kontinuierlich (was wir nicht wußten, uns aber vermutlich gerettet hat).

Arachma hatte also wieder die Zeit, die er benötigte, um sich aufzurichten und wegzurennen. Er rannte, so schnell wie er konnte – den Bären dicht auf den Fersen. Ich versuchte nun ebenfalls, aufzuschließen und hinterher zu rennen -– ebenso tat es Krufor. Nach etwa 300 Fuß hatte der Bär Arachma eingeholt (hier mag Arachma großes Glück gehabt haben, daß die rechte Forderpfote des Bären noch starke Feuerwunden hatte und der Bär deshalb nicht seine volle Geschwindigkeit erreichen konnte, was Arachma zumindest ein paar Sekunden mehr gab)…

Ich fing – allen Umständen zum Trotz – erneut an zu zaubern, Krufor legte den Pfeil an und der Bär griff Arachma aus vollem Lauf von hinten an…

Doch Arachma war auf den Angriff vorbereitet und konnte ausweichen, so daß der Bär ins Leere schlug und mit seiner verwundeten Pfote aufkommend, wild brüllend und Staub und Zweige aufwirbelnd in die nächsten Büsche stolperte.

Krufor schoß und verfehlte erneut – er hatte offensichtlich all sein Glück für heute aufgebraucht. Auch mein erneuter Zauberversuch schlug fehl und erschöpfte mich dermaßen, daß ich in Ohnmacht fiel.

Arachma jedoch sah ein, daß er keine Möglichkeit zum Fliehen hatte und stellte sich dem, sich aus den Büschen befreienden, Bären zum Kampf. Der Bär schlug zu und traf hart – doch auch Arachma traf den Bären am Hals und riß eine tiefe Wunde, die einen Strom von Blut mit sich zog.

Der Bär sackte zusammen, fiel röchelnd und schwer atmend auf Arachma und begrub diesen unter sich. Offensichtlich besaß er keine Kraft mehr und lag einfach nur da – vielleicht in der Hoffnung, Arachma als letzte Tat mit in den Tod zu nehmen, indem er ihn erstickte.

Doch jetzt, da der Bär wehrlos war, konnte Krufor ihn mühelos töten und Arachma befreien. Der Sieg war unser. Wir hatten zwar nur mit Mühe und vor allem Glück gewonnen – aber wir lebten, und der Bär war tot.

Nun, wir wurden mit einem Fest empfangen und präsentierten stolz das Fell des Bären, welches wir (äußerst unprofessionell) gehäutet hatten. Wir ließen unsere Wunden verheilen, bevor wir den Weg nach Olokand wieder aufnahmen.

Ihr seht also, Ihr Narren, daß es nicht nötig ist, die Welt zu retten oder Götter herauszufordern! Man kann auch sterben, wenn man als Naseweis einen großen Bären angreift.

Also laßt Euch meine Geschichte eine Lehre sein und nehmt Euch in acht…

Doch genug für heute. Ich will Euch schließlich nicht zu viel von Eurer Zeit rauben, indem ich Euch langweilige Geschichten aus meinem Leben erzähle. Vielleicht gibt es ja bei Gelegenheit mehr – so Ihr mögt - oder ich.
 
Zurück
Oben Unten