Rezension Die dunkle Seite der Nacht (Geschichten aus der Nightside 1) [B!-Rezi]

Infernal Teddy

mag Caninchen
Registriert
2. August 2006
Beiträge
22.694
Geschichten aus der Nightside 1: Die dunkle Seite der Nacht - Simon R. Green


Roman [A!-Rezi] von Infernal Teddy


Neben den „Sookie Stackhouse“ Romanen von Charlaine Harris wurde ich auf Feder & Schwert als Verleger phantastischer Romane jenseits vom Rollenspiel zuerst durch eine Reihe sehr abgefahrener Detektivromane aufmerksam, die in einem sehr... ungewöhnlichen London spielen – die „Geschichten aus der Nightside“ Reihe von Simon R. Green. Und während ich mittlerweile von den Geschichten rund um Fräulein Stackhouse Diabetes bekomme (Fragt mal Sleepthief bei Gelegenheit nach meine Reaktionen auf die Serienadaption „True Blood“...) bin ich nach wie vor ein begeisterter Leser der Nightside Romane. Warum? Zum einen ist die Welt, die Green hier zeichnet faszinierend – als hätte jemand einfach eine Reihe von Urban Fantasy Settings genommen, Sam Spade untergemischt, und dazu eine Prise Gaiman. Zum anderen sind die Romane einfach gute Detektivgeschichten, mit seltsamen, aber durchaus nicht unsympathischen Protagonisten.

Die Nightside, die Kulisse vor denen diese Romane spielen, ist das dunkle, fremdartige Herz von London, ein Ort an dem es immer drei Uhr Morgens ist, an denen Himmel und Hölle prinzipiell versuchen sich nicht blicken zu lassen, und wo nichts unmöglich zu sein scheint. Diesem Ort hat John Taylor vor fünf Jahren verlassen, um in der normalen Welt ein neues Leben als Privatdetektiv aufzubauen. Wobei flüchten ein besseres Wort wäre als verlassen. Aber jetzt hat er keine andere Wahl. Eine reiche Frau namens Joanna Barrett bietet ihm viel Geld, damit er ihre Tochter, Cathy, wiederfindet. Diese ist allerdings nicht einfach abgehauen, sondern in der Nightside untergetaucht. Für Taylor bedeutet das eine Reise zurück an einen Ort, der für ihn den Tod bedeuten könnte, denn seit dem Tod seines Vaters versuchen Unbekannte ihn immer wieder umzubringen. Niemand weiß warum, nur das es mit seiner Mutter in Verbindung stehen könnte, von der man nur weiß das sie kein Mensch war. Von ihr hat Taylor auch seine einzigartige Gabe: er kann mit seiner Gabe alles finden. ALLES. Die Suche nach der Ausreißerin beginnt nach dem Erreichen der Nightside im Strangefellows, der ältesten Kneipe der Welt. Der Besitzer, Alex Morrisey, ist ein alter Freund von Taylor, und hat außerdem den toten Merlin unter dem Keller. Ab hier wird die Suche nach Cathy zu einer wilden Achterbahnfahrt, die an so seltsame Orte führt wie das Kaufhaus (Die Zuflucht von Menschen, die von Aliens entführt wurden) über ein Restaurant in dem es immer 1950 ist (Nein, die tun nicht so, es ist WIRKLICH immer 1950) bis hin zu einer nahen Zukunft, in der seltsame Insekten die menschenleere Welt beherrschen, nachdem Taylor irgendwas schlimmes getan hat. Quasi nebenbei begegnen wir außerdem einer Reihe von Charakteren, neben denen John Taylor selbst richtig normal wirkt, wie Susi Shooter (Auch bekannt als „Oh Scheiße, SIE ist es, lauft um euer leben!“); Eddie Messer, dem Punk-Gott des Rasiermessers; die Höllenfahrt; Walker, der Vertreter der mysteriösen „Autoritäten“ welche die Nightside beherrschen, bis es am Ende zur Konfrontation mit dem Entführer des Mädchens kommt...

Fazit:
Okay, seien wir ehrlich: Der Roman ist überladen. Green packt hier in 200 Seiten mehr an verrückten Locations und Charakteren als viele Autoren in einer Trilogie. Anderseits gelingt ihm das Jonglieren mit diesen Charakteren sehr gut, und die Geschichte bleibt von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Ähnlich wie auch Jim Butcher gelingt es Green wunderbar den Archetypen des Privatschnüfflers mit einer geheimen Welt des Okkulten zu verbinden, wobei Greens Nightside eher eine Art „Gonzo-Paralellwelt“ ist. Gleichzeitig nimmt sich der erzählende John Taylor selbst nicht sonderlich ernst, was dem Ganzen einen eigenen Sinn für Humor mitgibt. Wer eine abgedrehte Detektivgeschichte auf Speed sucht, oder wem die Dresden Files nicht witzig genug sind, der findet hier vielleicht was er sucht – sollte sich aber darauf einstellen das es sich hier deutlich um den Einstieg in eine längeren Reise handelt, und hier quasi das Spielfeld aufgestellt wird...Den Artikel im Blog lesen
 
Absolute Zustimmung.

Mir machen die Romane enorm viel Spaß. Bisher hab ich die ersten drei gelesen, plus eine Kurzgeschichte in einer Anthologie. Gerade weil die Geschichten vor Ideen geradezu sprühen war und bin ich sehr angetan davon.
Mir gefällt auch John Taylor als Char gut.
Persönlich finde ich Harry Dresden zwar um einiges besser gezeichnet, aber den Grundgedanken teilen wohl beide Chars.

Mein Problem bei der Reihe ist im Moment eher, dass es keine Sammelausgaben gibt. Die Einzelbände sind ja doch relativ dünn. (Ich rede hier vom englischen Original!)
 
Zurück
Oben Unten