Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Silvermane

Wahnsinniger
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Da ich gerade wieder mal ein anregendes Gespräch über geborgstromte Texte hatte (Insider, nicht weiter darüber nachdenken):

Ich finde, heutige RPGs haben eine wahrhaftig beschissene Fluff-zu-Crunch-Ratio, will sagen das in meinen Augen zuviel Platz für Kram verbraten wird den eigentlich kein Schwein braucht/lesen will.

Hauptanklagepunkt ist da z.B. der immer beliebter werdende, thematisch eigentlich-nicht-wirklich zum Spiel passende Prosaerguss, der zu Beginn jedes Kapitels vor sich hinoxidiert und wertvollen Platz wegnimmt (Ich tendiere ja dazu diesen Mist direkt zu ignorieren und zum eigentlich Regelteil vorzustossen). In besonders schweren Fällen bestehen die ersten 30% des sogenannten Regelwerks aus mieser Prosa, deren einziger Zweck es wohl sein soll "Atmosphäre" aufzubauen. Nunja, wenn ich die haben wollte hätte ich mir 'nen Roman gekauft. Stattdessen kann ich das Geld nun in zig Supplements stecken, die Informationen enthalten die eigentlich ins Grundregelwerk gehören.

Ich habe hier einige (zugegebenermassen wunderbar gestaltete) 350-Seiten-Monstrositäten deren eigentlichen, spielrelevanten Inhalt man problemlos auf ca. 120-160 Seiten zusammenfassen könnte, ohne dabei auf nennenswert viel Artwork verzichten zu müssen.

Sicherlich ißt das Auge auch mit, aber ich erinnere mich eben an Zeiten wo ein komplettes System mit Setting und allem drum und dran weniger als 200 Seiten hatte, und mich nicht mit sinnlosen Ergüssen über NSCs die mich nicht interessieren und Metaplots die ich eh ignorieren werde gelangweilt haben. Wo das Setting für den Spieler relevante Informationen enthielt, und nicht Seitenweise NSC-Geeiere.

Spiele wie CAT vermitteln auf knapp 50 A5-Seiten ein System mit einem verwertbaren Setting. Andere Publikationen verbraten 50 A4-Seiten mit sinnlosem Blubbertext über selbstmitleidsversunkene Vampire beim begehen ihrer alltäglichen Abscheulichkeiten.

Ich kann dankend auf sowas verzichten. Gebt mir kompakte Regelwerke, solche mit denen ich arbeiten kann und mich nicht erst durch seitenweise langweilige Platzverschwendung kämpfen muss, um etwas wichtiges nachzuschlagen. Ich will meine Little Black Books wieder.

-Silver, ermüdet und frustriert von geborgstromten Texten.
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Diese "Prosatexte" am Anfang von Kapiteln finde ich gut. Auch Atmosphäre in Rollenspielregelwerken mag ich. Brauch ich auch.

Etwas übertrieben wird das meiner Ansicht in den nWoD-Grundregelwerken. Da wird wirklich alles und jedes haarklein vorgekaut.
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Hm, nö, eigentlich nicht. Meistens gibt's ja die obligatorische Einleitungsgeschichte, plus was kurzes vor jedem Kapitel. Damit kann ich selbst bei übelster Fluff-Qualität leben. Sauer bin ich eigentlich nur dann, wenn das Spiel unvollständig ist und wichtige Dinge fehlen, aber trotzdem Platz für irgendeine unwichtige Soße verbraten wird.
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Seh ich eigentlich nicht so. Ich mag Flufftext, da man daraus meist was über die Welt und das "Spielgefühl" erfährt. Der Fluff (so ich das Wort richtig verstehe) macht für mich einen wesentlichen Teil des Rollenspielprodukts aus. Ein Buch das sich liest wie eine Formelsammlung kann ich nicht brauchen. Das Problem liegt aber imo eigentlich woanders: Viele, die glauben ein Rollenspiel machen zu müssen, können nicht süffig schreiben. Grade in den Nischensystemen finden sich viele Amateure (und vergessen wir nicht die ganzen Deppen, die über Vampire schreiben - ob Profis oder Amateure), deren Stil nicht unbedingt für 350 Seiten Regelwerk geeignet ist. Hier würde ich das eigentliche Problem sehen: Der Fluff wirkt nicht richtig, weil der Stil schlecht ist - am Fluff an sich ist nichts auszusetzen.
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

warum eigentlich? Ich meine, klar, ich kann mir auch einen Riman kaufen, aber wenn ich ein Buch haben will, in dem nur Regeln stehen, kauf ich mir eine mathematische Formelsammlung!
Rollenspiel besteht für mich einfach nicht aus Regeln, sondern aus Geschichten, und ich mag Rollenspielbücher, welche die Art der Geschichte des Systems beschreiben, und nicht in erster Linie nur, wie man einen Würfel zu rollen hat. Das find ich eh nebensächlich!
Klar möchte ich auch das Regelsystem verstehen, aber dann les ich den "Flufftext" auch nicht. Aber wenn ich ihn lese, will ich, dass er mir vermittelt, wie das System aussieht, wie die Geschichte aussieht, und auch was ein in selbstmitleid ertrunkener Vampir jede Nacht so tut.
Denn Athmosphäre und Story kommen für mich ganz klar vor Regeln, die meistens entweder selbstredent, oder zu kompliziert, oder einfach überflüssig sind, weil ich sie mir auch selbst ausdenken kann.

Klar, das kommt auch immer auf das System drauf an, und mit wem ich es spiele. Wenn es nur um die Fähigkeiten der Chars und der Gegner geht, ein Metzelplot also, dann brauch ich die Regeln, klar.

Aber wenn ich ein Spiel möchte, in dem es um die Geschichte geht, dann möchte ich auch in den Regelwerken anregungen dazu finden, und die liefert oft genau dieser "Flufftext".

Versteht mich nicht falsch, ich mag Metzelplots sehr gerne leiden, leiten und spielen. Aber dass sollte doch nicht alles sein, oder?

Und ja, natürlich kann man es damit auch übertreiben. Aber ich persönlich mag auch den Stil der neuen World of Darkness.

Just my humble Opinion
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Lasst mich mal folgende Frage stellen:

Wie oft lest ihr den Flufftext?

Und wie oft schlagt ihr im Gegensatz dazu Dinge wie Fähigkeiten, Vor- und Nachteile oder Punktevergaben nach?

Hier gehts darum das dieses Zeug nach dem zweitenmal lesen einfach nur noch stört. Klar ist ein wenig Fluff schön, aber habe wenig Verständnis für Blubberprosa a'la WOD wenn ich an der gleichen Stelle einen gut geschriebenen, themenrelevanten Sachtext a'la Sengoku bekommen könnte (welcher weder trocken noch langweilig sein muß, aber eben themenbezogen und fokussiert). Auch Beispiele (sofern nicht exzessiv) sind okay. Aber 'ne (meist schlechte) Kurzgeschichte?

Ja, das Setting ist wichtig, aber ich habe relativ wenig davon das Setting von unneutralen Standpunkt eines Möchtegern-Romanautoren präsentiert zu bekommen, der seinen Pet-NSC profiliert. Eine neutrale, sachliche Beschreibung der spiel(er)relevanten Punkte hilft mir mehr als zig Pet-NSCs beim Kreiswichsen zuzuschauen.

Für sowas gibt es Romane, da darf der Autor auch gerne eine zusammenhängede Story schreiben (und sie nicht über 25 Sourcebooks verteilen, wo sie dann den "Metaplot" darstellen...).

-Silver
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Aber um mich in ein Spiel hieinzufinden, brauche ich diese Storys. Zum Beispiel bei SLA würde ich nicht drauf verzichten wollen, obwohl hier Pet-NSCs vorgestellt werden.
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Es kommt natürlich immer darauf an, welche Anforderungen man an das Regelwerk stellt.
Was allerdings überflüssigen Fluff angeht, fallen mir sofort die neueren WotC-Publikationen ein. Dort wird seid neuestem zu Core-/Prestigeklassen aus settingunabhängigen Büchern beispiele mitgegeben, wie man diese Klassen als Organisation/Kultureigenheit, o.ä. in die Kampagne einbauen könnte.
Was ja theoretisch recht nett wäre. Wenn sie es nicht auf bis zu fünf Seiten aufblähen würden. PRO KLASSE(!).
Da gehen dann schonmal ~40 Seiten eines Buches für mehr-als-flüssigen Schwachfug raus, die beim ausbruch der Revolution (lies; Aufnahme des Regelmaterials in die Kampagne durch den SL) meist eh am ersten Tag an die Wand gestellt werden, ohne auch nur eine Augenbinde oder Letzte Zigarette zu bekommen.
Das sind in meinen Augen ~40 Seiten, die man entweder mit nützlicherem Material füllen könnte, oder sie weglassen um den Entwicklern mehr Zeit für Playtesting zu geben.

- Kelenas, hat schon lange keine Augenbinden und Letzten Kippen mehr übrig
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Bei Kult hätte ich auf die Fiction verzchten können. Bei den WoD Sachen überfliege ich es meist. Aber auf NSCs, Stadtbeschreibung etc. will ich nicht verzichten.
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Silvermane schrieb:
Ich finde, heutige RPGs haben eine wahrhaftig beschissene Fluff-zu-Crunch-Ratio, will sagen das in meinen Augen zuviel Platz für Kram verbraten wird den eigentlich kein Schwein braucht/lesen will.

Stimmt.

mfG
rmn
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Volle Zustimmung. Zuviel Fluff.

WhiteWolf mit ihren Publikationen samt der mannigfalltigen Clone, die ihnen nacheifern, dürften wohl die Könige des sinnloses Fluffs sein.
Ärgerlich wird es vor allem, wenn Fluff und Crunch zwei verschiedene Welten beschreiben. Der Hauptgrund für Seitenweise Endlosdiskussionen in den o-nWoD Foren (und der Spieler natürlich privat).

Ich benötige keinen 30 Zeiler, der mir mit unzumutbarer Theatralik ein Beispiel gibt, was denn genau "Akrobatik" ist und warum man es braucht um eine Wand hochzulaufen.

 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Silvermane schrieb:
Ich finde, heutige RPGs haben eine wahrhaftig beschissene Fluff-zu-Crunch-Ratio, will sagen das in meinen Augen zuviel Platz für Kram verbraten wird den eigentlich kein Schwein braucht/lesen will.

Stimmt.

Daraus allerdings irgendetwas gegen "Fluff" abzuleiten, wäre logisch eher fragwürdig. ;)

Soweit ich dich verstanden habe:

"Guter Fluff: Yeah!
Schlechter Fluff: -blam-"

Richtig?

Grüße,
Hasran
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Hängt es nicht auch davon ab, wie der Fluff geschrieben ist? Ein Vampire-Hasser wird sich von erwähnten 5 Seiten Vampire-Fluff nur abschrecken lassen, aber das war ja praktisch zu erwarten.

Achja, @Agro: Warum gefällt Dir der "Fluff" in KULT nicht? Erstens waren das nur wenige Absätze, und zweitens passte er recht gut.

(Widerspruch ist zwecklos, ich bin Deutschlands OberKULTist! ;-))
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Tja, mal ganz nebenbei gefragt, wie habt ihr Spass an einem Rollenspiel entwickelt?

War es: "Der Regen peitschte über die Dächer der Stadt, dennoch behielt er seine Beute genau im Auge. Die Schmach, die man ihm angetan hatte würde nicht ungeahndet bleiben..." etc. bliblablub pp.
Oder war es: Würfle mit einem Wurzel-aus-18,3-seitigem Würfel gegen die Schwierigkeit deines eigenen Egos zum Quadrat, um die Suppe umzurühren..

Klar, das ist übertrieben aber ohne Fluff geht`s nicht. Es gehört nicht nur dazu, es macht ein Rollenspiel spielenswert!
Hat unsere Gruppe sich mal länger nicht getroffen und wir vereinbaren einen Termin zum zocken, dann schaue ich mir (auch zum achten, zehnten oder zwölften Mal..) die Fluff-Texte an, nicht die Regeltabellen, um wieder "in Stimmung" zu kommen.
Schafft man es allerdings, sich regelmässig zu treffen, klar, dann stören diese Texte, wenn man regelmässig diese oder jene Regelstelle sucht, aber das schmälert deren Nutzen auf keinen Fall.

Tip am Rande: Post-its um bestimmte Seiten zu markieren wirken manchmal Wunder..;)
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Hasran schrieb:
"Guter Fluff: Yeah!
Schlechter Fluff: -blam-"

Nur kurzer Fluff ist guter Fluff.

(Wenn man schon übelriechenden Ausfluff hat, dann sollte es wenigstens bald vorbei sein.)

mfG
rmn
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?

Darkling schrieb:
Tja, mal ganz nebenbei gefragt, wie habt ihr Spass an einem Rollenspiel entwickelt?
Angefangen hats mit Bildern von Schwertern, Monstern und den Regeln, wie man mit dem einen das andere umbringen kann. Weiter gings mit Bilder von Pistolen und Typen in scharzen Mänteln, die mit diesen Pistolen Leute umbringen. Der ganze Kram um Story, Atmosphäre, Charakter ausspielen usw. hat sich dann im Laufe der Zeit angesammelt.
 
AW: Haben die heutigen RPGs zuviel Flufftext?


@Agro: Das interessiert mich auch ... was hast du gegen den Fluff bei Kult? (ich muss zugeben: ich selber habe ihn praktisch nicht gelesen, ich denke damit beantworte ich fast meine frage ;) )

@Darkling: Niemand behauptet, dass Fluff nichts in einem RPG zu suchen hat. Die Diskussion geht um die Frage: Ist der Fluff in vielen Publikationen nur noch sinnloses (undteures) Füllmaterial?
 
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