Rezension Der Ketzer (MtG; Kamigawa #2)

Nepharite

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Scott McGough - Der Ketzer - Kamigawa-Zyklus 2


[User-Rezi] von Nepharite


Seit den Ereignissen des ersten Bandes ist einige Zeit vergangen. Prinzessin Michiko wird von ihrem Vater, Daimyo Konda, in seiner Festung Eiganyo gefangen gehalten, Lady Perlenohr und die anderen Fuchsmenschen wurden aus Towabara verbannt und Toshi Umezawa hat sich mittlerweile dem Myojin des Griffs der Nacht verschrieben, wodurch er seine ohnehin schon machtvolle Kanji-Magie um eine gefährliche Facette erweitern konnte. Und er braucht auch sein ganzes magisches Können als Uramon, seine -wie er irrtümlich meinte- ehemalige Herrin, ihn mit Hilfe der Zauberin Kiku zwingen will, ein Gemetzel unter den Mondmenschen, den Soratami, anzurichten. Toshi kann Uramon entkommen und flüchtet -verfolgt von Kiku, dem Rattenmenschen Marknager und dessen Bande- in die Berge, wo es ihm gelingt, seine Verfolger zu überlisten. Doch damit finden Toshis Probleme kein Ende: Michiko kann ihm eine Kanji-Botschaft übermitteln, in der sie ihn bittet, sie aus der Festung des Daimyos zu befreien. Dank seiner neuen Kräfte gelingt dieses Unterfangen und so brechen schließlich der Dieb, Michiko, Lady Perlenohr und ihre Verbündeten zur Magieakademie von Minamo auf, wo sie sich vom Leiter der Schule, Hisoka, Aufklärung über die Hintergründe des Geisterkrieges und das Geheimnis um Michikos Geburt erwarten.

Währenddessen treibt der Trollschamane und Toshis Hyozan-Eidbruder Hidetsugu, welcher ein treuer Anhänger des alles verzehrenden Oni des Chaos ist, seine grausame, umfassende Rache für seinen ermordeten Schüler Kobo voran, indem er alle diejenigen bestialisch auslöscht, die er als verantwortlich ansieht; bedauerlicherweise steht der Leiter der Akademie ganz oben auf seiner To-Kill-Liste. In Minamo kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen ihm, seinen versklavten Kampfmagiern, den Yamabushi, und Toshis Gruppe und nur Toshi selbst ist durch den Eid geschützt.

Derweil erweist sich die Lage des Königreichs Towabara im Krieg gegen Geisterwelt als zunehmend aussichtslos: während O-Kagachi, die große Alte Schlange -ein mächtiger, uralter Geisterdrache-, Eiganjo attakiert und sowohl die Welt der Geister, als auch die Welt der Menschen zu vernichten droht, bedrängen Banditenstämme unter Führung ihres ?Königs? Godo die Grenzen Towabaras, wobei ihnen eine unkontrollierbare Naturgewalt, die Yuki-Onna, das Frostherz, welches allen Lebewesen den Kältetod bringt, zur Seite steht.

Nachdem der erste Band der Kamigawa-Trilogie, ?Outlaw (Meister von Kamigawa)?, schon ungewöhnliche und fesselnde Fantasy bot, sattelt ?Der Ketzer? in Hinblick auf Exotik und Rasanz noch einmal ein Stück drauf. Die Protagonisten wurden eingeführt, nun kann der Kampf um Kamigawa beginnen! Monströsere Geister, seltsamere Magie und nicht zuletzt auch ein höherer Gore-Faktor kennzeichnen eine Geschichte, die mehr als der erste Band einer One-Man-Show gleicht. Der zentrale Charakter, derjenige um den alles und alle kreisen, ist Toshi Umezawa, auch wenn der Rest des Ensembles -angefangen beim Trollschamanen Hidetsugu, endend bei der Zauberin Kiku und ihren tödlichen Blumen- nach wie vor ein bunter, schillernder Haufen mit viel Unterhaltungswert ist.
Etwas verstörend -weil unerklärt- wirkt zunächst Toshis Konvertierung in einen gläubigen Anhänger des Myojin des Griffs der Nacht und man befürchtet ob seines Machtzuwachses schon den magischen Overkill, eine gepflegte Super-Helden-Langweile, aber ... hey ... der Kerl legt sich mit Göttern oder wenigstens gottähnlichen Wesen an; da bedarf es schon einer robusten, belastbaren Basis. Kurz und gut: Es wird schnell klar, dass mehr Power allein fürs Überleben in Zeiten tödlicher Gefahr nicht ausreicht, sondern Köpfchen und Geschick mindestens ebenso wichtig sind -den Magic-Spielern innerhalb der Leserschaft wird diese Erkenntnis nicht neu sein. Und so ist es weniger seine Kampfkraft als vielmehr seine kleinen Tricks, die Unbeugsamkeit, der Pragmatismus und nicht zuletzt sein Mundwerk, die Toshi zu einem Sympathieträger per excellence machen.

Zart besaitete Gemüter seien allerdings gewarnt: im Vergleich zum ersten Band bietet ?Der Ketzer? deutlich mehr Grausamkeit und Brutalität, was jedoch insofern angemessen ist, als dadurch Hidetsugu zu einem wahrhaft monströsen, unberechenbaren Charakter ausgebaut wird, der Toshi im dritten Band der Trilogie noch einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte.

Fazit: Exotische Fantasy, rasant und fesselnd inszeniert. Einer der unterhaltsamsten Romane der letzten Jahre -und das, obwohl er im Magic-Multiversum angesiedelt ist. Bleibt zu hoffen, dass McGough auch im dritten Teil dieses Niveau zumindest halten kann.Den Artikel im Blog lesen
 
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