Uaaahhh...
Das ist ja beinahe schon gruselig was hier über das Larpen geschrieben wird.
Ich hätte gar nicht gedacht das sich beim P&P Publikum doch noch soviele Fragen zum Thema LARP herumtreiben, aber ich werde mal absolut ungefragt, wie stets, gerne meine Meinung und ein paar Infos hier herein stellen.
Meiner Meinung nach handelt es sich beim Larp um die "Königsdisziplin" des Rollenspieles. Warum ? Weil es eben nicht reicht sich einen Chari bogen zu schreiben und ein paar Zaubersprüche kombiniert mit einem Würfelwurf über den Spieltisch zu brüllen.
Larp sollte heißen:
- Der Magier ist duch seine Kleidung und sein Benehmen (sprich seine Gewandung und sein Spiel) direkt als Magier zu erkennen.
- Der Magier macht ausladende Gesten, spricht eine pseudo lateinische Formel und benutzt irgendwelche geheimnissvollen Komponenten.
So wird ein Zauber dann dargestellt. Wenn sich mein Gegenüber diese Mühe macht und seine Darstellung so gelungen, dann bin ich gerne bereit mich bei dem Wort Flammenball kreischend in den Dreck zu werfen und hin und her zu wälzen um Flammen zu löschen die niemand sieht, die ich aber dann hoffentlich genauso gut ausspiele wie mein Gegenüber den Zauber
Das zur Magie.
Zum spielen an sich.
Es gibt Veranstaltungen auf denen tatsächlich nur Schlachten gespielt werden, zumindest als Haupthandlung. Allerdings macht den Reiz am Live Rollenspiel genau das aus, das beim P&P immer zu kurz kommt, weil es wenig Sinn macht dieses so vollständig auszuspielen wie auf einem LARP, zum Teil auch einfach weil nicht Plot wichtiges passiert.
Auf einem LARP ist aber immer echtzeit. Das heißt man spielt den gesamten Weg durch den Wald wirklich aus. Mit allen Steigungen und Bächen die man überquert, mit jeder noch so unwichtigen Unterhaltung zwischen den Figuren, mit jeder Rast, jeder Begegnung.
Sogar auf einer Veranstaltung in der es "nur" um eine große Schlacht geht würde man zwischendurch "Lücken" haben in denen das Lagerleben ausgespielt wird, das Rüstungen reparieren, das heilen der verwundeten, die Gespräche ziwschen Veteranen und die Angst der Neulinge.
Und das ist was ich persönlich auf einem LARP will. All die Kleinigkeiten auspielen die im P&P leider oft zu kurz kommen. Im Gespräch Abends in der Taverne kann man die eigene Figur meistens wesentlich besser ausspielen als im Kampf mit irgendwelchen Orks.
Das Zweite das ich dem LARP verdanke ist eine ganz andere Perspektive bei Rollenspiel. Es ist ein nicht zu beschreibender Unterschied zu sagen das man die Gruppe Orks angreift und dann würfelt, oder wenn man dies wirklich tut.
Im Zweifelsfalle würde man sich gar nicht trauen eine solche Übermacht anzugreifen. Im P&P wäre die Antwort ganz einfach:
"Was nur drei ? die mosche ich gerade mal um und dann gehe ich Frühstücken." (überspitzt, just kidding, aber klar was ich sagen wollte oder ? ).
Ähnliches gillt für stundenlange Märsche in Rüstung und anschließend noch ganz locker sagen:
"Ich übernehme mal die ersten vier Stunden Nachtwache."
Aber seit dem Live spielen weiß ich... mach es mal junge. Man kann es kaum beschreiben, diese Unterschiede muß man denke ich tatsächlich erleben.
In meinem Falle hat es meine Perspektive sehr stark verschoben. Ich kann bei Charis in dicker Rüstung und mit drei oder vier Waffen am Körper nur noch müde Lächeln, meiner Herren alleine der Gedanke das einen Tagesmarsch durch den Wald zu schleppen. Mal eben locker des Nachts ohne einen Gedanken in den Untoten verseuchten Dungeon ? Ich sicher nicht... ich habe es selber ausprobiert und verdammt hatte ich Schiss und verdammt macht es Spaß wenn der Chari Angst hat und man das auch auspielt.
Zum Thema Kämpfe und Verletzungsgefahr
Die meisten Larper sind was den Waffenbau angeht Sicherheitsfanatiker.
Die Waffen werden vor jedem Con von der Spielleitung auf Abnutzung oder Fehler gecheckt um die Verletzungsgefahr zu minimieren.
Desweiteren, ja, es wird mit dem Larp Waffen richtig gekämpft, aber die Schläge werden nicht durchgezogen, sondern vorher abgebremst.
Das Thema Verletzung und Risiken beim Kampf ist für die meisten Larper höchstwichtig und man versucht jedes Risiko von vorneherein auszuschließen, weil man Angst um den Ruf des Spieles hat und weil besondere Vorsicht aber auch tatsächlich mehr als angebracht ist in einem simuliertem Kampf (ja auch ich bin so ein verdammter Sicherheits Fanatiker und sehe teilweise Gespenster, aber lieber einmal zu paranoid gewesen als einmal jemanden verletzten, schließlich bin ich für die Anderen verantwortlich).
Meiner Meinung nach ist Fußball spielen mindestens genauso gefährlich wie Live Rollenspiel.
Ich hoffe ich konnte hier ein wenig meine Sicht der Dinge rüber bringen und noch die eine oder andere Frage beantworten.
Gerne stehe ich auch zur Klärung weiterer oder spezifischer Fragen zur Verfügung.
Larp macht einfach riesen Spaß, ich kann es anderen Rollenspielern nur empfehlen.
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