Eine Lesung oder Umberto Eco ist ein sympathischer Mensch

Khalam al Saiir

Acrobatiker®
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17. Mai 2003
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Ich lächle Martin an, dämpfe meine Zigarette aus und deutet zum Eingang des Burgtheaters. Nachdem auch er sich seiner Zigarette endledigt hat, tretten wir ein und fangen unseren Aufstieg an. "Dritter Rang Loge5" steht auf unseren Eintrittskarten und tatsächlich finden wir unser Ziel. Hübsch und stilvoll wie eh und je ist das Burgtheater als wir in den Vorraum unserer Loge tretten und ablegen. Kurz nachdem wir Platz genommen haben und die restlichen Zuschauer unter uns genau gemustert haben, fängt die Lesung auch schon an.

Zuerst tritt Claus Phillip auf, der Moderator und Gesprächpartner von Eco, gefolgt von der Simultanübersetzerin und als letzes erscheint Umberto Eco auf der Bühne. Ein Mann der bereits in älteren Jahren ist, aber gemütlich aussieht, irgendwie grossväterlich und es scheint einem als ob ihn kaum etwas aus der Ruhe bringen könnte.

Sie nehmen Platz, zuerst folgt eine Einführung von Calus Phillip. Wer Eco ist und was er getan hat, wie er schreibt, wohnt und lebt. Was für Romane er geschreiben hat und ähnliches. Nichts Neues denke ich mir, aber auch nicht uninteressant. Danach werden zwei Kapitel auf Deutsch von dem neuen Roman "Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana" vorgetragen. Auch an diesem Abend wird mir klar, dass ich zwar Ecos Bücher mag, aber mir phasenweise sein langatmiger und zu detailverliebter Stil schwer auf die Nerven geht. Besonders die gewählten Kapitel sind eher eine Zumutung als eine Bereicherung. Es wird zwar auch Handlung erzählt, aber sie besteht zu einem Grossteil aus Aufzählungen von mehreren hundert Jahre alten italienischen Büchern. Bahnhof. Sagt mir alles nichts.

Doch dann kommt das wirklich spannende. Eco liest auf Italienisch ein Kapitel vor. Ich verstehe zwar kein Wort aber es ist genial. Er liest es nähmlich so wie er es sich wohl gedacht hat als er es schrieb. Mit melodischer Stimme schiesst er dahin, zweitweise singend und trällernd. Besonderen Anklang findet bei mir als er plötzlich laut mit italienischem Akzent anfängt " New York, New York" anzustimmen.

Ausgezeichnet. Man kann sowas zwar oft selbst lesen, aber wenn der Autor es liest, versteht man erst was er mit dem was er schrieb meinte. Auch wenn ich immer noch nicht weiss was Eco da vorgelesen hat, weiss ich was für ein Gefühl die Szene vermitteln soll.

Danach folgt das Gespräch. Eco ist tatsächlich ein Mann mit inteligenten und selbstkritischen Humor. Viele Zuckerl gibt er von sich. Einige wenig will ich hier skizieren:
" Meine Bücher verkaufen sich so gut, aber ich glaube die meisten Leute die sie kaufen lesen sie gar nicht, sondern stellen sie einfach ins Regel. Ihre Enkel werden wohl erst die Bücher lesen!"

"Kein Schriftsteller will einen Bestseller schreiben! Man will vielmehr einen Longseller schreiben. Wie zum Beispiel die Bibel."

" Ich schreibe eigentlich immer dasselbe in meinen Romanen. Die Kunst ist es so zu schreiben, dass den Leuten nicht auffällt, dass man immer dasselbe schreibt!"

" Ich wollte eigentlich nach dem Namen der Rose keinen weiteren Roman mehr schreiben!"

" Ich habe meinen ausländischen Verlegern gesagt, dass ich ihnen nicht böse wäre wenn sie "Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana" nicht übersetzen und veröffentlichen."

Das erstaunlichste für mich war zu sehen wieviele Personen in bis auf den letzen Platz gefüllten Burgtheater Italienisch gesporchen haben.

Es war eine sehr gelunge Lesung und der restliche Abend war ebenso noch sehr gelungen. Es gibt einfach nichts besseres als nach einem Theaterbesuch den Abend in einem gemütlichen Pub auskliungen zu lassen.

Ahja, aber nach soviel Kulutr die Woche freuch ich mich morgen auf das Fanta 4 Konzert. Das wird sicherlich auch ein Spass....
 
Danke, dass du die Eindrücke dieser Lesung mit uns teilst, Khalam.... macht neugierig drauf , selber mal so eine Lesung zu besuchen...
 
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