AW: Ein Leben als Gejagter oder Der Magier aus Elburum
Also, ich gehe mal der Reihe nach auf eure Postings ein.
Erstens: ich schrieb niemals, das ich der Meinung wäre, eine Ausbildung unter solchen Bedingungen würde spurlos an jemand vorbei gehen. Vielleicht habe ich das nicht deutlich genug heraus gestrichen, aber der Meinung bin ich nicht.
Ich bin allerdings der Meinung, das ein Kind, welches nicht in Oron aufgewachsen ist, um dann aber trotzdem an eine Ausbildung in Elburum zu kommen zumindest eines hat: Es hat schon einmal etwas anderes gesehen, hat Liebe erfahren und funktionierende Beziehungen erlebt. Zusammen mit einem einschneidenden Erlebnis (der Hinrichtung eines Mitschülers wegen mangelnder Hingabe an die Staatsreligion und Milde im Umgang mit Sklaven) hat das in diesem Fall dazu geführt, das er - als inzwischen 15-jähriger - äusserlich loyal gedient hat, aber über die Jahre hinweg ins Nachdenken kam und in die "innere Emigration" ging. Gegen Ende seiner Ausbildung - in unserer Welt existierte Oron einige Jahre länger - floh er dann aus Angst davor, einen Pakt eingehen zu müssen. Nun ist er ein Mensch (Elf) der hin und hergerissen ist zwischen dem was er gelernt hat, seinen Zweifeln am oronischen System und den unterdrückten Erinnerungen daran das es auch anders geht.
Wie sich der Charakter weiter entwickeln wird werde ich sehen, er wird auf keinen Fall nach drei Abenteuern zu einem blütenreinen Gutmenschen. Aytan ist bewusst, das er Verbrechen begangen hat, gemordet und gefoltert hat in einem Alter in dem Andere erste Flirtversuche machen. Andererseits ist ihm klar, das er ein ausgezeichneter Arzt (und Magier) ist, der immer noch in der Lage ist hervorragende Arbeit zu tun.
Wir werden sehen, was sich aus dieser Mischung entwickelt.
Daher meine ich, das es durchaus möglich ist, einen Charakter zu spielen, der zwar gefallen ist - oder den Versuchungen erlegen ist einige Jahre dem Belkelel-Kult zu dienen - aber deswegen trotzdem davor zurückschreckte, ein Paktierer zu werden. Ich vermute zumindest, das du das mit deiner Andeutung "den Versuchungen zu erliegen" meintest. Korririgier mich bitte, wenn ich falsch liege.
Zur Frage, warum schon wieder das Dritte Reich als Beispiel genommen wurde: Meine Gründe dafür waren einfach, es gibt sehr viele Dinge die mich frappierend an das Dritte Reich erinnern.
* Da wäre zum einen der starke Mystizismus um Oron, Dimiona und die "jahrhunderte alte Verbindung" zu BKL.
* Dann die Schule der Schmerzen, die mich durch ihre Menschenversuche an die Versuche eines Dr. Mengele und anderer KZ-Ärzte erinnern.
* Die Verachtung, die - hinter verschlossenen Türen - der Bevölkerung entgegengebracht wird.
* Die Rechtsprechung, die nur noch dem Zweck dient, die Menschen zu unterdrücken und die "Bonzen" oben zu halten.
* Der imho rigide Aufbau des BKL-Kultes, und die Einbindung - oder Ermordung im Falles des Widerstands - der politischen und wirtschaftlichen "Elite" des Landes.
* Die oronische Sicherheitspolizei, deren Verhalten mich stark an Gestapo - oder meinetwegen auch Stasi - erinnert.
All diese Dinge rufen in mir die Assoziation eines "dämonischen Dritten Reiches" wach. Natürlich ist Oron viel mehr - und auch weniger - als das Dritte Reich. Und wie gesagt, es ist nur meine Assoziation, aber das erklärt vielleicht warum
ich es als Beispiel genommen habe.
Ausserdem war Kurt Gerstein - der SS-Mann den ich erwähnte - der Mensch der mir als Erstes einfiel um ein Beispiel für inneren Widerstand zu haben. Das er im Dritten Reich lebte war eher Zufall. Davor hatte ich in meinen Postings allgemeiner von Diktaturen gesprochen, auch wenn ich der Meinung bin das man genug Parallellen zum Dritten Reich finden kann.
SS-Offiziere kamen ins NS-System oftmals als Erwachsene hinein und kannten somit Alternativen und wussten, dass es nicht immer so war. Was ist mit der HJ? Ist Widerstand von denen bekannt? Eher im Gegenteil. Indoktrination in Reinform.
Sally Perel - Wikipedia
Ein Einzelfall vielleicht, aber ein Beispiel hättest du damit. Wobei ich dir zustimme, das mit Sicherheit fast alle Mitglieder der HJ "gläubige" Anhänger waren.
Meines Erachtens spricht eher mehr dafür, dass der Zögling dem Belkelelkult ziemlich tolerant gegenüber ist als dass er von Anfang an gegen etwas eingenommen war, was er nicht mal aus einer Zeit, in der es verpöhnt gewesen ist, kannte. Und heimliches Gegenwettern an der Elburumer Magierakademie seitens der Dozenten o.ä. ist wohl auch eher unwahrscheinlich.
Dass er den Kult und all den Trubel darum vielleicht nicht so ernst nimmt und kein fanatischer Jünger ist, kann ich durchaus nachvollziehen, aber wieso sollte er gegen den Belkelelkult sein? War doch sonst auch keiner in deren Umfeld dagegen.
Wer sagt den, das er gegen den BKL-Kult ist? Es besteht ein gewaltiger Unterschied dazwischen, keinen Pakt eingehen zu wollen - und deswegen zu fliehen - und dagegen zu sein. Und auch ein toleranter Anhänger kann vor diesem letzten endgültigen Schritt zurück schrecken.
Kein Interesse, da ich a) nicht glaube dass du mehr so wahnsinnig viel neues über den Widerstand im 3. Reich erzählen kannst und b) ich den Vergleich wie erwähnt für völlig irrelevant für dieses Thema halte.
Ich denke schon, genauso wie ich denke, das ich im Gegenzug von dir lernen könnte, aber das ist wie gesagt völlig irrelevant für das Thema.
Ich werde vielleicht später noch etwas dazu schreiben, gerade bin ich ziemlich müde, und mir brummt der Schädel.