einsteigerfreundliche (deutsche) Rollenspiele

Skar

Dr. Spiele
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Was würdet ihr einem Rollenspielneuling als Einstiegssystem ans Herz legen? Und warum gerade dieses System?
 
Da die meisten von uns quasi mit DSA groß geworden sind, und es uns kaum geschadet hat :ROFLMAO: ... würd ich genau das einem jeden Noob empfehlen

Vorteil:
fast jeder kennt es und hat es irgendwo schonmal gespielt (man findet schnell gleichgesinnte)
die relativ stereotypen charaktere sind ideal zum ausprobieren
den schier unendlichen hintergrund kann man sich problemlos soweit einverleiben, wie man es will, und dennoch selbst mit der anfängergrundbox ein interessantes rollenspiel machen
viele insiderwitze zum rollenspiel sind ohne DSA undenkbar
es orientiert sich mehr am würfeln als an hochwertigen Beiträgen der Spieler wie es in den World of Darkness-Games der Fall ist
...

Nachteil(e):
Suchtgefahr
man lernt ganz komische Leute kennen
Realitätsverlust (die Zeugen berichteten darüber :] )
weniger Zeit für andere Freizeitaktivitäten wie Fernsehen, PC-zocken, sich zusaufen, und leider auch manchmal die Freundin... ;(

hoffe, geholfen zu werden
Sal
 
blut_und_glas schrieb:
Um alleine einzusteigen, oder um unter Anleitung einzusteigen? Noch in Druck? Deutsch?
Am besten wären im Druck befindliche Rollenspiele. Egal, ob unter Anleitung oder um alleine einzusteigen. Und am liebsten für deutsche Rollenspiele, denn da scheint sich mir eine eklatante Schwäche diesbezüglich zu offenbaren.

@Salazar:
DSA ist daher nur bedingt (in meinen Augen geeignet). Denn da käme dann ja nur DSA 4 in Frage.
 
Salazar schrieb:
Vorteil:
fast jeder kennt es und hat es irgendwo schonmal gespielt (man findet schnell gleichgesinnte)
die relativ stereotypen charaktere sind ideal zum ausprobieren
den schier unendlichen hintergrund kann man sich problemlos soweit einverleiben, wie man es will, und dennoch selbst mit der anfängergrundbox ein interessantes rollenspiel machen
viele insiderwitze zum rollenspiel sind ohne DSA undenkbar
es orientiert sich mehr am würfeln als an hochwertigen Beiträgen der Spieler wie es in den World of Darkness-Games der Fall ist
...

...
es hat ein Regelsystem, das ich keinem Anfänger antun möchte
es ist teuer
es ist überdetailliert
es ist hässlich
...

(...
aber es hat eine ganz phantastische Unterstützung mit Abenteuern
...)

Ich könnte ja nun D&D als Gegenkandidaten ins Rennen schicken (den ich auch für den Favoriten unter diesen beiden halte), aber wirklich guten Gewissens werde ich das erst tun, wenn eine neue deutsche Einsteiger Box vorhanden ist, und eine solche scheint momentan leider nicht in Sicht.

Skar schrieb:
Am besten wären im Druck befindliche Rollenspiele. Egal, ob unter Anleitung oder um alleine einzusteigen.

Das macht aber schon einen ganz massiven Unterschied...

Und am liebsten für deutsche Rollenspiele, denn da scheint sich mir eine eklatante Schwäche diesbezüglich zu offenbaren.

No shit, Sherlock.

Ohne diese Einschränkungen würde ich ja Fighting Fantasy sagen, aber das ist werde deutsch, noch besteht eine Chance es in die Finger zu bekommen.

mfG
bvh
 
also ich würd für jüngere einsteiger ja erstmal ein extrem einfaches system wie 'liquid' oder 'the window' empfehlen. beide wurden von mir mit 12-14jährigen einsteigern aus unserer gegend sehr erfolgreich getestet. die hatten mit dem spielen eines helden schon genug probleme, da wären sie durch irgendwelche regeln oder kompliziertes würfeln nur im chaos versunken. je älter dann der einsteiger wird, umso eher würd ich auf ein komplexeres system zurückgreifen wollen, kann da aber von keinen erfahrungen berichten....
 
blut_und_glas schrieb:
"Stark verregelte" Systeme haben andererseits den Vorteil der (relativen) Nähe zum Brettspiel.

deswegen ja auch: je jünger der einsteiger, umso weniger regeln. im jüngeren alter spielt man halt kaum brettspiele, je älter, umso mehr erfahrung im umgang mit regeln ist schon vorhanden.... kein 'andererseits' also :D
 
Im "jüngeren Alter" spielt man keine Brettspiele? - Zeit meiner Nichte ihr Mensch ärgere dich nicht wegzunehmen. :D

mfG
bvh
 
Echte, auf deutsch verfügbare Einsteigersysteme gibt es eigentlich nicht mehr seit DSA3 verschwunden ist.

DSA4 weist inzwischen zu komplexe Regeln auf, AC ist zu unübersichtlich und kompliziert für Einsteiger, bei D&D fehlt es aktuell an einer deutschsprachigen Einsteigerbox.

Bliebe noch Midgard... Die Grundregeln von Midgard sind eigentlich simpel, das einzige was für Anfänger einen ziemlichen Schmerz darstellen dürfte ist die Charaktererschaffung, denn hier wimmelt es vor Tabellenwälzerei und Formeln, nur um am Ende einen Charakter zu erhalten der mit hoher Wahrscheinlichkeit stirbt und die ganze Prozedur erneut zu erzwingen.
 
:eeek:

ich sprach von regelbelasteten brettspielen mit denen die ältere einsteiger-generation meistens verseucht ist....puerto rico, junta, diplomacy, axxis, roborally, usw......
 
Midgard, 35€ und man bekommt ein komplettes System in einem super stabilen Hardcover :D
 
Agroschim schrieb:
Midgard, 35€ und man bekommt ein komplettes System in einem super stabilen Hardcover :D
Midgard-Regelwerk 35 Euro
Midgard-Arcanum (absolute Notwendigkeit, um die ganzen magiebegabten Charaktere und Gegner auf Midgard spielen zu können) 35 Euro
Midgard-Bestiarium (absolute Notwendigkeit, um zu erfahren, wie im System Tiere, Monstren, menschliche und nicht-menschliche Völker behandelt werden) 35 Euro

Also: Midgard - 105 Euro und man hat die Mindestaustattung zum Spielen.

Midgard ist in seiner aktuellen Ausprägung als Midgard 4 deutlich teurer geworden, als z.B. als Midgard 2, wo es noch zwei DIN/A 4 Softcover waren, in denen ALLES zum Spielen notwendige für insgesamt unter 50 DM zu bekommen war. Das war damals eher noch ein auch vom Geldbeutel her für Einsteiger erschwingliches System.

Aber: Midgard ist ein relativ verkopftes und "schwergewichtiges" System, welches viele "Erbsünden" seiner stufenbasierten und zufallsbestimmten Charakter-Regelhistorie noch immer nicht abgeschüttelt hat. In welchem System macht es schon Spaß für einen Zugewinn von Kurzschwert-Fertigkeit um +1 zweieinhalb Jahre lang den Charakter täglich trainieren zu lassen, so daß er für diese Zeit aus der eigentlichen Abenteuergruppe ein "Sabbatical" braucht? Die Wurzeln von Midgards Kampfsystem stecken noch stark im Tabletop und die Regeln sind um Vollständigkeit bemüht (das ist eine bewußte Design-Entscheidung der Autoren und als solches auch aus deren Perspektive nachvollziehbar begründet), stellen daher aber eine enorme Einstiegshürde dar.

Ich halte Midgard nicht für ein Einsteigersystem.

Auch nicht den Midgard-Klon für Science Fiction, das Perry Rhodan Rollenspiel.

Und auch nicht, aber schon eher als das Fantasy-Midgard, das wilhelminische Midgard 1880, welches nach meinem Dafürhalten noch das stromlinienförmigste Midgard-Regelwerk darstellt (wenn man von der Einsteiger-Box absieht, die ein Midgard light enthielt).

Für einen Neueinsteiger sind m.E. 105 Euro und 1000 Seiten recht trocken geschriebener reiner Regeltext (da hat man noch fast garkeine Setting-Informationen gelesen!), schon eher eine schlechte Empfehlung.
 
Midgard 1880 hat dafür den Nachteil OOP zu sein, und das Setting der Viktorianik spricht auch nicht unbedingt jedermann an.
Regeltechnisch war es sicher am progressivsten von allen Midgard-Inkarnationen, aber trotzdem(oder, wie böse Zungen angesichts des typischen Midgardianers sagen würden, gerade deswegen) hat es sich nicht am Markt halten können.
 
Das alte SR 3.01d war auch sehr einsteigerfreundlich, ich bin sehr lange nur mit dem Grundbuch ausgekommen, aber das ist mitlerweile oop ...
 
SR ist mit seinen vielen, zu einem guten Teil nur schwer nachvollziehbaren Regeln zusammen mit seinem sehr locker definierten Setting das von der Gruppe einiges an Ausarbeitung verlangt definitiv nicht einsteigerfreundlich.
Davon abgesehen halte ich Cyberpunk für ein eher ungewöhnliches Genre für Einsteiger.

Wenn es Cyberpunk sein soll, dann würde ich einem Einsteiger eher Cyberpunk 2020 in die Hand drücken. Dessen Grundregelwerk reicht völlig aus, ist aber derzeit leider nur theoretisch auf deutsch zu erhalten.
 
Für wie dumm haltet ihr Anfänger eigentlich? Ich hab sehr erfolgreich Mage mit einigen Neulingen gespielt.
 
Gegenfrage: Für wie leidensbereit hältst du Anfänger die davor nichts als komplexeres als Mensch-ärgere-dich-nicht oder vielleicht Risiko in der Hand hatten?

Was man braucht um solche Leute zum RPG zu bringen sind simple, intuitive Regeln(DSA3-Basisbox, anyone?), nicht solche Sonderregeltötschläger wie SR.
 
Agroschim schrieb:
Für wie dumm haltet ihr Anfänger eigentlich?
Nicht dumm, nur unerfahren. Wenn ich vor einem neuen System mit mehreren Regelwerkbänden, Supplement, Settingbänden was auch immer stehe, dann habe ich auch als langjähriger Rollenspieler die erste und berechtigte Frage: Was brauche ich denn alles für einen Einstieg?

Wenn das klar ist, dann sieht man erst, ob man Hundert, Zweihundert oder Neunhundert Seiten lesen muß, um überhaupt mal alles relevante zum Spielen gelesen zu haben.

Als Einsteiger ohne jegliche Vorerfahrung schrecken reine Papierberge schon mal ab, weil man ja vor dem Lesen nicht weiß, ob es einem wirklich zusagt, was da auf Telefonbuchdicke präsentiert wird.

Als Einsteiger ohne jegliche Vorerfahrung wird man auch durch komplizierte, umfangreiche und - ja, das gibt ja auch im Rollenspiel - widersinnige Regeln eingeschüchtert.

Wenn man nur mal schnell ausprobieren will, wie das so geht mit dem Rollenspielen und sich und seine Freunde zu einer Runde zusammensetzen möchte, dann sind für völlige Anfänger so manche Rollenspielsysteme einfach mit einer höheren Einstiegshürde und einer längeren Einstiegszeit verbunden.

Agroschim schrieb:
Ich hab sehr erfolgreich Mage mit einigen Neulingen gespielt.
Warst Du auch als SL in Mage ein Anfänger und hattest Du vorher noch NIE etwas in puncto Pen&Paper-Rollenspiel gespielt? Denn so habe ich die Start-Frage in diesem Thread verstanden.

Einem Rollenspiel-Neuling, der quereinsteigt in eine Gruppe, die ein System/Setting bereits gut kennt und wo der Neuling behutsam mitgenommen wird und ihm das System mit seinen Tricks und Kniffen langsam beigebracht wird, kann das Rollenspielsystem eigentlich völlig egal sein. Ich habe Leute in Midgard, Runequest, Cthulhu, Deadlands, Engel, D&D, AD&D, D&D3.x, Gammaworld, Traveller, uvam. ins Rollenspiel begleitet. Da ist nicht das System an sich das Problem, sondern nur, wie gut man es einem Anfänger erklärt und wieviel Zeit man sich für den Einsteiger nimmt.

Den besten Einstieg bekommt man m.E., wenn man bei jemandem erst einmal mitspielen kann, der das Rollenspiel schon kennt. So bin ich vor über 25 Jahren an Gammaworld und D&D gekommen. Hätte mein Kumpel nicht bei US-Soldaten in der Frankfurter Gegend schon vorher mal D&D gespielt und hätte er sich nicht mit viel Arbeit in die Regeln (und wir reden hier von den vergleichsweise simplen Basic-D&D-Regeln von 1979) eingearbeitet, dann wäre ich nicht so leicht zu einem Einstieg gekommen.

Heutzutage gibt es deutlich mehr Rollenspieler in Deutschland, so daß für einen Einstieg durch Mitspielen eher Gelegenheit ist. Wer trotzdem ganz alleine sich einen Einstieg ins Rollenspiel erarbeiten will, der ist mit einfachen und nachvollziehbaren Regelsystemen gut beraten. Man will ja auch nach dem Einlesen BALD spielen und dabei ein Erfolgserlebnis haben. Regelverständnisfrust am Beginn kann einem das Rollenspielen schon verleiden. Ich habe schon einige Spieler und Spielerinnen kennengelernt, die zum Einstieg in einer Shadowrun-Gruppe mitgemacht hatten, dann aber sehr bald die Lust daran (ob wegen des Settings oder der Systems) verloren hatten, und die dann mit Engel, mit Earthdawn, mit Cthulhu begeistert (wieder-)eingestiegen sind und jetzt auch selbst Runden leiten.
 
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