Gangs und ihr Stellenwert

Niedertracht

Sayeret Matkal-Operator
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Moin.

Welchen Stellenwert nehmen Gangs - und dabei ist es (erst einmal) unerheblich, ob sich um Gangs auf einer Stufe mit den Ancients (größte und - zumindest mit - die professionellste Gang in Seattle) stehen oder ob sich um ein paar Hinterhofsganoven handelt, die sich ein verbindendes Zeichen zugelegt haben - in euren Runden ein?

Bei der von mir und meiner Gruppe (mittlerweile) präferierten Spielweise bilden Gangs einen zentralen Bestandteil - egal, ob als Opposition, in neutraler Position oder als Verbündete. In fast jedem "Plot" taucht eine Gang auf, die (vielfach) in irgendeiner Art und Weise involviert ist [wobei Gangs bei mir - vor allem die, die ich selbst entwerfe (und die bilden auch den Großteil der - für die Runner in der konkreten Situation - interessanten Gangs) - für Syndikate arbeiten und wenn es nur darum geht Drogen zu verteilen).

Denke ich an die Zeit zurück, wo ich ein Verfechter der "Profi-Runner" gewesen bin, war dieser Einschlag um ein Vielfaches geringer (sofern überhaupt vorhanden). Bei dem Diebstahl eines neuen Prototypen aus einer Hochsicherheitskonzernanlage (um die Klischees aufzuwärmen), fanden Gangs einfach keinen Platz (oder meine Kreativität ist/war hier einfach unzulänglich).

Ist der Stellenwert von Gangs - hier als Häufigkeit des Auftretens definiert - damit von der Spielweise abhängig?
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Ist der Stellenwert von Gangs - hier als Häufigkeit des Auftretens definiert - damit von der Spielweise abhängig?

In meiner Erfahrung, ja.

Meine am längsten geleitete Gruppe fällt wohl in den "Profi-Runner"-Bereich und da tauchen Gangs mehr als Hintergrundelement auf. In "niedriger" angesiedelten Gruppen kamen sie dann deutlich häufiger vor. Wobei ich auch bei ersterer über eine stärkere Einbindung des Themas nachdenke. Wobei das dann wohl vor allem größere Gruppen als "Para-Syndikate" betreffen würde.

Hier habe ich aber teilweise auch Schwierigkeiten mit der Abgrenzung von großen Gangs gegenüber Syndikaten, vielleicht auch weil ich zu einer weniger monolithischen Auffassung der Syndikate neige. Wo siehst Du da den wesentlichen Unterschied:
-Größe?
-"Professionalität"?
-Altersstruktur?
-Verwendung von Abzeichen?
-Formelle Hierarchien?

Mir kommt es so vor, als hätte man da bei Gangs und Syndikaten zu einem guten Teil Überschneidungen.
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Hier habe ich aber teilweise auch Schwierigkeiten mit der Abgrenzung von großen Gangs gegenüber Syndikaten, [...]
Gerade im Bereich der Seoulpa-Ringe, die lt. "Unterweltquellenbuch" als Syndikat anzusehen sind und es bei den "großen beiden" Gangs (Ancients, Cutters - für Seattle) auch eingeräumt wird, daß diese durchaus mit den Ringen vergleichbar sind, bin ich der Meinung, daß eine Abgrenzung u.U. gar nicht notwendig sein muß. Im üblichen Sprachgebrauch sind Yakuza, Mafia, Triaden und Ringe Syndikate [andere Gruppierungen verwende ich (noch) nicht] und der Rest ist als "Gang" klassifiziert. Ob die Ancients nun mit einem Ring den Boden wischen könnten, ist dabei erst einmal unerheblich.

Das mag aber auch daran liegen, daß ich mit "Gangmitglied" nicht zwangsläufig einen Jugendlichen mit großer Fresse und wenig Erfahrung in Verbindung bringe. Die Bandbreite ist sehr groß, z.B. sind Ancients-Untergruppenführer bei mir i.d.R. Straßensamurais und ich hab' auch keine Probleme einem erfahrenen Gangveteranen einige Cyberimplantate zuzugestehen.

Wo siehst Du da den wesentlichen Unterschied:
-Größe?
Nur in bezug auf die großen drei Syndikate, wobei ich auch schon eigens entwickelte Triaden (gut es war eine) eingebracht habe, die keine 50 Mitglieder umfaßten. Und mein geplantes Voodoo-"Syndikat" wird wohl noch kleiner, weil sie sich verschiedener Gangs als "Subunternehmer" bedienen.

-"Professionalität"?
Eher nicht. Auch wenn die Leute für die Drecksarbeit oftmals eine Karriere als Gangmitglied hinter sich haben (als Sprungbrett), hat der Wechsel nichts an ihrer (mangelnden) Professionalität geändert. Aber gerade die Cutters mit ihrer "Maximierungsmentalität im Konzernstil" dürften in den höheren "Kreisen" über sehr fähige und rational denkende Persönlichkeiten verfügen.

Schon eher, wobei auch Syndikate Jugendliche als Laufburschen mit der Perspektive einer Karriere als "Gangster" (Geld! Frauen! Drogen!) in ihren Reihen haben dürften. Ich tendiere jedoch eher dazu diese in Gangs anzusiedeln.

-Verwendung von Abzeichen?
Gerade die Ringe haben bei mir so klanghafte (klischeehafte) Namen wie "Red Vipers", "Black Cobras", "Fives Daggers" und tragen (häufig) entsprechende Abzeichen.

-Formelle Hierarchien?
Auch eher nicht. Dadurch, daß Gangs (teilweise/häufig) kleiner sind, ist die Möglichkeit der Einflußnahme durch den Anführer/seine Offiziere/verdiente Mitglieder mit Privilegien direkter, aber auch die "Straßenkommandanten" der Syndikate werden ihre Möglichkeiten haben - wobei da die Möglichkeit "aus der Reihe zu tanzen" (z.B. nebenher sein eigenes, sehr kleines Geschäft aufzuziehen) eher möglich ist.

Mir kommt es so vor, als hätte man da bei Gangs und Syndikaten zu einem guten Teil Überschneidungen.
Was ich jedoch überhaupt nicht kritisch sehe. ;)
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Seit ich das Gang Bild das Shadowrun zeichnet (Wo Gangs nämlich so eine Art "Rockerbande" zu sein scheinen) aus dem Fenster geworfen habeund mich eher an GTA San Andreas orientiert habe, ist die Häufigkeit des Autretens einer Gang deutlich gewachsen.

Die Ancients mag ich trotzdem genausowenig wie die Halloweener oder die "Jecken" (aus der ADL)
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Ich wüßte nicht, was daran unbedingt schlecht sein soll - auch wenn ich eher zu einem anderen Bild tendiere. ;)

Das Problem ist ja das in der Brust von Shadowrun dreierlei Herzen schlagen:

Das eine ist die schmutzige 80er Jahre Mär zwischen brennenden Mülltonnen, Stuffer Shacks und Rattenschädelfetischen, wo die Magie mysteriös, die Cyberware erschreckend und die Helden einsame moralische Entscheidungen treffen. Da passt der Ganger aus Police Academy super rein.

Das andere ist die chromglänzende 90er Jahre Welt aus Glas und Stahl wo die Hightechsöldner ihre eisenharten Profiruns durchziehen, Magie eine Wissenschaft und Cyberware ein Werkzeug ist, wo die Helden gar keine moralischen Entscheidungen treffen. Da wurden die Ganger dann zur Lachnummer, weil sie ein Anachronismus sind.

Und das letzte Herz ist das amoralische von 2000+ das in den moderneren Publikationen deutlich hervorsticht. Da sind die Ganger dann eher das was heute in LA rumläugt und die Helden sind absichtlich amoralisch. Da kann man Ganger wieder zur echten Bedrohung machen.

Nur - zwischen diesen 3 Extrempunkten pendelt Shadowrun und durch dieses Spannungsfeld leidet das Gesamtkonzept einer GANG auch irgendwie...
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Gerade im Bereich der Seoulpa-Ringe, die lt. "Unterweltquellenbuch" als Syndikat anzusehen sind und es bei den "großen beiden" Gangs (Ancients, Cutters - für Seattle) auch eingeräumt wird, daß diese durchaus mit den Ringen vergleichbar sind, bin ich der Meinung, daß eine Abgrenzung u.U. gar nicht notwendig sein muß. Im üblichen Sprachgebrauch sind Yakuza, Mafia, Triaden und Ringe Syndikate [andere Gruppierungen verwende ich (noch) nicht] und der Rest ist als "Gang" klassifiziert. Ob die Ancients nun mit einem Ring den Boden wischen könnten, ist dabei erst einmal unerheblich.

Das mag aber auch daran liegen, daß ich mit "Gangmitglied" nicht zwangsläufig einen Jugendlichen mit großer Fresse und wenig Erfahrung in Verbindung bringe. Die Bandbreite ist sehr groß, z.B. sind Ancients-Untergruppenführer bei mir i.d.R. Straßensamurais und ich hab' auch keine Probleme einem erfahrenen Gangveteranen einige Cyberimplantate zuzugestehen.

Also eine Unterscheidung hauptsächlich durch den Sprachgebrauch: "Gang ist, was Gang genannt wird. Syndikat ist, was Syndikat genannt wird." Das hat mMn auch den Vorteil der Flexibilität. Wir scheinen da ähnlich zu denken. Va die Seoulpas sehe ich auch relativ gang-ähnlich.

(Wo Gangs nämlich so eine Art "Rockerbande" zu sein scheinen)

Kerle in Lederjacken auf Motorrädern finde ich durchaus angemessen. Kleinkriminelle Karnevalsvereine allerdings wirklich nicht.
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Die Ancients mag ich trotzdem genausowenig wie die Halloweener oder die "Jecken" (aus der ADL)
Die "Ancients" dienen immer als gutes Beispiel, weil sie eine offizielle Gang sind (gemeinsame Basis) und eben als High-End-Gang beschrieben werden. Die "Halloweeners" finde ich in ihrer maniac-Ausführung auch eher mau - aber das war ja auch einmal anders. Jecken? ADL? Ach du Scheiße.

Aber warum magst du die Ancients eigentlich nicht?
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Aber warum magst du die Ancients eigentlich nicht?


Weil die auf mich nicht besonders "Gang-artig" wirken, so wie ich meine Gangs gerne hätte. Wir reden hier nicht von Ghettojungs die um zu überleben zusammenarbeiten sondern ... von Elfen die im ganzen Land ... großer Gott, alleine die Idee ist grotesk.

Aber ich bin da ja sowieso Anhänger der "San Andreas" Gangs statt der "Police Academy" Gangs.
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Wir reden hier nicht von Ghettojungs die um zu überleben zusammenarbeiten sondern ... von Elfen die im ganzen Land ... großer Gott, alleine die Idee ist grotesk.
Daß eine Gang verschiedene "Chapter" im ganzen Land hat, ist doch nicht ungewöhnlich. Gut, "Ancients" kämpfen wahrscheinlich nicht so sehr im Ghetto ums Überleben - zumindest wie ich sie mir vorstelle und einbringe. ;)
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Die Ancients wirken jedenfalls nicht gerade wie eine hippe Cyberpunk Gang sondern wie eine elfische Terrortruppe. Die sechste Kolonne von Tir Tangire.
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

MSNBC zitiert einen Sprecher des BATFE, daß sich in Kalifornien der Mongols MC gebildet hat, weil die Hells Angels keine Hispanics aufnehmen wollten:

Hoffman said the Mongols had been recruiting members of Los Angeles street gangs to assist in their operations. The Mongols are primarily Latino and formed because the Hells Angels refused to allow Hispanic members.

Wenn sich IRL Motorradgangs ihre Mitglieder nach ethnischer Zugehörigkeit wählen, finde ich es durchaus plausibel, daß bei es SR Motorradgangs gibt, die nach Metatyp auswählen.
 
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Zum Thema Jecken: Die Bozos aus Cyberpunk 2020 sollte man als Spieler trotz ihres Aussehens fürchten.:)

Das ist (wie so häufig bei Shadowrun) eine Frage der Ästhetik... Nur weil die Beknackten gute Werte haben passen sie TROTZDEM nicht unbedingt ins Setting.
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Bei den Bozos ist es ja weniger eine Sache der Werte als ihrer Methoden, die sind wenigstens Psycho-Clowns und es gibt ja noch einige andere "Konzept-Gangs" im Night City-Buch.

Wenn ich mich recht an die Beschreibung der Jecken erinnere, ist ja durchaus unklar, ob sie überhaupt Dinge tun, die über "Belästigung der Allgemeinheit nach §118 OWiG" (das, was man früher als "Groben Unfug" bezeichnete) hinausgehen. Dafür verleihen sie sich dann für besonders lustige Taten gegenseitig Blechorden. :rolleyes:

Das war mit ein Grund, warum ich mir vor Jahren das englische Underworld-Sourcebook statt der deutschen Ausgabe gekauft habe: "Ich muß weniger bezahlen, um so einen *** nicht im Buch zu haben? Deal!"
 
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Wenn sich IRL Motorradgangs ihre Mitglieder nach ethnischer Zugehörigkeit wählen, finde ich es durchaus plausibel, daß bei es SR Motorradgangs gibt, die nach Metatyp auswählen.
Auf jeden Fall, wobei ich dieses Auswahlkriterium nicht nur auf "Go-Gangs" (wie sie ja genannt werden) beschränken würde.
 
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An der ethnischen Zugehörigkeit reibe ich mich nicht so sehr wie an dem himmelschreienden Konzept das weniger nach Straßenkriminalität als vielmehr nach etwas klingt das sich Rollenspieler ausdenken ;)
 
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Zu SR2- (oder sogar noch SR1-) Zeiten gab es, glaube ich ein Abenteuer, bei dem die Ancients im Mittelpunkt standen. Das kenne ich allerdings nicht. Ich habe nur das Underworld Sourcebook und New Seattle als Quellen.

Und danach scheinen mir die Ancients abgesehen von der Tir-Verbindung eigentlich relativ typische Merkmale einer Outlaw Motorcycle Gang zu haben:

-Chapter-Organisation
-Schmuggel, Schutzgeld, Drogengeschäfte als Haupteinnahmequellen
-Verfügung über "nicht-zivile" Waffen wie Automatikwaffen und RPGs

Sogar die "militärische" Präzision, die ihnen zugeschrieben wird, finde ich nicht so weit hergeholt. Anscheinend gibt es derzeit in den USA die Sorge, daß Gangs bewußt Mitglieder sich zum Militär melden lassen, um später von der dortigen Ausbildung zu profitieren.

Da kann aber auch manches Interpretationssache sein, insbesondere die besagte Tir-Verbindung.
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Zu SR2- (oder sogar noch SR1-) Zeiten gab es, glaube ich ein Abenteuer, bei dem die Ancients im Mittelpunkt standen. Das kenne ich allerdings nicht. Ich habe nur das Underworld Sourcebook und New Seattle als Quellen.
Elven Fire. Ich glaub' sogar, daß das noch irgendein Kumpel von mir hat - wenn der seine SR-Sachen nicht weggeschmissen hat.

Da kann aber auch manches Interpretationssache sein, insbesondere die besagte Tir-Verbindung.
Und genau das ist so schön, wenn solche Informationen in einem Shadowtalk-Stil gehalten werden, so daß jeder SL/jede Gruppe für sich aufgreifen kann, was er/sie möchte (natürlich kann jede Gruppe den Hintergrund eh anpassen). Kein kleingeistiger Spieler kann ihm/ihr vorwerfen offizielles Matreial zu ignorieren (etc.). Außerdem ist es auch der berühmte Wink mit Zaunpfahl, daß der SL/die Gruppe ruhig selbst aktiv werden soll, was (vielfach?) auch übersehen wird.
 
AW: Gangs und ihr Stellenwert

Sogar die "militärische" Präzision, die ihnen zugeschrieben wird, finde ich nicht so weit hergeholt. Anscheinend gibt es derzeit in den USA die Sorge, daß Gangs bewußt Mitglieder sich zum Militär melden lassen, um später von der dortigen Ausbildung zu profitieren.
Ich hab' mir gerade "Gangland"-Dokumentationen angesehen (Aryan Brotherhood und Mexican Mafia - teilweise sehr reißerisch) und dort wurde erwähnt, daß dies kein "neuer" Trend ist. Zur Zeit und kurz nach dem Vietnamkrieg waren vor allem bei afro-amerikanischen und hispanischen Gangs Kriegsheimkehrer durchaus beliebt - und MS-13 hat sich aus Flüchtlingen als Salvador rekrutiert, von denen nicht nur einige im Guerilla-Taktiken geübt waren/sind.
 
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