Desire

SeelenBlut

Devil was an angel too
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26. Januar 2004
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Silbern viel das Mondlicht durch das Fenster in die unbeleuchtete Küche. Carrick brauchte kein Licht, er kannte sich in seinem Revier blind aus, so viele Stunde wie er hier verbracht hatte. Die simplen Arbeiten wie das Zerhacken von Kräutern und Brühen von Kaffee ließ ihn sich soweit entspannen und gab ihm die Kraft mit seinem Vater unter einem Dach leben zu können. Leise hatte er das alte Radio auf der Küchenablage angestellt und lauschte den vierten Zusammenfassungen der gestrigen Fußballergebnissen. Es war tiefste Nacht und alles im Haus schlief, nur er fand mal wieder keine Ruhe. Es gab Zeiten da konnte er ohne große Schwierigkeiten mehrere Tage ohne Schlaf auskommen, dieser Umstand war ja beinahe nötig wenn hier hoher Betrieb herrschte und dann gab es Zeiten da konnte er sich noch nicht mal aus seinem Bett quälen.
Gerade goss Carrick sich eine neue Tasse von seinem viel zu starken Kaffee ein und blätterte nur halb bei der Sache durch seine Rezepte und verzog im Angesicht der grausigen Musik im Hintergrund den Mund. „...Die Person mit der sie morgens früh aufstehen wollen.- Sehen sie ihr Gesicht vor sich? Die Person mit der sie in den Urlaub fahren wollen.- Sehen sie ihr Gesicht vor sich? Die Person die sie nach einem anstrengenden Tag um sich haben wollen.- Sehen sie ihr Gesicht vor sich? Die Person mit der sie sich über die Erstattung ihrer Steuern freuen.- Sehen sie ihr Gesicht vor sich?...“ Der Rest des Werbespots verklang ungehört als Carrick seine volle Kaffeetasse auf den Boden fallen ließ.
Ja, verdammt er sah ihr Gesicht vor sich als wäre es sein und es passte ihm ganz und gar nicht. Er würde sich nicht wieder das Herz brechen lassen. Von niemandem. Sie würde gehen und einen mittellosen, verbitterten Koch in Irland ohnehin vergessen. Er hatte sich das Ziel gesetzt sie viel eher zu vergessen. ER tat lieber ihr weh, als sich wehtun zu lassen.
Carrick fluchte in seiner charmantesten Art und griff nach dem Küchentuch um den verursachten Schaden wieder zu beheben. Fest presste er die Lippen aufeinander und atmete scharf ein. Wäre sie doch nur nie hier her gekommen!
Von einer unsichtbaren Macht geführt stand er auf und riss die Küchentür auf um die frostige Luft hinein zu lassen und sein heißes Gemüt wenigstens ein bisschen abzukühlen. Da sah er sie: Die langen, kastanienbraunen Haare fielen ihr wie ein Wasserfall aus Glanz über die zerbrechlichen Schultern, hier und da waren Blätter, ja sogar Nüsse in ihre Haare geflochten. Der bodenlange blaue Mantel sah aus wie der Sternenhimmel in einer klaren Nacht über Irland. Sie trug ein helles, ungegürtetes Gewand, dass ihm vorkam als wäre es aus Sonnenstrahlen gesponnen, die elfenbeinfarbene Haut spiegelte das Mondlicht wieder. Leah hatte den Kopf auf die Seite gelegt und die Arme für eine Umarmung erhoben und ausgebreitet, lautlos rannen ihr die Tränen über die Wangen. Carrick presste seine geballte Faust auf sein Herz um es daran zu hindern wieder zu zerspringen. Sie war so schön, dass er glaubte auf der Stelle sterben zu müssen, weil er ihrem Anblick nicht gerecht wurde. Cassie...sie sah aus wie Cassie. „Mein Sohn“ murmelte sie mit einer Stimme wie Nachtigallengesang. Wie geschlagen zuckte er zusammen und ohne, dass er es begreifen konnte brüllte er ihr entgegen: „Ich bin nicht dein Sohn!“ und schlug die Tür so fest zu wie er nur konnte.
Vollkommen entkräftet und mit schwerem Atem lehnte er sich gegen den Türrahmen und ließ die Zeit einfach verstreichen. Er konnte und er wollte einfach nicht glauben was er da gesehen hatte: Seine Mutter.
„Musst du hier so ein Lärm machen?“ Carrick wusste nicht wie lange Zeit er an der Tür gestanden hatte, doch als er sich nun umdrehte blickte er in das wütende Gesicht seines Vaters. Sofort versteifte er sich und funkelte seinen Vater mit unbeherrschtem Geist entgegen. Ein roter Schleier legte sich über seine Augen, für 20 Jahre Spott und Häme. 20 Jahre in denen Carrick so sehr um ein bisschen Anerkennung von seinem Vater alles gemacht hatte. 20 Jahre in denen Christian seinem Sohn nur mit Zorn und Hass entgegen gekommen war. Mit Vernunft und Beherrschtheit war es ein für alle mal aus. Das Fass war übergelaufen. Blind vor Schmerz stürmte sich Carrick auf ihn und warf seinen Vater rücklings auf den Boden. Christian der viel zu erschrocken war um die Ereignisse zu Realisieren stierte seinen Sohn mit offenem Mund an. Carrick aber setzte sich auf den Brustkorb seines Vaters und grub seine Finger hart in die Handgelenke seines Vaters. „Ich hasse dich. Ich hasse dich für alles was du bist. Dafür wie du uns behandelst und dafür das du uns die Schuld gibst, dass du ein widerlicher Mensch bist und deine Frau nicht halten konntest. Wärst du nicht mein Vater würde ich dich jetzt töten.“ Keuchend kam Carrick auf die Beine und sah verachtend zu Christian. „Carrick...“ es war Cassie die, die Tür leise aufgeschoben hatte und ungläubig zu ihrem so insich gekehrten Bruder schielte. Ylva lugte schutzsuchend hinter Cassie zu ihrem Bruder und zu ihrem Vater. „Du bist nicht mehr mein Sohn. Verlass mein Haus!“ grollte nun Christian dem es gelungen war auf die Füße zu kommen. Ylva zuckte erschrocken zusammen, Cassie trat in die Küche und ergriff da Wort, jedoch kam ihr Carrick zuvor, der sich ein letztes Mal zu seinem Vater umdrehte und ihn in seiner alten Ruhe und Beherrschtheit ansah, dass Kinn stolz hervor geregt. „Das hier ist nicht DEIN Haus, es war nie dein Haus und einen Vater habe ich nie gehabt.“ Ohne seinen Schwestern einen weiteren Blick zu würdigen segelte er aus seiner Küche und lächelte....nun konnte er neu anfangen.
 
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