Rezension Die Assassine

G

Gelöschtes Mitglied 11811

Guest
Joshua Palmatier - Die Assassine


[B!-Rezi] von Eglseer


Klappentext
In den Palästen und Hallen Amenkors herrscht trügerischer Friede. Doch in den Gassen der Unterstadt leben die Menschen in bitterer Armut. Als obdachlose Waise hat Varis gelernt zu kämpfen. Dabei hilft ihr ihre besondere Gabe: Sie kann die wahre Natur der Menschen sehen. Eines Tages tritt ein Meister-Assassine an sie heran und bietet ihr Arbeit an. Varis soll für das Gute töten. Doch was soll sie tun, wenn sie erkennt, dass selbst in den Guten das Böse wohnt?

Rezension
Joshua Palmatier wurde in Pennsylvania geboren und lehrt gegenwärtig als Dozent am State University of New York College in Oneonta. Seit seiner Schulzeit schreibt er phantastische Geschichten aus Leidenschaft und präsentierte schließlich im Jahr 2009 mit „Die Assassine“ sein Debüt und zugleich den ersten Roman der Geisterthron-Trilogie.
>> Ich konnte nicht sehen, wohin er mich brachte. Irgendwann wehrte ich mich, aber er drückte mich nur noch fester an sich. Ständig flüsterte er, immerzu grollte es in seiner Brust, während sein Atem in kurzen, erwartungsfreudigen Stößen ging. Dann ein leises Lachen, fast unhörbar. „Nicht mehr weit.“ <<
Varis ist allein, aber nicht hilflos. Ein Mädchen, das sich keine Schwächen und Ideale leisten kann und sich täglich im Elendsviertel von Amenkor beweisen muss, um ihre einsamen Wochen und Monate zu überstehen. Sie stiehlt und verkriecht sich. Nur ihrer Gabe, die ihr erlaubt die Gesinnung eines Menschen zu erkennen, verdankt sie ihr Überleben. Doch als Varis ihre neu gewonnenen Freunde und Sicherheiten verlassen muss, wird ihr vieles klar. Erneut ist sie gezwungen sich zu fragen, aus welchem Grund sie in Ericks Namen gemordet hat und warum genau sich die Regentin des Reichs so merkwürdig verhält ...
In den Elendsvierteln von Amenkor wächst das Mädchen ohne Namen auf, das Jahre später von einem Fremden schlussendlich Varis genannt wird. Jägerin. Früh verlassen und ganz auf sich gestellt war sie genötigt zu stehlen und schließlich auch zu töten. Nun ist sie vierzehn und fast so gefährlich wie ein wildes Tier. Joshua Palmatier erzählt mit dieser Geschichte direkt aus dem Leben eines Straßenkindes und gewährt dem geneigten Leser, mit rauem, auch grausamen Unterton, einen fast schon tief psychologischen Einblick in ein solch Leid geprägtes Kind. Seine Schilderungen sind hierbei bedrückend; fast (bis auf eine Ausnahme) auch zeitlos, denn eines ist gewiss: Solche Schicksale wiederholen sich. Tag für Tag und vermutlich ist der Leser genau aus diesem Grund von Beginn an völlig mitgerissen. Gemeinsam mit Varis durchstreift er die Straßen. Anfänglich auf der Suche nach Nahrung, dann nach verschiedenen Opfern. Denn Erick, ein recht undurchschaubarer Gardist, hat sie für sich angeworben. Er verfolgt Verbrecher und Übeltäter, die sich den Wünschen der Regentin widersetzen, und auch Varis glaubt, gemeinsam mit ihm das Richtige zu tun. Ihre Gabe, die wahre Natur der Menschen zu sehen, gibt ihr Recht, doch schon bald wird alles anders. Denn ihr bisheriger Feind Blutmal taucht auf und mit ihm entgleitet jede Regel.
Regeln solcher Art, die es in sich haben und zeigen, dass sich der Autor in allen wichtigen Punkten viele Gedanken gemacht hat. Sein Streben, etwas Besonderes und Eigenständiges zu erschaffen ist durch Varis magischen Blick ebenso spürbar wie seine Bemühungen auch sprachlich etwas zu bieten. Feinheiten, die vielleicht manchmal etwas mühsam sind, sonst jedoch begeistern können. Denn Joshua Palmatier benutzt für die Präsentation seiner doch sehr überschaubaren Handlung eine kurze, prägnante Bildfolge, die sich gut in Varis Umgebung fügt. Er fokussiert viele Details und schreibt sehr nah am Geschehen. Seine Charaktere sind ihm spürbar wichtig; ihr Werdegang geradlinig und prägnant. Und gerade letzteres offenbart mitunter auch eine Schwachstelle, die man trotz der anderen, wunderbaren Eigenheiten nicht ignorieren kann. Denn während man Varis beobachtet und sie sehr genau kennenlernt, verschwimmen viele andere Details im Schatten des Geschehens. Als Leser bleibt man eigentümlich streng an der Seite der Protagonistin gehalten und spätestens ab der Hälfte des Romans lässt sich eine gewisse Eintönigkeit nicht mehr bestreiten. Ein Manko, das Joshua Palmatier durch ein furioses Ende auszugleichen weiß und das durch so manche Überraschung Lust macht auf mehr. Mehr Wissen, mehr Fülle und vor allem auf einen breiter ausgelegten Blick in die Welt Amenkors.

Fazit
Die Assassine von Joshua Palmatier ist ein sehr viel versprechendes, melancholisch anmutendes Debüt, das vor allem Leser jenseits von heroischen Auslegungen der Fantasy begeistern wird. Spannend (fast schon wie ein Thriller zu lesen) bietet der erste Band der Geisterthron-Trilogie ein bemerkenswertes, aber auch leicht eintöniges Fundament für zwei weitere, hoffentlich ebenso lesenswerte Bände.

Titel: Die Assassine
Originaltitel: The Skewed Throne
Autor: Joshua Palmatier
Übersetzer: Manfred Krug
Buch/Verlagsdaten: Luebbe, August 2009, Paperback, 380 Seiten, ISBN: 978-3-7857-6013-0

Eine Besprechung / Rezension von Angelika Mandryk

Anhang anzeigen 20677Den Artikel im Blog lesen
 
Zurück
Oben Unten