Fantasy

Tellurian

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Was macht für euch das Genre "Fantasy" aus? Was braucht Fantasy für euch, um es wieder interessant zu machen?

Mir ist in den letzten Tagen irgendwie aufgegangen, daß mich die normale Fantasy definition tierisch anödet. Also das "Irdisches Mittelalter mit Magie, Elfen, Orks, Zwergen und Drachen". Ist das "Fantasy (tm)"? Ist "Final Fantasy" noch Fantasy?
 
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Tellurian schrieb:
Was macht für euch das Genre "Fantasy" aus? Was braucht Fantasy für euch, um es wieder interessant zu machen?
Solche Genre-Diskussionen sind relativ schwierig - grob gefaßt geht man in der Genre-Theorie aktuell von der folgenden Aufteilung aus:

1. Phantastik (Überkategorie): Es sind in einer fiktionalen Welt Dinge vorhanden, die es in unserer nicht gibt

1.a. Klassische Phantastik/Horror (Hauptkategorie):
Etwas Übernatürliches/Unmögliches dringt in die Welt der Fiktion ein, die aber abgesehen von diesem Eindringen der realen entspricht.

1.b. Science-Fiction (Hauptkategorie): Weiterentwicklung der aktuellen Welt zu einer anderen intradiegetischen Welt, die sich vor allem auf aktuell nicht vorhandene/unmögliche Technologie(n) gründet.

1.c. Fantasy (Hauptkategorie): Distinkte Welt, die sich deutlich von der realen unterscheidet - insbesondere durch die Anwesenheit von Übernatürlichem.

Zu jeder der Hauptkategorien kannst Du jetzt eine Unzahl von Unterkategorien hinzufügen.

Bis dann, Bücherwurm
 
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Hier steht schon mal etwas: [wiki]Fantasy (Genre)[/wiki] :)
 
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Meiner Meinung nach hat Fantasy einen definitiv übernatürlich-mythologischen Aspekt (oder zumindest eine Kunstmythologie). Das müssen nicht unbedingt Elfen und Zwerge sein.
Final Fantasy würde ich da schon zu Fantasy rechnen. Übrigends ebenso wie ich Fading Suns oder Star Wars dazu rechnen würde (beides ist mir definitiv zu mysthisch für reine Science-Fiction. Was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss)
 
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Tellurian schrieb:
Also das "Irdisches Mittelalter mit Magie, Elfen, Orks, Zwergen und Drachen". Ist das "Fantasy (tm)"? Ist "Final Fantasy" noch Fantasy?
Noch ein Nachtrag dazu, was Dich da anödet ist aber weniger das Genre, sondern die sogenannten "Staples" oder "Standardelemente", wie sie vor allem durch Tolkien etabliert wurden und die jetzt immer wieder durchgekaut werden.

Final Fantasy macht das ja in manchen Teilen durchaus auch (sprich Elfen, Zwerge, Drachen und Magie machen da ja auch fast immer mit), nichts desto trotz verändert sich das Genre ja ganz offensichtlich durch den soziokulturellen Kontext der Macher des Spiels. Ergo nervt Dich nicht das Genre, sondern nur die wenig innovative Verwendung der Elemente.

Mich stören vor allem die absurden Mengen an Logikbrüchen, die die allermeisten Fantasy-Rollenspiele in sich vereinen - ich halte es für totalen Schwachsinn, daß nur weil einige wenige der Naturgesetze aufgehoben sind, gleich auch weite Teile der Soziologie und Ökonomie aus den Angeln gehoben werden. Insbesondere Zeitabläufe sind durch Tolkiens Fluch immer jahrtausendelang - was Quatsch ist, wenn man sich anschaut wie schnell und stark sich unsere Welt in relativ kurzen Zeiträumen verändert.

Das überlaufende Faß der konsequenten Anwendung von Zauberei und ihrem Einfluß auf die Ökonomie will ich gar nicht aufmachen, da hat es nur Eberron geschafft zumindest ansatzweise intelligent mit umzugehen.

Bis dann, Bücherwurm
 
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Und weil ich gerade richtig schön in Fahrt bin, beim Aufregen über Tolkien, gehts gleich weiter.

Hier mal die schlimmsten Standard-Elemente, an denen er schuld ist:
1) Trennung von Elfen und Zwergen (sind beides eigentlich Feenwesen),
2) Menschen sind eigentlich die schlechteren Wesen (weil alle anderen sind irgendwie besser),
3) ewige lange Zeitabläufe,
4) Semi-Mittelalter mit starkem, rein europäischen Einschlag und gänzlich ohne Fortschritt oder Veränderung,
5) Abwesenheit von Feuerwaffen,
6) Dominanz der dreimal verfluchten Campbell Heldenreise,
7) böse Möchtegernherrscher, die irgendwo einfallen, deren Pläne aber von harmlosen, kleinen Nichtskönnerhelden, deren Weste überweiß ist, zurückgeschlagen werden,
8 ) Orks sind böse, Elfen sind gut, Zwerge sind doof und saufen viel, können aber buddeln und abschließend
9) Zauberer tragen spitze Hüte und haben 'nen Stab (okay, Gandalf hat auch 'nen Schwert - aber das wird ja gerne ignoriert).

Mal ein paar Fantasy-Vorschläge, die wenig oder gar nichts mit Tolkien zu tun haben:

* Conan (die Bücher von Howard, nicht die Filme) - der hat die Fantasy eigentlich begründet *seufz*,
* C.S. Lewis, nicht viel besser als Tolkien, aber anders und von Tolkien abgelehnt,
* George R. Martin, sieht auf den ersten Blick aus wie Standardfantasy, bricht dann aber schnell mit vielen der üblichen Elemente.

Bis dann, Bücherwurm
 
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Schön wäre auch mal eine römische Fantasy....oder eine wirklich mittelalterlich-christliche Fantasy. :D
 
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Waldviech schrieb:
Schön wäre auch mal eine römische Fantasy....
Siehe hierzu Conan, da hat man schon eine ganze Reihe von Elementen, die man eher mit der Antike und dem römischen Reich verbindet.

Waldviech schrieb:
oder eine wirklich mittelalterlich-christliche Fantasy.
Naja, Tolkien ist ja wirklich nur dünn verschleierte Christenpropaganda - Gandalf steht von den Toten wieder auf bzw. Frodo leidet zum Wohle aller, obwohl er doch eigentlich unschuldig ist.
Religionen, die dem Christentum mit seinem aggressiven Alleinvertretungsanspruch, dem Missionseifer und dem Erlösungs-/Verdammungsgedanken in Nichts nachstehen, gibt es ja auch in allen möglichen Rollenspielen. Finde ich daher wenig reizvoll.

Bis dann, Bücherwurm
 
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Um die letztere mal etwas näher auszuführen (und etwas gegen stereotypes Christenbashing vorzugehen ;):p):

- Keine dürftig hinkonstruierte pantheistische Götterwelt: "katholischer" Monotheismus mit Erzengeln, Heiligen und Propheten ist gefragt.
- entweder Mittelalter oder Rennaisance, keine abstrusen Mischformen
-Elfen und Zwerge können vielleicht vorkommen, aber näher am mythischen Original. Also fremdartig, selten und nicht als SC´s gedacht
-Zauberei (mit Ausnahme von Alchemie) ist zunächst mal heidnisch und/oder böse
-Die Kirche steht prinzipiell für das Gute und die Gelehrsamkeit. Böse und fanatisch sind immer nur einzelne Individuen

etc. pp. ;)
 
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I give you three words:

Dark Ages: Inquisitor.

Ansonsten klingen Deine Vorschläge doch extrem stereotyp, nur halt ebenso wie die Kirche sich darstellt und nicht wie sie von anderen dargestellt wird ^^

Bis dann, Bücherwurm
 
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Ansonsten klingen Deine Vorschläge doch extrem stereotyp, nur halt ebenso wie die Kirche sich darstellt und nicht wie sie von anderen dargestellt wird ^^
Eben darum geht es. Mal keine Darstellung aus der Sicht neo-heidnischer Esoteriker ;)
Und natürlich sind diese Vorschläge zu einem bestimmten Grad stereotyp (weil die weithin bekannt sind).
Allerdings ist der Conan-Ansatz ja auch irgendwo ziemlich stereotyp. Heutzutage noch richtig originelle Fantasy zu erschaffen dürfte ohnehin recht schwer werden, weil die meisten bekannten Mythologien schon irgendwie in irgendeiner Form irgendwo verwurstet wurden und daher "stereotyp" sind. Auch eine Fantasy ala´ Final Fantasy ist mittlerweile "stereotyp". Ist eben die Frage, was von diesen Stereotypen einem persönlich gefällt, und was nicht.

Dann ist die Kirche aber nicht mehr gut und alles andere böse - und das will das Viech ja so haben :eek:)
WOLLEN tu ich das nicht gezwungenermaßen. War nur ein Vorschlag von vielen möglichen. ;)
 
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Hmnaja ging Ars Magica nicht stark in diese Richtung?
Also zumindestens tendentiell. Die Kirche könnte man ja noch rausarbeiten wenn man lustig ist...
Ich bereite grade etwas Earthdawn vor und arbeite mich in das Setting rein und stelle fest, daß es tatsächlich das Fantasy ist, das ich haben will, weil es zwar die ganzen klassischen, theoretisch "öden" Elemente hat, diese aber so wendet, daß sie wieder cool werden. Beispielsweise bei der Bedeutung von Magie. Oder daß nicht Menschen, sondern Zwerge die dominierende und stärkste Kulutrschaffende Rasse sind. Und, und und... Ne, darüber bin ich erst wieder zu der Frage gekommen "warum mich Fantasy normalerweise anödet".

Alternativen sind natürlich solche Sachen wie Falkenstein. Was auch mal toll wäre: Ein von der Hinduistischen Sagenwelt abgeleitetes Setting... Gut, kann man theoretisch auch mit einem Eurozentrischen Setting verknüpfen, muß nur darauf achten, nicht DSA-ismus zu betreiben.
Was ich als Fantasy-Setting sehr schön fand, war der Hintergrund zu den "Thief" (oder zu deutsch "Dark Project") Spielen, was zwar deutlich in der Sparte "Eurozentrisches Mittelalter" sitzt, aber durch eine ordentliche Prise Steampunk und die allgemeine... Fremdartigkeit von Magie deutlich aufgewertet wird. Ebenso dadurch daß die Tolkien-Rassen schlichtweg fehlen.
Zu dem Setting müsste es mal sowas wie ein GURPS Buch geben... Gut, es gab mal ein ambitioniertes Online Projekt dazu...
 
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Waldviech schrieb:
Und natürlich sind diese Vorschläge zu einem bestimmten Grad stereotyp (weil die weithin bekannt sind).
Huh? Also Stereotypen haben erstmal nichts mit Bekanntheit zu tun.

Waldviech schrieb:
Allerdings ist der Conan-Ansatz ja auch irgendwo ziemlich stereotyp.
Was ist denn der "Conan-Ansatz"? Sicher, daß wir da über die Bücher sprechen und nicht über das durch den Film entstandene Klischee?

Waldviech schrieb:
Heutzutage noch richtig originelle Fantasy zu erschaffen dürfte ohnehin recht schwer werden, weil die meisten bekannten Mythologien schon irgendwie in irgendeiner Form irgendwo verwurstet wurden und daher "stereotyp" sind.
Ach, die klassische Behauptung des byzantinischen Zeitalters.
Es hat keiner gesagt, daß Innovationen einfach sind (ansonsten würden sie ja auch dauernd passieren) - aber wenn sie dann erstmal passieren, dann wird einem gerne mal klar wie offensichtlich sie eigentlich waren.

Waldviech schrieb:
Auch eine Fantasy ala´ Final Fantasy ist mittlerweile "stereotyp". Ist eben die Frage, was von diesen Stereotypen einem persönlich gefällt, und was nicht.
Definier doch mal bitte stereotyp, da verwirrst Du mich gerade etwas mit. Mal hier die Wikipedia-Definition:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stereotyp

Bis dann, Bücherwurm
 
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Warum denn gleich so einen agressiven Unterton ?
@Conan: Ich bin mir ziemlich sicher, daß wir da über die Bücher sprechen - die ich übrigends extrem gut finde ;). Nur übermäßig originell sind die aus heutiger Sicht auch nicht mehr, weil dort ebenso wie aus den Büchern von Tolkien munter draus geklaut wurde.

Ein von der Hinduistischen Sagenwelt abgeleitetes Setting...
Bietet mit Sicherheit einiges !!! Oder wie wäre es mal mit einem Südsee-RPG ? Ohne Piraten und Voodo, aber dafür mit Stämmen, Auslegerbooten und Vulkangöttern...
 
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Eine Fantasy ala Final Fantasy ist vor allem durch ihre krampfhafte andersartigkeit nervend. Die Hintergründe werden immer bunter, die Kostüme der Charaktere immer... seltsamer... die Handlungen entweder immer banaler oder immer abgedrehter oder beides zugleich...
Was Japano-Konsolen-RPGs angeht, geht für meinen Geschmack bis heute nix über Chrono Trigger. Chrono Cross habe ich leider nie gespielt...
 
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Oh ja, Chronotrigger war cool ! Oder Star-Ocean (obwohl daß als halbe Weltraum-SF schon wieder grenzwertig ist was Fantasy anbelangt)
 
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Tellurian schrieb:
Chrono Cross habe ich leider nie gespielt...
Da hast Du was verpaßt.
Ansonsten deutlich sehenswert und unterhaltsam sind noch Skies of Arcadia und Shadow Hearts: From the New World - beides wenig Tolkien (beim letztgenannten übrigens auch massenhaft Lovecraft-Verweise).

Tellurian schrieb:
Oder Star-Ocean (obwohl daß als halbe Weltraum-SF schon wieder grenzwertig ist was Fantasy anbelangt)
Ist alles erstmal Phantastik - und Preskription ist eh out ^^

Bis dann, Bücherwurm
 
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Tellurian schrieb:
Die Hintergründe werden immer bunter, die Kostüme der Charaktere immer... seltsamer... die Handlungen entweder immer banaler oder immer abgedrehter oder beides zugleich...
Ein Grund warum ich den 9. Teil favorisiere... (weil der nämlich noch nicht so is ^^)
 
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