Belletristik Geschichte mit Moral...

In-Sha'it

Psychonaut
Registriert
7. Juli 2004
Beiträge
1.221
Hallo,
Ein guter Freund von mir hat mir mal diese Geschichte geschickt:

Ein Investmentbanker stand in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf am Pier und beobachtete, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer an Bord anlegte. Er hatte einige riesige Thunfische geladen.
Der Banker gratulierte dem Mexikaner zu seinem prächtigen Fang und fragte, wie lange er dazu gebraucht hatte.
Der Mexikaner antwortete: "Ein paar Stunden nur. Nicht lange."
Daraufhin fragte der Banker, warum er denn nicht länger auf See geblieben ist, um noch mehr zu fangen.
Der Mexikaner sagte, die Fische reichen ihm, um seine Familie die nächsten Tage zu versorgen.
Der Banker wiederum fragte: "Aber was tun sie denn mit dem Rest des Tages?"
Der mexikanische Fischer erklärte: "Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen; spiele mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau Maria nach dem Mittagessen eine Siesta, gehe ins Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Gitarre mit meinen Freunden. Sie sehen, ich habe ein ausgefülltes Leben."
Der Banker erklärte: "Ich bin ein Harvard-Absolvent und könnte ihnen ein bisschen helfen. Sie sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres Boot kaufen. Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten sie mehrere Boote kaufen, bis Sie eine ganze Flotte haben.
Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten Sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen. Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren.
Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexiko City oder Los Angeles und vielleicht sogar New York City umziehen, von wo aus Sie dann ihr florierendes Unternehmen leiten."
Der Mexikaner fragte: "Und wie lange wird dies alles dauern?"
Der Banker antwortete: "So etwa 15 bis 20 Jahre."
Der Mexikaner fragte: "Und was dann?"
Der Banker lachte und sagte: "Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, könnten sie mit ihrem Unternehmen an die Börse gehen; Ihre Unternehmensteile verkaufen und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen."
Der Mexikaner sagte: "Millionen. Und dann?"
Der Banker sagte: "Dann könnten Sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein bisschen fischen gehen, mit ihren Kindern spielen, eine Siesta mit ihrer Frau machen, in das Dorf spazieren, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit ihren Freunden Gitarre spielen."

Diese Geschichte gibt mir zu denken. Was macht es für einen Sinn hier zu leben/zu arbeiten, wenn man das, was man anstrebt sofort und billig haben kann?
Was denkt ihr darüber?

Grüße, inshait
 
In-Sha'it schrieb:
Was macht es für einen Sinn hier zu leben/zu arbeiten, wenn man das, was man anstrebt sofort und billig haben kann?
Was denkt ihr darüber?

Dann wäre das Arbeiten in der Tat sinnlos (es sei denn, man ist geil auf Arbeit).
Aber Tatsache ist, dass man das, was die meisten Menschen anstreben -so auch ich-, nicht sofort und für lau haben kann.

Wenn schon faul sein, dann auf hohem Niveau ... :D
 
Die Story ist von Brecht und handelte ursprünglich von einem Touristen in einem nicht genauer definierten Fischerdorf am Mittelmeer. Nur als kleiner WIssensbonus für die interessierten, an der Aussage der Geschichte ändert das wohl wenig :))
 
was soll man dazu sagen. ist doch sehr schoen oder.

ich fuehle mich latent an meinen eigenen lebensstiel erinnert. :rolleyes:

das dumme an der sache, um es verkuerzt zu sagen, ist halt nur, das je mehr leute versuchen wie der gringo zu leben, damit die moeglichkeit das fischer leben zu leben ausstirbt - unabhaengig von der intensitaet mit der der einzelne daran festhalten mag ...



"ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird. aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll."
 
@ Acsaso: Das Zitat habe ich schon irgendwo einmal gehört. Kannst du sagen, von wem das ist?
 
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