DIE ZOMBIES KOMMEN !! Was mach ich als Nächstes?

Drei gute Bürger haben sich bereit erklärt, mir bei meinem Vorhaben zu helfen und bereits wenigen Minuten später füllt sich der Pritschenwagen langsam mit lebenswichtigen Materialien aus unserem Beutezug in Gärten, Garagen und verwaisten Häusern.

Unwillkürlich frage ich mich, ob mein Nachbar es auch geschafft hat irgendwo ein sicheres Plätzchen zu finden, als ich in dem Moment in einiger Entfernung drei Militärhubschrauber vom Typ Black Hawk ins Stadtzentrum fliegen sehe; die mit Miniguns bewaffnete Türschützen entgehen mir nicht. Mir drängt sich bei dem Anblick ein mulmiges Gefühl auf, doch meine Gedanken kehren schnell zu der mir vorliegenden Aufgabe zurück.

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Der Industriepark im westlichen Stadtteil wäre vielleicht als erste Anlaufstelle für einen Tankwagen eine gute Idee, doch laut aktueller Radiomeldungen soll das Betreten des gesamten Gebiets zu diesem Zeitpunkt lebensgefährlich sein. Schließlich berate ich mich mit meinen drei Helfern, ob wir das Risiko eingehen sollen.

Uns ist klar, dass wir den Sprit dringend brauchen. Anderseits, vielleicht gibt es noch weitere Alternativen?
 
So in Gedanken versunken, schaukeln meine neuen Kameraden mit mir hin und her auf der Pritsche. Alle scheinen sich zu fragen, wer die Person daneben wohl sein mag. Man nickt sich zu, versucht ohne Erfolg ein Gespräch zu beginnen. Über was sollte man auch reden?
Schließlich hält der Lorry in einer typischen Bilderbuch-Vorstadtsiedlung mit den schönen Namen Sunny Hills. Die Häuser sehen hier alle gleich aus. Allein das wirkt schon leicht beängstigend. Wir springen ab und suchen einzeln die Gegend ab.
 
Vor einem der weissen Vorstandhäuser weht eine Südstaatenflagge. Ein Typisches Indiz für Waffen und weitere Notfallhelfer. In der Garage finden wir einen Generator und einen verschlossenen Waffenschrank den wir erfolgreich aufbrechen und vier Flinten und eine Shotgun erbeuten können, inkl. einem Haufen Munition.

Plötzlich ertönen Geräusche aus einer Ecke und irgendjemand schiesst aus Reflex in die Richtung, aus Angst eine dieser Wesen könnte dort sein. Leider kam nur einer der Helfer durch die Rückseitige Tür in die Garage und er bricht blutend zusammen und hinterlässt einen dunkelroten Blutfleck an der Wand.
Der Schütze lässt das Gewehr vor Schreck fallen.
 
"OOHH SCHEISSE, MANN!!!! Kannst Du denn nicht aufpassen. Die arme Sau hat das echt nicht verdient!", fällt es mir aus dem Mund. Der Schütze fängt an, wie ein Baby zu schreien, läuft durch das offene Garagentor und verschwindet. Unschlüssig sieht mich der andere an, wartet anscheinend auf eine Entscheidung meinerseits und hört nur ein lautes: "FUUUCCCKKK!!"
 
Das Fluchen hilft etwas meinen Druck abzbauen als ich mich zu rückwärtigen Tür begebe. Tatsächlich liegt dort ein verdammt toter Typ mit einem ordentlichen Krater im oberen Brustbereich. Armer Teufel.

Erneut lasse ich meiner Frustration über die Sinnlosigkeit dieses Unfalls freien Lauf: »Verdammte Scheiße!«

Doch ich vernehme noch ein weiteres Geräusch im Garten und obwohl ich einen guten Blick über die Grünanlage habe sehe ich nicht die Quelle des … Schmatzen?

»Hallo, ist da jemand?«, rufe ich hinaus und denke mir, dass ein tragischer Verlust für heute absolut reicht.

Keine Antwort.

Beunruhigt lade ich meine Wumme durch. Ich versuche mir den Namen meines Mitstreiters in Erinnerung zu rufen und als meine Waffe startklar ist, habe ich seinen Namen auch wieder auf meinem geistigen Schirm.

»Jacob, wir haben da vielleicht noch eine Art Problem«, warne ich meinen einzig verbliebenen Helfer: »Lade besser mal Deine Knarre durch!«
 
Und da sieht man sie auch schon kommen, einstmals gute Nachbarn torkeln langsam und gemächlich in Richtung des Knalls, also in unsere. "Wir sollten unsere Munition sparen, solange sie so gut zu treffen sind!", rufe ich aus, greife mir einen Spaten und eine Mistgabel, die ich Jacob in die Hand drücke. Ich versuche ihn mit: "Das ist ja wie in einem Egoshooter!" anzuspornen und laufe los, Familie O'Melly - oder wie sie auch heißen mögen - die Scheiße aus den Eingeweiden zu dreschen, während Jacob die Leichen mit der Gabel aufspießt und festhält.
 
Mein Spaten übersteht den ersten Belastungstest gegen die kleine Horde von drei Zombies wie im Bilderbuch!

Doch überrascht uns plötzlich ein vierter, ziemlich muskulöser Beißer, welcher durch den Gartenzaun bricht.

Lachend frage ich das Scheusal: »Bist wohl als kleines Kind in den Zauberkessel gefallen, oder?«

Auf die rhetorisch Frage hin bekomme ich nur ein grunzendes Etwas als Antwort.

Froh darüber, mein Schrotgewehr doch vorher durchgeladen zu haben, kann ich Jacob mit einem gezielten Kopfschuss vor Untotelix bewahren, der ihn beinahe von Hinten angefallen hätte.
 
Unterdessen hört man klägliches Rufen aus der näheren Umgebung. Der aus der Garage geflüchtete Schütze wird von einigen Zombies gepackt und gebissen. Sie reissen Stücke aus seinem Körper, schließlich sogar ganze Extremitäten während sein fast unmenschliches Schreien die Gärten beschallt. Starr sehen wir beide diesem bizarren Schauspiel zu, unfähig eine Entscheidung zu treffen, bis das Kreischen verhallt.
 
Ich löse mich zuerst aus der Starre. Zwei Verluste innerhalb einer Viertelstunde. Das rüttelt mich wach.
Los, wir müssen alles finden, und dann nichts wie zurück. Generator, Diesel und Waffen haben wir. Ich gehe noch einmal in Gedanken die Checkliste des deutschen durch.
Eine Saugpumpe war noch auf der Liste. Am besten suchen wir ein Haus mit einem Teich.
Ob auch Fische zu Zombies werden, schiesst es mir durch den Kopf und ich muss Bilder verwerfen in denen Fischzombies jagd auf Schwimmer machen.
 
"KOMM MIT!", schreie ich Jacob an. Der schaut verstört zu mir, doch setzen wir uns beide unverzüglich in Bewegung. Schnell sind ein paar Teiche ausgemacht und die Pumpen entfernt. Die Fische sehen harmlos aus. Ich lache in mich hinein, schaue ob Jacob was bemerkt. Der ist aber mit anderen Dingen beschäftigt, wie ich es auch sein sollte. Während ich aufsattle, höre ich ein Klirren von einer Fensterscheibe unweit der Pritsche. Jacob kommt bepackt mit einigen Vorräten aus einem Küchenfenster gestiegen. Ich schüttele den Kopf, werde ihn jedoch deshalb nicht zur Sau machen, nehme ich mir vor, setze mich stattdessen in den Fahrersitz und gebe Gas, als sich mein Partner mit einer Flasche Mold auf dem Beifahrersitz anfreundet. Er reicht mir die Pulle mit den Worten: "Ist gutes Zeug, Alter!" Wenn er wüßte, daß ich trockener Alkoholiker bin, hätte er das bestimmt sein lassen. Ich kann nicht wiederstehen und lasse die Flasche mal ordentlich gluckern.

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Mit dem Alkohol rinnt die behagliche Erinnerung durch meine trockene Kehle. Viel zu lange war ich trocken. Sieben lange Jahre. Das hat jetzt endlich ein Ende, und ich danke Gott und den Zombies dafür.

Nur Sekunden später schüttel ich die Gedanken von mir ab, und gebe Jacob die fast zu hälfte geleerte Flasche zurück. Sekunden später ändert sich mein Fahrstil, und ich fahre viel zu schnell als Notendig. Aber es macht Spass. Schon wieder kommt dies wohlige Gefühl zurück in die Bauchgegend.

Zwischen zwei Autos torkelt ein Zombie hervor, und ich halte extra drauf zu. Der mächtige Frontbügel erledigt Ihn mühelos, bevor das linke Vorderrad über den leblosen Korpus hoppelt und ich mich wie ein Kleinkind freue. Scheiss toller Alk.
 
Mit einem "Das bekommen wir schon wieder hin!", versuche ich Jacob an meinem Endorphinschub teilhaben zu lassen. Jacob, der noch immer an der Flasche zu nippen scheint, musterte mich von der Seite, aber schließlich senkt sich auch sein Blutdruck und alles was er antworten wollte, versinkt im warmen, weichen Bauchgefühl. Dann hatte er auch Spaß am kleinen Zombiespielchen und der Wischer mit dem ganzen Körperflüssigkeiten zu kämpfen. Ich drosselte die Geschwindigkeit etwas und spritzte die Scheibe nochmal ab, bevor wir in die Festungseinfahrt einbiegen. Drinnen angekommen, lasse ich mir von Jacob noch die andere Flasche geben, steige aus, nicke den anderen, die abzuladen beginnen, nur zu und suche mir erstmal ein schönes Plätzchen an der Sonne. Auf der Dachterrasse des kleinen Hotels setze ich mich in einen Stuhl und versuche an der Kappe drehend, meine Chancen zu berechnen und die schrecklichen Ereignisse sacken zu lassen, doch ich bekomme die Uhr nicht aus meinem Kopf. Tack-Tack-Tack. Mit jeder Minute würde die Zombiepopulation weiter anwachsen und wir vom Planeten getilgt.

 
Nach einigen Schlucken aus der Pulle, muß ich jetzt an meine Verwandten und Bekannten denken. Was wird wohl mit meinen Freunden geschehen sein. Ich drehe mein Gesicht in die Sonne und lasse die Augen lange von dem roten Durchscheinen belichten. Die Wärme tut mir gut und ich kann tatsächlich abschalten
 
Vom Adrenalin gestählt, springe ich vom Dach, greife mir eine Feuerwaffe und ziele auf den erstbesten Kopf, der Tod zu sein scheint. Unbemerkt ergreift mich ein Grinsen und ich spüre, wie meine Bauchmuskeln anspannen, um ein schallendes Lachen von sich zu geben
 
Der Wahnsinn hat Methode. Mein Verstand ist kühl und klar, obwohl ich fast eine halbe Flasche meines Lieblingsstoffs intus habe. Hat da jemand eine M16 gefunden? Ich greife mir den Schießprügel. In regelmässigen Abständen spuckt meine neue kleine Freundin eine Dublette auf einen Untoten. Der Rhythmus geht mir ins Blut über und ich tanze mit ihr auf unserem Abschlussball. Schließlich reißt mich ein weiterer Schrei aus meinen Träumen: "JACOB?"
 
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