Rezension Delta Green: Eyes Only [B!-Rezi]

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Eyes Only


Delta Green Quellenband


Im Frühjahr 2007 erschien bei Arc Dream Publishing in Zusammenarbeit mit Pagan Publishing die erste Auflage von Delta Green: Eyes Only. Darin waren erstmals eine Reihe von Hintergrundheften zu Delta Green, die zwischen 1996 und 2000 erschienen wieder neu aufgelegt. Die Auflage von 1000 Hardcover Büchern war in kürzester Zeit ausverkauft. Mir liegt nun die zum GenCon 2008 erschienene Softcover Version von Pagan Publishing vor, ein 260 Seiten langes Buch im schwarz-weiß Druck mit einem Cover von Dennis Detwiller ganz im Stile von Delta Green gehalten.

Doch nun zum Inhalt: Das Buch ist in eine Reihe von voneinander unabhängigen Kapiteln aufgeteilt, die jeweils Aspekte, die im Delta Green Grundbuch nicht, oder nur kurz angesprochen wurden, abdecken.

Den Anfang macht „Machinations of the Mi-Go“, ein Kapitel das dem Spielleiter einen tieferen Einblick in die wahren Hintergründe der Greys sowie deren Strippenziehern, den Mi-Go, gibt. Der Schwerpunkt liegt hierbei klar auf dem Leben und Wandel der Funghi vom Yuggoth selbst und weniger den Greys. Wir erfahren mehr über die Geschichte, das tägliche Leben und die Organisation der Aliens vom Pluto. Zusätzlich erfährt man einiges über die Biomodifikationen, die die Mi-Go ihren Verbündeten und Opfern zur Verfügung stellen. Den Abschluss des Kapitels bildet einen Liste mit neuen Zaubern sowie eine Bibliographie in der sich der geneigte Leser/Spielleiter mit neuen Informationsquellen eindecken kann. Leider ist die Darstellung dieser Informationen deutlich trockener und langweiliger geraten als ich das sonst von Delta Green gewohnt bin.

Im zweiten Kapitel „The Fate“ geht es um eben jene Untergrundorganisation die bereits im Grundbuch als einer der Antagonisten von Delta Green vorgestellt wird. Das gut 60 Seiten lange Kapitel baut die Nebenfraktion aus Delta Green im Grunde genommen zu einem eigenen Kampagnenhintergrund. Das Kapitel enthält detaillierte Informationen über die Hierarchien von The Fate bis hin zu den verwendeten Zaubern und Ritualen, zu den Gegnern und zu den Verbündeten der Organisation. Es schließt ab mit Hinweisen, wie man eine Kampagne aufbauen könnte in der die Spieler selbst Mitglieder sind. Dieses Kapitel allein rechtfertigt in meinen Augen den Kauf des Buches aus Spielleiterperspektive.

Das dritte Kapitel „Project RAINBOW" widmet sich dann einem Klassiker amerikanischer Verschwörungstheorien, dem Philadelphia Experiment. Hier erfahren wir mehr über Project Rainbow – einem friedlichen Alternativprojekt zum Manhatten Project an dem sich eine Reihe von Wissenschaftlern beteiligten, die sich aus ethischen Gründen nicht am Bau der Atombombe beteiligen wollten, darunter auch Albert Einstein. Von den diversen Unterprojekten wird hier lediglich auf Projekt MIRAGE eingegangen, einem Projekt zur Tarnung von Schiffen auf hoher See. Eines der Experimente von MIRAGE sollte unter dem Namen Philadelphia Experiment in die Geschichte eingehen. Der Rest des Kapitels widmet sich der Vorgeschichte und Mythos Erklärung des Experiments sowie den Folgen und den Nachfolgeexperimenten und geht dann schlussendlich auf die Verwendung der Technologien durch Majestic-12 ein. Dieses Kapitel ist mein persönliches Highlight.

„Tradecraft“, der kurze Anhang A geht dann auf das Tagesgeschäft von Delta Green ein: Mord, Folter, Hacking – hier erfährt man wie es geht. Die Geheimhaltungsmethoden von DG werden etwas genauer beschrieben und wir kriegen ein paar neue Informationen welches Verbrechen wieviel Geistige Stabilität kostet (wie sehr es den Charakter mental schädigt).

In Anhang B finden sich schließlich drei weitere Abenteuer die direkten Nutzen aus den vorgestellten Hintergründen ziehen.

  • Das erste Abenteuer „Artefact Zero“ beschäftigt sich mit den Spätfolgen des Project RAINBOW und Majestic-12. Neben Zeitreisen und Regierungsverschwörungen mit Mysterytech haben wir hier alles was man sich von einem Horrorabenteuer wünschen kann – ausser irgendwelchen Mythoseinflüssen.
  • „A Night On Owlshead Mountain“ beschäftigt sich dann mit mysteriösen Fällen von Mord und vermissten Touristen. Nach einem relativ linearen Ermittlungplot finden die Agenten dann schließlich einen Hinweis auf einen früheren Einfluss der Mi-Go. Ein klassisches Mythosabenteuer im Sinne der Cthulhu-Matrix.
  • „Holy War“ schliesslich bringt die Charaktere in Kontakt mit The Fate und deren loser Verbindung zu Delta Green. In diesem doch eher komplexen Abenteuer kommen zwar eine Menge Mythoselemente vor – am Ende sind es jedoch die Motivationen und Triebe der NPCs die Handlung dominieren und nicht einfach eine Dunkle Gottheit.
Anhang C „Policing Millenial NYC“ beschäftigt sich wie der Titel schon sagt mit Polizeiarbeit im New York der 90er und zur Jahrtausendwende. Neben einem kurzen einleitenden Text enthält es vor allem jede Menge inzwischen veraltete Daten dazu, welche Behörde in New York wo und in welcher Stärke vertreten ist. Meiner Meinung nach das überflüssigste Kapitel – aber immerhin nur 4 Seiten lang.

Den Abschluss des Buches bildet ein ziemlich guter 3 Seiten langer Index – vorbildlich – eine Menge Grundregelwerke bringen das nicht auf die Reihe.

Fazit: Eyes Only ist mit 39,95$ für eine Softcover mit Sicherheit nicht das günstigste Quellenbuch aller Zeiten, selbst bei dem gegebenen Umfang. Aufgrund des Alters des zugrunde liegenden Materials sind einige der dramatischsten Ereignisse der letzten 8 Jahre, darunter die Attentate vom 11 September 2001 und der zweite Irak Krieg nicht berücksichtigt. Das sind aber auch die einzigen Kritikpunkte die ich an diesem Buch habe. Die Abenteuer sind spannend und wenn auch ein wenig linear, gut durchdacht und lesen sich zumindest recht einfach spielbar. Die Hintergundinformationen sind wie auch schon im Grundbuch eine Goldgrube für alle Fans von Conspiracy and kontemporärem Rollenspiel. Mit Ausnahme eines kleinen Teils des ersten Kapitels liest es sich durchweg spannend und unterhaltsam. Eine klare Kaufempfehlung für alle Delta Green und Cthulhu-Fans, sowie für alle Fans von kontemporären RPGs.Den Artikel im Blog lesen
 
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