Der Sohn

Lethrael

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9. März 2004
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Ich hab mir noch mal ne Kurzgeschichte ausgedacht,. Wüßte gerne eure Meinung.
Der Sohn.
„Es fühlt sich gut an.“, dachte er.
Aber dennoch überkam ihn ein leichter Schauer
als er das kühle Heft seines Geschenkes befühlte.
Er hatte noch nie eine Waffe besessen.
Doch jetzt war es an der Zeit, entschied sein Vater,
den er schon seit er denken konnte
immer nur mit Herr anreden durfte
und niemals mit Vater, denn schließlich
war er der Graf von Azuricourt,
dem Land des Wilden Bären
und er war der jüngste Sohn in seiner Linie,
obgleich er schon sechs Jahre alt war.
Doch das war jetzt nicht mehr so wichtig,
schließlich hielt er jetzt das Heft zur Mannwerdung
schon in den Händen. Sein Vater hatte ihm die Klinge
mit den Worten überreicht:
„Nun verteidige dich, ich hoffe,
dass du mich wenigstens nicht enttäuschst.“
Er wusste zwar nicht warum sein Vater dies tat,
aber er hatte auch keine Zeit zu fragen,
denn sein Vater rannte wieder aus dem Zimmer
und schrie dabei: „Wachen folgt mir,
mein Sohn braucht euch nicht zu seinem Schutz.“
So hielt er zum ersten Mal ein Schwert in den Händen,
doch er hatte keine Zeit dieses komische Ding,
das er sonst nur an echten Männern sah zu bewundern,
denn schon hört er von draußen
das Klirren von Schwert auf Schwert
und seltsame Geräusche, die sich anhörten,
als würden Schweine geschlachtet werden.
Er spürte wie sein Herz wild anfing zu pochen
und sah wie das Schwert zitterte.
Er war ziemlich aufgeregt,
vielleicht hatte er sogar ein bisschen Angst.
Doch ein Grafensohn hatte keine Angst zu haben,
so hatte es ihm sein Vater immer wieder vorgeschimpft.
Dennoch konnten sogar die harten Schläge seines Erziehers
nichts daran ändern, er zitterte vor Angst.
Nun endete das Schwertergeklirr vor der Tür
mit einem markerschütterten Schrei,
der den jungen Grafen dazu bewegte
sich hinter einem hohen Stuhl zu verstecken.
Dennoch hielt er das Schwert mit zitternder Hand fest
und schließlich hörte er das harte
und dumpfe Auftreten von Stiefeln,
doch er wusste, dies war nicht sein Vater,
denn sein Vater trug Plattenschuhe.
Er hatte sein Schwert zum Schlag erhoben,
doch bevor er überhaupt den Schlag ausführen konnte
hörte er diese seltsame, gütige Stimme:
„Mein Junge komm hervor, wir werden dir nichts tun.
Du musst nicht für die Sünden deines Vaters leiden.
Komm zu mir, zu mir dem Ritter des Königs, komm.“
Er konnte sich nicht bewegen, so voller Angst war er,
nichts, ja nicht einmal seine, verstorbene,
Mutter hätte ihn dazu bewegen können zu gehen.
Er wollte den Mund öffnen um zu antworten,
doch nur ein undefinierbares Geräusch
entwich aus seinem Mund.
„Ich verstehe dich du hast Angst. Das hätte ich auch,
aber das brauchst du nicht, wir werden dir helfen.
Las einfach nur dein Schwert fallen,
dann werde ich zu dir kommen.
Der Junge wankte hin und her, doch schließlich
trat aus seinem Versteck hervor.
Was er sah verstärkte seine Angst nur noch,
dort kniete ein Ritter im langen Waffenrock auf dem Boden,
die Arme in stiller Ruhe geöffnet.
Hinter ihm ging grade ein Schütze mit einer…
es wird wohl eine Armbrust sein, in Stellung.
Der Junge ging langsam und mit verquollenen Augen
auf den Ritter zu, doch sein Schwert
hielt er verkrampft in seiner Faust.
Der Ritter hatte keine Furcht vor diesem,
nun ja er würde es Wohl Bengel nennen,
doch der Armbrustschütze war unsicher.
„Herr er trägt noch immer seine Waffe.
Soll ich schießen?“, fragte er und zielte auf den Jungen.
„Nur wenn er Anstalten macht sie zu benutzen.“,
flüsterte der Ritter zurück.
Der Junge hob sein Schwert, als wollte er es wirklich benutzen,
da schoss der Schütze, traf ihn an der rechten Schulter.
Der Junge begann zu schreien und stürzte zu Boden,
das Schwert fiel klirrend auf den Boden,
er hatte es losgelassen. Der Ritter fuhr zornig zu
seinem Landsknecht herum. „Idiot, was erlaubet Er sich.
Geh Er mir aus den Augen. Rufet einen Medikus herbei,
sofort.“, schrie er und rannte auf den Jungen zu,
der sich in Panik auf dem Boden wälzte.
Der Edelmann kniete neben ihn und berührte sanft seine Stirn,
seht wie sorgsam er ist. Der Junge spürt diese Berührung und verstummt. „Ich…ich muss stark sein…“,
flüsterte er und versuchte seine Tränen zu stillen.
Der Ritter lächelte. „Nein, ich sah schon Männer
mit leichteren Wunden mehr als du weinen.
Nicht jeder Knabe und bei weitem nicht jeder
Knappe wäre so tapfer wie du, weist du,
was dein Vater tat und wieso wir ihn
zur Strecke bringen mussten?“, fragte er vorsichtig
und lächelte wieder. „Nein, der Herr sagte mir nichts.
Er war so stark und so mutig.“, murmelte der Junge
und seine Augen wurden dunkel, während sein Gesicht bleich wurde.
„Stirb nicht. Wir werden dir helfen. Stirb nicht.“,
schrie der Ritter und es schien Wirkung zu haben,
denn der Junge atmete noch schwach,
als der Medikus herbeigeeilt kam. „
Ich werde versuchen ihm zu helfen, Herr Ritter,
aber ist das nach den Wünschen unseres Herren?
Er befahl, dass jeder Sohn dieses Verräters getötet werden soll.“,
murmelte der alte Feldscher
und beugte sich zu dem Jungen hinunter.
„Das weis ich, aber er gehört mir.
Ich werde ihn erziehen, wie meinen eigenen Sohn,
allerdings…“, der Ritter stockte,
denn ein weiterer Mann betrat den Raum,
er hielt noch immer sein Schwert in den Händen.
Es war der Herr des Ritters, der König.
Er war nicht sehr erfreut den Jungen lebend zu sehen.
„Was tut er noch hier? Wieso lebt er noch,
ich befahl jedes Kind zu töten.“,
erklärte der König mit stolzer Stimme.
Der Ritter kniete sich direkt vor ihm hin.
„Herr ich bitte euch, schenkt mir sein Leben.
Es ist nicht edel einen Knaben für die Sünden des Vaters zu töten.“,
murmelte der Ritter. Der König starrte ihn unerbittlich an.
„Mein ist die Rache, aber mein wackerer Vasall,
für euch mache ich eine Ausnahme.
Zeichnet ihn als Sohn eines Verräters
und nehmt ihn als Knecht in eure Dienste auf,
so lautet mein Urteil.“, erklärte der König
und wendete sich ab. Der Ritter neigte sein Haupt und schluckte.
Er seufzte und zog seinen Dolch,
dann wendet er sich wieder um und
schritt auf den Jungen zu, der inzwischen
wieder halbwegs bei Kräften war und
von dem Medikus verbunden wurde.
Des Ritters Mine versteinerte sich.
„Haltet ihn fest…Tut mir Leid.“,
murmelte er noch und stieß dem Jungen
den Dolch knapp einen Finger breit in die Stirn.
Das Geschrei des Jungen hallt
durch das Schloss und vermischt sich mit den Schreien der sterbenden Soldaten…
Die Burg wurde geschleift, nichts mehr, außer verkohlte Stämme weisen auf diese Wehranlage noch hin. Neben dem Pferd eines Ritters lief eine kleine Gestalt entlang, sie hatte Mühe mit dem Pferd Schritt zu halten, aber der Ritter zügelte sein Pferd nicht, auf seiner Stirn glomm frisches Blut und zeichnete einen zerbrochenen Kreis aus blutigem Fleisch darauf. Er ist, der unschuldige Sohn eines Verräters. Armer Junge…​
 
spannend... gehts da irgenwann mal weiter?

kleine Kritik: wenn er den Dolch knapp einen Finger breit in die Stirn stößt... muss er da nicht durch Knochen?

ansonsten passts gut, schön logisch, verständlich...
 
Danke. Ja durch den Knochen, ich die hoffe Schädelplatte ist da dicker, oder?
Wieso weiter?
Ich dachte, sie hätte ein gutes Ende gefunden.
Ich schreibe eher solche Geschichten, die ein schnelles und offenes Ende haben.
 
wie es sich für eine kurzgeschichte ja auch offiziell gehört...
und wie es sich weiter gehört, interessiert es mich, was mit dem jungen weiter geschieht...
wie wird er aufwachsen? wird er den tod seines vaters irgendwann rächen? oder wird er sich überzeugen lassen, dass er den tod verdient hatte?
und so weiter... :nixwissen:
 
Das heißt eine Fortsetzung zu dieser Geschichte schreiben?
Dazu muss mir erstmal ein entsprechende Inspiration kommen.
Ich muss erstmal die andere Geschichte fertig schreiben, aber danach kann ich mal gucken.
 
sehr schön... freu mich schon.

lg
tarha,
kurzgeschichten-mit-fortsetzung-junkie
 
Ich habs mal der Übersicht wegen etwas verändert. Ich hoffe dies macht das Übersichtlicher.
 
ja, macht es.
und beim wiederholten Lesen fällt mir noch was auf, was mich irritiert...
der Vater wird angegriffen und weiß das, drückt seinem sechsjährigen Sohn ein Schwert in die Hand und verschwindet mit allen Wachen... Netter Vater...
Der Kleine ist 6! Und hatte noch nie eine Waffe in der Hand! Aber hey.... er braucht keinen Schutz... Nöö... *patschdieHandauf die Stirn*
Und: was geschah eigentlich mit seinen Geschwistern? Er ist der jüngste der Linie, also müssten da ja eigentlich noch welche sein...

lg, tarha,
sorry wenn ich nerv...
 
Das ist so, der Vater ist nicht nett. Er ist einfach nur an sein überlkeben interessiert.
Das mit den anderen Söhnen steht in der Geschichte, zumindest andeutungsweise, sie wurden getötet, ich dachte das ließe sich aus dem Kommentar des Königs erschließen.
Sorry
 
ähm... entschuldige dich nicht, weil ich was net kapier... ;)
da sollt ich mich eigentlich fürs nicht aufmerksam genug lesen entschuldigen und du als autor drüberstehen... :]

das passt schon so. lass es, wie es ist.

lg
 
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