Ewiger Schlaf

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Ewiger Schlaf



Sie war wie ein steter Schatten in seinem Kopf. Bei allem was er tat war sie präsent, teil seines Denkens und Handelns und doch nicht mehr als eine vage Erinnerung.

Mick warf sich deprimiert auf sein Bett und starrte in Gedanken versunken zur Decke.

Wie oft hatte er hier mit ihr gelegen? Hier hatten sie sich geliebt, gelacht oder einfach nur dagelegen, vertraut und in der Gewissheit der Nähe des Anderen.

Es war doch schon so lange her? Warum tat es dann immer noch so weh?

Er seufzte schwer. Ärger stieg in ihm hoch.

Laß mich doch endlich los!

Nach allem was du mir angetan hast, verdienst du es nicht, dich in meinem Hirn festzukrallen und mich zu terrorisieren!

Mick setzte sich ruckartig auf. Fest entschlossen sie ein für alle mal aus seinem Kopf zu verbannen!

Nur wie, wie wurde man etwas los, dass über einen derart langen Zeitraum Mittelpunkt seines Strebens und Handelns war?

Laß los!

Es hatte keinen Sinn! Sie war da, in ihm und für den Rest seines Daseins ein Stück leben.

Frustriert griff er nach seinen Zigaretten und entzündete einen der Glimmstängel.

Laß los!

Einst waren sie glücklich gewesen. So glücklich das sie den stillen Neid ihrer Freunde und Bekannten heraufbeschworen. Eine Einheit, anstelle eines Paares. Das perfekte Team! So ging es über Jahre.

Laß los!

Dann die Heirat! Keine Entscheidung der Liebe..., nicht nur! Eher ein logischer, weiterer Schritt zur vollkommenen Einheit. Alles war perfekt und das war das Problem!

Laß los!

Irgendwann schlich sich die Routine ein. Still und klammheimlich Er vertraute ihr und ihren Gefühlen derart, dass er nicht mitbekam das aus der Einheit langsam ein Paar und aus dem Paar zwei Fremde wurden.

Laß los!

Er war so dumm gewesen! Blind lebte er neben ihr, voll stiller Liebe und Zuneigung und merkte nicht, wie sie sich immer mehr von ihm entfernte. All ihre Hilfeschreie blieben ihm verborgen. Es war doch alles so wie es seien sollte?

Stumme Schreie die ungehört im Nichts verhallten.

Laß los!

Ihre einstmals so starken Gefühle für ihn erkalteten. Ganz langsam aber doch stetig.

Dann kam der Tag an dem er dachte sein Herz müsste zerreißen vor Schmerz. Sie verlies ihn, einfach so. Innerhalb von Minuten zerbrach alles, was ihm je etwas bedeutet hatte.

Laß los!

Ein neuer Mann war unbemerkt von ihm in ihr gemeinsames Leben getreten. Er nahm sie ihm weg. Mit dem anderen Mann war es nie wie damals als es mit ihnen anfing, aber tausendmal besser wie zu der Zeit als es zerbrach. Das sagte sie als sie auszog und dass es niemals wieder so werden könnte. All sein Flehen, seine Tränen prallten an ihr ab, es war bereits zu spät.

Laß los!

Mick merkte wie die Müdigkeit ihn langsam übermannte. Schnell löschte er die Zigarette.

Er sah die beiden manchmal zufällig in der Stadt. Hand in Hand oder Arm in Arm. Bis heute konnte er die Wut die ihn bei diesem Anblick übermannte, kaum unterdrücken. Blinder Hass und unsagbarer Zorn.

Laß los!

Jetzt aber endlich hatte er einen Weg gefunden sie ein für alle mal aus seinem Kopf, seinem Denken zu vertreiben. Es war so einfach! So genial einfach! Wieso war er nicht eher darauf gekommen?

Du lässt los!

Er müsste einfach nur schlafen. Der süße Schlaf. Ohne unliebsame Gedanken, schmerzhafte Erinnerungen und endlich ohne.....

....sie!

Ihm fielen die Augen zu, ein Lächeln der Zufriedenheit überzog sein Gesicht.

Endlich lies sie los!

Für immer......
 
ich tipp auf schlaftabletten und alkohol?

echt gut geschrieben, da gibts ja gar nichts zu meckern dieses mal. und wer kennt diese situation nicht ;)
 
Ich find sie auch super gelungen und nicht wie du anfänglich befürchtet hattest, zu "schnulzig"

*karma geb*
 
@freako:

Japp so war es gedacht!
Danke für das Lob, werde deine Stories lesen sobald ich die Zeit habe!
*neugierig ist*
 
Innerhalb der Szene rekapituliert der Protagonist die Vergangenheit mit seiner Frau, um zur Konklusio zu kommen, dass nur ein Zustand, an dem er nicht mehr an sie denken muss, für ihn "brauchbar" wäre.

Tod und (scheinbarer) Selbstmord (eine recht gebräuchliche Assoziation bei der "ewiger Schlaf"-Metapher) sind ernsthafte Themen und ich möchte nicht sagen, dass du verantwortungslos damit umgingest, allerdings stört mich an dieser Geschichte, dass der Tod keine echte ... Überraschung ist.

Die Geschichte ist für meinen Geschmack zu duchschaubar.

Grüße,
Hasran
 
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