Rund um Bücher Fällt die Buchpreisbindung?

Skar

Dr. Spiele
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Die Zeit beschwört den Fall der Buchpreisbindung herauf. Ausgelöst vom Preiskampf der großen Vertreiber von eBooks.

http://www.zeit.de/2012/40/Buchhandel-Preisbindung-E-Books

Da schrillt bei mir der Spinnensinn. Die Großen gewinnen gegen die Kleinen, die Verlagslandschaft kippt und wird monokultisiert und nicht zuletzt die Buchhandlungen gehen vor die Hunde, wenn ihre zigtausend Euro an Präsenzbüchern mal eben abrupt an Wert verlieren.

Was meint ihr?
 
Der Schutz der kleinen Verlage ist etwas, das den Urvätern der Bundesrepublik am Herzen lag, weil sie noch Bildung und Meinungsvielfalt als WERTE im Staatswesen angesehen hatten.

Heute hat sich die rein neoliberale Kälte überall durchgesetzt und es wird nur nach Gewinnmaximierung und brutalster Konkurrenz, um die "Gegner" plattzumachen, gehandelt und entschieden.

Im Pressebereich, also dem Zeitschriftengroßhandel, läuft seit Jahren das Bestreben der wenigen großen Verlage das Pressegrosso in ihre eigenen Hände zu bekommen und die hierzulande eben gerade zur Sicherung der Meinungsvielfalt zum Führen auch kleinster, unbekanntester Produkte VERPFLICHTETEN Pressegroßhändler zu zerrütten und zu zerstören. Pressegroßhandel in Verlagshand bedeutet, daß NUR NOCH die "Big Seller"-Produkte in die Zeitschriftenregale kommen und Exoten, meinungsmäßig abweichende, kritischen Publikationen einfach nicht mehr geführt werden.

Das ist im Zeitschriftenhandel AKTUELLE REALITÄT!

Hier geht schon heute Meinungsvielfalt überall dort verloren, wo sich der "Wettbewerb" als die EINZIGE Entscheidungsgrundlage eingenistet hat.

Bei Büchern wird das ähnlich aussehen.

Unpopuläre, aber inhaltlich wichtige, bereichernde, meinungsmäßig kontroverse Werke werden einfach nicht mehr in die Läden kommen, weil sie viel zu teuer sein müssen, um überhaupt noch Regalplatz zu beanspruchen. In die Läden kommt dann - wie ja schon bei anderen Medien klar erkennbar - immer nur der Einheitsbrei an "gut verkäuflichen", weil eingängigen, unkontroversen, aalglatten Produkten, die schnell wieder abverkaufbar sind.

Klar, es wird dann auch einige wenige Spezialläden geben, die noch die sauteuren, seltenen Bücher führen, aber insgesamt VERARMT, ja VERÖDET die Buchlandschaft dadurch.


Bei Büchern gilt, wie auch bei anderen essentielleren Bestandteilen des täglichen Lebens, daß es ANDERE WERTE gibt als den reinen Umsatz, den reinen Profit mit dem wenigsten Aufwand herauszupressen.

Früher wußten das auch noch deutsche Politiker.

Heute lassen sie sich von den Lobbyisten neoliberalen Schierling ins Ohr gießen, der den letzten Rest moralischen Gewissens mit dem Knistern der Geldscheine abtötet.

In einer Zeit, in der WERTELOSE BASTARDE das politische Geschehen bestimmen, ist auch solch ein Niedergang der Bildung und Meinungsvielfalt nichts Ungewöhnliches mehr. - Und es wird, genau wie bei der Privatmonopolisierung der Energieversorgung, des Verkehrsnetzes, des Postwesens, auch NIEMAND etwas dagegen unternehmen, bis alles kaputt, zerrüttet, zertreten und nie wieder aufbaubar sein wird.

Es sind die Leute, die IHR wählt, die so etwas anrichten!
 
Ohne Scheiß der Fall der Buchpreisbindung wäre furchtbar!
Auf der Verlagsseite bin ich nicht wirklich informiert, aber bei den Buchhändlern wird es probleme geben.
Deutschland ist eines der wenigen Länder wo normale Buchläde existieren. NAtürlich gibt es in ancderen Ländern auch große Ketten, aber die kleineren Ketten und vor allem die einzelnen Buchläden... sowas gibt es dort eben nicht oder nur als Kuriosum!

Die Buchpreisbindung erlaubt es solchen kleinen Verkäufern zu überleben. Und nur durch diese kleinen Läden kommt auch mal ein Buch aus einer unerwarteten Ecke im Mainstream an. In großen Ketten werden logischerweise nur die Bücher angeboten, die sich in großer Stückzahl lohnen. Ein kleiner Laden, kann auch mal was mutiges oder ungewöhnliches anbieten indem er einfach nur 2-3 Bücher davon bestellt.
 
Jetzt sehe ich das auch zweiterlei Dinge. Vieleicht wird es nur eine Anpassung geben. Also das die Buchpreisbindung vieleicht auf 3 Jahre beschränkt wird? Aus Verbraucher sicht ist das eine sinnvolle Entwicklung. Aus sicht der Verlage schwer abzusehen.

Was sicher ist, ist das kleine Buchläden den Preiskampf gegen Großketten verlieren werden. Zwar vermute ich das Ketten wie Talia oder Hugendubel sich halten werden, aber der kleine Buchlagen um die Ecke wird verlieren. Sie haben weder die Lagermöglichkeiten noch können sie auf Veränderungen der Nachfrage reagieren. Daraus folgt das Kunden abwandern werden.

Ein Nachteil der mir einfallen würde wäre: Wenn es keine Buchpreisbindung gäbe => Steigen die Verkaufszahlen von Bestsellern, da man sie am eine eines Produktlebenszyklus zu geringeren Preisen abstoßen würde. Da nun jeder Laden nur eine begrenzten Regalplatz hat, würde dieser von Bestsellern belegt werden und nicht von "Nischenliteratur". Somit könnte eine Bereinigung des Autorenmarkt eintreten.

in Bezug auf den PnP Markt denke ich würde es eine Belebung stattfinden. Weil dann nähmlich Bundlepreise und sowas funktionieren.
 
Die kleinen Händler werden nicht von den Ketten gefressen, sondern vom Versandhandel. Gerade Raritäten und fremdsprachige Bücher kann mir booklooker schneller, bequemer und billiger besorgen als mein Händler. Die aktuellen Bestseller finde ich bereits jetzt zum Mitnehmen im Supermarkt, neben der Quengelware und den Zeitschriften. Wenn ich aber sowohl Bestseller als auch Fachbücher bequemer erhalte als im Buchladen, warum sollte ich dann noch die nächste Buchhandlung aufsuchen?

Bei Ebooks ist der Bucheinzelhandel bisher quasi gar nicht positioniert. Hier versuchen die Verlage (und Amazon) ganz massiv, die Kontrolle zu erringen. Bei Ebooks gibt es derzeit noch nicht einmal eine Darseinsberechtigung für den Bucheinzelhandel, weil sie mir hier überhaupt keine Vorteile bieten. Das heißt, auch in diesem Zukunftsmarkt sieht es schlecht aus.

Die Buchpreisbindung alleine wird den Bucheinzelhandel daher nicht auf Dauer schützen, denn der wird noch auf diversen anderen Seiten angeknabbert. Von daher sehe ich einen Fall der Buchpreisbindung keineswegs so kritisch wie einige andere hier. Es dann auch wesentlich einfacher, Rollenspiele im Paket mit dem Ebook zu einem günstigeren Preis zu verkaufen als Ebook und Druckwerk zusammen (wird ja oft genug gejammert, dass das nicht geht). Es hätte also auch für den Leser nicht nur Nachteile, sondern auch ein paar Vorteile.

J, sie wird auch negative Auswirkungen haben - wie jede Änderung. Sie wird zu einer noch stärkeren Konzentration im Verlagswesen und im Buchhandel, besonders zugunsten der großen Versandhändler, führen. (Die Buchhandelsketten werden vermutlich größtenteils mit übern Deister gehen). Aber sie wird nicht das Ende kulturellen Schaffens bedeuten. Denn kulturelles Schaffen, das ist bisher schon in Deutschland die Ausnahme, weil die Verlage lieber eine zugkräftige Lizenz kaufen.
 
Auch mit der Buchpreisbindung werden in der Zukunft viele Buchhandlungen aufgeben müssen, denn die Kunden kaufen immer mehr Ebooks. Statt als Tourist mit einem Buch in den Urlaub zu fliegen nimmt der Tourist auf seinen Ebookreader oder Tablet eine ganze Bibliothek mit.

Vielleicht werden in naher Zukunft die Bücher in Bahnhofshandlungen (und Supermarkt) durch eine platzsparende (Lade-)Station ersetzt, an der man kostenpflichtig Ebooks auf seinen Reader oder Tablet laden kann.

Die Verlage können rechnen. Bei Ebooks entfallen Lager- und Druckkosten, so dass in Zukunft eher es nur ausgewählte Publikationen in die physische Buchform schaffen werden. Die Druckkosten können die Verlage bei Ebooks den Kunden aufbürden, die wenn die Kunden das Produkt unbedingt in Buchform haben wollen über PoD bekommen können. Selbst Traditionsbuchhandlungen können inzwischen nicht mehr überleben.

Wenn die Buchpreisbindung fällt werden noch weniger Bücher gekauft, denn dann greifen Personen bei einem neuen Buch, das sie gerade sehen und interessant finden, nicht mehr so sorglos zu. Dann schaut sie vielleicht vor dem Kauf auch noch woanders z.B. Internet, ob sie es nicht doch irgendwoanders billiger bekommen. Durch diese Recherche über den Preis wird aus dem Lustkauf eine Arbeit. Vielleicht finden diese Personen durch diese Recherche einen günstigeren Preis und kaufen dann das Buch, aber möglicherweise finden sie auch noch andere Informationen über das Buch, die dazuführen können, dass die Person das Buch nicht kauft.

Wir wenden uns von Schmökern in Büchern auf Buchhandlungscouchen verabschieden müssen. Inzwischen kann man bei Amazon online in die Bücher reinschauen, aber dabei kann man aber nicht wie in einer Buchhandlung auf die anderen Kunden schauen, die gerade ebenfalls in Bücher schauen.
 
@yennico: Du hast eine unverhältnismässig romantische und irreale Vorstellung vom Bücherkaufen, zumindest nach meinem Dafürhalten.
Das Absterben der Brick&Mortar Stores und des "traditionellen"(ich würde es eher parasitär nennen) Verlagswesens ist allein deren Unfähigkeit zur Adaption durch Innovation geschuldet.
 
I avoided the city’s most magnetic tourist attraction – you’ve seen one Gothic cathedral, you’ve seen them all –
- some low brow
*autsch* mein Herz schmerzt

Müsste mich erst wieder in die Thematik einlesen. Jedenfalls hat noch keine Buchpreisbindung das Buchladensterben und Buchkettenaufziehen in unserer Gegend verhindert. Es verhindert aber, dass ich mehr Bücher kaufe, dafür später dann als Antiquariat oder per Ebay, ich habe da einen seeehr langen Atem. Vor allem, wenn sie zum Zwecke der Preiserhöhung als großformatige Bücher mit DEMSELBEN Inhalt verkauft werden (50-100% Preisaufschlag), die dann auch noch mehr Platz wegnehmen, kotzt mich das an. Man findet IMMER eine Möglichkeit, die kleinen Läden finanziell abzuziehen.
 
Bei Ebooks ist der Bucheinzelhandel bisher quasi gar nicht positioniert. Hier versuchen die Verlage (und Amazon) ganz massiv, die Kontrolle zu erringen. Bei Ebooks gibt es derzeit noch nicht einmal eine Darseinsberechtigung für den Bucheinzelhandel, weil sie mir hier überhaupt keine Vorteile bieten. Das heißt, auch in diesem Zukunftsmarkt sieht es schlecht aus.

Das gilt aber nur für Belletristik. Gerade im Bereich von Sachbüchern wird aktuell der Buchhandel deutlich mehr integriert. Ich arbeite für einen der Big Player im Bereich juristicher Literatur, und arbeiten eng mit Buchhändlern zusammen. Dort werden z.B. zu jedem Buch Codes mitgegeben die in entsprechenden Portalen eingelöst werden können. Dort kann sogar nur der Code im Fachhandel gekauft werden, das muss nicht Online passieren.
 
Und Buchhändler verkaufen in der Regel auch ebook-Geschenkgutscheine (QR-Code-Karten).
 
Ich denke die von Sleepthief verlinkten Artikel zeigen schon sehr deutlich auf wo die Gefahren liegen. Genau wie bei den Games (Steam, etc.) kauft man nur noch Nutzungslizenzen, die der Anbieter jederzeit wieder entziehen kann. Ein Weiterverkauf ist selbstverständlich ebenfalls nicht möglich. Ob durch die digitale Verbreitung die Preise sinken werden wage ich auch mal zu bezweifeln, bei den Games ist es bisher nicht so.

Für öffentliche Bibliotheken sehe ich allerdings gewisse Vorteile auf beiden Seiten. Der Kunde leiht online und nach Ablauf der Frist wird das Ebook einfach gelöscht. Die Fahrerei entfällt, die Bücher sind in unbegrenzter Zahl verfügbar, der Lagerplatz in den Bibliotheken verringert sich.

Für mich persönlich sind Ebooks allerdings bisher keine Alternative, ichj hab einfach gerne das Buch als solches in der Hand. Ich brauche auch keine Bibliothek wenn ich in den Urlaub fahre, bei zwei Kindern fehlt mir eh die Zeit zum Lesen und ich bin froh wenn ich zwei Bücher schaffe.
 
Bei Büchern war der Weiterverkauf ja noch nie interessant. Das Angebot ist groß und die Preise landen irgendwo bei 50 Cent bis 1 €.

Es sei denn limited Editions/Sammlerexemplare. Sowas gibts dann bei ebooks nicht mehr.

Was ich bei einem ebook-Reader noch gut finde ist, dass er nur eine Seite hat. Wenn man viel liest, lümmelt man sich ja in verschiedenen Stellungen herum und da stört dann die aufgeklappte zweite Seite manchmal.
Und Bücher umzuschlagen, bring ich schon bei Taschenbüchern nicht übers Herz.^^
 
Es geht nicht um den Wert den ich beim Weiterverkaufen erziele, es geht mir um den Wegfall der Möglichkeit an sich. Das ist nun mal eine Beschneidung meiner Rechte die direkt daraus folgt, dass ich ja nur noch Nutzungsrechte kaufe. Unter diesen Umständen erwarte ich dann aber auch eine Preisreduktion. Die ist aber weder bei Games noch bei Musik bisher in Sicht. Ein Musikalbum komplett als MP3 kostet bei Amazon teilweise sogar mehr als wenn ich die CD kaufe! Wie kann das? Ich bekomme weniger fürs selbe Geld und die Differenz zu früher sacken die Konzerne ein. Oder meint irgend jemand, dass die eingesparten Kosten an die Käufer weitergegeben werden?
 
und die Differenz zu früher sacken die Konzerne ein.
Die habens aber auch ganz schön schwer zur Zeit. :)

Das ist nun mal eine Beschneidung meiner Rechte die direkt daraus folgt, dass ich ja nur noch Nutzungsrechte kaufe.
Wieso Beschneidung? Kopiergeschützte CDs darfst du nicht rippen. Also ist das Kaufen von bereits umgewandelten mp3 doch ein besonderer Service. :)
(Direkt von CD hört doch heute eh kein Mensch mehr.^^)
 
Du meinst, so wie die Strom Konzerne oder Mineralöl Konzerne, die gesunkenen Kosten ins eigene Säckel stecken und höhere Kosten immer brav an die Verbraucher weiterreichen? Die dann an ihre Aktionäre Dividenden ausschütten das es nur so klingelt und ihren Manager unverschämt hohe Boni in den Rachen werfen? So schwer?

Die Firmen sparen Kosten für Produktion, Material und Lagerung, die Preise bleiben aber gleich, und das obwohl ich anstelle eines Produktes DAS MIR GEHÖRT nur eine Nutzungserlaubnis auf Widerruf erhalte? Wobei ich bei den Games noch teilweise davon abhängig bin, dass die Server der Firma laufen um zu spielen? Von dem Szenario was mit meinen digitalen Besitztümern passiert sollte die Firma mal pleite machen ganz zu schweigen! Oder denkst du echt bei einem Konkurs würde sich jemand einen Dreck darum scheren den Kunden ihre Games/Ebooks/MP3/wasauchimmer komplett zugänglich zu machen bzw. den Kopierschutz/Zugangsschutz rauszuprogrammieren? Also wenn das alles für dich vollkommen in Ordnung ist kann ich das echt nicht nachvollziehen.
 
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